Machen es sich Songwriter heutzutage zu einfach?

[holgi]

was nutzt Ihr denn so für Quellen für in Euren Augen gute Musik?

Internet, Radio nach 20 Uhr

 

[oove]

Wo denn da?

 

[speedtom]

Persönlich habe ich die Erfahrung gemacht, dass einfach und schnell geschriebene Songs die Emotionen besser transportieren als solche an denen ich ewig sitze. Insofern habe ich kein Problem damit es mir einfach zu machen. Ich bin vielmehr froh, wenn ich in einem Zustand bin, der es mir einfach macht.

Da kann ich dir nur zustimmen, ich mag es auch schön simpel und schnell, und die beste Songs sind die, die quasi wie von selbst aus der Hand gleiten. Aber: ich spreche nicht von einfach, sondern von geradezu unverschämten Billig-Songwriting. Wo es noch nicht mal eine Strophe und Refrain gibt, die sich musikalisch unterscheiden.

Zum Thema Coldplay: ich weiss halt noch, wie ich das erste Mal von ihnen gehört habe: im Taxi, im Radio (!), und ich hab gehofft "Bitte, lieber Moderator, sag wer diese Band ist, ich MUSS das kaufen"! Der Moderator war so gut, es war "Shiver" vom ersten Album. Ein grossartiges Album. Ich bin Fan.

Und diese Band, die es doch kann, die hervorragendes Songwriting gezeigt hat, releast jetzt solch einen Unfug (also A Sky Full of Stars) als Single! Das hat mich halt getroffen. Ich weiss, dass das sich anhört wie das übliche Jammern alter Menschen, aber ihr könnt mir glauben, es geht nicht darum, dass "früher alles besser war", sondern die Kultur des Songwritings momentan etwas schwächelt.

 

[helge1973]

@verflixte28:

das sehe ich genau so!

Du glaubst gar nicht WIE egal mir das grad ist

und dass individualität verloren gehen soll, wenn diese bezahlt wird,

das kann ich nun überhaupt nicht nachvollziehen

Dann schau Dir mal die Biopic von Britney Spears an.

Ich kann Dir aber noch ein Beispiel geben, dass mich enttäuscht hat: Volbeat.
Haben die Jungs ne geile Mische aus Rock, Metal und 50-er-Jahre Songs herausgebracht, so ist das aktuelle Album eine herbe Enttäuschung, die genau in dieses massenkompatible Schema (da immer erfolgreicher) passt.

solche argumente,

(ohne dir wirklich zu nahe treten zu wollen!), die kenne ich sonst nur von typen,

die alles erfolgreiche kritisieren und in dies in solch´ ein schräges licht stellen …

oftmals, nicht immer --> weil sie selbst nicht davon beleuchtet werden

Was Du so für Typen kennst ... Tz, tz, tz

Aber nö, daher weht der Wind nicht.
Ich finde zB, dass das Lied "I follow" zu Recht damals auf Platz 1 war.
Ich habe es schon geilig gefunden, als es noch kaum einer kannte, genuer gesagt: es grade frisch herauskam.

Hätte auch nie gedacht, dass es mal den 1. Platz erklimmt, weil eben nicht massentauglich und nicht nach Schema F produziert.

Ich bin auch nicht generell der Typ der KEINE Charts-Musik hört und auch in KEINEN Blockbuster geht, nein, aber ich mag nur eines nicht: das Übermaß an Konformität.

Und was den persönlichen Erfolg angeht, so ist mir jener furzegal, weil ich eher die Kunst mag als den "Künstler".

Beispiel: Tom Cruise.
Ich mag den Typen nicht und seine Ansichten teile ich auch nicht.
Aber ich finde, er ist ein höllisch guter Schauspieler, weil er in jedem seiner Filme immer das eine und ewig Gleiche zeigt: ungebremste Leidenschaft.

Und DAS ... bewundere ich.

