Hans Zimmer Masterclass

  • Ersteller BlackSnail
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Mehr Doku oder mehr Tut?
Mir ist zb. im Gedächtnis geblieben, dass man die Musik wie einen Dialog betrachten könnte.
Stell dir zb. zwei Personen vor, die sich "musikalisch" unterhalten. A sagt zb. C, D, E und B antwortet E, D, C.
Dann fragt A noch mal nach: C, D, E, E, D und B sagt G, E....versteht man was ich meine?
A sind dann zb. die Streicher, B die Woodwinds und C (Bläser) quatschen dazwischen^^
Simples Prinzip, aber höchst effizient, nicht in Worten, sondern in Tönen kommunizieren, streiten...
Das ist das Call-and-Response-Prinzip, das ich bei Trackbesprechungen immer mal erwähne.
https://en.wikipedia.org/wiki/Call_and_response_(music)
Und zugleich das Grundprinzip der meisten Musik, schon vor Bach entstanden. Dazu braucht es mMn kein 90€ Tutorial, um dieses Schema und andere musikalische Grundfunktionen erklärt zu bekommen. Gibt es da irgendetwas exklusives in der Videoreihe, was man so noch nie gehört hat, oder fällt alles unter die Rubrik "Komposition für Dummies"? Es wurde ja als die neue Bibel für jeden Filmkomponisten angepriesen. Mir kam das gleich spanisch vor und vermute immer noch reine Geldschneiderei dahinter.
 
Habe mir die Masterclass auch gegeben.
War ein Impulskauf, der Werbespot auf youtube hat mich nach dem xten mal irgendwann dann doch gekriegt. Das nennt man im Werbefachjargon glaube ich Penetration. Hat sich hinterher als die Kohle weg und die Enttäuschung da war auch ein bisschen so angefühlt.

Der Trailer impliziert zwar, dass HZ an der DAW sitzt und praxisnahe Tipps gibt. Dieses implizierte Produktversprechen wird aber nicht eingelöst: Die Szene aus dem Trailer ist neben einer anderen in der er ziellos am Zebra (natürlich HZ Edition, zwecks product placement) rumschraubt die einzige bei der er tatsächlich mal an seinem Arbeitsplatz sitzt.
Die ganze Veranstaltung fühlt sich eher wie ein Infomercial für seine Musik, die Filme und seine Sound-Produkte, als wie eine "Masterclass" an. Statt hilfreicher Tipps erwarten einen Plattitüden wie: "If you think, that pushing a piano from the rooftop is the sound your score needs, go ahead and do it!".
Die ebenso substanzlosen PDFs, die meist nur aus 3 bis 4 Zeilen bestehen und sich wie Arbeitsblätter für Grundschüler lesen, halten solche "Kursinhalte" dann für die ganz dummen auch noch schriftlich fest.
Spätestens an diesem Punkt kommt man sich dann wirklich so richtig blöde dabei vor und schämt sich zutiefst dafür, das schöne Geld so sinnlos verheizt zu haben.

Dabei hätte masterclass.com so viel mehr daraus machen können. Eine kleine Studiotour, in der er sein Setup kurz erklärt. Oder mal eine Scoring-Session filmen, mal was von der Postpro zeigen. Er hätte dabei ja gar nichts erzählen oder vorbereiten brauchen. Einfach nur "dabei" zu sein wäre schon genug gewesen.
Aber nichts dergleichen...
Stattdessen wird fast die ganze Zeit nur eine Kamera frontal auf ihn gerichtet, während er die immer gleichen Anekdoten aus seinem Leben abspult, die wir alle bereits aus seinen Interviews kennen.

Alles was von dieser "Masterclass" bleibt, ist eine fader Nachgeschmack und die Erinnerung an einen enttäuschenden und sehr teuren Fernsehabend, bei dem man ständig aufstehen musste um das nächste Video (pardon, die nächste "Lektion") abzuspielen.

Das einzige was man wirklich von der "HZ Masterclass" lernen kann, ist es sich nicht immer so leicht blenden zu lassen, sondern lieber nach günstigeren und besseren Alternativen zu suchen.
Meine Tipps: Spitfire Creative Cribs, VSL Studio Talk und der Kanal von Film.Music.Media.
Zwar taucht dort HZ nicht auf, aber dafür unter anderem Alan Silvestri, Danny Elfman und für die, die auf germanische Rumsbums-Komponisten nicht verzichten können auch Klaus Badelt.

