bin kompletter Kopfhörer-Neuling…
Na dann etwas Service - weil sich hier bei Kopfhörern immer alles überschlägt, was sicherlich bei wenig Vorwissen ganz schwierig ist.
Neben den unterschiedlichen Bauformen Over Ear, On Ear und In Ear gibt es auch noch unterschiedliche Antriebstechnologien. Die Meisten Kopfhörer sind Dynamische Kopfhörer, funktionieren im Grunde wie ein Tauchspulenmikrofon. Man hat einen hauchdünnen Metallring an einer recht starren Membran befestigt und im Kern des Rings ist ein Magnet. Der Strom fließt durch den Ring und verursacht ein Magnetisches Feld, das durch die Interaktion mit dem festen Magneten für Bewegung sorgt. Dabei gibt es ganz viele potentielle Probleme für die Audiowiedergabe, die einige Firmen seit Jahrzehnten weiterentwickeln - Die geometrische Form der Membran muss verhindern, dass sie sich in sich selbst verwindet, muss gleichzeitig starr und leicht genug sein, dass die Trägheit des Gesamtkonstruktion komplettt durch den Antrieb aufgefangen werden kann, die Sicken um die Membran herum darf nicht selbst noch Dinge tun usw. Dynamische Treiber messen oftmals zwischen 38 und 55mm im Durchmesser und erlauben daher verschiedene Platzierungsmöglichkeiten um den Kopf herum - das kann für vorteilhafte Effekte sorgen, wenn Schall auf das Ohr, ebenso wie im echten Leben vor Boxen, von vorn kommt. Wichtig für diesen Gedanken ist, dass der Schall nur aus einer Richtung kommt - Unser Ohr formt den eintretenden Schall aus jeder Richtung anders. Je nach Kopfgröße variiert, wie stark die Ohrpolster an- und damit zusammengedrückt gedrückt werden, ob sie vollständig dicht abschließen oder nicht, und die genaue Position ums Ohr. Das sind so viele Variablen, dass man auch sicher davon ausgehen kann, dass wirklich für jeden jeder Kopfhörer unterschiedlich klingt.
Neben den Dynamischen gibt es auch die plenarmagnetischen. Hier ist in der Ohrmuschel eine hauchdünne Folienmembran ganz fest gespannt und mit Leiterbahnen bedampft. mindestens auf einer Seite der Membran sind Stabmagnete angebracht, und nun funktionieren Membran mit aufdampfter Spule und Magnet exakt, wie beim Dynamischen. Potentiell gibt es auch hier viele Probleme - viele Planar Membranen sind Viereckig. Generell muss hier die aufdampfte Spule so entworfen sein, dass die Membran sich als eine plane Fläche bewegt und nicht ins Wobbeln gerät. Üblicherweise gibt es keine Sicke, sondern nur eine Spannung, die Treiber sind oft sehr groß - bei den großen Audezes z.B. so groß wie 4" Lautsprechermembranen. Oft sorgen bei Planar-Kopfhörern nur die Ohrpads für eine Anwinkelung zum Ohr. Deren Hintergrund dann in erster Linie ist, zumindest den Schall aus allen Richtungen zeitgleich am Ohr einfallen zu lassen.
In In-Ears kommen auch sog. balanced-armature Membranen zum Einsatz, die kann man sich quasi als Miniaturisierte dynamische Treiber vorstellen, bei denen der Antrieb einmal mechanisch um eine Ecke geleitet wird.
Nun gibt es hier verschiedene Foren-User. Einige haben eine lange Suche nach Kopfhörern durch, dabei gab es immermal wieder forenweite Favoriten. Grade z.B. für Schlumpfpeter und Silent war wichtig, einen Kopfhörer zu haben, der sich als ausschließliche Abhöre eignet - nicht als Ergänzung zu Boxen, sondern generell als komplett eigenständige Alternative. Zudem ist für beide wegen der Musik die sie machen eine sehr hohe Auflösung im Bassbereich wichtig, ebenso wie eine gute Transientendarstellung auch bei Material, das sehr sehr laut ist. Andere User haben eher nach Kopfhörern gesucht, um sie zu nutzen, wenn die Boxen an ihre Grenzen kommen, oder wenn es spät ist, wieder andere nur als zeitweise nachgeordnete Alternative zu Boxen.
