Gefallen

[artname]

aktueller Stand unter Mitwirkung des Forums

Gefallen

Der Hohn ist dein Logo, dein Reden Gestank.
Verfault ist die Seele. Dein Atem macht krank.
Hey Harfe des Teufels, verkrachter Poet:
Man riecht dich von Weitem, weicht aus und versteht!

GEFALLEN!

Ein Kranker, ein Hässling, gefallen, zerschellt.
Ein leuchtender Engel, ein Zerrbild der Welt.
Normale Gestalten von Herzen und Wuchs
verriegeln die Sinne, vergessen dich flugs.

GEFALLEN!

Vergeblich! Sie spielen das Spiel der Natur,
Ob Fresser, ob Fraß, ob veredelt, ob pur -
Was bleibt uns am Ende von Schönheit und Geist?

Der Eine lebt friedlich, der Andre erbost.
Der Wind streift die Gräber und pfeift wie zum Trost:
Ein Stein bleibt ein Stein - auch wenn man drauf scheißt.

GEFALLEN!
GEFALLEN!

Urposting (Erstversion):

Gefallen


Der Hohn ist dein Logo, dein Reden Gestank.
Verfault ist die Seele. Dein Atem macht krank.
Gedichte verfasst du mechanisch, Poet.
Man riecht dich von Weitem, weicht aus und versteht!

Gefallen...

Ein Kranker, ein Hässling, gefallen, zerschellt.
Als Opfer geboren, als Zerrbild der Welt.
Normale Gestalten von Herzen und Wuchs
verriegeln die Sinne, vergessen dich flugs.

Gefallen...

Vergeblich! Sie spielen das Spiel der Natur,
Ob Fresser, ob Frass, ob veredelt, ob pur -
Was bleibt uns am Ende von Schönheit und Geist?

Der Eine geht friedlich, der Andre erbost.
Der Wind streift die Gräber und pfeift wie zum Trost:
Ein Stein bleibt ein Stein auch - wenn einer drauf scheisst.

Gefallen...

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Den Text schrieb ich heute als Skizze, um einen Versfuss, den Amphibrachys, zu üben. Er hat die xXx - Betonung, wie beispielsweise "zer_bro_chen". Ich war erstaunt, welch klare Sprache dieser Versfuss erzeugt., Als Songtext wäre er immer höchstens B-Seite, aber es gibt ja Gottseidank auch ausgefallene Geschmäcker.

 

[Lobotomeandyou]

Fließt doch gut dahin, so'n Amphibratschistenreim.

 

[Rex]

Schönes selfie!

 

[artname]

Ja. Dieser Fluss erstaunte mich auch. Die Schwieigkeit besteht darin, mit jedem "xXx" eine abgeschlossene Sinneinheit zu schreiben. So bleibt der Text dicht und schwafelt nicht. Ich habe mit dem Text auf jemand bestimmtes in meinem Leben gezielt. Deshalb hat er etwas Düsteres. Aber das Prinzip kann man auf alles anwenden, wenn man denn will.

Auch als musikalisches Riff ist die Figur ja durchaus interessant. Klingt irgendwie nach shuffle. Ich telefonierte gestern mit jemand aus dem Forum. Wir sprachen u.a. über Refrains. Ich liebe Kurze Refrains. Was zu sagen ist, sollte in den Strophen gesagt werden. Der Refrain gehört aus meiner Sicht NUR DER MUSIK!

Na ja...

 

[Dodo_I]

Wenn ich das in der sich darin befindlichen Melodie vor mich hinsinge erinnert mich das sehr an Grönemeyer

 

[Dodo_I]

in = sich ...

 

[artname]

Wenn ich das in der sich darin befindlichen Melodie vor mich hinsinge erinnert mich das sehr an Grönemeyer

Hm...ja... das kann ich nachvollziehen. Das unterstützt meinen Eindruck, dass Amphibrachys-Versfüße eine hochkonzentrierte Sprache produzieren. Und hochkonzentriert sind ja auch die meisten Grönemeyer-Texte.

