Der Mann mit dem Zeitungsstapel - Liedermachertext

[Teestunde]

Der Mann mit dem Zeitungsstapel

Der Wind wird mit der Dunkelheit noch kälter,
die Menschen gehen schräg nach vorn geneigt.
Vorm Kaufhaus steht ein Mann, schon etwas älter,
der jedem seinen Zeitungsstapel zeigt.

Er würde gerne was hinzuverdienen,
doch keiner kauft das Obdachlosenblatt.
Die Leute schwirren aus und ein wie Bienen,
vorbei an ihm, der keine Bleibe hat.

Geschäftsschluss! Er soll seinen Standplatz räumen,
egal, was diese Kälte mit ihm macht.
Die Wärmestube wird er heut versäumen,
er bräuchte einen Euro für die Nacht.

In einem Häuserwinkel bleibt er hocken,
weil hier der Wind nicht ganz so grimmig faucht.
Die Haare voll von sandkornharten Flocken,
sitzt er nun da, ein Mensch, den kein Mensch braucht.

Er muss die frosterstarrten Hände wärmen,
bevor die Kälte ihm die Sinne raubt!
Was soll er tun? Er nimmt das Blatt der Armen,
es brennt so schön, dass er an Frühling glaubt.

Hat seine Frau ihn also nicht verlassen?
Dort winkt sie ihm in ihrem rosa Kleid!
Als er sich schickt, sie zärtlich zu umfassen,
verflammt das Licht und es herrscht Dunkelheit.

Mit großer Hektik wird die nächste Zeitung
in Brand gesteckt, die Nacht ist wieder hell.
Durchs Mauerwerk sieht er die Firmenleitung,
die ihn befördern möchte und zwar schnell!

Er unterschreibt und alle applaudieren.
Da geht das Feuer aus in dem Moment.
Was hilft es ihm, die Mauer anzustieren! -
Er zündelt, bis der ganze Stapel brennt.

Sein heißgeliebter Hund kommt angesprungen,
den er doch totgeschlagen hat im Wald,
von lauter Schulden zu dem Schritt gezwungen.
Wie das Gebell durch alle Straßen schallt!

Nein, nicht Gebell, nein, nein, die Töne gleichen
dem, den die Wanduhr macht beim Stundenschlag.
Der Mann zählt mit, stöhnt, wie die Stunden schleichen,
und sitzt noch so – erfror'n - am nächsten Tag.

 

[holgi]

Hi,

inspiriert vom "Mädchen mit den Zündhölzern", richtig?

Grundsätzlich mag ich den Text, ein paar Stellen finde ich überdenkenswert. zB hier:

Die Haare voll von staubkornharten Flocken,

Staubkornhart sagt mir nix, ich kann mir da jetzt nichts drunter vorstellen.

Sein heißgeliebter Hund kommt angesprungen,
den also niemand totschlug einst im Wald,
von lauter Schulden zu dem Schritt gezwungen.
Wie das Gebell durch alle Straßen schallt!

Hier wieder finde ich die Zeile mit den Schulden unpassend, im Bezug zum Hund.

Edit: Aha, ich habs gerafft, er hat ihn selber im Wald erschlagen, alles klar. Ist harter Tobak, zumal man als Bettler mit nem Hund sogar ein bissel Unterstützung für das Tier bekommen kann, hab ich mal gehört/gesehen/gelesen....wie auch immer, ich habs jetzt.

 

[Teestunde]

Doch, er hatte Schulden und hat gemeint, sich erst mal den Hund vom Halse schaffen zu müssen. Er hat seine blanke Existenzangst an dem ausgelassen, was er am meisten liebte. Soll es ja geben. LG T.

Ach, so. Staubkornhart. Danke für den Hinweis. Ich hab SANDKORNhart daraus gemacht. Besser?

 

[holgi]

Doch, er hatte Schulden und hat gemeint, sich erst mal den Hund vom Halse schaffen zu müssen. Er hat seine blanke Existenzangst an dem ausgelassen, was er am meisten liebte. Soll es ja geben. LG T.

