Mastern noch im Mix/Export der DAW?

[Ash-Zayr]

Hi
ich bin ewiger "ambitionierter Laie", aber nun doch schon irgendwie gehobener User in Sachen Cubase - Vollblutmusiker mit Gesang, Gitarre, Bass ohnehin.
Mein Output an Songs ist gering, nun aber steht endlich in Kürze die Fertigstellung meines aktuellen Projektes an, was mich fast 1 Jahr beschäftigt hat....also nicht dass ich 1 Jahr täglich daran gearbeitet habe, sondern die nötige Zeit für das Einspielen und die Bearbeitung eines komplexen Projektes bekomme ich familiär bedingt (kleine Tochter) nicht dichter hin....
Gegen Ende kommt mir immer wieder die Frage bezüglich "Mastern". Ich mixe so, dass mit ach und krach der Master-Stereo-Out nicht clippt und sich das Projekt beim Abhören "fertig in allen Belangen" anhört.
Aber es MUSS doch jetzt gemastert werden.....weil, irgendwie noch "veredeln" und so.....bisher habe ich dann den Mix als WAV exportiert....den dann wieder in ein neues Cubase Projekt importiert, um das "irgendwie" nun ohne spezielle Mastering Kenntnisse oder anderes Equipment als das der Aufnahme und des Mixings zu "mastern". Also auf das Stereofile noch Comp. oder Limiter....noch irgendeinen EQ, der halt irgendwie noch was anders klingen lässt....fertig.......

Beantworte ich mir die Frage hier selbst, ob das unter diesen Vorraussetzungen Sinn ergibt? Was wäre die Alternative...in Cubase soweit fertig mixen, dann vor finalem Export als Inserts in den Stereo Out die Tools noch legen, die ich sonst separat im Pseudo-Mastering noch gemacht hätte?

Also im Grunde läuft es auf die Frage hinaus, ob ein Compressor und/oder EQ im Master-Kanal eines multi-track Mixes noch anders wirkt als auf die fertige Stereo-Wav?

Danke für Einschätzungen
Ash

 

[Kosaken-Kaffee]

Aber es MUSS doch jetzt gemastert werden.....

Warum? Es ist doch nur ein Stück.

Was erwartest du vom Master, was der Mix nicht liefern könnte bei dieser einen Nummer?

 

[muffy]

Ich würde den Song in der Mixing Session so bearbeiten, ggf. inklusive Plugins auf der Stereo-Out Spur (Bus-Compressor und Bus-Eq sind absolut nicht unüblich, aber nicht auf die Idee kommen, den Mix über die Summe zu mixen), dass er für Dich gut klingt. Dann würde ich ihn rausspielen und ggf. einer anderen Person mit Erfahrung und guter Abhörumgebung zum "mastern" geben, d.h. v.a. als Qualitätskontrolle / 4 Ohren Prinzip.

Auf die Frage, ob Summenbearbeitung auf einer zuvor herausgespielten Sterespur oder noch direkt im Mixing Projekt anders klingt, kann ich sagen - ich finde irgendwie schon, obwohl es "eigentlich" gar nicht sein kann.

Unabhängig davon kann es aber Sinn machen, das vom Mindset her zu trennen, d.h. das eine ist Mix. Dann wird gebounced und dann wird nur noch mit 2 Track die Summe bearbeitet. Nachteil: wenn einem dann was beim Mix auffällt, muss man wieder zurück in den Mix und wieder neu rausspielen usw. Ist also auch eine Frage, welcher Workflow einem mehr liegt.

 

[Graham]

weil, irgendwie noch "veredeln" und so

Wenn Du nicht weisst, wo Du hinwillst, wie willst Du da ankommen?

Ok, Du legst Dich mit dem Export erstmal auf etwas fest, das kann helfen. Und Du machst CPU-Ressourcen frei.

Ansonsten, wo ist der Übergang vom Mischen zum "Mastern"?