@Wennto:
Dann noch einfacher: ich finde, früher haben die Künstler mehr Eigenständigkeit besessen und sich nicht von der Masse beinflussen lassen und früher war Geld zwar auch wichtig, doch nicht so, wie es heutzutage der Fall ist.

Ansonsten beantworten Dir die #51,54 und 55 auch meine Fragen, grade Holgi's Zitat trifft es, etwas übertrieben ... ja, okay ...aber die Message ist so wie sie ist.

Ist aber wohl auch logisch: sieht man sich die Population an, ist es doch klar: mehr Menschen machen mehr Musik - und daher kommt auch (statistisch) mehr Schrott heraus.

Und den meisten (grade Bohlen, den ich nicht als Künstler ansehe) geht es nur um die Kohle, den Erfolg ... und das, finde ich, hört man, denn es gibt zu viele Klone von Klonen die andere Klone davor schon geklont haben und das in JE-DEM Genre mittlerweile.

In den letzten Jahren hat sich Metal-Core zu einem dieser Klone entwickelt und immer, wenn i-welche neuen Gruppen aus dem Nichts herausspriessen, denke ich: hey, moment Mal: das hört sich doch genau an wie Capture the Crown?

 

[mofox]

Auch noch ein paar wirre Gedanken dazu:

- das, was sich wohl am besten verkauft, sind "Gesichter" und die passenden Stimmen dazu ... etwas mit dem sich breite Masse (die Jugend) identifizieren kann ... da sind die Soundmacher im Hintergrund wohl ziemlich uninteressant (zu anonym)
- Schwerverdiener wie Calvin Harris, Avicii oder David Guetta hätten vermutlich auch nicht den Erfolg, wenn sie nicht mit den "Stimmen" kollaboriert hätten ... da ist es eher unerheblich, ob es live vom Band kommt. Der nötige Trigger ist gesetzt, die Leute gehen ab..
- die wirklichen Perlen sind wohl eher im "Underground" zu suchen/finden. Daran hat sich m.M.n. in den letzten Jahr(zehnt)en nichts geändert, nur das der "Underground" in Zeiten des Internet leichter zu erreichen, aber aufgrund der steigenden Anzahl an Musikern/Bands schwerer zu erschließen ist
- eigentlich bin ich auch sehr froh darüber, dass die wirklich geilen Sachen nicht jede Sau kennt (es darf ruhig noch ein bisschen Mühe machen, sich die Perlen herauszupicken)

Hat jetzt vermutlich nur bedingt mit dem Thema zu tun, aber egal.... war auch mal nur so aus Hörer- , nicht aus Macherperspektive reflektiert.

 

[Hyp]

Hier noch von 2012 eine Studie zur Entwicklung der Popmusik
www.sueddeutsche.de/kultur/1.1375807

Demnach bewegt sich Popmusik immer weiter von Dur nach Moll.
Allerdings gibt es auch mehr stimmungsgegenläufige Tempi und Mischungen von Dur und Moll, weswegen heutiger Popmusik eine höhere Vielschichtigkeit als früher attestiert wird.

 

[Nachtschicht]

(ohne den thread komplett gelesen zu haben)

ich würde das gar nicht so wertend angehen. tatsächlich hat sich in der popmusik die art des songwritings bisschen richtung clubmusik verschoben, d.h. es wird gerne öfters sich auf ein riff beschränkt und die abwechslungen im song kommen nicht über die harmoniefolge sondern übers arrangement.

nur: je nach genre macht das ja auch sinn, und ist doch nicht schlimm. es ist doch nicht automatisch besser (oder auch nur anspruchsvoller), wenn die abwechslungen über harmoniefolgen erstellt werden, ganz im gegenteil ist es oft gar nicht so einfach, über das arrangement genug abwechslung reinzubringen und dabei trotzdem das hauptmotiv immer schön konstant zu lassen ohne auf oldschool-pre-chorus-c-teil manöver zurückzugreifen (die in wahrheit auch nur milde originell und nicht weniger formelhaft sind).

für manche songs passt das eine besser, für andere das andere. pauschal sagen mehr harmoniefolge = mehr anspruch geht m.m.n. nicht.