Und das ganz für lau auf youtube...


lg

recordingfuzzie

Edit: Die Videoserie von VSL heißt VSL Studio Chat, nicht Studio Talk.
 
Zuletzt bearbeitet:
Habe mir die Masterclass auch gegeben.
...
Danke für diesen kritischen Einblick!

War ein Impulskauf, der Werbespot auf youtube hat mich nach dem xten mal irgendwann dann doch gekriegt. Das nennt man im Werbefachjargon glaube ich Penetration. Hat sich hinterher als die Kohle weg und die Enttäuschung da war auch ein bisschen so angefühlt.
So gehts mir häufig nach dem Kauf von Libraries mit leckeren Demovideos, wo man das Gefühl kriegt krasse Trailermukke geht mit der Library in drei Mausklicks. Und nach dem Kauf merkt man, dass da vom Bedienkonzept und von den Sounds her doch wieder alles beim alten ist und mit Wasser gekocht wird.

Meine Tipps: Spitfire Creative Cribs, VSL Studio Talk und der Kanal von Film.Music.Media.
Danke für den Tipp!
 
Hätte ich nicht gedacht, dass es so schlimm ist.
 
Aber sooo schlimm? Finde ich schon krass. Da wurde ja dann von keiner Seite irgendein Aufwand betrieben.
 
So gehts mir häufig nach dem Kauf von Libraries mit leckeren Demovideos, wo man das Gefühl kriegt krasse Trailermukke geht mit der Library in drei Mausklicks. Und nach dem Kauf merkt man, dass da vom Bedienkonzept und von den Sounds her doch wieder alles beim alten ist und mit Wasser gekocht wird.

IMMER, wenn man nach einer Werbung ein großes Verlangen verspürt ein Produkt zu kaufen, sollten die Alarmglocken angehen. Kurz Luft holen, zurück rudern, Kaufvorgang abbrechen, Zeit nehmen, nachdenken!

Die Verkaufspsychologie ist ein dämlicher Bastard, der dir nur das Geld aus der Tasche ziehen will und nicht dein Freund, der dir Gutes tun will.

Mit dieser Einstellung dazu hab ich schon viel Geld gespart. Wenn du das auch tun willst, kauf mein Buch mit vielen hilfreichen Tipps auf Amazon! Nur noch heute 50 % off. :D :D :D
 
Also das Frage-Antwort-Spiel, dass der Herr Zimmer anspricht ist nicht nur sehr alt und kommt auch nicht nur in unserer europäischen Klassik schon vor, sondern weit davor in allen Kulturen (soweit ich sie musikalisch kenne). Das ist zunächst mal nicht verkehrt, so ein Prinzip auch anzusprechen. Wer sich das zu Herzen nimmt, kann da wirklich schon was mit anstellen.
Der Punkt für mich ist aber der, dass der Egomane Zimmer mir einfach mit seinem aufgeblasenem Getue fürchterlich auf die Nerven geht. Er spielt also am liebsten in D und "das ist die Frage" und "das ist die Antwort". Aha, soso. Sowas nennt sich dann Masterclass? Na vielen Dank.
Die Tipps von @recordingfuzzie sind hingegen Gold wert, danke dafür!
 
Danke, rec-fuzzie :right:

Dann bin ich mal froh das nicht gekauft zu haben.
Das Konzert aber in Frankfurt war meeeeee-gaaaa! :jawohl:


(allen voran Tina Guo :love: )
 
Die ganze Veranstaltung fühlt sich eher wie ein Infomercial für seine Musik, die Filme und seine Sound-Produkte, als wie eine "Masterclass" an. Statt hilfreicher Tipps erwarten einen Plattitüden wie: "If you think, that pushing a piano from the rooftop is the sound your score needs, go ahead and do it!".
Hatte das so erwartet... Danke für das Review.
Aber - vielleicht ist Hans gar nicht so viel anzulasten dabei. Bei den Talks von Filmkomponisten und anderen Komponisten, die ich bisher bei Youtube gesehen habe, kam kaum mal etwas rum, was über sehr Allgemeines hinausging. (Damit sind nicht Songwriter und Trackbastler klassischer Popsong- oder Clubtrack-Arrangements gemeint.)
Wie wäre mal ein Thread, in dem jeder zu einem Youtube-Talk, den er gerade gesehen hat, schreibt, was er für sich daraus rausgezogen hat?

