Lautstärke beim abmischen

[Darth Fader]

Wie wichtig ist die tatsächliche Lautstärke beim abhören ?

Ich merke immer wieder das Mixe wesentlich schneller und mit weniger Aufwand besser funktionieren wenn ich mit relativ lauten Pegel mische. Ohne dabei jetzt zu wissen wie laut.

Vorallem, wenn ich am Vortag leise abends gemischt habe, und tagsüber darauf dann den Song laut höre, kriege ich oft die krise.

Jetzt kann ich aber natürlich nicht permanent so laut abhören. Gibt es Möglichkeiten die d Abhilfe schaffen können?

 

[rocking.xmas.man]

Nein. Nur wenn du laut (verhältnismäßig zumindest) abhörst, kannst du spitzen ordentlich wahrnehmen und auch Entscheidungen für „leise“ treffen. Je leiser du abhörst desto weniger Dynamik erlaubst du deinem Mix und deiner Wahrnehmung. Da du weniger Dynamik wahrnimmst, kannst du auch weniger drauf eingehen.
Dazu kommt dass einen gewissen Pegel braucht um frequenzrichtig zu hören.
Zusätzlich kommt aber auch dazu dass viele, besonders günstige Boxen leise deutlich schlechter klingen als laut und bei laut aber wenig headroom für peaks lassen

 

[muffy]

Ca. 85 dB / SPL, gemessen an der Hörposition, da in dieser Region das Verhältnis zwischen Mitten bzw. Höhen und Bässen am ausgeglichensten ist. Bei geringen Lautstärken neigt man dazu, Bässe und Höhen im Vergleich zu Mitten übermässig zu hören und trifft entsprechende (falsche) Entscheidungen. #fletchermunson

 

[rocking.xmas.man]

Jo - allerdings hat z.B. Dolby diese 85dB für ein -20db referenzsignal angegeben mit der Maßgabe dass für Kino als Zielmedium gearbeitet wird.
Die EBU empfiehlt z.B. 73db SPL je Speaker für ein pink Noise beschnitten auf 500-2000hz georgelt auf -23lufs.

Musik ist im Regelfall sowohl lauter als Kino als auch als Fernsehen, insofern kann man zum Mastern durchaus leiser hören. Zum aufnehmen lieber so wie Kino, zum mischen in Richtung tv, da kommt man erfahrungsgemäß bei ca -18 bis -16 lufs raus wenn sich Musik gut anfühlt

 

[Gelöschtes Mitglied 92547]

Man braucht imho beides. Laut und Leise. Beim laut abhören merkst du besser wenn du es irgendwo übertrieben hast. Beim leise abhören fällt dir zum Beispiel viel mehr auf ob die Stimme auch im Mix sitzt.

 

[muffy]

Editieren, schneiden, tunen, sortieren, routen etc. würde ich z.B. auch tendenziell leise machen, da man sich mit solchen untergeordneten Tätigkeiten nicht das Gehör versauen muss.

 

[psinnovation]

es gibt zwar Richtlinien wie die der EBU, aber sich glaube, dass am Ende jeder seine Sweetspots haben muss. Wichtig ist aus meiner Sicht, dass diese aber definiert (also immer gleich) sein sollten, weil man sonst nach Fletcher Munson spektral ständig verschieden hört und sich kaputt mischt. Ich persönlich mache das bei mir so, dass ich mit einem Normalizer Plugin (Hornet Normalizer) immer mit der gleichen Lautstärke aus der DAW gehe und in TotalMix für meine ARC (RME Fernsteuerung) 3 feste Lautstärken fest eingestellt habe, zwischen denen ich hin und herschalten kann. Für den ersten Rough Mix und das Editing nutze ich das Setup kaum. Aber ab einem bestimmten Zeitpunkt, wenn der Mix "reif" wird, mische ich dann meistens in der mittleren Lautstärke und überprüfe dann, ob der Mix auch leise noch funktioniert und was passiert wenn er laut ist...

 

[SilentWarrior]

Ich mische nicht laut.

Ich höre auch nicht laut Musik.

 

[Schlumpfpeter]

Wie wichtig ist die tatsächliche Lautstärke beim abhören ?

Ich merke immer wieder das Mixe wesentlich schneller und mit weniger Aufwand besser funktionieren wenn ich mit relativ lauten Pegel mische. Ohne dabei jetzt zu wissen wie laut.

Vorallem, wenn ich am Vortag leise abends gemischt habe, und tagsüber darauf dann den Song laut höre, kriege ich oft die krise.

Jetzt kann ich aber natürlich nicht permanent so laut abhören. Gibt es Möglichkeiten die d Abhilfe schaffen können?

Ich mische nicht laut.

Ich höre auch nicht laut Musik.

Ich denke das man das mit Erfahrung gut kompensieren kann. Diese Erfahrung bekommt man natürlich schneller, je öfter man auch tatsächlich leise hört. Ich habe auch die Tendenz dazu lauter zu werden und muss mich ergelmäßig dazu zwingen wieder leise zus tellen, auch wenn es sich erstmal "falsch" anfühlt. Am Ende übermüden die Ohren dann allerdings WESENTLICH langsamer und man umgeht ggf. sogar Schädigungen durch Dauerbeballerung.

Ist es mir wert, weshalb ich es mir immer mehr antrainiere so leise wie möglich zu mischen. Es geht. Man muss sich aber dran gewöhnen und vor allem, sollte man zwischendurch doch mal lauter machen, danach auch wirklich wieder RICHTIG runter drehen. Nicht 2/3 aufdrehen und danach nur 1/3 runter.... jeder kennt es, denke ich .

