Kopfhörer: Wie Gear abhängig ist ein guter Mix? Oder reicht Können?

[lovemakemusic]

Mal eine Frage:
Beim Musik-Mischen: Geht es da eigentlich ums Können oder geht es um Gear? Sind am Ende des Tages alle Ohren gleich oder entscheidet das Gear über die Güte des Sounds? Es gibt ja auch Mischer, wie Scheps und Co., die auf Crap Headphones sensationelle Mixe machen!

Ich habe mal einen Selbsttest gemacht: Im April hatte ich noch meinen alten Referenz-Kopfhörer - inzwischen habe ich einen leicht besseren HP!

Mit dem alten KH habe ich wie folgt gemischt:

Auf dem Neuen mische ich nun so:

Dazwischen liegt ein Monat... Mein Können hat sich nicht verbessert oder verschlechtert. Die Chains sind auch gleich - hab halt nur auf den KH entsprechend unterschiedlich die Spuren eingestellt. Jeder der KH wolte also ein anderes Setting, bis er gut klang.

Auf die Modelle gehe ich nicht ein. Wer es unbedingt wissen will, kann mich via P.M. fragen. Meiner Meinung nach ist der Drum Mix mit dem neuen KH klar im Vorteil - kann mich aber auch irren. Geht jetzt nur wieder mal um die Diskussion: Wie Gear abhängig ist ein guter Mix?

In beiden Files habe ich um die 12 Drum Spuren zusammengemischt... Jedes File benötigte EQ und hier und dort Kompression.
Erstmal erwarte ich mindestens einen Post, der diesen Smilie enthält: später darf dann diskutiert werden!

 

[sts]

 

[moon-dog]

Der 2. ist lauter, direkter und klarer.

Ich bin aber nicht sicher, ob du bei den beiden Mixes wirklich das selbe erreichen wolltest. Das ist, da es ´nur´ Schlagzeug ohne Kontext ist, wirklich schwer einzuschätzen.

 

[lovemakemusic]

Ich bin aber nicht sicher, ob du bei den beiden Mixes wirklich das selbe erreichen wolltest.

doch klar, ist ja ein Song meiner Band - eigenes Material also. Der Song hat sich ja nicht verändert. Aber fange halt wieder neu an mit dem Mix aufgrund der Gear-Veränderung und weil ich vorher noch nicht happy war mit dem Ergebnis.

Meistens ist es: Wenn die Drums schon mal gut klingen, dann ist der Rest umso einfacher dazu zu mischen.

Die finale Drum Mix bekommt aber noch parallel Comp, einen Hallraum, Decapitator und Tape... Dann klingt es nochmal ne Spur lauter, fetter und vor allem dichter, wenn drei Drum-Summen zusammenlaufen.

 

[SilentWarrior]

@lovemakemusic

So würde ich den neuen bevorzugen, also ich habe in Expose die Lautheit angeglichen.
Nur bei neuem Mix, weil der sauberer ist, wurde eine Resonanz freigeschaufelt. Ich schätze auf 600Hz oder so.

 

[moon-dog]

Meistens ist es: Wenn die Drums schon mal gut klingen, dann ist der Rest umso einfacher dazu zu mischen.

Also wenn du den Song eh neu mischst, wäre es eventuell einfacher, wenn du später dann den alten und den neuen Mix einmal einstellst. Da kann man dann eventuell mehr dazu sagen.. .

Der 2. Mix klingt schon irgendwie besser, ich tue mich aber schwer damit, das so pauschal zu schreiben.. .

 

[SilentWarrior]

Geht es da eigentlich ums Können oder geht es um Gear?

Diese Frage würde ich so beantworten:

die meisten können viel, aber sind Opfer ihrer Abhöre.
Können also ihr Wissen gar nicht umsetzen.

 

[Schlumpfpeter]

Diese Frage würde ich so beantworten:

die meisten können viel, aber sind Opfer ihrer Abhöre.
Können also ihr Wissen gar nicht umsetzen.

Ich ergänze:

Viele sind opfer des Mythos das man sich in eine schlechte Abhöre (das inkludiert auch den Raum) reinhören kann und dadurch darauf dann magischer Weise gute Mixe erzielen kann.

Deshalb hängen sie fest, weil sie nicht das essentielle upgraden, das was sie zurückhält.

Mit Boxen ist dies prinzipiell meistens erstmal der Raum, mit Kopfhörern ist es der ungeeignete Kopfhörer.

Zum Thema:

Klar der 2. Mix.

 

[adrachin]

Gleich man das von der Lautheit an, dann gefällt zumindest mir der erste Mix besser. Das klingt insgesamt stimmig und wie ein Schlagzeug Set. Die zweite Version fällt irgendwie auseinander, hat weniger Zusammenhalt und klingt, da einige Elemente deutlich hervortreten, weniger wie ein Schlagzeug Set oder gar ein fertiger Mix.

Abgesehen davon sind 22s Schlagzeug ja auch kein Mix. Ein Mix sind alle Elemente von Start to Finish.

Kommt ja auf den Kontext an, wie man ein Schlagzeug mixt. Der fehlt hier.