Überwiegend einig sind wir uns hier, dass die meisten Planaren Kopfhörer im Bassbereich ein Auflösungsvermögen haben, dass dynamische Kopfhörer meist nicht erreichen. Transientendarstellung ist ein zu vager Begriff, als dass es da eine richtig klare Übereinkunft gäbe - potentiell ist nachvollziehbar, das die wahrscheinlich leichtere Planarmembran weniger Trägheit besitzt. Selbst bei sehr leichten Dynamischen Konstruktionen muss die Hochtonwiedergabe immer im Hubweg für die Teiftonwiedergabe stattfinden - das könnte zu intermodulationsverzerrungen und gerundeten Transienten führen, weil sich eben die Wiedergabeposition des Schalls ständig verändert.
Wenn dir der Bassbereich überhaupt nicht wichtig ist, z.B. weil du eh nur Podcasts macht - super.
Ein anderes Ding ist - und das kannst du aus keinem Graph vorher ablesen - wo spielt die Musik eigentlich?
Links und Rechts hinter deinem Kopf? Mitten in deinem Kopf mit einer soliden örtlichen Verankerung von Monosignalen? Im Halbkreis vor deinem Kopf? Von Links neben dir bis nach Rechts neben dir und in der Mitte wird es etwas leerer?
Bei der letzten Sache können Plugins oder Hardware helfen, die mit Crossfeed arbeitet - CanOpener, Waves NX, SPL Phonitor, ifi xSpace usw.
Dann gibt es noch Plugins die dir den Frequenzgang der Kopfhörer 'korrigieren' Problem hierbei ist, das keiner weiß, wie der Kopfhörer auf deinem Kopf für dein Ohr klingt. Die Unterschiede sind nicht marginal sondern gewaltig. Deshalb ist der Punkt, generell mit der Tonalität und der Räumlichen Darstellung gut klarzukommen aus meiner Sicht sehr relevant.
Auch ich würde zu plenarmagnetischen Kopfhörern raten. Dass allerdings kleine Impedanzen mit hohem Wirkungsgrad direkt heißen, dass etwas gut klingt, möchte ich nicht generell so hinnehmen. Nur als Beispiel - ich hatte den Audeze MM100 hier, 18Ohm, um die 100Db/mw und er klang an meinem Interface fürchterlich unnatürlich. Kaum an einen kraftvollen Kopfhörerverstärker angeschlossen, war der generell gut. Sehr mager im Bass (für mein Ohr - und viele Reviewer bescheinigen ihm eine hervorragende Basswiedergabe) aber durchweg super detailliert, relativ natürlich und mit bei mir funktionierender Raumdarstellung.
Fast Forward zu Foster T50rp Mk4 - der ändert seinen Klang je nach Verstärkerleistung definitiv nicht in einem Maß, das ich wahrnehme, nur die Lautstärke. Ist übrigens zusammen mit dem Fiio FT1 Pro einer der günstigsten Planar magnetischen Kopfhörer.
Auch mein Sennheiser HD599 mit 50 Ohm und einer recht üppigen Empfindlichkeit ändert seinen Klang substantiell wenn man die Verstärkerleistung erhöht. Insgesamt ebenso ein schöner natürlicher Klang mit Hang dazu sehr dunkel zu sein und mit deutlich wahrnehmbaren Wellen im Frequenzgang. Im Bass aber eigentlich zu mulmig um damit zu Mischen, wenn man denn in dem Bereich überhaupt etwas machen muss.
Das spricht aus meiner Sicht für einen externen Kopfhörerverstärker auch bei dynamischen Kopfhörern - und wenn es nur ein ifi go link max ist.
Für mich ist z.B. wichtig, dass die Wiedergabe ebenso natürlich klingt, wie auf Boxen - aus meiner überschaubaren Erfahrung würde ich deswegen Gaming-Kopfhörer nicht ausschließen. Aber ist auch klar - mein Arbeitsfeld ist in erster Linie Film, das ist halt an Games auch näher dran als an Musik.