Der gleiche Mann im selben Raum.


Mische es, wie Du es hören willst. Und fertich.

 

[Ash-Zayr]

Hi Muffy,
es ist eben genau dieses Mind-Set und Dogma-....Material aufnehmen, schneiden, bearbeiten in allen Belangen, sortieren, benennen, färben, Effekte, EQ, Panorama und eben MIXEN.....wenn man diesen Punkt erreicht hat wie ich jetzt gerade, dann ist es geradezu ein seelischer Befreiungsschlag, diese riesige Krake in Cubase zu bändigen und daraus einfach nur noch ein harmloses Stereo-wav zu machen....da geht einem irgendwie erstmal eine Last von den Schultern...
Aber mir fehlt dann das Wissen: was kommt danach? Muss noch etwas kommen? Master bezieht sich doch nicht nur auf die Gesamtkomposition eines Albums und alle Tracks untereinander, sondern ein gut aufgenommer und optimal gemixter track kann doch noch von einigen Bearbeitungen auf das Stereo-File profitieren.....oder eben nicht, und ich bin hier nur Gefangener der vermeintlichen Prämisse?

Ash

 

[Kosaken-Kaffee]

Ich glaube, dir ist der Sinn des Masters nicht klar. Du machst doch eh alles in der DAW, und es ist nur ein Stück.

Wenn du mit dem Mix zufrieden bist und sich alles gut anhört, brauchst du keinen Master. Es sei denn, du willst eine externe Meinung als Gegencheck.

 

[Ash-Zayr]

naja, ich kann nur fragen, ob ihr Profis die Songs selbstverständlich mastert, obwohl sie natürlich schon "optimal" aus dem Mix hervorgegangen waren.
Ein Mastern als "must have"´, und das ist ja seit Urzeiten Stand der Dinge und ein eigene Fachrichtung, hieße dann ja im Umkehrschluss, dass dieses Gewerbe nur den Pfusch der Recorder- und Mixer ausbügeln muss, der zwangsläufig und immanet und gar nicht abwendbar ensteht.....
Ich stelle mir hier gerade Mastering in den Ursprüngen vor.....hier sind 12 Songs....bringe die künsterlich in eine sinnvolle Reihenfolge (doch eigentlich Aufgabe des Producers?), und sorge dafür, dass alle gleich laut sind und vom EQ angenehm fließend....also keine Ausreißer....

Ok, so würde ich Mastering verstehen immer im Kontext eines Songs in einem Verbund....aber zu Teufel noch mal...werden einzele Songs und Singles nicht gemastert?? Gibt ja genug Top 1 Hits, die nur single waren und auf keinem Album....die waren also fertig direkt aus dem Mischpult?

Ash

 

[wertzer]

Klar gibt es nach dem Mix noch ein Mastering. Zumindest ist das üblich bei Profiproduktionen. Ob die Person, die mischt, das Mastering selber übernimmt oder dies jemand anders macht ist Geschmackssache. Im ersten Fall könnte man das Mastering auch schon in der Mix-Session direkt auf die Summe klatschen, warum nicht.

Es ist aber durchaus sinnvoll, das Mastering von einer anderen Person als dem Mischer machen zu lassen. Ich mache das immer so.

 

[Ash-Zayr]

Das würde aber bedeuten, dass das Mastering keinen kreativen, nach außen wirkenden Einfluss mehr haben dürfte. So wie ihr schreibt, bewusst 4-Augen/Ohren-Prinzip, habt ihr also einen gesamten Song mit all seinen Parametern komponiert, erschaffen, aufgenommen, gemixt....nur um ihn dann auf "der lezten Meile" einem externen "Masterer" in die Hand zu geben?
Unter diesem Aspekt würde ich mich dann nicht mehr fragen, was Mastern "veredeln" kann, sondern was es noch abweichend vom Mix als künsterlischer Referenz verschlimmern kann.
Ich frage hier im Sinne des Urgedankens dieses Forums als Homerecording. Ihr gebt Eure Home-Songs an ein Mastering-Studio, oder eben nicht, oder kein Mastering oder Pseudo/Light-Mastering mittels inserts im Mix-Stereo-Out?
Ash

 

[pitto]

bei dieser einen Nummer?

guter Punkt, das entspricht auch meinem Verständnis vom Mastern:

Anpassung verschiedener Musikstücke!?