Sicher, sicher, ich hab je editiert

 

[Teestunde]

 

[holgi]

Ich hab SANDKORNhart daraus gemacht. Besser?

jup

 

[Don_Quichotte]

Mir gefällt der Text sehr gut.
Eventuell könnte man anstatt "vor Karstadt" "vorm Kaufhaus" schreiben...

 

[Teestunde]

@Don_Quichotte

Mir gefällt der Text sehr gut.
Eventuell könnte man anstatt "vor Karstadt" "vorm Kaufhaus" schreiben...

Das steht in der neueren Fassung sogar schon drin. Ich hab hier aus Versehen die alte Fassung gepostet. Muss wirklich langsam mal Ordnung machen in meinen Heftern. Danke für den Hinweis.

 

[SoulFrontier]

Nee, tut mir leid, ist überhaupt nicht mein Ding!

Aber für mich hast Du den Text auch nicht geschrieben. Kann man mal machen, siischer, siischer

Hier bei uns braucht kein Wohnungsloser draußen pennen. Der ASB betreibt ein großes, 1A Obdachlosenheim, dort war ich öfters, kenne die Mitarbeiter und traf dort die Leute, die dort wohnen b.z.w. übernachten dürfen.

Es gibt doch hoffentlich (aber wahrscheinlich eben leider nicht) überall Menschen, die Obdachlosen Unterstützung anbieten. Das sind ja oft auch Suchtkranke, die eh Hilfe brauchen.
Letztlich ist es eine sehr persönliche Entscheidung jegliche HIlfe und Unterstützung abzulehnen und tatsächlich ohne Dach über dem Kopf zu leben. Es muss ja nicht zwangsläufig so weit kommen.

Das stört mich ein wenig an dem Text.

 

[Teestunde]

@SoulFrontier

Das stört mich ein wenig an dem Text

Ja, es gibt Leute, die sich zu lange nicht anmerken lassen, wie schlimm es wirklich um sie steht. Ich hab mal bei klirrender Kälte einen Mann gefragt, der auf der Bank in der Bushaltestelle lag, warum er nicht ins Heim geht. Er sagte, dort würden sie ihn nur beklauen. (Als ob es da noch was gäbe, was jemand klauen könnte!) Es geht mir ja darum, dass man nicht zu stolz sein sollte, Hilfe anzunehmen.
Ich hab der Obdachlosenzeitung von Dresden den Text geschickt. Mal sehen, was die meinen. Die haben ihre Augen und Ohren ja direkt bei den Ärmsten der Armen.
Danke für deinen Post. LG T.

 

[XCapt]

Puhhhhh....schwere Kost mal wieder. Erinnert mich allerdings eher an ein Gedicht als unbedingt an ein Songtext - aber muss zugeben da bin ich in meinem Muster eher zu eng gestrickt.

ich finde im Grossen und Ganzen ein toller Text - egal welche Meinung man zum Thema Obdachlosigkeit hat. Du schaffst es sehr gut Bilder im Kopf zu projizieren zu lassen. Das ist eine Kunst und kann nicht jeder.

Hier und da hätte ich für meinem Geschmack klarere verständlichere Bilder gewünscht. So halt auch die Sache mit dem Hund. Bin da eher in der Musik eher ein Freund von einfachen Worten . Wenn der Song läuft machen die wenigsten erstmal mittendrin Pause um erstmal zu überlegen wie der Text gemeint war...,-)

Aber wie gesagt ansonsten: Tolle Bilder - grosses Kino!

 

[Teestunde]

@XCapt
Das mit dem Hund muss ich mir noch mal genau ansehen. Ist es wirklich so unverständlich? Du bist nämlich nicht der erste, der darauf hinweist. Wenn da wirklich eine Stolperstelle ist, muss ich noch mal ran. Danke erst mal! LG T.