 

[verflixte13]

und dass individualität verloren gehen soll, wenn diese bezahlt wird,

das kann ich nun überhaupt nicht nachvollziehen

Dann schau Dir mal die Biopic von Britney Spears an.

Ich kann Dir aber noch ein Beispiel geben, dass mich enttäuscht hat: Volbeat.
Haben die Jungs ne geile Mische aus Rock, Metal und 50-er-Jahre Songs herausgebracht, so ist das aktuelle Album eine herbe Enttäuschung, die genau in dieses massenkompatible Schema (da immer erfolgreicher) passt.

@helge1973 ... das war doch nicht die frage!

dass du von manchen musikern/alben enttäuscht bist,
das ist doch deine sache! ... aber wenn du dies damit
begründest, dass --> "individualität verloren geht,
weil dafür bezahlt wird" ... dann ist das für mich
völlig haltlos.

manch´ wichtiger musikalischer meilenstein, der konnte
nur deswegen gemeißelt werden, weil nicht nur die musiker
gut bezahlt wurden, sondern, die gesamte produktion
aus dem vollen schöpfen konnte ...

z.b. ein album, wie Sgt. Pepper´s (die achte scheibe der Beatles),
das hätte niemals am anfang stehen können ... denn hier
waren die jungs nicht nur auf ihrem musikalischen zenit,
sondern, sie hatten durch ihre bereits gefüllten börsen auch alle
möglichkeiten dieser zeit, um das beste und teuerste in
dieses album zu legen ...

sei es die damals extrem teure, verschwenderisch genutzte studiozeit
oder die damals sehr innovativen köpfe, wie George Martin
oder Geoff Emerick ... oder all die orchester-musiker/grafiker/werbung u.s.w. u.s.w. u.s.w. ...
das hat unter dem strich eine schweine-kohle gekostet ...

und das ist nur ein beispiel für viele alben, die nur durch
"gute bezahlung" entstehen konnten und die "individualität"
der musiker nicht verhindert, sondern, auf ihrem neuen weg
massiv unterstützt hat.

bin ich nun der meinung, dass viel kohle auch gute musik macht? natürlich NICHT! ...

aber ich käme auch nicht auf deinen absonderlichen gedanken,
dass viel zaster in den händen der musiker, die individualität
begräbt ... das eine hat mit dem anderen überhaupt nix zu tun! LG

p.s.
jeder hier kann doch schlechte songs oder alben auflisten,
die er für missraten hält ... na und? ... ich verstehe echt nicht,
was man damit beweisen könnte ...

das ist für mich ein sinnbefreites nullsummenspiel.

 

[helge1973]

pauschal sagen mehr harmoniefolge = mehr anspruch geht m.m.n. nicht.

True that.

 

[Hyp]

Ich finde, es fehlt hier ein Subforum, in der interessante neue Musik unterschiedlicher Genres vorgestellt und diskutiert werden kann. Da könnte man auch mal Entwicklungen, Trends, Strukturen in den jeweiligen Bereichen erörtern.
Es gibt nur den "Was hört ihr gerade"-Thread, in dem alle Stile und alt und neu drin sind, der sich dafür nicht wirklich eignet.

 

[Dragonate]

Ich wollt auch mal was sagen, ich bin ja bekennender Verteidiger des Mainstreams und auch hier gibt es ja ein paar Befürworter.

Mir ist auch aufgefallen das die meisten Lieder vom Prinzip her leicht gestrickt sind, das ist allerdings ja schon sehr lange der Fall, mindestens bis in die 80ziger zurück, wo auch ganz viel auf einfachen 4 Akkorden basiert, aber dennoch mit charm umgesetzt.

Ich versuche genau in diese Richtung hin Musik zu entwickeln, und obwohl es wie hier kritisiert "so einfach" ist, ist es doch so shice schwer.

