In G Dorisch komponieren

[TheButcher]

Hallo;

Ich versuch mich immer mal wieder gerne an anderen "Modes" - jetzt mal G - Dorisch.

Problem: Es klappt oft nicht - Dorisch tendiert halt immer leicht zur 0815 Dur Tonart darunter (G - Dorisch nach F Dur; D - Dorisch nach C - Dur...usw...)

Oke; ich bezieh mich mal auf die Akkorde und die Melodie; hab auch ein kleines soundbeispiel;
Ich würde von euch gerne wissen, ob es nach G - Dorisch klingt; wenn nicht, wie man die Akkorde baut, damit sie dorisch klingen und; welche Akkorde sich anbieten:

Hier also mal die Tonleiter G - Dorisch:

1 - 2 - b3 - 4 - 5 - 6 - 7 - 8
G - A - Bb - C - D - E - F - G

Also; eine G Moll Tonleiter mit einer "natürlichen?" 6, anstatt b6. Soweit so gut.
Also halt diese natürliche 6 bei der Melodie UND beim Akkorde "bauen" berücksichtigen.

Das sound Bsp sind 8 Takte mit folgenden Akkorden: (die ersten 4 Takte klingen für mich nicht so Recht "dorisch" - die letzten 4 schon eher....)


Bb(mit E) / Bb / Bb(mit E) / Bb / C / C / gm / gm


Die Melodie darüber;:

E / Bb / F / E / Bb / F / E / D
C / D / E / F / A / Bb / A / Bb / A / Bb


Cello spielt durchgängig G
Viola F / E / F / E / Bb

Ja; also; die Chordprogression C Dur nach G Moll geht schon ins dorische (mit der richtigen Melodie drunter) - aber weiter komm ich nicht; ich möchte mehr Möglichkeiten für Chords die nach G dorisch klingen.
Welche Chords gibts da noch? Wie baut man die?

hier soundbsp.

https://app.box.com/s/j2bh404kld52dhpwxoh83bxxhog1p75n

Danke fürs Interesse.

Lg

B.

 

[Locis]

Darf ich Dir kurz etwas über Akkordschreibweise sagen? Damit man auf die Schnelle erkennt, was gemeint ist... Normalerweise gibt es folgende Übereinkunft: ein Durakkord wird groß geschrieben z.B C=C-Dur, Moll wird manchmal klein, manchmal groß geschrieben, aber immer mit einem m versehen: gm, Gm = G-Moll. Dann wird es einfacher, Deinen Akkorden zu folgen. So wie es jetzt da steht, hast Du lauter Durakkorde und man muß sich zusammenreimen, was Du meinst.

Für mich ist vor allen Dingen die Verbindung Gm-C der Kern des dorischen Gefühls...

 

[TheButcher]

Ok; ja stimmt; mach ich gleich.

Höre das wie du mit dem C - gm.
Ich suche eben noch nach mehr (chord) Möglichkeiten.

Lg

 

[Locis]

Probier mal, ob Du mit am-D noch etwas anfangen kannst. Kommt natürlich alles auf den Zusammenhang an.

 

[TheButcher]

oke; hab mal die Chords anders geschrieben.

Danke für den Tipp mit am und D; darüber hinaus dachte ich auch an Chord Variationen die sich für G - Dorisch anbieten.

Also, nicht nur einfach Dur oder Moll.

Ja; ich les auch viel, dass sich die ....7 chords gut eignen....also am7 ; C7; dm7....

Danke
Lg

 

[Pheeel]

Vielliecht hilft es dir, mal bei anderen reinzugucken.

Wicked Game von Chris Isaak ist glaube ich ein paradebeispiel für Dorisch als Tonart. Dort hörst du auch den etwas anderen Mollcharakter. Dorisch ist ja sehr nahe mit natürlich Moll verwandt. Es ist einfach einen tick frischer und nicht ganz so melancholisch wie natürlich moll.
Da es eine ganz einfache Nummer ist, hilft dir vielleicht eine analyse.
Das gewisse etwas der nummer ist definitiv dem dorischen Modus zu verdanken, in dem sich Chris Isaak mit dem Song bewegt.



du brauchst also keine wilden besonderen akkorde, um den charakter zu erzeugen.
Die akkorde in dem stück sehen ja auf den ersten blick sehr sehr standard aus.

b-moll A E E.

Der feine unterschied liegt halt an den tongeschlechtern. Der E-Dur Akkord ist eben ein Dur Akkord, weil es im dorischen Modus geschrieben ist.

Ja; ich les auch viel, dass sich die ....7 chords gut eignen....also am7 ; C7; dm7....