Würde das besser wirken:

Sein heißgeliebter Hund kommt angesprungen,
den er doch damals totschlug tief im Wald,
von lauter Schulden zu dem Schritt gezwungen...

 

[hedelund]

Frontier schreibt

Nee, tut mir leid, ist überhaupt nicht mein Ding! Lächeln
Aber für mich hast Du den Text auch nicht geschrieben. Kann man mal machen, siischer, siischer Lächeln
Hier bei uns braucht kein Wohnungsloser draußen pennen. Der ASB betreibt ein großes, 1A Obdachlosenheim, dort war ich öfters, kenne die Mitarbeiter und traf dort die Leute, die dort wohnen b.z.w. übernachten dürfen.
Es gibt doch hoffentlich (aber wahrscheinlich eben leider nicht) überall Menschen, die Obdachlosen Unterstützung anbieten. Das sind ja oft auch Suchtkranke, die eh Hilfe brauchen.
Letztlich ist es eine sehr persönliche Entscheidung jegliche HIlfe und Unterstützung abzulehnen und tatsächlich ohne Dach über dem Kopf zu leben. Es muss ja nicht zwangsläufig so weit kommen.

Sorry, aber leider hast Du wie so oft mal wieder überhaupt keine Ahnung wie es im Leben abgehen kann, wenn man nicht mit dem goldenen Löffel im Mund geboren wird, und auch nicht ständig auf der Sonnenseite steht.
Vor allem aber gibt es auch Leute, die sich nicht ständig verbiegen wollen, und so viel Stolz in sich tragen, das sich die lauteren BiederMänner wirklich eine Scheibe abschneiden könnten.

So machst Du mit Deiner Meinung die Armen Menschen gleich nochmal für ihr Schicksal verantwortlich.

Das ist schlimm.

Hedelund

 

[holgi]

Der Souli ist halt ein Drahtbesen, wenn der fegt gibt es schon mal Kratzer

Ist für mich aber ok weil ich weiss wo er hin will, das ist in Ordnung.

Zum Thema: Ich habe oben das Märchen vom Mädchen mit den Zündhölzern angesprochen, dort ist ein armes Kind unterwegs in klirrender Kälte um mit dem Verkauf von einzelnen Zündhölzern sich den Lebensunterhalt mehr schlecht als recht zu verdienen, es bleibt im Lauf der Erzählung frierend zurück und wärmt sich in der Nacht mit dem anzünden einzelner Hölzer, dabei entzieht sie sich zeitgleich ihrer eigenen Lebensgrundlage, sie phantasiert im Todeskampf, am Ende der Nacht hat nicht mal dies gereicht um zu überleben, sie erfriert. Mir kamen beim lesen die Tränen, ganz ehrlich.

Dieser Stoff ist symbolisch zu verstehen.

Madame Teestunde bedient sich hier dieser Thematik, bringt diese ins hier und jetzt, und zeigt an diesem Beispiel die Komplexität des Individuums im Moment der Verzweiflung und Ausweglosigkeit, so wie jeder Mensch anders tickt gestaltet sich auch dessen Schicksal und Lebensweg. Auch hier gilt: es gibt keine Schablone.

Ich finde es gelungen und verstehe es nicht als realistisches Abbild des Durchschnittsmenschen und seiner Handlungen, eher eine Parabel auf unsere Psyche, und das nun wieder wissen wir, insofern wir uns schon ein paar Dekaden an der Welt und uns selber abarbeiten, wie wenig diese Prozedur dazu taugt um Allgemeinplätze zu besetzen.

Das Mädchen mit den Schwefelhölzern von Hans Christian Andersen

 

[sanoor]

Gelungener Text, wobei eine musikalische Umsetzung sicher nicht ganz einfach werden wird. Nur die Passage mit dem Hund will mir nicht richtig gefallen. Der rationale Mensch denkt sofort: Warum hat er ihn nicht ihm Tierheim abgegeben o.ä.?? Kann man sich vorstellen, dass jemand es als einzig gangbaren Weg ansieht, seinen Hund zu erschlagen, weil er ihn sich nicht mehr leisten kann ?? Mir fällt das schwer. Ist vielleicht doch ein bisschen zu dick aufgetragen.