Meine "Anfänger-Fähigkeiten" mal außen vor, aber was im Mainstream läuft ist bis auf Ausnahmen klasse gemacht, eingänige Themen und ein perfektes Sounddesign und es zieht mit, das kriegen nur wenige hin.
Wenn man den nerv der Masse trifft, das ist die Kunst, ob mit 10 oder mit 2 Akkorden ist egal, es ist schwer.

Und ob es tolle Randgruppen Künstler mit abgefahrener und vielleicht mutiger neuer Musik gibt, ist ja super, und man sagt "toll endlich mal was neues und der traut sich was", und entweder es ist so gut das es sich durchsetzt, dann ist der Nerv getroffen, oder es bleibt eben Randgruppenmusik.

Und auch wenn es hart klingt, Leute die alternative nicht Mainstream-Musik hören, sind eine kleine Gruppe von Menschen.... die dann oft noch versuchen einer großen Gruppe schlechten Musikgeschmack zu unterstellen.

Und wenn aus dieser alternativen Ecke was tolles kommt, dann muss es sich auch durchsetzen können und zum mainstream werden, und wenn es keine Musikindustrie erkennt, dafür gibt es heute genug Möglichkeiten.

Kurz um - Was im Mainstream läuft hat sich durchgesetzt und seine Berechtigung - meine Meinung

P.S. nochmal schärfer gesagt Was gut ist - muss auch mainstream werden können - ansonsten finden es nur wenige gut.

Dubstep zum Beispiel war ja irgendwann neu - reiner Dubstep ist kein Mainstream, aber es gibt Lieder in den Charts mit Elementen aus Dubstep und funktionieren, sind erfolgreich.

 

[helge1973]

@verflixte73:

dass du von manchen musikern/alben enttäuscht bist,
das ist doch deine sache!

Nicht nur meine.

Nicht nur die Fans sind in meinem Beispiel enttäuscht - auch die Kritiken belegen das.
Und die Allerweltsakkorde und die Art wie dort gesungen und gespielt wird, bewegt sich numa in Richtung Massenkompatiblität

"individualität verloren geht,
weil dafür bezahlt wird" ... dann ist das für mich
völlig haltlos.

Zumindest habe ich Dir ein Beispiel gegeben - und das ist alles andere als haltlos, sondern ein Beleg.

z.b. ein album, wie Sgt. Pepper´s

Na, klar - wenn wir einzelne Fälle durchsuchen ,können wir bis zum Jüngsten Gericht schreiben - und werden fündig sein, aber wir reden doch von dem Hier und Jetzt, wenn ich das Eingangsschreiben vom TE verstanden habe - und da sieht es nach wie vor düster aus.

Und wenn Du der Meinung bist, dass Individualtiät in den letzten Jahrzehnten nicht verloren gegangen ist, dann leben wir beide wahrscheinlich in anderen Universen, umso mehr, da hier unser Butchido oben ganz gut "aus dem Nähkästchen" geplaudert hat und meine Aussage in Sachen Kohle bestätigt hat.

aber ich käme auch nicht auf deinen absonderlichen gedanken,
dass viel zaster in den händen der musiker, die individualität
begräbt ... das eine hat mit dem anderen überhaupt nix zu tun!

Halte ich für weltfremd und naiv.

Ist ja nix Neues, dass zu viel Geld, das Individuum begräbt, wenn man sich auch als Beispiel mal P-Diddy anschaut oder überhaupt, viele aus der HipHop-Szene oder - wie oben geschreiben - auch aus der Metal-Core-Schiene.

Aber bleib Du ruhig bei Deiner Ansicht.
Wir werden hier - wie so oft - eh nicht auf einen Nenner kommen.
Müssen wir auch nicht.

das ist für mich ein sinnbefreites nullsummenspiel.

Das ist im Endeffekt das meiste, da ja hier nur EINIGE mit der Meinung Konform gehen und der TE ja wohl auch nicht umsonst solch einen Thread gestartet hat.