Die Erklärung dafür könnte sein, dass die "Meister" ihr eigenes Tun nicht strukturiert vor Augen haben, weil es die Summe der unstrukturiert angesammelten Faktoren aus Abertausenden Stunden der Konzentration und Versenkung ist, in denen sich Handwerk und Intuition verfeinert haben. Diese Faktoren wirken im Unbewussten zusammen und können vom Bewusstsein kaum auseinanderklabustert werden.

Es gibt da dieses Buch "String Theory" von David Foster Wallace, dem postmodernen Autorenstar, der einst im Profitennis unterwegs war (und seinem Leben schließlich ein Ende bereitete). Er erklärt da, warum Tennis- und allgemein Sportstars sich nur banal über ihr zum Kunstwerk gebrachtes Spiel äußern (können) und es nur ansatzweise von außen, aber nicht von den Spielenden selber analysiert werden kann. Weil mit leerem Kopf, d.h. ohne bewusst gesteuertes Nachdenken die im Unterbewusstsein abgespeicherten Faktoren aus Intuition und Erfahrung ungestört zusammenwirken können. "Blindness and dumbness are not the price of the gift, they are its essence."
Wer von außen analytisch draufschaut, kann sich daher besser dazu äußern als der Erschaffer selbst. Es liegt alles offen, es ist nur eine Frage der Übung und Erfahrung, zu durchschauen, was in der Musik anderer wie funktioniert.

Why, Wallace wants to know, are top athletes so uniformly unenlightening about their achievements, when they are the only people who actually know what it feels like to be so mind-bogglingly good? Wallace answers his own question ... by introducing a typically ingenious paradox: it “may well be”, he says, that only those who aren’t divinely gifted as athletes (i.e. spectators) are capable of seeing and articulating sporting genius, while those who actually “receive and act out the gift” must necessarily be “blind and dumb about it – and not because blindness and dumbness are the price of the gift, but because they are its essence”.
www.theguardian.com/books/2016/jun/24/string-theory-david-foster-wallace-tennis-review

Das ist übrigens auch der Nachteil des Auf-den-Bildschirm-guckens beim Musikmachen. Der Geist wird da festgehalten in einer Feedbackschleife der Verarbeitung grafischer Information, die die Augen beständig liefern. Der Geist wird da ständig beschäftigt mit der Vergegenwärtigung dessen, was schon da ist, und hat dadurch weniger Kapazität für freie Assoziation und Intuition für das, was noch zu schaffen als ist - weswegen gute Ideen gern mal in Pausen bzw. "auf dem Klo" kommen, wenn der Geist endlich befreit ist von der grafischen Feedbackschleife.

PS: Dilettanten haben trotzdem keinen Grund, nun über ihre Blindness und Dumbness zu jubeln, denn die wirken zum Guten erst auf der Grundlage ausprägten musikalischen Gespürs und schierem verfeinerndem Einsatz. So ist das mit den Paradoxien.
 
Zuletzt bearbeitet:
Ein anderer Punkt bzw. eine andere Theorie: Hans Zimmer ist soweit ich weiß nicht als Lehrer geübt oder für Unterricht in seinem Fach bekannt.
Nur weil jemand ein Experte ist, ist er nicht automatisch qualifiziert, sein Wissen vermitteln zu können. Experten, denen ihr Tun in Fleisch und Blut übergegangen ist, sehen u.U. nicht mehr, was für den Laien wissenswert ist.
In der Psychologie ist der Effekt bekannt als Curse of Expertise oder Curse of Knowledge
https://en.wikipedia.org/wiki/Curse_of_knowledge

Bekannt auch aus dem Sport: Sportlerlegenden sind nicht unbedingt als Trainer tauglich. Diego Maradona oder Michael Jordan hatten als Trainer von den Leuten Dinge erwartet, die sie für selbstverständlich hielten und von denen sie gar nicht wussten, wie sie diese Dinge in der Theorie vermitteln sollten.

"Michael Jordan had fallen victim to the curse of the expert, which is when someone can’t understand why others don’t see everything as clearly as he does. For an expert like Jordan, his skills were second nature to him, and he didn’t know how to properly explain them or put himself in the shoes of a novice."
(aus dem Buch 'This is your Brain on Sports' von L. Jon Wertheim)
 
Das trifft zu, wenn ich einem Laien meine DAW, bzw. das musizieren erklären müsste.
"Wir legen eine Spur mit einer Bassdrum an"...mein Gegenüber macht große Augen und ich weiß, dass der nicht mal weiß was ne BD ist^^
Also sage ich "Naja, jedenfalls kann man mit dem Teil Musik machen" und das wars dann für mich :D
Erstens will ich es dann gar nicht von Anfang anerklären und zweitens wüsste ich gar nicht wo ich anfangen soll.

