Komischer Stolz/Ehre

[Moogman]

Auf einem gewissen Niveau ist alles kommerziell, nur für verschiedene Ziegruppen. Vielleicht nicht für die große Masse, ist aber auch egal. Till Brönner ist sicherlich kommerziell genug. Konzertsääle werden gefüllt, Karten kosten bis 70 Euro. Also irgendwo winkt da was Kommerzielles.

Das sind aber große Ausnahmen. Begnadete Musiker, wie beispielsweise Anna-Lena Schnabel, die Jazz Echo Preis Gewinnerin von 2017, spielt live für schlappe120 Euro in Jazzkneipen, muss davon noch Reiskosten und Übernachtung bezahlen.
Komerziell? Eher nicht.
Auch wirklich große Jazzer, wie der gute Albert Mangelsdorff, war für recht niedrige Gagen zu haben.
Man macht das eben alleine für die Musik und schlägt sich irgendwie durchs Leben.

 

[Schlumpfpeter]

Es ist eine irrige Annahme, erfolgreiche Musik sei schlecht.
Ebenso, wie es irrig ist, mit guter, geschmackvoller Musik, die einem selber auch gefällt, könne man nicht erfolgreich werden.
Ich würde keinen Schlager aufnehmen wollen. Da kann ich doch gleich einen Nebenjob an der Tanke annehmen, das gibt auch Kohle. Warum macht man Musik? Doch wohl, weil man einen besonderen Zugang dazu findet, sie einem etwas gibt, das man bei anderen Tätigkeiten eben so nicht kriegt.
Natürlich gibt es beim Musizieren Dinge, die man weniger gerne macht. Ich sage auch nicht, dass man nicht üben und von anderen lernen soll oder mal einen kleinen Nebenjob annehmen (Ausnahme: Schlager ), aber Priorität sollte die Musik selber haben. Wenn das der Fall ist, kommt der Rest von alleine.

Sehr gutes Beispiel, Danke.

"Sollte sein" .... du implizierst hier deine eigene Sicht der Dinge als "richtiger" als andere, die da evtl. andere Beweggruende haben als "die Musik sollte im Vordergrund stehen".

Natuerlich ist deine Sichtweise, fuer dich, voellig legitim. Allerdings ist die Sichtweise Musik als nur als Handwerk bzw. Einnahmequelle zu sehen, ebenso legitim.

Warum sollte ein vernuenftig denkender Mensch fuer Mindestlohn an der Tanke malochen, wenn er mit Musik mehr einfahren kann (nehmen wir mal die benoetigten Umstaende hierfuer als gegeben an)? In sofern, voellig legitim Musik nur als Einnahmequelle zu sehen.

Wuerde es hier nur um die Musik gehen, wuerden wir nicht sofort ueber Ideologien diskutieren, sondern nur darueber warum einem ein Song gut gefaellt, oder warum nicht.

 

[Schlumpfpeter]

Auf einem gewissen Niveau ist alles kommerziell, nur für verschiedene Ziegruppen. Vielleicht nicht für die große Masse, ist aber auch egal. Till Brönner ist sicherlich kommerziell genug. Konzertsääle werden gefüllt, Karten kosten bis 70 Euro. Also irgendwo winkt da was Kommerzielles.

Das sind aber große Ausnahmen. Begnadete Musiker, wie beispielsweise Anna-Lena Schnabel, die Jazz Echo Preis Gewinnerin von 2017, spielt live für schlappe120 Euro in Jazzkneipen, muss davon noch Reiskosten und Übernachtung bezahlen.
Komerziell? Eher nicht.
Auch wirklich große Jazzer, wie der gute Albert Mangelsdorff, war für recht niedrige Gagen zu haben.
Man macht das eben alleine für die Musik und schlägt sich irgendwie durchs Leben.

Man macht das nicht fuer die Musik, sondern weil es einem ein gutes Gefuehl gibt solche Musik zu machen. Ergo, genauso als wuerde man viel geld damit verdienen, welches einem dann auch ein gutes Gefuehl gibt (zumindest erhofft man sich das), Beweggruende identisch.