 

[Elminster]

Hier noch von 2012 eine Studie zur Entwicklung der Popmusik
www.sueddeutsche.de/kultur/1.1375807

Demnach bewegt sich Popmusik immer weiter von Dur nach Moll.
Allerdings gibt es auch mehr stimmungsgegenläufige Tempi und Mischungen von Dur und Moll, weswegen heutiger Popmusik eine höhere Vielschichtigkeit als früher attestiert wird.

Der Artikel nennt hier gesellschaftliche Gründe - und einen, wie ich finde, wichtigen Punkt vergsessen:

Der Gesellschaft der Nachkriegsjahre wollte sich zunehmend berauschen, ablenken, zeigen das es wieder gut geht. Gegensätzlich dazu verhällt sich schon seit Jahrzehnten nahöstliche Musik, die von Schmerz etc berichtet.

 

[Hyp]

Dragonate, du meinst hier Musikmachen als reines Handwerk.

Für's Komponieren gibt es ja zwei Ansatz-Pole:

Kunst
Musik als Vertonung der inneren Stimme des Musikers. Sie orientiert sich mehr am Inneren des Musikers als an der Erfüllung einer Funktion für andere.

Handwerk
Man guckt sich an, was den Leuten gefällt und konstruiert dann etwas, was ihnen demnach auch gefallen könnte. Das ist dann eher Handwerk als Kunst, orientiert mehr am Außen.

Die meiste Musik liegt irgendwo dazwischen, und es gibt auch den genialischen Fall, dass Musik, die sich nicht am Außen orientiert, trotzdem die Massen erreicht.

Zur Klärung begrifflicher Verwirrung:
"Es ist eine Kunst, erfolgreiche Musik zu machen" - Damit ist nicht die Kunst mit Ursprung in der inneren Stimme des Künstlers gemeint, sondern die Schläue bzw. Fähigkeit, Musik entsprechend der Bedürfnisse des Marktes zu machen - ob kalkuliert oder nicht.
Kunst braucht meist Handwerk zu ihrer Umsetzung. Der Ansatz der Musik ist dadurch aber kein Handwerklicher.

 

[verflixte13]

@helge1973


nur kurz vorab --> dass wir beide völlig unterschiedlicher meinung sind,
das ist für mich auch völlig ok! ... also nix, was mich persönlich nerven würde.
ich gehe mal davon aus, dass dies auch von dir so empfunden wird.

Zumindest habe ich Dir ein Beispiel gegeben - und das ist alles andere als haltlos, sondern ein Beleg.

ein beleg für was? ... dass es musiker gibt, die auch mal ein
schlechtes album auf den markt bringen? ...
also das ist doch nun wirklich keine echte meldung wert!?

Na, klar - wenn wir einzelne Fälle durchsuchen ,können wir bis zum Jüngsten Gericht schreiben -

stimmt! ... aber dann solltest du deine "einzelfälle" nicht zum musikalischen
armageddon unserer zeit hochstilisiersen ...

Und wenn Du der Meinung bist, dass Individualtiät in den letzten Jahrzehnten nicht verloren gegangen ist, dann leben wir beide wahrscheinlich in anderen Universen,

stimmt auch! ... ich bin NICHT deiner meinung! ...
so viele kreative ansätze, die es in unserer zeit gibt, die haben solch
ein pauschales urteil einfach nicht verdient.

Ist ja nix Neues, dass zu viel Geld, das Individuum begräbt,

hm ... mit dieser von dir immer wieder wiederholten kernaussage,
da komme ich einfach nicht klar ... am liebsten würde ich dich
einfach mal mit viel kohle zuschütten ... und dann könnten wir
das ja überprüfen -->

ob du SO einer wirst, vor dem du uns hier warnst oder SO einer,
der damit umgehen kann und weiterhin kreativ und individuell arbeitet ...

dieser ausgang, der bleibt für mich völlig offen ... und deswegen wird es
auch keine allgemeingültige aussage zu diesem punkt geben. LG

 

[helge1973]

ich gehe mal davon aus, dass dies auch von dir so empfunden wird.

ich bin da wie Spock und habe keine Empfindungen.

dass es musiker gibt, die auch mal ein
schlechtes album auf den markt bringen? ...