Hier ist es bissel anders. Das Ding nennt sich "Masterclass" und wenn das ein "Fachidiot" dann nicht richtig rüber bringen kann,
soll er es lassen, oder sich kompetente Unterstützung nehmen. Das ist kein Anfängerkurs.
 
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Auch meinen Dank an Rec.-Fuzzi! Top Bericht!!

(...irgendwie ahnte ich es bereits)



.
 
Die Erklärung dafür könnte sein, dass die "Meister" ihr eigenes Tun nicht strukturiert vor Augen haben, weil es die Summe der unstrukturiert angesammelten Faktoren aus Abertausenden Stunden der Konzentration und Versenkung ist, in denen sich Handwerk und Intuition verfeinert haben. Diese Faktoren wirken im Unbewussten zusammen und können vom Bewusstsein kaum auseinanderklabustert werden..
Keine üble Erklärung, fürwahr.
Dennoch vertrete ich eher vehement diese andere nachfolgende Erklärung hier, dass gerade solche kompositorischen Künstler sich eh nicht ins offene Buch schauen lassen. Wollen. Denn auch diese haben ja nun mal regulär Deadlines, welche es streng, besonders in der USA, einzuhalten gilt. Und Workflow ist da eben alles, wenn es ums Kohlescheffeln, und das noch in solch finanziell hoch dotierten Sphären, geht. So vermute ich schon, und dies nicht nur sehr vage, dass es gewisse Skills & Anekdoten gewiss zu Hauf dort gibt, welche sich über die Jahre/Jahrzehnte der erfolgreichen Schaffensphasen genau dieser Klientel angehäuft haben. Aber in jene (Profi) Karten schauen lässt man sich wahrlich nicht gern. Gehört da wohl auch vielmehr zum guten Ton.


.
 
  • Danke
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Ich bin da eher bei Pensado, auf die frage warum er denn alle Geheimnisse erzählt sagte er:

I`m not selling my engineering, i`m selling my taste!


Ist bei Hans ja ähnlich, niemand bucht ihn weil er so toll Produziert sondern weil sie seinen Stil mögen.
 
Kann natürlich auch sein, dass der selbst gar nicht weiß was "er" tut, da er seine Leute dafür hat.
Hinter Bohlen steckt ja auch nen ganzes Produzententeam und er klimpert allenfalls mal seine Ideen Demo-mäßig ein.
Kann mir gut vorstellen, dass es bei Hans ähnlich ist. Wenn ich immer mitbekomme wie "gut" er zb. Klavier spielt, kann ich mir gut vorstellen, dass er keinesfalls alleine für Soundtracks ala "Fluch der Karibik" zuständig ist. "Firma Hans Zimmer", oder wie auch immer, mit zig Leuten die Ahnung haben. Wenn er da also nur das "Aushängeschild" ist, kann bei so ner Masterclass auch nicht viel mehr rum kommen^^.
 
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Das stimmt. In ihren hohen Lack Overknees ist sie sogar noch noch besser. Finde ich jedenfalls.
Ich war letztes Jahr in Wien beim Konzert. Den "Sound" von Tina Guo bei dem Konzert fand ich eher nicht so gut.
Einer der Gitarristen und eine Geigerin hatten zuvor geheiratet. Sie ist wohl Ungarin und die beiden haben ein ungarisches Volkslied gespielt. Das war ziemlich krass. Tina Guo empfand ich dagegen als eher "blass". Okay, die Kompositionen sind wohl auch nicht so anspruchsvoll, aber gerade deshalb hätte ich mir schon etwas mehr Virtuosität von ihrer Seite aus gewünscht

Wenn ich immer mitbekomme wie "gut" er zb. Klavier spielt, kann ich mir gut vorstellen, dass er keinesfalls alleine für Soundtracks ala "Fluch der Karibik" zuständig ist.
Isser ja auch nicht. Wie willst Du denn das Pensum als alleiniger Komponist schaffen?
Remote Control:
https://de.wikipedia.org/wiki/Remote_Control_Productions
http://www.hans-zimmer.com/index.php?rub=rcprod
 

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