 

[Moogman]

Es ist aber ein Unterschied, wenn ein Tischler einen Tisch anfertigt, der einfach nur perfekt und wunderschön sein soll, wie ein Meisterstück am Ende dastehen soll oder ob er einen Tisch anfertigt, der anschließend in kleinen Stückzahlen angefertigt und kommerziell verkauft werden soll.

Bei der Musik sind aber keine Mehrkosten vorhanden. Ob man ein geniales Stück schreibt oder ein banales bumtschik bumtschik macht keinen Unterschied.

Ich sehe da keinen Unterschied.
Wenn ich mehrere Monate an einem neuen Stück fürs Album arbeite, weil ich auch Details herausarbeite, mühsam alle Samples und Sounds erstelle, aufwändig arrangiere und das Ganze möglichst perfekt ausarbeite, dann nimmt das doch deutlich mehr Zeit in Anspruch, als wenn ich meine Groovebox anwerfe, ein paar Beats und den Bass reinkloppe und bisserl dazu Solo spiele.

 

[Gaffer]

Sehr gutes Beispiel, Danke.

"Sollte sein" .... du implizierst hier deine eigene Sicht der Dinge als "richtiger" als andere, die da evtl. andere Beweggruende haben als "die Musik sollte im Vordergrund stehen".

Natuerlich ist deine Sichtweise, fuer dich, voellig legitim. Allerdings ist die Sichtweise Musik als nur als Handwerk bzw. Einnahmequelle zu sehen, ebenso legitim.

Warum sollte ein vernuenftig denkender Mensch fuer Mindestlohn an der Tanke malochen, wenn er mit Musik mehr einfahren kann (nehmen wir mal die benoetigten Umstaende hierfuer als gegeben an)? In sofern, voellig legitim Musik nur als Einnahmequelle zu sehen.

Wuerde es hier nur um die Musik gehen, wuerden wir nicht sofort ueber Ideologien diskutieren, sondern nur darueber warum einem ein Song gut gefaellt, oder warum nicht.

Wenn jemand mit Musik mehr Geld einfahren kann, als mit einem Job, dann steht er aber nicht am Anfang einer Karriere, sondern scheint ja schon ganz schon was zu können.
Ich dachte, wir stellen uns hier die Frage, was der Weg zum Erfolg sein könnte, oder? Da halte ich es für einen schlechten Rat, Anfängern erstmal den größten Erfolgsgarant zu nehmen - nämlich die Motivation -, indem man ihnen sagt, sie sollen Musik machen, die möglichst gut ankommt, auch wenn sie ihnen gar nicht gefällt.

 

[SilentWarrior]

Es ist aber ein Unterschied, wenn ein Tischler einen Tisch anfertigt, der einfach nur perfekt und wunderschön sein soll, wie ein Meisterstück am Ende dastehen soll oder ob er einen Tisch anfertigt, der anschließend in kleinen Stückzahlen angefertigt und kommerziell verkauft werden soll.

Bei der Musik sind aber keine Mehrkosten vorhanden. Ob man ein geniales Stück schreibt oder ein banales bumtschik bumtschik macht keinen Unterschied.

Ich sehe da keinen Unterschied.
Wenn ich mehrere Monate an einem neuen Stück fürs Album arbeite, weil ich auch Details herausarbeite, mühsam alle Samples und Sounds erstelle, aufwändig arrangiere und das Ganze möglichst perfekt ausarbeite, dann nimmt das doch deutlich mehr Zeit in Anspruch, als wenn ich meine Groovebox anwerfe, ein paar Beats und den Bass reinkloppe und bisserl dazu Solo spiele.

Sorry...ergibt null Sinn. Für die Vermaktung macht es keinen Unterschied wie viel Zeit jemand in einem Titel investierte.
Und nur so nebenbei: es ist manchmal schwieriger aus wenigen Spuren etwas gutes zu machen. Kommerziell ist meist nicht mit tausend Sachen vollgepackt (abgesehen vom Layern der Sounds).

