Das Gehör als variabler Faktor beim Mischen/Mastern !?

  • Ersteller chandala
  • Erstellt am
Bei mir hat unlängst erst die zwanzigste Version tatsächlich den Endmix ergeben. Gut, so extrem ist das selten, aber die erste Version ist es nie.

Ich glaube, es ist wichtig, erstens immer wieder kurze Pausen zu machen, ein Paar Schritte zu gehen, kurz Frischluft etc., und, was erstaunlicherweise noch gar nicht genannt wurde: LEISE mischen, viele Leute mischen immer zu laut!
 
Das mit der Gewöhnung ist echt gefährlich. Das betrifft aber hauptsächlich oder ausschließlich die Wahrnehmung der Frequenzen und der Level - zumindest habe ich das bei mir beobachtet.

Wenn Material vorliegt, wo ich selbst bei den Aufnahmen dabei war, sehe ich zu, dass ich schnell das Editing mache und lasse es danach erstmal so lange wie möglich ungehört liegen. Das sind meistens so zwei Wochen - zumindest versuche ich das. In dieser Zeit höre ich über die Abhöre, die ich zum abmischen nutzen werde, möglichst intensiv Referenzmaterial, das mit dem eigenen Material auch vergleichbar ist.

Wenn ich dann mit dem Mix anfange, versuche ich, die ersten paar Meter so schnell wie möglich zu gehen: alles leveln und EQen. Immer nur so kurz wie möglich reinhören und oft Referenzmaterial gegenhören. Meist habe ich gar keine Lust, die Arbeit zu unterbrechen und Referenzmaterial zu hören... und ich habe eher Lust, das Projekt endlich wieder zu hören. Und das ist der Punkt, wo ich micht echt immer zwingen muss, diszipliniert zu bleiben, da es mir echt schwerfällt (und manchmal gebe ich nach und ärgere mich dann meist hinterher).

Sobald die Levels und die Frequenzen gesetzt sind, Printe ich mir diese Version. Jetzt wird es langsam entspannter. Dynamics und Effekte kann ich in aller Ruhe bearbeiten. Wenn die Nummer soweit steht, vergleiche ich sie nochmal mit der anfangs geprinteten Version und sehe zu, dass sich das fertige Ding von den Levels und Frequenzen her nicht zu weit von der ersten Version unterscheidet.

Ist zwar vielleicht recht umständlich... funktioniert aber für mich (vorausgesetzt ich *detune* mir nicht zwischenzeitlich mein Gehör mit Billo-Walkman-Ohrknöppen)...


BTW. Gegenhören von Referenzmaterial... Hatte im Reaper Forum mal ein Feature Request gepostet, wo ich mir einen Media-/Audio-Player gewünscht habe, den man als Plug-In in sein Projekt einbinden kann und der eine Playlist abspielt, ohne dass man die entsprechenden Audio-Objekte ins Projekt laden muss. Einige Wochen später habe ich dann auf dem Server, wo die Beta-Versionen stehen, den ReaPlaylister gefunden... und seitdem höre ich auch öfters Referenzmaterial während einer Arbeit. Very convenient :)
 
ich merke immer wieder, daß ich Bassfehler mache. Zuviel [g=118]Bass[/g] oder zu unkomprimiert oder zu fette BD in der Mischung, was langsam während des Mixes abgebaut wird. Beim Umschalten auf eine andere Abhöre fallen mir dann solche Fehler oder andere auf. Ich hab dann häufiger über meine schlechten Monitore gemeckert, was die nicht alles verbergen. Am nächsten Tag oder so höre ich das gleiche File über eben diese Monitore ab, und plötzlich sind die Fehler auch hier zu hören, auch mit dem Vorwissen, daß sie da sind. Liegt wohl an den Ohren.
 
HP, diese Fehler kenne ich vom Mischen über Kopfhörer (wie es momentan bei mir leider üblich ist). Über die Anlage hab ich das i.d.R. im Griff...

Sollte also bei weitgehend guter Boxen-/Raum-Combo nicht problematisch sein. Vielleicht gibt's da noch Optimierungspotential...
 