Ich empfinde deinen Eindruck aber auch als Kompliment, da die Verse vermutlich Musik in dir wecken.
Danke

Lg

 

[artname]

Hallo Rex,

Schönes selfie! https://recording.de/uploads/smil451c71f7edf7c.gifhttps://recording.de/uploads/smil470009513826a.gif

Schlingel, Du!

Genau DAS sind solche Hemmungen, die ein Texter überwinden muß: "Ähm...Könnten die Leute das als Selbstporträt empfinden?" - O Mann, der Weg vom Text zum Song ist lang. Aber wenn man schon auf der ersten Stufe kneift...

Ich habe da eine gute Regel: Wer dir was Böses unterstellt, trägt es selber in sich...

Lg

 

[Rex]

"Ähm...Könnten die Leute das als Selbstporträt empfinden?"

Normalos wahrscheinlich nicht.

...dir was Böses unterstellt

Nein, wieso?

Die meisten Künstler sind von Selbstzweifeln geplagt. Kritische Selbstreflektion, (die sich mitunter auch subtil autobiographisch in einem Songtext wiederfinden kann), ist ein Zeichen von Intelligenz.

Außer man ist, wie heutztage so viele, als Superstar geboren oder thront einsam als begnadeter Dichterfürst über dem restlichen Mittelmaß.

 

[artname]

Lieber Rex,

Ich kenn keinen "Normalo", der nicht dann und wann von argen Selbstzweifeln geplagt wird. Liebeskummer, familiäre Probleme, Mobbing oder soziale Ängste übersteht keiner auf Dauer ohne Selbstzweifel.

DAS, aber eben auch echte Stänkerköppe schwebten mir beim Schreiben vor. Ich habe meistens ein, zwei natürliche "Vorbilder". Dann prüfe ich ich, ob das nicht gleichzeitig für MICH und JEDEN gelegentlich gelten KÖNNTE. Falls nicht, habe ich als Texter was übersehen.

Ansonsten gebe ich dir voll Recht: Kritische Selbstreflektion ist Vorausetzung für gute Texte!

Das ist einer der Gründe, warum mich viele "gesellschaftskritische" Texte abstoßen. Die Bösen sind in denen immer "die Anderen"... Nein! Bin ich Fresser, sind andere Futter (für mich). Das ist komplex, aber unumgänglich, Bin ICH das Futter, liegt das ebenfalls an komplexeren Ursachen als nur "den Anderen". Ich kenne de Gründe nicht. Kann nur künstlerisch mutmaßen, bei gebotener Bescheidenheit.

In diesem Falle lautet mein nüchterner Grundsatz: Ein Stein bleibt ein Stein, egal was man mit ihm anstellt.

Lg

 

[Locis]

Das ist SO NETT...
Spricht mich an. Könnte noch etwas vertieft den Refrain ausarbeiten. So, wie es jetzt ist, klingt das nach Quasimodo. Ich frage mich: warum "gefallen"?, wenn

Ein Kranker, ein Hässling, gefallen, zerschellt.
Als Opfer geboren, als Zerrbild der Welt.

Mir fehlt etwas stolzes, hochfliegendes, gewissermaßen die Fallhöhe...

Ansonsten: Voll der coole Text. Tolle Bilder, ansprechend gestaltet. Etüde gelungen, würde ich sagen.

 

[hedelund]

Ich glaube das ich mir keine Sorgen darum machen muß,
warum mir die Zeilen absolut nicht gefallen.
Das ist nicht mehr die Poesie heutiger Zeit.
Als Songtext wäre das für mich nicht einzuordnen.

HL

 

[artname]

Hallo Locis,

Das ist SO NETT... Zwinker

Wow! Ein Musiker mit Kenntnis der Gedichteformen! Hut ab!. Allerdings, das klassische Sonett baut auf 5! Versfüße pro Zeile, ich benutze nur 4.

