Eine andere Fehlerquelle (die auch hier vorhanden ist) ist diese: Bei einem Vergleich, bei dem ein VST die Referenz bildet (Referenz nicht im Sinne von "das Beste", sondern im Sinne von "Damit soll verglichen werden"), versucht man zunächst, die anderen VSTs nur mit den eingebauten Knöppen möglichst ähnlich klingen zu lassen wie die Referenz. Wenn aber der klangliche Grundcharakter nur an einer Stelle anders ist und die Knöppe des Vergleichs-VST in genau diesem Bereich nicht richtig oder einfach anders wirken (weil z.B. die eingebaute Klangregelung auf anderen Frequenzen unterwegs ist), ist die Annäherung an die Referenz schon schwierig bis unmöglich. Man müsste also mindestens einen EQ hinzunehmen (damit geht dann wirklich viel), was ich aber nicht getan habe.
Wenn dann aber hinzukommt, dass das Vergleichs-VST mit seinem Grundcharakter vielleicht in einem bestimmten musikalischen Zusammenhang sogar besser passt als die Referenz, dann hat das Vergleichs-VST schon gewonnen, obwohl es in einem anderen musikalischen Zusammenhang vielleicht schlecht dastehen würde. Was hat man dann also getestet? Das VST selbst oder die Frage, in welchem musikalischen Zusammenhang es am besten passt?
Einerseits würde das dafür sprechen, den musikalischen Zusammenhang ganz wegzulassen. Andererseits meine ich aber, dass diese ganzen unzähligen Beispiele im Internet, wo man eine Gerätschaft (VST oder was auch immer) nur SOLO hört, nicht die ganze Geschichte erzählen, weshalb ich Beispiele mit musikalischem Zusammenhang eigentlich sinnvoller finde. Aber beides hat seine Vor- und Nachteile. Schwierige Frage, auf die es eigentlich nur eine Antwort geben kann: Selbst ausprobieren (vor allem: mit seinem eigenen musikalischen Input, nicht mit dem, was andere gespielt haben) und erst dann entscheiden, ob es brauchbar ist oder in die Tonne soll. Was draufsteht und wie viel es gekostet hat, ist dabei eigentlich egal.
Übrigens, was Caliburn angeht, bin ich - auch durch diesen Test - zu dem vorläufigen Fazit gekommen, dass ich das Plugin sehr gut und gelungen finde (habe auch noch drei andere virtuelle Amps von Kuassa, die ich mag - und abgesehen davon auch noch zwei 23 und 41 Jahre alte echte Marshall-Tops), aber es nicht brauche. Der Test ist eher ein Ansporn, bestimmte Sounds erstmal mit vorhandenen Mitteln zu erzielen (dass ich im Moment eisern Geld sparen muss, wo es geht, ist ein anderer Grund, der aber hier nicht hingehört...).
