kleiner disput zum thema mastering

[Collus]

Liebe community!

Ich habe mit einem kollegen gerade eine diskussion zum thema mastering wo wir uns uneinig sind.
Die frage geht hauptsächlich darum:

Macht es sinn einen EINZELNEN song zu mastern der nicht auf ein album kommt sondern als freetrack auf youtube kommt?

In meinen augen macht es nur dann sinn, wenn ein anderer engineer den track mastert weil er vielleicht noch kleinigkeiten hört und beheben will.
aber wenn man selber den mix macht, sollte es doch nix mehr zu mastern geben, sonst hat man seinen mix nicht zu ende gebracht.. oder liege ich da falsch?

Wenn ich den track mische ist er ja am ende in meinen augen perfekt (stereobild, dynamic range, frequenzverhältnis etc)
Und wenn nicht dann mische ich nochmals

Mastering macht für mich nur bei einem ganzen album sinn, damit der ablauf, die klangfarbe und dynamik des albums ausgewogen ist..


Helft mir doch bitte mich aufzuklären ^^

 

[Signalschwarz]

Ja, macht Sinn.

Gegenfrage: Bearbeitest Du die Drum-Gruppe?

 

[Collus]

Ja sicher bearbeite ich die drum gruppe, sowie auch auf dem master-bus die stereosumme...

 

[Signalschwarz]

Na, dann hast Du doch deine Antwort. Die Einzelsignale des Drum-Kits bearbeitest Du ja auch so, dass sie an sich gut/optimal sind und dennoch formst Du nochmal das Ganze zu einer Einheit.

 

[Collus]

Jaa aber das gehört für mich noch in die kategorir mischen.
Ich meine jetzt wenn man den track fertig hat und als stereo wav file vor sich hat..

Dann geht man doch bei einem song nich nochmal darüber und mastert den.. das geschieht ja im mix..

 

[marcoustic]

In meinen augen macht es nur dann sinn, wenn ein anderer engineer den track mastert weil er vielleicht noch kleinigkeiten hört und beheben will.

Ja, das macht Sinn.
Mastering ist mehr als ein paar "Geil-Mach" PlugIns auf der Endsumme.
Mastering ist ein weiteres Paar Ohren, welches die bzw. jede Produktion auf einem ganz bestimmten Level hört. Dem Level "Ganz kurz vor fertig".
Da geht es nicht mehr darum, ob die Backing Vocals in der Bridge wirklich sinnvoll sind, oder der Bass eine 6db Beule um 60 Hz hat.
Wenn der Mixing Engineer alles (natürlich auch subjektiv) richtig gemacht hat, geht es um Nuancen, um Farbe in der Summe, um evtl. leichte Eingriffe im MS-Stereobild, um ein angedachtes Atmen eines Dynamikprozessors, etc.
Und deswegen gibt es auch dezidierte Mastering Studios und Mastering Engineers, die den lieben, langen Tag nichts tun, als Produktion, "ganz kurz vor fertig" sind zu hören, zu beurteilen und zu verfeinern.
Das lohnt sich meines Erachtens auch bei nur einem Track.

Grüße
Markus

 

[Signalschwarz]

Jaa aber das gehört für mich noch in die kategorir mischen.
Ich meine jetzt wenn man den track fertig hat und als stereo wav file vor sich hat..

Dann geht man doch bei einem song nich nochmal darüber und mastert den.. das geschieht ja im mix..

Du hast nicht verstanden, was ich vermitteln wollte. Mir fällt auch gerade nicht ein, wie ich es besser kurz und knackig beschreiben sollte und auf lange Erzählungen habe ich gerade nicht mehr so die Lust.

 

[marcoustic]

Dann geht man doch bei einem song nich nochmal darüber und mastert den.. das geschieht ja im mix..

Das sehe ich anders.
Um flexibel zu bleiben, trenne ich den Mixing Prozess stark vom Mastering.
Im Mixing liegt in 90% der Fälle mein SSL Bus Comp mit knappen 2 db Pegelreduktion auf der Summe und evtl. ein Hardware EQ, der mir sehr subtil noch etwas Glanz gibt.
Das war´s.
Dann kann die Mischung entweder alleine oder mit anderen Titel zum Mastering Engineer.
Oder ich lass die Sachen ein paar Tage liegen und mache es dann selbst.
Diese Flexibilität würde ich mir nehmen, wenn ich versuchen würde, schon beim Mischen den Stereobus mit X Werkzeugen zu veredeln und vielleicht sogar laut zu prügeln.

Grüße
Markus

 

[Soundkraft]

Wenn du auf der Summe was machst ist das schon irgendwo "mastern"..ist dann halt die Mastergruppe..und passiert ja auf dem "Master"bus

Ich denke selber "mastern macht dann gar nicht mehr so viel Sinn, wenn man da vorher innerhalb des Mischprozesses schon bewusst auf Klang und Lautheit hingearbeitet hat.