 

[RefinedRough]

Ich würde es einfach so machen, wie es dir am wohlsten ist. Wenn dein pc das hergibt, ruhig im mixprojekt.

 

[Kosaken-Kaffee]

Ok, so würde ich Mastering verstehen immer im Kontext eines Songs in einem Verbund....aber zu Teufel noch mal...werden einzele Songs und Singles nicht gemastert?? Gibt ja genug Top 1 Hits, die nur single waren und auf keinem Album

Wie gesagt, wenn du eine zweite Meinung als Gegencheck haben willst, gib den Mix einem Mastering Engineer.

 

[Kosaken-Kaffee]

Das würde aber bedeuten, dass das Mastering keinen kreativen, nach außen wirkenden Einfluss mehr haben dürfte.

Ja, das ist so. Das Kreative passiert im Mix.

 

[Loftone Soundfactory]

Klar gibt es nach dem Mix noch ein Mastering. Zumindest ist das üblich bei Profiproduktionen. Ob die Person, die mischt, das Mastering selber übernimmt oder dies jemand anders macht ist Geschmackssache. Im ersten Fall könnte man das Mastering auch schon in der Mix-Session direkt auf die Summe klatschen, warum nicht.

Es ist aber durchaus sinnvoll, das Mastering von einer anderen Person als dem Mischer machen zu lassen. Ich mache das immer so.

Ich mastere meinen Kram selber, idealerweise mit etwas zeitlichen Abstand.

Du kannst bei softwarebasierten Masteringtools diesen auf den Masteringsausgang legen und so noch mal den Mix auf Feinheiten überfliegen (manches lauter leiser grad Effekte) und so kannst du noch Einfluß auf die Einzelspuren nehmen. Grundsätzlich ist es egal ob du so deinen Track masterst.
Kommst du aber auf die Idee mit einem Masteringeq auf der Summe einzustochern, können Anhebungen zu clippen führen.

Dann besser exportieren und mit Luft nach oben im Pegel das vollziehen.

 

[wintah]

Ein Master sollte der letzte Feinschliff einer Produktion sein,hier sollte in einen akkustisch Neutralen Raum von einen mit guten und wachen Gehör versehenen Menschendas das Material nochmals auf Fehler oder unerwünschte Frequenzen,Artifarkte etc. überprüft werden der keinen Bezug zu der Produktion hat.
Das hat den Vorteil das dieser neutral an die Produktion herangehen kann,da er/sie/es Dinge hört,die dir als mixender nicht mehr auffallen oder aufgefallen sind weil du in die Produktion seit über einen Jahr involviert bist.

Dein Gehör hat sich an die eventuellen schlechten Raumakkustischen Probleme gewöhnt und nimmt daher gewisse Sachen wie dröhnen im low Bassbereich oder evtl. zu spitze Höhen nicht mehr wahr.
Auch kann der Master im gewissen Rahmen noch Einfluss auf das Verhältniss der einzelnen Instrumente nehmen,so das hier kleine Fehler im Mix noch korregiert werden können (Bass zu laut an gewissen Noten,Stimme säuft ab etc.).

Letztendlich hat das Masterstudio auch das nötige Equipment (sollte es haben) um den Produkt nochmal mehr Charisma,Mojo,Volumen zu geben (Analoge Geräte,Analysetools,etc)so das durchaus nochmal eine hörbare Verbesserung deiner Produktion stattfindet.
Je nachdem wie dein Endmix ausfällt kann (aber muss nicht) das Mastern in einen Mastering Studio deine Produktion
nach vorne bringen,letztendlich ist es eine Frage was mit der Produktion passieren soll und ob dir 60€-120€ pro Song die Produktion wert ist.