 

[Hyp]

Björk halte ich für sehr kommerziell. Ich nenne das Nischen-Kommerzialität. Man sucht sich eine Nische (z.b. die Nische "nicht kommerziell sein") und macht da richtig Reibach

Die authentische Björk würde demnach andere Musik machen? Halte ich für weit hergeholt.. Irgendwelche Anzeichen, woran du das festmachst?

 

[pitto]

Björk halte ich für sehr kommerziell. Ich nenne das Nischen-Kommerzialität. Man sucht sich eine Nische (z.b. die Nische "nicht kommerziell sein") und macht da richtig Reibach

Die authentische Björk würde demnach andere Musik machen? Halte ich für weit hergeholt.. Irgendwelche Anzeichen, woran du das festmachst?

Versteht mich da bitte nicht falsch.

Worauf ich hinaus wollte, ist, dass auch die Deklaration des Wertes "nicht Kommerziell" (oder "authentisch") einen sehr großen Markt hat und damit durchaus am Ende das Ziel verfolgen (kann), damit richtig Geld zu machen.

Mir geht es an gar nicht darum, ob die Musik authentisch ist oder nicht (das kann ich gar nicht beurteilen). Viel interessanter ist doch, wie die Musik wahrgenommen wird, soll heißen, dass Sie als authentisch wahrgenommen wird.

Ich bin jetzt mal sehr provokant:

Genau wie es bei der "kommerziellen" Musik genügend Dumme gibt, gibt es auch in diesem Fall genügend Dumme, die auf die Inszenierung von Authentizität reinfallen (weil "authentisch" für sie ein Wert an und für sich darstellt) und die Platten kaufen und dahinter steht die "Authentizitätsregie" und lacht sich eins ins Fäustchen und reibt sich die Hände.

Was ich im Übrigen überhaupt nicht für schlimm empfinde, ganz im Gegenteil freue ich mich für Menschen, die in der Lage sind, mit dem was Sie machen (in diesem Fall Musik) auch Ihren Lebensunterhalt zu bestreiten. Das einzig für mich relevante Kriterium für meine Musikauswahl ist: Die Musik muss mir gefallen! Das ist recht befreiend, weil ich damit nicht durch etwaige Werte (Stichworte: Werk, Authentisch, Kommerziell, Nicht-Kommerziell, Massentauglich, Avantgarde, etc.) im Musikgenuss einschränken lasse.

 

[Hyp]

@pitto
Also alle dringend und insbesondere pauschal unter Betrugsverdacht. Ob Mainstream und erfolgreich oder Nische und erfolgreich - man muss damit rechnen, dass erfolgreiche Leute eigentlich andere Musik machen wollen würden. Erfolg = Niedertrachtsverdacht.
Und du sprachst ja davon, dass es für dich in diesem Fall erwiesen ist.

 

[SoulFrontier]

Wo wäre sie dann? Wäre es nicht schade gewesen? Hätte man ihr dann nicht auch nahelegen sollen eher chartorientiert zu
produzieren?

Dein genereller Fehler, ich hab das bestimmt schon mehrfach geschrieben, liegt darin dass Du meinst jeder talentierte Musiker muss aus seinem Talent Kapital in Form von möglichst viel Geld und Ruhm schlagen.

Bullshit. Nix muss man. Wenn die Lady also Schranz hätte machen wollen und nix Anderes ja und?
Dann würdest Du als ihr Freund im Achteck rum springen “verschenke nicht Dein Talent!“

 

[SilentWarrior]

Dein genereller Fehler,

Dein (und nicht nur dein) Fehler:
Es geht doch um Leute die Erfolg wollen.
Gibt es eine rec.de Sprache oder warum willst du diesen Thread nicht verstehen?

 

[Gaffer]

Dein genereller Fehler,

Dein (und nicht nur dein) Fehler:
Es geht doch um Leute die Erfolg wollen.
Gibt es eine rec.de Sprache oder warum willst du diesen Thread nicht verstehen?