Geht es da eigentlich ums Können oder geht es um Gear?

Können 90% Gear 10%.

 

[BodoH]

Viele sind opfer des Mythos das man sich in eine schlechte Abhöre

Viele sind Opfer des Mythos, dass man zwingend eine gute Abhöre (teure) und einen super optimierten Raum benötigt. Ich denke das entspringt noch einer Zeit, als man nicht all die modernen Hilfsmittel zur Verfügung hatte. Heutzutage ist es für jemanden mit Erfahrung durchaus möglich, mit Hilfe von Analyzern u.ä., gute Mixe ohne High End Equipment anzufertigen.
So mancher gute Mix entsteht heute vermutlich unterwegs in der S-Bahn o.ä. Können und Erfahrung sind meiner Meinung nach deutlich ausschlaggebender. Umso höher das ist, umso günstiger darf das Equipment sein.

 

[Schlumpfpeter]

Viele sind Opfer des Mythos, dass man zwingend eine gute Abhöre (teure) und einen super optimierten Raum benötigt. Ich denke das entspringt noch einer Zeit, als man nicht all die modernen Hilfsmittel zur Verfügung hatte. Heutzutage ist es für jemanden mit Erfahrung durchaus möglich, mit Hilfe von Analyzern u.ä., gute Mixe ohne High End Equipment anzufertigen.
So mancher gute Mix entsteht heute vermutlich unterwegs in der S-Bahn o.ä. Können und Erfahrung sind meiner Meinung nach deutlich ausschlaggebender. Umso höher das ist, umso günstiger darf das Equipment sein.

Weshalb wir auch hier in professionellen Mixen SCHWIMMEN!

Die Erfahrungen must übrigens auch erstmal machen und die machst du nur auf nahezu perfekten Abhören.

egal wie man es dreht und wendet, um ne sehr gute Abhöre, inkl. Raum bzw. sehr guten KH komtm man nicht rum.

Wenn du da drauf mal don donnelson geworden bist, dann kannst evtl. auch im Wohnzimmer mischen, aber auch erst dann.

 

[BodoH]

Weshalb wir auch hier in professionellen Mixen SCHWIMMEN!

Wenn du dir den Thread "Zeigt her eure Studios" (oder wie der heißt) ansiehst, dann siehst du ja, dass Equipment nicht zwingend ein Problem für viele User darstellt, im Gegenteil, viele sind recht gut bis sehr gut ausgestattet. Equipment, wovon man als Profi noch vor einigen Jahren nur träumen konnte. Das Problem liegt daher meiner Meinung nach weniger daran, sondern am teils mangelnden Können.
Was nutzt das ganze Zeug, wenn man nicht damit umgehen kann? Und dann kommt einer mit seinen 20 Euro Kopfhörern u.ä. und zeigt wie es geht.

 

[Entone]

 

[Nachtschicht]

D

 

[Eiermann]

Anhang anzeigen 126910

Gear und Skills können einen stark verändern.
Der Typ auf dem Bild war vorher mal weiß

 

[lovemakemusic]

Könnten nicht auch durch bessere Abhöre/Raum die Skills erst entstehen?

Interessant wäre ja, wenn jemand erst mit guten Monis / KH gearbeitet hat und vollzieht dann einen downgrade. Zu sehen wie dieser auf dem Downgrade vergleichsweise mischt wäre interessant...

Angenommen derjenige müsste auf M50x und KH120 mischen in einem Hotelzimmer und war vorher auf ATC SCM 100 ASL (geile Monis btw.!) und Stax x9000 unterwegs...

Sein Können müsste ja dann auch darauf zurechtkommen...

 

[lovemakemusic]

Gleich man das von der Lautheit an, dann gefällt zumindest mir der erste Mix besser. Das klingt insgesamt stimmig und wie ein Schlagzeug Set. Die zweite Version fällt irgendwie auseinander, hat weniger Zusammenhalt und klingt, da einige Elemente deutlich hervortreten, weniger wie ein Schlagzeug Set oder gar ein fertiger Mix.

oder es ist genau andersherum

Beim ersten Mix sind die OHs sowas von dunkel, dass die Snare als Element völlig aus dem Set sticht. Das ist das, was Du als stimmig empfindest, weil Du vielleicht auch so mischst auf Deinem KH. Normalerweise sind die Cymbals aber viel lauter in einem Raum, natürlich heller und die Snare würde auch nicht so dunkel klingen.

Stell Dir vor da kommen nun noch Gitarren, Snyths und Vocals dazu: Im Endmix würdest Du von den Cymbals nicht mehr viel hören... auch die Snare käme kaum raus.

Im zweiten Mix ist auch oben rum Information vorhanden - dennoch klingt es nicht harsch...

Je nach KH könntest Du aber auch File 2 als zu hell oder harsch empfinden... insbesondere wenn Du am Wochenende noch einen dunklen Mix gezauberst hast mit dunklen Overheads... File 1 wirkt dann vertrauter!

---

Anyway - so klingt es fertig gemischt:

Da kam halt noch dazu ein Raum, parallel Comp, Tape.

