Kleiderschrank dämmen sinnvoll?

[Wurst]

Guten Tag,

ich bring mal wieder ein altes umstrittenes Thema auf - und zwar den Kleiderschrank als Gesangskabine zu benutzen.
Mein größtes Problem ist dass ich in meinem Zimmer keinerlei Platz zur Verfügung habe, ich aber trotzdem den Gesang so gut wie möglich aufnehmen möchte. Hab mich schon viel darüber informiert und verschiedene Meinungen darüber gelesen.

Grundsätzlich sagt jeder dass ein zu kleiner Raum (wie mein Schrank mit den Maßen B 1,00m, H 2,00M, T 0,60m) sinnlos als Gesangskabine scheint. Viele schwören jedoch darauf, den Kleiderschrank komplett mit Dämm-Material Schalltot zu machen und künstlichen Hall in der Software hinzuzufügen.
Ich kann mir trotzdem noch nicht vorstellen, dass diese Gesangskabinen, die oftmals nur mit Pyramidenschaumstoff ausgekleidet sind, wirklich ein gutes Ergebnis hervorrufen? Gerade weil ja Pyramidenschaum eigentlich nur die hohen Frequenzen dämmt.
Um nicht nur die hohen Frequenzen zu dämmen, schwören andere auf Basotect, welcher in den mittleren Frequenzen auch etwas mehr absorbiert. Trotzdem stell ich mir das ganze dann doch noch ziemlich düster vor, wenn keinerlei tiefen Frequenzen und nur die mittleren & hohen absorbiert werden.

Gibt es eurer Meinung nach eine passende Strategie (Schrank völlig auskleiden? Schrank teilweise auskleiden? Basotect? Pyramidenschaum? sonstige mittel?) die einen Kleiderschrank zu einer einigermaßen aktzeptablen Gesangskabine machen oder ist es, wie andere behaupten, totaler Schwachsinn?

Mit freundlichen Grüßen

 

[Saurus]

Wie ist denn Dein "Zimmer" beschaffen? Hast Du dort schon mal Vocaltakes gemacht? Wenn ja, was war schlecht daran (abgesehen von der Performance ) ? Mitunter reichen keine bis ein paar wenige Akustikmaßnahmen ja schon aus, Dein ganzes "Zimmer" als Gesangskabine zweckzuentfremden.

 

[petraneu]

Was für tiefe Frequenzen produziert denn Deine Stimme?

Man geht üblicherweise von 150 Hz aus und die sind mit Basotect totzubekommen.

Das Problem der kleinen Räume ist ein anderes: Wenn der wirklich "tot" ist klingt die Stimme erstickt und man kann nicht singen, bzw. Musiker können nicht spielen, weil der Raum nicht trägt.

Für Sprache müsste das aber gehen.

 

[MattBastard]

erstmal danke das du dir schonmal gedanken darüber gemacht hast aber unterm strich bleibt es bei dem rat "finger weg vom gesangshamsterkäfig!" selbst wenn man die hohen frequenzen tot macht so bleibt immernioch der brutale klang in den mitten und tiefen frequenzen. von den ausgeprägten ersreflektionen, raummoden und sich daraus ergebenden kammfilterefekten mal ganz abgesehen.

wenn es nur um gesang geht hätte ich folgenden vorschlag für dich:

suche dir einen möglichst großen raum so ab 20m² aufwärts wäre gut. dann drehst du 4 oder mehr haken in die decke so das es möglichst mittig im raum eine fläche entsteht in die der sänger samt mikrofon gut reipasst. dann ziehst du ne wäscheleine von einem haken zum nächsten, schmeist obendrüber ne decke(so ne günstige bettdecke von ikea z.b.) und befestigst an den seiten auch ringsum bettdecken. mikrofon rein sänger rein und testen. der sound wird zwar sehr trocken aber du hast zumindest den frequenzgang insgesamt einwenig beruigt, hast sämmtliche erstreflektionen deutlich gedämpft und kannst dan sinnvoll mit nem convolutionreverb dir einen schönen hall zusammenbasteln. das wird nicht high-end aber es ist meiner erfahrung nach die einzig sinnvolle low-budget variante. geht aber eben nur mit vocals bzw. leisen instrumenten die keine nennenswerten bässe erzeugen. wenn die decke zu hoch dafür ist gehen auch 4 leitern und ein paar besenstiele + gaffa tape oder du hängst ein paar ketten an die haken und befestigst daran die besenstiele.

das ding kannste danach problemlos und schnell wieder abbauen und alles ist tuti

bessere variante wäre natürlich deinen gesamten raum akustisch zu behandeln aber das kostet zeit und geld. wobei nen gesanghamsterkäfig kostet auch geld und baut sich nich von allein

 

[Wurst]

Wie ist denn Dein "Zimmer" beschaffen? Hast Du dort schon mal Vocaltakes gemacht? Wenn ja, was war schlecht daran (abgesehen von der Performance ) ?