Nickel:

naja, also ich hab meine Genelecs 8050 um 6 dB im [g=118]Bass[/g] abgesenkt(!), bis ich einen linearen Frequenzgang gemessen habe, und zwar ziemlich linear bis 30 Hz runter, ein leichter Peak bei 110 Hz, aber nicht tragisch, besser als die tiefen Mitten. Nur dann bleibt vom [g=118]Bass[/g] eher wenig übrig. Vielleicht hab ich ne Hörschwäche im Tiefbass, keine Ahnung. Mit einer Referenzabhörlautstärke von 85 dB hört man die Bässe dann präsent genug. Aber auf Adams A7 höre ich den Bassattack deutlicher, auch dort Bässe abgesenkt. Aber Bässe sind halt ein Faktor, an den ich mich leicht gewöhne. Viel leichter, als zum Beispiel ein schlecht klingender Vocal oder so. Manche sagen, die Genelecs komprimieren etwas den Tiefbass, kann sein. Oder die Phase des Basses ist ungünstig. Auf jeden Fall ein Problem. Wenn man allerdings den Dipschalter auf - 4 dB erhöht, dann sind die Bässe klar zu laut. Wenn ich auf HD 25 umschalte, macht der [g=118 Bass[/g] gelegentlich den Mix dicht. Aber bereits eine Korrektur um nur 0.5 bis 1.5 dB, und alles ist ok.[/g]
 
naja gehör hin oder her: man musses nur wissen ^^

d.h. vor dem mixen erstmal ein paar bekannte lieder anhören (und zwar so laut wie man nachher auch mischt!) dann kanns losgehn. alle paar stunden pause machen und bevor man weitermacht nochmal kurz referenzen reinziehn.

ich merks immer nur tageszeitabhängig (bzw. wann ich halt das letzte mal geschlafen hab): morgends nachm aufstehn is mir alles immer zu laut und v.a. die höhen misch ich eher zu mild, während abends eher zuviel höhen drin sind ^^

naja mit referenzen warm hören dann passt das aber auch und die unterschiede sind marginal


edit: noch was zum bassproblem: ich habe bei mir meinen subwoofer so laut dasses der bassbereich schon hörbar angehoben ist. wie gesagt wenn man das weiss kann man den bassbereich besser beurteilen aber ohne irgendwas zu laut/leise zu mischen (eben weil mans ja weiss und auch mit refrenzen vergleichen kann)
 
Wie "eicht" ihr euer Gehör?

Wie findet ihr euer Referenzmaterial?
 
was für eine Frage ... du must dein Referenzmaterial auf vielen Anlagen hören, da hast du eine Idee davon, welche CDs besonders ausgewogen klingen.
 
chandala schrieb:
Wie "eicht" ihr euer Gehör?

Wie findet ihr euer Referenzmaterial?

Unter den [g=420]CD[/g]'s, die ständig um den Player herum liegen. Unter den Musikrichtungen, mit denen ich es zu tun habe, gibt es immer zwei, drei Produktionen, wo Kunst und Technik zueinander gefunden haben.
 
Naja - aber das Referenzmaterial ist ja dann subjektiv und nach den eigenen vorlieben ausgewählt, oder?

Wird dann der Mix nicht auch so gefärbt?

Gibt es keine fertigen Referenz CDs aus den verschiedenen Genres?

Sollte hier vielleicht ein Austausch über Referenzmaterial stattfinden?

Entschuldigt die vielen Fragen, aber ich bin mir echt nicht so ganz sicher bei diesem Thema. :)
 
Sollte hier vielleicht ein Austausch über Referenzmaterial stattfinden?

bba6e4e1fe.jpg


zB erster Treffer ;)
 
Hey, interessantes Thema! Gibt es gewisse Hörschwächen analog zu Rot-Grün-Blindheit etc? Gibt es zum Beispiel eine Höhenschwäche (beim Menschen, nicht bei Monitoren ;-) Wenn ja, kann man dies testen lassen? Wenn ja, wäre wäre das nicht eine super Marktlücke für Equipment-Beratung (Nimm die Monitore, die passen zu deinem persönlichen Frequenzgang...) Wenn ja...
 
...es hängt definitiv auch mit der ernährung zusammen!
das ohr besteht ja aus feinsten sinnes-häarchen.
diese sollen bewegungen von weniger als einem atom-durchmesser registieren können...
bei mangelerscheinungen durch falsche ernährung verliert man am gesamten körper haare (oder sie werden einfach dünner), bin mir sicher dass dieses sich auch auf die vitatität der flimmer-häarchen im innenohr auswirkt.

ich hatte vor einigen jahren einen sehr unangenehmen zusammenprall mit einer becken-schallwelle, diese hat mir mein gehör schon reichlich durcheinander gebracht.

hatte früher im homestudio mit der ersten bandaufnhame gleich einen preis für den "besten sound" gewonnen, nach dem becken-crash (nach dem proben, die ohrenstöpsel waren schon raus) habe ich nur noch scheisse gedreht, spass hat das höhren von musik auch nicht mehr wirkich gemacht.