 

[TheEar]

Alles Quatsch. Mit einem guten Analyzer braucht man überhaupt nicht hören können.
(Ehrlich, gab hier schon hochgelobte threads, die diese These als Grundlage nahmen)

Jetzt mal ehrlich: (Man übertriebt um zu veranschaulichen...)
- Es ist ja relativ einleuchtend, dass skills nicht genutzt werden können, wenn die Möglichkeiten nicht gegeben sind.
- Wenn die Möglichkeiten gegeben sind, aber keine Skills, dann helfen die Möglichkeiten auch nicht.
- Skills können sich nur entwickeln, wenn die Möglichkeiten die Skills ermöglichen.

Alles in allem:
Ist die Abhörsituation mist, wird's auch für erfahrene Mixer schwierig. Eine gute Abhörsituation garantiert jedoch keine guten Ergebnisse, weil zum Ausnutzen der Abhörsituation die Gehörbildung nötig ist.
Diese Gehörbildung kann nur mit geeigneten Mitteln stattfinden... Also: Gute Abhörsituation bildet!

Oder um eine Analogie zu nutzen:
Wer gewinnt ein Autorennen, das schnelle Auto oder der gute Pilot?
...klar, ein gut gefahrenes langsames Auto - määp!
...ein schnelles Auto langsam gefahren - määp!
...ein schnelles Auto gut gefahren - Yeah!

 

[rocking.xmas.man]

Dazwischen liegt ein Monat... Mein Können hat sich nicht verbessert oder verschlechtert. Die Chains sind auch gleich - hab halt nur auf den KH entsprechend unterschiedlich die Spuren eingestellt. Jeder der KH wolte also ein anderes Setting, bis er gut klang.

Der Klang von dem Drumset ist aber so immens verschieden, ich kauf dir nicht ab, dass du da den gleichen Zielgedanken verfolgt hast. Das ist doch kein Unterschied von der Wahrnehmung dessen, was du tust, sondern von der Vorstellung wie das Drumkit im Song funktionieren soll.

Interessant wäre ja, wenn jemand erst mit guten Monis / KH gearbeitet hat und vollzieht dann einen downgrade.

Ich z.B. hab die meisten Dinge, die ich von erfahreneren Kollegen gelernt habe zu hören und zu machen gelernt auf Klein und Hummel O500, Geithain RL901, Klein und Hummel O121 oder Kinolautsprechern von Meyersound. Alles, wo ich jetzt unbegrenzt rankomme ist dagegen ist ein Downgrade, lediglich die Geithain RL933, die ich nur einmal die Woche zu Gesicht bekomme sind das nicht. Und abgesehen von Kinowiedergabe ist nirgends mehr irgendwie das Element von -oh, das hab ich ja garnicht gehört, dann hätte ich das ganz anders machen sollen. Und wenn doch, liegt es meist daran, dass es mir einfach durch die Lappen gegangen ist, beim nächsten mal hör ich’s bei mir genauso

Mixe vom gleichen Material, bzw. vom gleichen Song sind auch ein zweischneidiges Schwert - niemals Wirst du das gleiche machen, auch wenn du rund herum nichts veränderst. Man ist ständig irgendwelchen Impulsen ausgesetzt die einen veranlassen in der Musik die man hört andere Dinge zu hören und nicht zu hören - und andere Dinge hören oder nicht hören zu wollen.

Neben dem Equipment gehört zur Abhörsituation aber ja auch etwas Skill, das oft vernachlässigt wird - z.B. Eine gescheite Abhörlautstärke und ein `Levelmanagement` ebendieser. Dass wir im Postpro-Bereich recht eng definierte Standard-Abhörlevel haben, kommt nicht von ungefähr und ist ein unfassbar wichtiger Anker fürs Gehör. Oder um meinen ehemaligen Chef zu zitieren:
„Das Mischen auf 75 dB SPL geht nicht. Man hört keine Verzerrungen, kein Rauschen und keine
Fehler. Man kann die Dynamik nicht einschätzen, es wird alles eine flache Wurst werden.
Natürlich ist das dann das Ziel, aber es ist keine Arbeitsumgebung“

 

[SilentWarrior]

Ich hatte mal ein Piano, habe es komprimiert weil es sonst zu dynamisch gewesen wäre.
An einer Stelle hat aber der Kompressor immer heftig reagiert.
Ich wusste nicht wieso, habe nichts gehört.

Dann ein Blick auf dem Analyzer und da sah ich ein tiefes Rumpeln, war sehr tief.

Ich würde sagen mit B&W 801 hätte ich das gehört, mit den C88 halt nicht.
Und mit Subpac hätte ich das gespürt.

Skills wären ja dieselben, nur andere Abhöre.

Man kann es drehen und wenden wie man will:
vieles hängt von Gear ab.

Aber, auch ein guter Analyzer ist Gear. Wenn man eingeschränkte Abhöre hat, dann könnte man versuchen auf Hilfsmittel zurück zu greifen.
Wird zwar keine 1A Abhöre ersetzen, aber wird das vorhandene verbessern.