Aber es von jemand anders nochmal mastern zu lassen, macht schon Sinn...aber nicht weil das unbedingt so "muss" sondern wegen dem zusätzlichen paar Ohren und der Objektivität.

Denn subjektiv wirst du deinen Song immer irgendwie anders wahrnehmen als jemand der mit der Entstehung nix zu tun hatte.

 

[Nachtschicht]

am ende des tages kommts einfach auf die frage an, ob man denkt dass man nochmal 2 neutrale ohren braucht oder nicht. das entscheidet der eine so, der andere so. feddich

 

[masterlab]

Ich habe das Gefühl, dass ein wichtiger Aspekt des Masterings hier unbeachtet bleibt, das was gerne als "Translation" bezeichnet wird.
Bei Mastering geht es auch darum, auf möglichst vielen verschiedenen Abhöranlagen den musikalischen Kontent zu vermitteln.
Mische ich nun auf dem Monitor "XY 0815" und es klingt dort fantastisch, muss das nicht bedeuten, dass es auch in Autos, auf HPs, Laptopspeakern, PAs, Clubs, etc... (je nach Zielpublikum) gut klingt.
Es kann sogar vorkommen, dass ein Master auf der eigenen Studioabhöre nicht als besser empfunden wird, dafür klingt es auf vielen anderen Anlagen deutlich ausgewogener.
Das kann an den Monitoren liegen, aber auch an der Raumakustik liegen.
Genau aus diesen Gründen wird in Masteringstudios meist auf neutrales Monitoring und ausgewogene Akustik geachtet und dementsprechend viel Geld investiert....

und nun zur eigentlichen Frage:

Ja, es macht Sinn einzene Tracks mastern zu lassen.
Das Konzept "Album" ist zwar noch vorhanden, in der heutigen Zeit aber nicht mehr an erster Stelle.
Viele Hörer lausche sowieso nur dem Hit und vernachlässigen den Rest...

Gruß
Andreas

www.masterlab.de

 

[cherry50]

Hi masterlab

Heisst das , im Umkehrschluss können mehrere Abhörsysteme eine nicht so optimale Raumsituation
neutralisieren ?


LG Cherry50

 

[masterlab]

Heisst das , im Umkehrschluss können mehrere Abhörsysteme eine nicht so optimale Raumsituation
neutralisieren ?

Nein, man kann dann zwar versuchen sich einen "Querschnitts-Eindruck" zu bilden, aber die Probleme der Raumakustik werden bei jeder Abhöre mehr oder weniger vorhanden sein.
z.B. Probleme mit einer Bassmode, zu langes Ausschwingen (oder Auslöschung) wird mit jeder Abhöre schwierig werden.

 

[cherry50]

Danke Dir

LG Cherry50

 

[Ash-Zayr]

Ein Mastering-Studio wäre in meinen Augen aber auch nur angebracht, wenn es sich als Dienstleister versteht und im Dialog mit dem Kunden genau versucht zu ermitteln, wie dieser sich das Endresultat vorstellt und dieser einzig aufgrund von mangelndem Equipment, Raum und Ausbildung nicht in der Lage ist, dies selbst zu tun.
Diese Idee vom zweiten paar Ohren sehe ich da auch mit etwas Unbehagen. Gehe ich mal von der Rolle eins Lektors in einem Verlag aus, der ja im Grunde wie ein Musik-Producer komplett Inhalt, Stil und Konzept umgestalten kann, wenn der Autor noch veröffentlichen möchte, so sollte ein Master-Ing sich bitte nicht für ein kreatives Genie halten. Ein Maler möchte auch nicht, dass er sein Werk bei 98% Vollendung an einen Master-Painter gibt, und der klatscht es noch mit 2% Eingriff in eine völlig andere Richtung.......ist schon eine schwierige Entscheidung des Loslassens und des Vertrauens, dass das eigene Werk auf der Zielgeraden zu der Vollendung gelangt, die man selbst wollte, und nicht plötzlich ein anderer Kopf....

Ash

 

[m_tree]

Also den Mix in der Summe auf dem Masterkanal nochmal mit Kompressor und EQ zu bearbeiten hat nichts mit Mastern zu tun.
Das wird vom Mixing Engineer gemacht, um den Mix als solches zu vollenden und ggf. zusammenzuschweißen. Und das können auch Eingriffe sein, die den Mix so stark verändern, dass der Mix selbst nochmal angepasst werden muss. Denn genau das ist im Mastering nicht möglich.

Mastern ist in der heutigen Zeit vor allem "Lautmachen". Zumindest wird das einem Ahnungslosen wohl als erstes auffallen.
Das zweite Paar Ohren und das andere Abhörsystem, mit denen kleinere technische Probleme aufgedeckt und beseitigt werden können, sind aber eigentlich wichtiger.
Hat aber alles seine Grenzen. Gibt es im Mix grundlegende Probleme, können die im Mastering auch nicht mehr gut behoben werden.
EQ Eingriffe im Mastering kaschieren eigentlich nur Probleme, auf die schon im Mix auf den Einzelspuren hätte eingegangen werden müssen. Klirrt die Hi-Hat bspw. irgendwo eklig rum, wäre es logischerweise besser den entsprechenden Eingriff nur auf der Hi-Hat Spur und nicht auf der gesamten Summe zu machen, wo Overheads, Gesang, und andere höhenreiche Spuren mit beeinflusst werden.