Du musst schon lesen was ich schreibe
Ich behaupte, dass es in meinem Beispiel zu viele Bitches und Bitcher auf dem Markt gibt, die - anfangs noch voller eigener Ideen - später eben zu (Geld-) Bitche(r)s werden.

Und dazu habe ich Dir Beispiele samt Namen geliefert.

aber dann solltest du deine "einzelfälle" nicht zum musikalischen
armageddon unserer zeit hochstilisiersen

Mach ich ja gar nicht - ich gehe doch auch von der Gesamtheit aus und finde einfach, dass Massenmusik DAS ist, was sie ist: massenkompatibel.

Und die erfüllt ihren Zweck: die Taschen mit Geld vollzustopfen, denn darum geht es.
Wie schon erwähnt, keine neue Erkenntnis.
Und nochmal: ich habe nix dagegen, prinzipiell, aber schon etwas DANN dagegen, wenn das Maß nicht mehr stimmt - und das tut es mE nicht.

so viele kreative ansätze, die es in unserer zeit gibt, die haben solch
ein pauschales urteil einfach nicht verdient.

Nochmal: es geht MIR um die Charts, nicht um die Musik auf der ganzen Welt.
Und bei den Charts, ja, da erlaube ich mir ein pauschales Urteil und statistisch schneiden die - was die Konformität angeht - schlecht ab.

Ich habe in letzter Zeit kaum was gehört, was mich sonderlich geflasht hat oder wo es um "viele kreative Ansätze" geht, lasse mich jedoch gern belehren

am liebsten würde ich dich
einfach mal mit viel kohle zuschütten

Nur zu, nur zu.

SO einer,
der damit umgehen kann und weiterhin kreativ und individuell arbeitet

Darin könnte der Hund begraben liegen: ich glaube nämlich, dass die meisten Produzenten dies (später) gar nicht mehr zulassen, die Kreativität, die eigene, erstickt wird.

Dafür muss man nur mal ein paar Ausgaben der "Gallore" lesen, denn dort kommen u.a. Schauspieler und Sänger zu Wort, die genau das bestätigen.

Dir wird es sicher auch nicht neu sein, wenn Du liest, dass sich Gruppen/Sänger aus genau diesen Gründen von deren ehmaligem Label getrennt haben.

Oder nimm die Spielebranche: was meinst Du, warum so viele Leute an Crowdfunding glauben?
Weil diese den "Glauben an die Branche" verloren haben, da Major-Studios wie Electronic Arts auch nur die Masse bedienen wollen ("Call of Duty") und kaum neue Wege gehen.

Nochmal: es geht MEIST nur um Geld.
Und deshalb ist das Songwriting in den letzten Jahrzehnten auch SO wie es ist ... von Ausnahmefällen abgesehen, natürlich.

 

[Hyp]

Helge, so verliefen die Diskussionen schon in den '80ern, und vermutlich auch in den Jahrzehnten davor...
Heute ist man als Hörer weniger denn je auf die Mainstream-Kanäle angewiesen und kann mehr kreative Musik entdecken, als man Zeit hätte zu hören. Also eine klare Verbesserung, finde ich.

Was die Begleiterscheinungen des Erfolgs angeht: Wohl dem, der sich davon muskalisch nicht korrumpieren lässt. Je erfolgreicher man wird, umso mehr Leute partizipieren davon und arbeiten für einen, und umso schwerer fällt die Fortsetzung ohne Gedanken an die Erfüllung von Erwartungen.

 

[Dodo_I]

Und deshalb ist das Songwriting in den letzten Jahrzehnten auch SO wie es ist

Wie ist denn das Songwriting in den letzten Jahrzehnten?