auch wenn mir der ohrenarz noch zum späteren audiogramm gratulierte war für mich ersthaftes mixing oder mastering und auch producing erst mal abgeschrieben.
habe mich dann mit audio-technik und rendering beschäftigt, verloren war die zeit also nicht wirklich.
mein traum vom fetten sound war aber erst mal gestorben.

seit ca einem jahr habe ich meine ernährung komplett auf eine spezielle weise umgestellt und es hat definitiv funktioniert!!!
(ist allerdings nicht ganz billig)

ich habe wieder tiefe emotionale erlebnisse beim musikhören, fange wieder an zu komponieren und kaufe mir auch wider cds..

also:
gesunde ernährung und vorsicht vor becken! ;-)

beste grüsse,
andre
 
chandala schrieb:
Naja - aber das Referenzmaterial ist ja dann subjektiv und nach den eigenen vorlieben ausgewählt, oder?

Wird dann der Mix nicht auch so gefärbt?

Was kann ein Mix anderes sein, als ein subjektiver Ausdruck?

Gibt es keine fertigen Referenz CDs aus den verschiedenen Genres?

Welches Gremium sollte so etwas festlegen?

Meine (!) absolute Referenz in Sachen Hardrock ist die Back In Black von AC/DC...noch Heute...das Ding ist ungeschlagen.

Heavy: The Gathering / Testament...mehr Qualm hat noch niemend gemacht.

Country: In Pieces / Garth Brooks...yeeeehaw.

American Roots: Todd Snider / Happy To Be Here...gran-di-os!

Dire Straits, Toto, Rush, Queen, Tower Of Power, Clapton...die Liste ist lang...und enorm subjektiv...:D
 
...es hängt definitiv auch mit der ernährung zusammen!
Yop: nicht unterschätzen!!!

Wasser, Wasser, Wasser !!!!!

Das ganze System ist so fragil, dass ein Saufabend mit der folgenden Dehydrierung fatale Folgen haben kann – auch weil kein warnendes Piepen vorliegt sondern nur eine Festigung des Schleims in den Neben- und Kiefernhöhlen.

Leute mit Klimaanlage im Studio trinken sowieso bitte das doppelte von dem, was man gerade noch so ertragen kann.


Frank
 
AndreD schrieb:
auch wenn mir der ohrenarz noch zum späteren audiogramm gratulierte war für mich ersthaftes mixing oder mastering und auch producing erst mal abgeschrieben.
habe mich dann mit audio-technik und rendering beschäftigt, verloren war die zeit also nicht wirklich.
mein traum vom fetten sound war aber erst mal gestorben.

beste grüsse,
andre

mein tiefstes Beileid. Abhöre kann man kaufen aber nicht seine Ohren. Willst du sagen, daß dein Hörtest 100% korrekt verlief und du trotzdem nicht mehr richtig hörst? Das ist traurig. Diese Hörtests sind viel zu grob. Ich für meinen Teil habe auch ein Schlüsseerlebnis, eine Party mit Carl Cox in London, wo ich seitdem einen Hörsturz rechts und einen Einbruch bei 4 kHz davongetragen habe. Auch durch das dauerhafte Abhören von lauten Kopfhörern mit dem linken Ohr (DJ) meine ich, die Bässe und Tiefmitten links minimal leiser zu hören. Alles vergangene Jugendsünden, 5-10 Jahre her. Deswegen schalte ich beim Mixen manchmal die Kanäle um. Über den Sound hat sich deswegen jedoch nie jemand beschwert und Musikhören macht weiterhin Spass, aber ich bereue im Nachhinein den jugendlichen Leichtsinn, der einem die Möglichkeiten raubt ...

Grüße,
HP
 
Also ich gehe auch auf kein lauteres Konzert mehr ohne meine Triflares:
https://www.thomann.de/de/ultratech_er20.htm

Das mit den Auswirkungen von Mangelerscheinungen beim mischen kann ich übrigens nur unterstreichen. Viel Wasser übrigens auch.

Aber so richtig starke Veränderungen beim Mischen hab ich gemerkt, wenn ich keine Referenzmixe vor Beginn höre, sondern sofort reinspringe. Grober fehler...
 
He-vey schrieb:

Wasser, Wasser, Wasser !!!!!

Man kann es nicht oft genug sagen.

Weiterer Vorteil:

Das ewige schiffen gehen verschafft dem Gehör die Pausen, die es braucht...:D
 

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