 

[NuckChorris]

bin auch eher der typ halbwegs leise mischen, aber auch nicht flüsterleise. wenn es für mich schon bei moderater lautstärke exciting wird weiß ich dass ich auf dem richtigen weg bin. und fletcher munson hat zwar irgendwo schon seine berechtigung, aber bei 85 db spl jokeln mir recht schnell die lauscher ab, das level will ich mir auf dauer nicht zumuten. wie bereits erwähnt hat alles seine berechtigung. bei sehr leisen abhörlevels hört man ob die levels passen und ob zb die stimme oder andere instrumente richtig im mix sitzen. zwischendurch laut machen ist auch nicht verkehrt, denn wenn man es mit einem signal übertrieben hat wird es einen bei hoher lautstärke regelrecht anspringen und gezähmt werden wollen.

 

[ModulationMatrix]

Nein. Nur wenn du laut (verhältnismäßig zumindest) abhörst, kannst du spitzen ordentlich wahrnehmen und auch Entscheidungen für „leise“ treffen. Je leiser du abhörst desto weniger Dynamik erlaubst du deinem Mix und deiner Wahrnehmung. Da du weniger Dynamik wahrnimmst, kannst du auch weniger drauf eingehen.
Dazu kommt dass einen gewissen Pegel braucht um frequenzrichtig zu hören.
Zusätzlich kommt aber auch dazu dass viele, besonders günstige Boxen leise deutlich schlechter klingen als laut und bei laut aber wenig headroom für peaks lassen

Bin jetzt zum ersten Mal darüber gestolpert, dass im Club fiese Resonanzen in den Höhen zu hören waren, die ich daheim nicht bemerkt habe. Kann natürlich auch an der PA vor Ort liegen. Aber ich habe zum Spaß einfach die Abhöre zuhause mal sehr laut gedreht, und siehe da, auch hier werden Höhen teilweise unangenehm scharf, was aber bei normaler Abhörlautstärke nicht der Fall ist.

Bei einem Track wollte ich - leise abgehört - noch schön Glanz und Air hinzufügen, hab aber gemerkt dass es dann in hoher Lautstärke zuviel ist, die Höhen waren bereits ausgereizt. Eigentlich bräuchte man am Interface echt einen Loudness-Regler der bei leisen Lautstärken nen Badewannen-EQ drauflegt.

Fazit muss wohl wirklich sein, öfter mal laut zu drehen, wenigstens kurzzeitig um den Mix zu checken.

 

[SilentWarrior]

Fazit muss wohl wirklich sein, öfter mal laut zu drehen, wenigstens kurzzeitig um den Mix zu checken.

Der Grund warum viele nicht laut mischen weil sie keinen perfekten Raum haben.

Wenn der Raum bei 100-130 Hz dröhnt, hörst du dann noch ein Problem bei 260hz?

 

[rocking.xmas.man]

Der Grund warum viele nicht laut mischen weil sie keinen perfekten Raum haben.

und: der Grund warum viele nicht wissen, wie schlecht ihr Raum ist: sie mischen immer nur sehr leise.

 

[Realist]

Rocking xmas hat es schon geschrieben. Die 83/85 db sind für Kino.
Das ist für unsere Verhältnisse zu laut.
In meinem Raum habe ich auf 74 db eingepegelt. 85db im Nahfeld und kleineren Raum fräst dir auf Dauer die Ohren wech.
Mal lauter machen für kurze Zeit geht immer.
Die 74db sind so meine Wohlfühllautstärke.
Abhören mit Referenzen von verschiedenen Quellen mache ich über das K-Metering, damit man einen Vergleich der Lautheit hat.
Hier mal ein Artikel, wie man alles am sinnvollsten einstellt:

Establishing Project Studio Reference Monitoring Levels

If you're serious about recording and mixing you need to set a consistent reference level to which you can always return. Our seven‑step guide explains how to do it.

www.soundonsound.com

 

[diagnostix]

hab vor jahren mit LärmApp die monis auf ca. 70-75 db eingepegelt und dann nach gefühl die kopfhörerlautstärke ähnlich "kalibriert".
auf dem zoom l-12 steht dann die potiposition für kh so zw. 10 und 11 uhr.
für meine bedürfnisse optimal.
nebenbei:
ich merkte, dass nicht nur die abhörlautstärke eine rolle spielt.
einige zeit habe ich explizit mit SSL plugins gemixt, und das phänomen "SSL sharpness" festgestellt, dass den konsolen nachgesagt wird, und bei den plugins auch zum vorschein tritt - egal bei welcher lautstärke man mixt.
ergebnis waren ziemlich "spitze" mixe, auch wenn man recht konservativ mit höhen umging.
will damit sagen - der auswahl von werkzeugen kann das endergebnis maßgeblich beeinflussen, was die frequenzverteilung betrifft. bei den ssl plugins war das phänomen bei meiner mischweise in jedem fall deutlich ausgeprägt.

 

[psinnovation]

...Bei einem Track wollte ich - leise abgehört - noch schön Glanz und Air hinzufügen, hab aber gemerkt dass es dann in hoher Lautstärke zuviel ist, die Höhen waren bereits ausgereizt. Eigentlich bräuchte man am Interface echt einen Loudness-Regler der bei leisen Lautstärken nen Badewannen-EQ drauflegt.

Fazit muss wohl wirklich sein, öfter mal laut zu drehen, wenigstens kurzzeitig um den Mix zu checken.

Hier finde ich im Ernst das Auto Loudnes. des RME ADI pro 2 fs echt hilfreich.
Ich benutze das übrigens nur mit Kopfhörer und hier auch nur für unkritische Themen (z.B Schnitte)
Für kritische Themen arbeite ich immer in 3 definierten Lautstärken (die in Presets auf der ARC2 von RME liegen) und gehe normalisiert in das Audiointerface.