Also im Grunde läuft es auf die Frage hinaus, ob ein Compressor und/oder EQ im Master-Kanal eines multi-track Mixes noch anders wirkt als auf die fertige Stereo-Wav?

Technisch gesehen meines Erachtens nicht,ausser dein PC kocht schon und deine DAW hat 99% Auslastung.
Psychologisch gesehen ja,weil:
- du in der Regel wenn du im Mix masterst,dich immer auf den Mix konzentrierst und somit nicht auf die Feinheiten der Summe
- du in der Regel einen Mix abschliesst und danach erstmal Pause machst,so das deine Ohren frisch sind wenn du die Stereospur wieder öffnest
- du anders hinhörst mit einer Stereospur als bei ~ 60 Spuren

Gruss wintah

 

[Kassette]

Es spricht nichts dagegen, im gleichen Projekt zu finalisieren.
Bei einem Titel ist das auch gar kein Problem.
Sind es mehrere, musst du schon gut drauf sein, um in jeden einzelnen Projekt die Einstellungen so zu setzen, dass am Ende alle Songs mehr oder weniger wie aus einem Guss klingen.
Das geht viel einfacher, wenn du jeden Mix als Stereofile fertig vorliegen hat.
Die kannst du nebeneinander in ein neues Projekt ziehen und schnell zwischen den einzelnen Songs hin und her schalten.
Die psychologische Komponente, nicht mehr auf Mixebene zu arbeiten, ist auch nicht zu unterschätzen.
Wenn du alles in place machst, bist du schnell wieder dabei Einzelspuren anzufassen.
Das ist kein Problem bei einem einzigen Song, bei mehreren wird es ein endloses Ding.

 

[wertzer]

Eine Single wird auch gemastert. Oft gibt es zusätzlich zur Album- oder Single-Version eine Radio-Version, die ein bisschen leiser gemastert wird.

Ich kann auch das unterschreiben was oben beschrieben wurde und dafür spricht, die Tracks nicht vom Mixer mastern zu lassen. Wer ein paar Wochen an einem Projekt arbeitet, hat sich an manches gewöhnt und ist voreingenommen. Die 60-100 Euro pro Track aufzuwerfen sollte es Wert sein?

 

[Graham]

Klingt Dein Song überall gut?

Wenn ja, kannst Du es Dir vielleicht sparen.

Ich veröffentliche alle Jahrzehnte mal, da ist es mir das Geld wert. Es verfolgt einen ja den Rest des Lebens.

 

[ranzman]

eventuell ist @Ash-Zayr ja - genau wie ich auch - ein Kandidat fürs Presetmastern mit zB Ozone Elements. Jederzeit ein vorher/nachher Vergleich möglich ... und irgendwie werden die Bässe damit bassiger, die Mitten mittiger und die Höhen ... vielleicht bekommt man damit auch nur 92% des Möglichen ...

 

[ZornicvS]

Wenn mal ein Song kein Geld kosten darf, mache ich das im Projekt selbst. Manchmal höre ich dann auch noch Sachen im Mix, die ich noch mal herbiege. Für einen Contest hier, zum Probehören etc. geht das schon in Ordnung. Ozone ist knorke. Und da ich schon mal was habe mastern lassen, habe ich sogar einen Referenztrack, den ich in das Programm laden kann.

Wenn es aber eine richtige Veröffentlichung ist, gehe ich da anders ran. Es sollte klar sein, dass ein Dude mit Engelsohren in seinem 250000€ Masteringstudio ganz andere Sachen hört, als ich in meiner 50m² Wohnung mit EVE SC204 und Fliesenboden.