Dennoch - richtig erkannt: Ich entschied ich mich tatsächlich sekundenschnell für eine Art Sonet-Form.Unter anderem auch, da mich die Frage interessierte, ob und wie man in den 2 Terzetten das abschliessende Reimpaar "Geist/ scheißt" musikalisch hervorheben kann kann. ( der zweite Teil des Reimpaars ist natürlich drastisch, aber das könnte man ohne Probleme "salonfähiger" texten, (wenn man denn wollte).

Mir fehlt etwas stolzes, hochfliegendes, gewissermaßen die Fallhöhe...

Ich vermute, auch Du siehst in dem Txt ein Selfi?

Hm... naja, es war tatsächlich als Schmähtext auf jemand anderes gemeint. Auf einen etwas durchgeknallten "Lyriker", der seine Gedichte tatsächlich als "göttlich" bezeichnet.

Hm... aber mit etwas Abstand sehe auch ich nun etwas mehr inhaltliches Potential in dem Text. So schräg wie der Typ auch drauf ist - er ist voll bei der Sache. Und das ist doch heute schon eine Ansage! Oder?

Lg

 

[artname]

@hedelund,

Ich glaube das ich mir keine Sorgen darum machen muß,
warum mir die Zeilen absolut nicht gefallen.

Richtig. Alles ist Geschmacksache.

Das ist nicht mehr die Poesie heutiger Zeit.

Obwohl mich hier das Metrum mehr interessierte als eine Veröffentlichung; man findet derartige Tonfälle heute durchaus in Pop-Produktionen - von Rammstein über Gothic bis Dark Metal!

 

[Locis]

Ich vermute, auch Du siehst in dem Txt ein Selfi?

Nö, eigentlich nicht. Aber der Refrain "gefallen" hat mich auf den Pfad gebracht. Es ist natürlich ein Wortspiel - ich hab zuerst an "gefällt mir" gedacht. Hingefallen ist dann erst im zweiten Anlauf aufgetaucht. Aber gefallen ist auch der Engel. Das meinte ich mit Fallhöhe.

 

[artname]

Hallo Locis,

"Gefallen" habe ich erst anschließend in den Text gemogelt.

Aber dieses Stichwort symbolisiert meine Texterhaltung. Alle 3 Wortdeutungen sind beabsichtigt:
1. Gefallen wollen,
2. gefallen sein
3. gefallener Engel (Prostitution).
Zunächst ist dieses Wort Angebot, aber auch Platzhalter in einem.

Und dann überlasse ich es dem Komponisten, was er aus dem Stichwort machen will.
1. Er kann es bei dem Wort belassen.
2. Er kann 2-3 Zeilen dazu komponieren.Und ich betexte dann die zusätzlichen Zeilen.

Das Übergewicht im Refrain muss für mich die Musik haben. Im Gegensatz zu den Strophen. Manchmal wandeln sich die Strophen, nachdem der Komponist sich entschieden hat, nochmal erheblich. In DIESEM Falle hilft mir die Bauformel" Amphibrachys." allerdings sehr. Ich weiß formal sofort, wo ich hin muss. Naja: Handwerk!

 

[Locis]

"Gefallen" habe ich erst anschließend in den Text gemogelt.

Es hat aber dem Text ne zusätzliche Dimension verliehen, die ich sehr inspirierend finde.

gefallener Engel (Prostitution)

Nee, nicht Prostitution. Ich meinte jemand, der ganz oben war, der Erfolg hatte, geliebt und geachtet wurde und dann eben gefallen ist.

Ich habe das schon aus der Ich Perspektive gelesen, obwohl Du ja "Du" schreibst, aber ich habe nicht Dich mit dem Protagonisten gleichgesetzt.