Das würde ich nicht pauschalisieren. Wichtig ist, dass du eben die eine verschobene Note zu Äolisch/moll unterbringst. Es ist das G# im Edur Akkord bei Wicked Game. Natürlich kannst du auch Septakkorde verwenden, allerdings verstärkt das den Charakter nur, wenn du mit den akkorden genau den besagten Schlüsselton der Tonart verwendest. Da ist dann natürlich egal ob du Sept, Sexer oder sonst einen Akkord verwendest. Der halbton schritt zwischen 6 und 7 ist maßgeblich verantwortlich für den charakter des Modus. Diesen Ton versuchst du bestenfalls in melodie oder Akkorden unter zu bringen, und der Charakter wird deutlich.
Auf der ersten Stufe wäre es dann der große Sext-akkord. Der wäre bei Moll ein kleiner sext-akkord.
Das klingt dann natürlich weniger schön, darum eignet es sich u.U. eher den ton bei einem anderen akkord einzubinden. Siehe Chris Isaak mit dem E-Dur.
Ein weiteres schönes Ding, sofern du dich dran traust, ist es mit der Stufe zu arbeiten, auf der es keine reine quinte gibt. Jeder Modus hat auf einer Stufe keine reine Quinte zur verfügung, sondern nur übermäßige oder verminderte Quinte. Bei moll ist es auf der zweiten Stufe, bei dur auf der 7ten stufe, bei dorisch sollte es auf der 6ten stufe keine quinte geben, sondern nur die verminderte oder übermäßige. Der verminderte ist natürlich etwas spannungsgeladen, weswegen der einsatz nicht ganz einfach ist. Aber er leitet zu spielchen ein, weil er eben diese Spannung erzeugt.
Mit diesem verminderten Akkord, auf der 6ten stufe kannst du den charakter gut verstärken. Verminderte Akkorde lässt man bestenfalls nicht alleine stehen, weil sie nicht sonderlich schön harmonisch klingen. Aber im Kontext zu anderen Akkorden kann man diese Spannung sehr schön auflösen.

 

[TheButcher]

Hallo pheel;

Ja; super; das war genau das Zeugs was ich wissen wollte.

Ich LIEBE "wicked game" - cover das immer mal hier bei open stage....die Ladies lieben es; herrlich.

Das muss ich mir jetzt nochmal reinziehen; is echt n super Beispiel.
In deinem Post stecken noch ganz viele Interessante Sachen drin; muss ich mir in Ruhe zu Gemüte führen.

Vielen Dank für die ausführliche Antwort. melde mich.

LG

B.

 

[Pheeel]

kein problem.
wenn wir dabei sind, guck dir mal "the XX - infinity" an. kann mir net vorstellen, dass die da nicht abgekupfert haben.

 

[TheButcher]

ALTA !!!!!

weißt du was (bin riesen XX fan) - ich hab mir GENAU DAS auch schon gedacht - ich SCHWÖA !!

Dachte.die Gitarre und der sound klingt i-wie nach wicked game....

Krass

 

[Thez]

Man muss schon mal wissen, was man will, Soundtechnisch. Also mal weg von so Begriffen wie "Mode", und eher hin zu einer musikalischen Vorstellung.

Soll der ganze Song, durchweg Dorisch klingen? Wie Davis Miles "So What"? Oder diverse Santana Stücke? Oder oder.
Dann sind nämlich komplizierte Harmonien eig. ambivalent. Weil du willst nicht harmonisch irgendwo hin. Du willst auf deinem G Moll-Akkord ruhen und G-Dorisch auskosten. Der C Durakkord ist doch nur mittel zum Zweck, weil er die natürliche Sexte enthält und das Ohr sich wundert warum da nicht wie erwartet der C Moll Akkord kam. Also, eigentlich gibt es sowas wie Funktionstheorie in so einem Fall garnicht bzw. besser gesagt, spielt die hier keine Rolle.
Was man natürlich probieren kann (und was auch gut klappt) ist in Moll zu denken, und einfach die b6 durch die natürliche 6 hier und da zu ersetzen oder zu ergänzen. Bei Wicked Game da oben gefällt mir der Ansatz am besten, dass man eben aus einer Bm A Em Akkordfolge eben eine Bm A E Akkordfolge gemacht hat. Bei so einem Denkansatz aber: Finger weg von Dominantakkorden.

Soll der Dorische Sound allerdings mehr so eine Verzierung sein, dann kann man ja auch mal nach "Borrowed Chords" (Modal Mixing, Modal Interchange) gucken, und vielleicht da was reißen.

Es empfiehlt sich aber vielleicht eher, den konkreten Unterschied zwischen Dorisch und Moll zu verinnerlichen.
Was ich immer toll fand, war lange in C Dur zu improvisieren und dann zu C Moll zu wechseln. Also quasi eine direkte Gegenüberstellung. Da fällt es einem wie Schuppen von den.. Ohren? Da merkt man eben erst, wie dramatisch Moll eig. wirkt, in welchen Noten wie viel dieses Charakters steckt. In der b7 eher weniger, in der b3 schon mehr und die b6, woah.

Also vielleicht mal ne weile Melodien in C Moll improvisieren und dann zu C Dorisch wechseln. Wenn man hören kann worauf es ankommt, ist der Rest eig. gar nicht mehr so schwer.

Ich hab nur die Erfahrung gemacht, dass wenn man es NICHT hören kann.. dann hilft die Theorie auch nicht so viel.

Naja, ich weiss, das ist nichts Konkretes, aber vielleicht gibt es ja gute Anstöße.

 

[TheButcher]

Ja;

Das sind super Denkanstöße

Bzw. so ähnliche Sachen gehen / gingen mir auch durch den Kopf.

Oft haben dann eben nur ein paar songparts nen dorischen Charakter.

Und wie du sagst; mann muss es hören; es muss (gut) klingen; sonst hilft alles nix.

Im Endeffekt kam bei meinem letzten song dann so, dass ich in den Verses über den G Moll Akkord ein E singe (und nicht nur ganz kurz, sondern schon länger) - das klingt dann für mich "dorisch" - im Verlauf des songs ändert sich das dann alles wieder und gehr wieder Richtung F Dur dann glaub C Dur.

Song is in der aktuellen Chartshow "Erode" - falls du reinhören willst:

https://recording.de/Community/Songvoting/Songs/7048/song.html

LG