Zum Zimmer:
Holzboden; normal verputze Wände (eine Wand ab 1,50m höhe schräg) & sämtliches Mobiliar im Zimmer verteilt (= wenig Platz). Wegen den vielen Schränken etc. könnte ich nur die Decke und die abgeschrägte Wand mit Dämmaterial ausstatten. Das ganze Zimmer als Gesangskabine zweckzuentfremden wird wegen dem ganzen Kram im zimmer deshalb wahrscheinlich eher schwierig sein

Vocaltakes habe ich letztens in Angriff genommen (das überlasse ich jedoch unserem Sänger, da bei meiner Stimme wahrscheinlich jedes Mikrofon vor lauter Grauen explodieren würde )

Dass es in der Nähe des surrenden Pc´s keine gute Idee ist, war schnell klar. Inmitten des Raumes hörte sich die Stimme schon ganz natürlich an. Trotzdem haben wir die Aufnahmen im Kleiderschrank zwischen den hängenden T-shirts probiert wobei das Ergebnis schon beeindruckender war. Die Stimme klang trockener und meiner Meinung nach auch ehrlicher und irgendwie "unbeeinflusst".

Das Mikro ständig zwischen meine Klamotten zu hängen soll trotzdem nicht Zweck der Sache sein und bevor ich den Kleiderschrank mit irgendwelchen Dämm-Materialen ausstatte, von welchen ich wenig Ahnung habe, wollte ich lieber die Experten fragen

Was für tiefe Frequenzen produziert denn Deine Stimme?

Die genaue Frequenz der Stimme kann ich leider nicht sagen. Es ist eine eher tiefere Stimme, wenn ich raten müsste würde ich von ca 110 (+/-10) Hz ausgehen.

Wie du schon erwähnt hast, denke ich auch, dass sich der Sänger unwohl fühlt, wenn der Raum "tot" ist und einem die eigenen Stimme als fremd erscheint - daher glaube ich dass es mehr schlecht als recht ist alles zu dämmen

suche dir einen möglichst großen raum so ab 20m² aufwärts wäre gut. dann drehst du 4 oder mehr haken in die decke so das es möglichst mittig im raum eine fläche entsteht in die der sänger samt mikrofon gut reipasst. dann ziehst du ne wäscheleine von einem haken zum nächsten, schmeist obendrüber ne decke(so ne günstige bettdecke von ikea z.b.) und befestigst an den seiten auch ringsum bettdecken.

Das hört sich ganz interessant an. Hätte zwar nen Raum der dafür verwendet werden kann, jedoch hätte ich dabei gut 20 Meter Kabelweg und keinerlei Kontakt mehr zwischen PC und Gesangsraum - ob sich dass dann noch als sinnvoll erweist?

Gruß Wurst

 

[BendedSkies]

Hallo Wurst,

sich vor den offenen Kleiderschrank und Gesangsaufnahmen zu machen ist eine Notlösung (wenn auch nicht die schlechteste).
Den Kleiderschrank jetzt auszukleiden halte für Unsinn. Es klingt fast so, als ob den deinen Kleiderschrank zu einer Gesangskabine umbauen willst.

Bau dir lieber ein paar leichte Absorber, die du dann bei Bedarf an die Wände hängst.

 

[BEATSTER]

Also ich würde ganz einfach mal einen mit Kleidern gefüllten Kleiderschrank ausprobieren. Vielleicht reicht er ja dann hin...?

 

[MattBastard]

das ist doch sogar ganz gut. alles was du da brauchst ist nen zweites mikrofon als talkbackwo du deine ansagen durch machst und was der sänger dann mit auf den kopfhörer bekommt. 20meter kabelweg sind technisch kein problem aber wie groß ist denn deine hütte?^^ mein haus hat knapp 500m² wohnfläche und die längste seite hat 17m ^^ egal wenn das soweit auseinander ist kannste ja dann direkt über die monitore abhören was sich grundsätzlich besser macht als über kopfhörer gegen zu hören. ist gleich der nächste vorteil.

 

[RolaB]

Also ich kann mich an ein ToneZone Specialheft im Rock Hard erinnern wo Rick Rubin Tips für gutes Homerecording gibt. Da hat er die Variante offener Kleiderschrank empfohlen. Wenn ein Profi einen solchen Tip gibt kann er so falsch und schlecht gar nicht sein denke ich...

 

[Bonzo3000]

Aber dran denken, das Mikro zeigt Richtung Schrank.

 

[altessockenfach]

Aber dran denken, das Mikro zeigt Richtung Schrank.

Falls das noch missverständlich ist --> Rücken zum Schrank

 

[petraneu]

Also ich kann mich an ein ToneZone Specialheft im Rock Hard erinnern wo Rick Rubin Tips für gutes Homerecording gibt. Da hat er die Variante offener Kleiderschrank empfohlen. Wenn ein Profi einen solchen Tip gibt kann er so falsch und schlecht gar nicht sein denke ich...

Nicht alle, die mit Musik Geld verdienen und damit als Profis gelten, haben Ahnung von dem was sie tun. Höre Dir mal die aktuellen Techno und Ethmix-Mixes an: Da ist soviel an der Stimme gedreht und verwurstet, dass Überbetonungen bei der Aufnahme überhaupt nicht mehr auffallen.

Von daher kann man natürlich gerne auch im Kleiderschrank aufnehmen. Objektiv gut ist es sicher nicht. Der Hörer denkt, das sollte so sein und gut ist. Aber nur, weil "Rapper DJ 90Cent" etwas macht, ist es noch lange nicht zielführend für das, was Herr Müller vor hat.

P.S. Früher sind die Leute in Badeanstalten gegangen, um Hall einzubekommen, weil sie noch keine Hallspiralen oder DSPs hatten.