Das Mastering erfüllt aber nicht den Zweck, einen Mix nochmal im musikalischen Sinne und von der Gewichtung zu verändern. Ein bisschen Veredlung bzw. Anfetten mit bspw. Exciter, leichten Höhen- und Bassbetonungen u.ä. kann man zwar machen, aber eben nur insoweit, dass es den Mix nicht wirklich ändert, sondern nur alles noch "dicker", präsenter und aufgeblasener macht.

Ich hoffe ich habe jetzt nicht zu viel kluggeschissen. Wenn ich irgendwo falsch liege, korrigiert mich bitte.

Nochmal zum Thema Lautmachen:
Den Mix würde ich nicht auf Lautheit trimmen! Das lenkt nur von den wirklich wichtigen Mix Prozessen und Entscheidungen ab. Außerdem klingt ein Mix, der leise schon fett klingt, lauter nochmal viel viel fetter.

 

[DerGipfel]

Macht es sinn einen EINZELNEN song zu mastern der nicht auf ein album kommt sondern als freetrack auf youtube kommt?

Macht auf jeden Fall SInn, wenn du nicht gerade an den Falschen gerätst. Zumindest für einen Amateur kann das ein wirkliches Aha-Erlebnis sein. Und ein Mastering-Engineer wird dich auf Schwächen im Mix hinweisen, die du beheben kannst, bevor er loslegt. Immer vorausgesetzt, dass das von dir gewünscht wird. Vermeintliche Schwächen können ja auch Stilmittel sein ...

 

[JakobRosemann]

Meine Meinung zur Ausgangsfrage (ohne den Rest gelesen zu haben):
Ja, es kann schon Sinn machen, einen einzelnen Track zu mastern.
Denn: Gerade Independent Labels für elektronische Musik gehen zunehmend dazu über, nicht ganze Alben eines Künstlers rauszubringen, sondern gerne auch nur mal einzelne Tracks. Diese werden dann Online auf Downloadportalen angeboten etc. und müssen lautstärketechnisch (und soundtechnisch) schon mit der Masse mithalten können. Teilweise werden die Tracks dann auch auf Compilations untergebracht - auch dort dürfen die Einzeltitel nicht untergehen.

 

[marcoustic]

Diese Idee vom zweiten paar Ohren sehe ich da auch mit etwas Unbehagen. Gehe ich mal von der Rolle eins Lektors in einem Verlag aus, der ja im Grunde wie ein Musik-Producer komplett Inhalt, Stil und Konzept umgestalten kann, wenn der Autor noch veröffentlichen möchte, so sollte ein Master-Ing sich bitte nicht für ein kreatives Genie halten. Ein Maler möchte auch nicht, dass er sein Werk bei 98% Vollendung an einen Master-Painter gibt, und der klatscht es noch mit 2% Eingriff in eine völlig andere Richtung

Das ist aber jetzt auch etwas drastisch ausgedrückt.

Ein erfahrener Mastering Engineer möchte und kann Deine Produktion nicht auf den letzten Metern komplett verändern.
Darum geht es ja nun nicht.

Es geht um Unbefangenheit.
90% aller Produzenten (mich schließe ich da voll und ganz mit ein) werden im Laufe einer Produktion zu einem gewissen Grade betriebsblind.
Man beschäftigt sich mit diesem und jenem Sound, Kompressoreinstellungen, etc. und zum Schluss fällt einem die Hihat, die bei einem Schlag zu laut auf der Snarespur ist gar nicht mehr auf, weil man die ganze Suppe inzwischen 598 mal gehört hat und sich alles eingeschliffen hat.
Da tut ein zweites Paar Ohren sehr gut.

Wie Andreas weiterhin sehr schön in Post #11 gesagt hat, geht es auch zu einem großen Teil um die Übersetzung des Mixes in die Außenwelt.
Ein gutes Mastering macht einen Titel nicht einfach laut, sonder sorgt vor allem dafür, dass die Nummer auf einem Großteil von Wiedergabegeräten gut klingt.
Das tut eine Mischung nach meiner Erfahrung selten...

Grüße
Markus

 

[Marc1610]

Das man hier den masterlab irgendwie überlesen tut oder will, ist mal echt
Was er schreibt trifft es, alles andere hier geschriebene ist kappes.
Wenn ich nur mal um einen zu nennen m_tree lese bekomm ich die Pimpanella.

Als ob sich ein Master-ing für einen Korrigierenden Künstler hält, ooh man ey.
Ein Master-ing kann aber nicht nur angleichen er KÖNNTE auch mehr einbringen.