Ich hatte weiter oben geschrieben, dass es eine Fehlanname ist, Herzensmusik würde nicht zum Erfolg führen. Im Gegenteil: ich bin überzeugt davon, dass es der einzig richtige Rat an aufstrebende Talente ist, auf ihren Bauch zu hören und die Musik z umachen, die sie selbst am liebsten hören würden.

 

[SoulFrontier]

warum willst du diesen Thread nicht verstehen?

Nee, ich versteh schon!

 

[SoulFrontier]

ich bin überzeugt davon, dass es der einzig richtige Rat an aufstrebende Talente ist, auf ihren Bauch zu hören und die Musik z umachen, die sie selbst am liebsten hören würden.

+1

Das und nur das! Mach Dein Ding und lass Dich nicht verbiegen.

Oder geh zu Dieter Bohlen und werde im allerbesten Fall zur Marionette.

 

[Schlumpfpeter]

ich bin überzeugt davon, dass es der einzig richtige Rat an aufstrebende Talente ist, auf ihren Bauch zu hören und die Musik z umachen, die sie selbst am liebsten hören würden.

+1

Das und nur das! Mach Dein Ding und lass Dich nicht verbiegen.

Oder geh zu Dieter Bohlen und werde im allerbesten Fall zur Marionette.

Und was ist wenn Geld verdienen und nach Zielgruppe produzieren genau mein Ding wäre?

 

[SilentWarrior]

Ich habe erst gestern Hörprobe bekommen mit Vermerk: das wird ein Hit.
Lese ich immer wieder den Spruch/Wunsch.

Da ist sicherlich Herz hintendran, aber da muss eben vieles passen damit es ein Hit wird.
Am besten gibt man den Leuten keine Hinweise und lässt sie im Regen stehen mit der Hoffnung die Sonne kommt mal zum Vorschein. Was für Einstellungen manche hier haben.
Beim nächsten Bettler in einer abgelegenen Gegend gebi ich den Tipp da sitzen zu bleiben wo niemand vorbeiläuft, es wird schon....glaube an dich, höre auf dein Gefühl...

 

[SoulFrontier]

Und was ist wenn Geld verdienen und nach Zielgruppe produzieren genau mein Ding wäre?

Dann ist alles gut. Solche Leute gibt's doch zu Hauf und warum auch nicht?
Soll doch jeder Mensch tun was immer ihm beliebt!

 

[Realist]

Und was ist wenn Geld verdienen und nach Zielgruppe produzieren genau mein Ding wäre?

Dann mach.

 

[Realist]

Ich habe erst gestern Hörprobe bekommen mit Vermerk: das wird ein Hit.
Lese ich immer wieder den Spruch/Wunsch.

Da ist sicherlich Herz hintendran, aber da muss eben vieles passen damit es ein Hit wird.

Besser wäre es wohl, wenn man mehrere potentielle "Hits" in der Tasche hat. Soll heissen, mit einem guten Song kommt man wahrscheinlich eh nicht weit und ist wieder schneller in der Versenkung verschwunden, als einem lieb ist.

 

[pitto]

@pitto
Also alle dringend und insbesondere pauschal unter Betrugsverdacht. Ob Mainstream und erfolgreich oder Nische und erfolgreich - man muss damit rechnen, dass erfolgreiche Leute eigentlich andere Musik machen wollen würden. Erfolg = Niedertrachtsverdacht.
Und du sprachst ja davon, dass es für dich in diesem Fall erwiesen ist.

Nein! Erfolg = Gut und ich gönn es den Leuten, weil ich es gut finde, dass Menschen mit dem was Sie machen Geld verdienen. Ich wollte nur darauf hinweisen, dass "authentisch" den gleichen Marktmechanismen unterliegt wie "kommerziell" und das ist auch gar nicht schlimm. Und schon gar nicht "niederträchtig", wenn jemand professionelles Business macht.

Nein! Erwiesen ist in diesen Themen eh nix, weil jeder immer nur Beobachtungen aus seinem eigenen Erfahrungshorizont mitteilt, und der ist bekanntermaßen ziemlich klein.