 

[Teestunde]

Leute, es ist toll, dass der Text offenbar nicht an euch vorbei geht. Selbst wer schreibt, es sei nicht sein Ding, der teilt sich ja immerhin mit. Das ist mehr, als schweigend darüber hinweg zu gehen. Danke! Und dass da auch mal die Fetzen fliegen, herrgott, ihr seid schließlich nicht aus Pappe. Nur alles im Rahmen, versteht sich. Aber das wisst ihr selber.

@sanoor
Kurz nach, nein, noch während der Wendezeit hat in meiner Heimat eine sehr junge Mutter aus lauter Überforderung und Zukunftsangst sogar eins ihrer Kinder umgebracht. Sie hat es vor den Augen des Geschwisterkindes in einen See gestoßen. So viel zum Thema "dick aufgetragen".
Es gibt Menschen, die ihre Angst an dem auslassen, was sie am meisten lieben.

 

[SoulFrontier]

Frontier schreibt

Nee, tut mir leid, ist überhaupt nicht mein Ding! Lächeln
Aber für mich hast Du den Text auch nicht geschrieben. Kann man mal machen, siischer, siischer Lächeln
Hier bei uns braucht kein Wohnungsloser draußen pennen. Der ASB betreibt ein großes, 1A Obdachlosenheim, dort war ich öfters, kenne die Mitarbeiter und traf dort die Leute, die dort wohnen b.z.w. übernachten dürfen.
Es gibt doch hoffentlich (aber wahrscheinlich eben leider nicht) überall Menschen, die Obdachlosen Unterstützung anbieten. Das sind ja oft auch Suchtkranke, die eh Hilfe brauchen.
Letztlich ist es eine sehr persönliche Entscheidung jegliche HIlfe und Unterstützung abzulehnen und tatsächlich ohne Dach über dem Kopf zu leben. Es muss ja nicht zwangsläufig so weit kommen.

Sorry, aber leider hast Du wie so oft mal wieder überhaupt keine Ahnung wie es im Leben abgehen kann, wenn man nicht mit dem goldenen Löffel im Mund geboren wird, und auch nicht ständig auf der Sonnenseite steht.
Vor allem aber gibt es auch Leute, die sich nicht ständig verbiegen wollen, und so viel Stolz in sich tragen, das sich die lauteren BiederMänner wirklich eine Scheibe abschneiden könnten.

So machst Du mit Deiner Meinung die Armen Menschen gleich nochmal für ihr Schicksal verantwortlich.

Das ist schlimm.

Hedelund

@hedelund

Keine Ahnung vom Leben, soso
Goldener Löffel hoho!

Was weißt Du über mich und mein Leben??? Nichts!
Jeder, auch Du, ist für sich selbst verantwortlich. Und der Dreck, den Du mal wieder ungefragt versuchst über mir auszukübeln, den steck Dir besser sonstwo hin.

Der Souli ist halt ein Drahtbesen, wenn der fegt gibt es schon mal Kratzer
Ist für mich aber ok weil ich weiss wo er hin will, das ist in Ordnung.

thx holgi, jeder versteht was ich schrieb. Daran lässt sich auch nicht rütteln.

 

[Teestunde]

Ich werde euch mal machen lassen. Sonst gieße ich noch aus Versehen Öl ins Feuer, wo ich doch die Wogen glätten wollte. Mein Talent, Leute zu beschwichtigen, scheint nicht wirklich stark ausgeprägt zu sein. (schnief*)

 

[SoulFrontier]

Ach was

 

[hedelund]

Sorry Teestunde, das sollte Deinen Thread nicht runterziehen, sondern nur meine Meinung zu armen Leuten und Obdachlose wie sie ja in dem Lied vorkommen unterstützen.

Ich finde den Text wunderbar und keinesfalls unter oder übertrieben.

LG Hedelund