Wenn Du einen Kollegen als Vorbild hattest, dann ist es wahrscheinlich blöd, ihm auch noch ein Denkmal zu stellen, aber ich als unbeteiligter Leser des Textes hatte hier wirklich in Rammsteinmanier ein "Gefallen" im Ohr, das einem kalt den Rücken runterläuft. Dazu müßte aber irgendwo angedeutet werden, daß der Protagonist vorher alles hatte und eben nicht von jeher ein "Hässling" war. (Das Wort kannte ich übrigens noch nicht, aber als Texter mußt Du ja nen umfangreichen Wortschatz haben...)

Ich will nicht in deinem Text herumpfuschen, nur verdeutlichen, was ich meine:

Ein Kranker, ein Hässling, gefallen, zerschellt.
Warst leuchtender Engel, nun Zerrbild der Welt.
Normale Gestalten von Herzen und Wuchs
verriegeln die Sinne, vergessen dich flugs.

 

[artname]

Lieber Locis, Du argumentierst gut. Dein leuchtender Engel klingt auch in meinen Ohren ausgezeichnet. Er macht weitere Assoziationsräume auf! MEIN Engel ist nicht schön oder erfolgreich, sondern schlicht völlig abgedreht! DAS passt ausgezeichnet auf den/die Menschen meiner ursprünglichen Wahl. Und : auch Rammsteinstil würde passen.... Sagen wir mal zwischen brachialem Rock und Metal könnte die Vertonung liegen.

Was meinen die Anderen?


Gefallen

Der Hohn ist dein Logo, dein Reden Gestank.
Verfault ist die Seele. Dein Atem macht krank.
Hey Harfe des Teufels, verkrachter Poet:
Man riecht dich von Weitem, weicht aus und versteht!

GEFALLEN!

Ein Kranker, ein Hässling, gefallen, zerschellt.
Ein leuchtender Engel*, ein Zerrbild der Welt.
Normale Gestalten von Herzen und Wuchs
verriegeln die Sinne, vergessen dich flugs.

GEFALLEN!

Vergeblich! Sie spielen das Spiel der Natur,
Ob Fresser, ob Fraß, ob veredelt, ob pur -
Was bleibt uns am Ende von Schönheit und Geist?

Der Eine lebt friedlich, der Andre erbost.
Der Wind streift die Gräber und pfeift wie zum Trost:
Ein Stein bleibt ein Stein - auch wenn man drauf scheißt.

GEFALLEN!
GEFALLEN!

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*Vorschlag von Locis

 

[Lobotomeandyou]

Sagen wir mal zwischen brachialem Rock und Metal könnte die Vertonung liegen.

Was meinen die Anderen?

Yup!

Ging mir aber schon beim Ursprungspost durch'n Kopp. So, wie das da sprachrhythmisch angelegt ist, passt das perfekt ins Genre Neue Deutsche Härte.

Korrigiere ungern, aber in diesem Fall komme ich nicht drumrum, weil es m.E. 'ne Regelung ist, die schon Sinn macht (was man ja seit der letzten Rechtschreibreform nicht von allen Neuerungen behaupten kann):

der

Frass

wird mit ß am Ende geschrieben, da langer Vokal davor.

Ein Stein bleibt ein Stein auch - wenn einer drauf scheisst.

Verwirrt mich etwas.... denke aber, dass Du da den Trennstrich versehentlich so gesetzt hast. Das "auch" würde ich intuitiv beim Singen, Sprechen direkt vor das "Wenn" setzen. Also, dieser Trennstrich würde sich hinter dem Stein besser machen m.M. nach.

 

[hopoh]

hallo artname

Empfinde den Text zunächst mal als sehr sperrig und grob. Auf der anderen Seite gefallen mir die Metaphern und das mehrdeutige an den enstehenden Bilder...könnte durchaus von einer härteren New-Deutsch-Fraktion ala Rammstein oder von der dunklen Seite eines Albums von Xavier sein...