@qua:
Du rechtfertigst aber schlechte Musik damit, dass durch deren schnelle Produktionsweise und somit auch Verkauf innovativ(ere) Acts gefördert würden, was ich für ein seltsames Argument halte. Schließlich ging es damals ja auch ohne diese Billig-Mucke, und es gab insgesamt auch weit bessere Musik.
Ich kann weder bei Filmen noch bei Büchern einen derartigen Schrottanteil erkennen. Das ist meine persönliche Meinung, die sich selbstverständlich nicht mit anderen Meinungen decken muss (das betonen zu müssen, ist eigentlich schon krass, aber es gibt ja Leute, die sowas sonst als arrogant bezeichnen).
Was meinst du mit "qualitativ hochwertig"? Sicher, rein technisch sind die meisten Tracks heute qualitativ hochwertig - keine Frage. Selbst mit einem PC bekommt man das heutzutage hin.
Es geht aber doch mehr um das, was man mit dieser Technik machen kann - das Endprodukt. Und genau da mangelt es oft an Einfallsreichtum, was sich in den Charts niederschlägt - Jan Wayne ist ja z. Zt. mein Lieblingsbeispiel.
Wenn du "schlecht" zu "weniger anspruchsvoll" mutieren lässt, gibt es per Definition gar kein "gut" oder "schlecht", so dass dies wiederum bedeuten würde, dass man sich kein Urteil über etwas erlauben dürfte.
Ich kann nur sagen, dass ich es traurig finde, dass seichte Kost hohe Einschaltquoten erfährt. So sieht es aber nun mal aus mit unserer Gesellschaft - dass die Leute eben oftmals einfachere Kost bevorzugen.
Es gibt sicherlich auch einfach gestrickte Songs, die gut produziert wurden, aber ebenso gibt es auch solche, die lediglich als Untermalung dienen und gar nicht den Anspruch erheben, "gut" zu sein - ich denke da z. B. an Musik, die ich als Ballermann-Mucke bezeichne und in erster Linie eben als Hintergrundberieselung und Spaßfaktor dient.
Wenn du die "Neue Deutsche Welle" ernsthaft mit den meisten heute stümperhaft produzierten Cover-Songs vergleichen willst, ist das deine Sache. Aber jene Songs damals waren eben keine Cover und zeichneten sich immerhin durch *eigene* Kreativität und ein gutes Arrangement aus - und vor allem durch Ohrwurm-Charakter; ob das nun "99 Luftballons", "Hohe Berge" oder "Der Goldene Reiter" war.
Wenn Grönemeyer schon "Dadada" gecovert hat, kann das Lied gar nicht so schlecht gewesen sein.
Nein, im Ernst: Die Struktur dieses Liedes ist einfach, aber muss eine einfache Struktur auch unbedingt schlecht sein? Es kommt nicht zuletzt auch darauf an, wie diese Struktur beschaffen ist. Bei den heutigen Dancefloor-Covern hört man doch oft dieselben Sounds und Verläufe. Anstatt einen interessanten Basslauf zu schaffen, wird er stur parallel zur Bassdrum abgespielt, das Drumherum um einen alt bekannten Refrain gerät zu reiner Willkür - ohne dass ich erkennen kann, dass sich der Produzent dabei etwas gedacht hat.
Die Zeiten haben sich nun mal geändert... und deshalb ist es ok, alles so hinzunehmen, wie es ist? Sich auch mit anspruchsloser Kost zufrieden zu geben und kreatives Potential links liegen zu lassen?
Es hat überhaupt nichts damit zu tun, gute Musik nur dann produzieren zu können, wenn man auch von Musiktheorie Ahnung hat. Aber es gibt nun mal Leute, die weniger begabt sind und Leute, die mehr drauf haben.
Dass heute jedermann zu Hause professionell Musik herstellen kann, ist zu begrüßen, gleichzeitig aber auch ein Fluch, da auf diese Weise eben wegen der immer besseren Möglichkeiten auch viel Schrott entsteht, der von findigen Marketingleuten unters Volk gebracht wird. Und diesbezüglich kann ich wirklich nur sagen: Gut, dass das vor 20 Jahren nicht ging - dann gäbe es wahrscheinlich nicht so viele Hits, wie es sie gab.
Ich habe auch nie geschrieben, dass ich es für verwerflich finde, dass heute jeder die Möglichkeit hat, auf günstige Weise gute Musik machen zu können. Nur steigt mit jeder Vereinfachung einer Produktion auch die Wahrscheinlichkeit, dass schlechte Musik produziert wird. Für dich gibt es sie nicht, ich weiß, für mich schon.
"Moonlight Shadow" finde ich auf Grund des oben beschriebenen Arrangements billig. Das hat gar nichts damit zu tun, dass es Dancefloor ist, denn auch hier gibt es Qualitätsstufen. Hör dir mal vielleicht "Touch Me" von Rui Da Silva an und vergleiche das mit "Moonlight Shadow". Vielleicht hörst du ja dann, was ich meine.
Du rechtfertigst schlechte Musik dadurch, dass die Interpreten sonst am Hungertuch nagen würden... auch eine Sichtweise.
Jetzt komm aber nicht noch damit, Musik von solchen Leuten doch bitte mit anderen Augen zu betrachten, damit man den Künstlern einen Aufenthalt beim Psychologen erspart.
Gruß
Marty