Ich glaube nicht, dass es sich wesentlich geändert hat. Es wird sich immer noch "Mühe" gegeben, den Hörer zu erreichen - früher eher mit versch. Akkorden, heute mit versch. Sounds (siehe mein Post, 1. Kommentar auf der 2. Seite).

Ich glaube eher daran, dass sich das "Business" geändert hat - und da bin ich bei Dir:
1. Es gibt keine "diversiven" Radiostationen mehr (auch wenn sie das von sich behaupten). Und das ist immer noch die Haupthörquelle der meisten Musikkonsumenten-
2. Es wird Künstlern keine Zeit mehr gegeben, sich zu entwickeln. Hat einer einen Hit gelandet, muss er sofort mindestens 2-3 Nummern raushauen, die genauso klingen - und andere Produzenten suchen sofort ebenfalls Künstler, die exakt genauso klingen.
Überhaupt hat sich das Songwriting eher verlagert - von den Komponisten hin zu den Produzenten (DJs). Das heißt aber nicht, dass diese es sich "einfacher" machen als die Komponisten früher. Sie machen es sich "anders" (siehe oben) ...

 

[Nachtschicht]

Hier noch von 2012 eine Studie zur Entwicklung der Popmusik
www.sueddeutsche.de/kultur/1.1375807

Demnach bewegt sich Popmusik immer weiter von Dur nach Moll.
Allerdings gibt es auch mehr stimmungsgegenläufige Tempi und Mischungen von Dur und Moll, weswegen heutiger Popmusik eine höhere Vielschichtigkeit als früher attestiert wird.

Der Artikel nennt hier gesellschaftliche Gründe - und einen, wie ich finde, wichtigen Punkt vergsessen:

Der Gesellschaft der Nachkriegsjahre wollte sich zunehmend berauschen, ablenken, zeigen das es wieder gut geht. Gegensätzlich dazu verhällt sich schon seit Jahrzehnten nahöstliche Musik, die von Schmerz etc berichtet.

super interessant, dank an euch beide. muss ich mir nachher mal durchlesen!

 

[helge1973]

Heute ist man als Hörer weniger denn je auf die Mainstream-Kanäle angewiesen und kann mehr kreative Musik entdecken, als man Zeit hätte zu hören. Also eine klare Verbesserung, finde ich.

Natürlich, Hyp - und Gott sei Dank!
Ich habe auf YT so unendlich geilen Underground-HipHop entdeckt, dass ich es manchmal kaum fassen konnte.

Aber es hat ja nicht jeder diese Absichten.
Man muss sich nur hier so manches verirrtes Schaf anschauen, dass nach Ruhm lechzt.
Und das geht eben nur meistens dann, wenn man "sich verkauft".

Ich hatte letztens - als er noch da war - eine Disku mit dem ehrenwerten kenfjohnnydee (den ich schmerzlich vermisse ), in der er behauptet hat, im Kino würde nur noch Müll laufen.

Aber auch da habe ich ihm das Sundace Festival empfohlen, bzw. die Filme davon - und siehe da: jede Menge geniales Zeugs.

Natürlich ist das Nischen-Programm, egal ob es sich nun um Film/Musik handelt, auch nicht immer ein Garant für (individuelle) Qualität, aber doch quantitativ qualitätvoller.

@Dodine:

Ich glaube eher daran, dass sich das "Business" geändert hat

Und genau JENES Business IST für das Songwriting der letzten Jahre verantwortlich.
Und da geht es weder um "schlecht" oder "gut", was ich hier die ganze Zeit zu erklären versuche, sondern um Konformität, um Klone von Klonen.

Nimm Eric Prydz.
Nach dem großen Erfolg seines "Call on me" gab es (auch von ihm selber) unzählige Klone seiner Saw's und seiner Kick und man hat sich nicht eimal Mühe gemacht, die Saw zB grossartig anders klingen zu lassen, nö, einfach nur immer das Gleiche, weil war ja erfolgreich.

Und DAS genau meine ich und GENAU da - stimmt das Maß einfach nicht.