Brauche ich wirklich ein neues Mikro?

stefan1

stefan1

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Hi zusammen,

kurz zu meiner Person: Ich mache Beats und Recording am Rechner seit 30 Jahren. Seit 11 Jahren besitze ich das Sennheiser MK4, welches ich aber erst die letzten 8 Monate intensiv nutze. Ich habe mir einen kleinen Studioraum angemietet, welchen ich mit Breitbandabsorbern akustisch optimiert habe. Recordings werden direkt im Raum hinter einem Mic Screen vorgenommen; mit Echos/Hall habe ich keine Probleme. Das Mikro geht direkt in ein RME UFX II, Abhöre sind Yamaha HS80M.

Musikalisch bewegen wir uns zwischen Hiphop und Reggae. Wir sind 2 feste Rapper und ich als Singjay. Es kommen aber auch immer andere Rapper oder Sänger vorbei.

Nun zum Mikro: Grundsätzlich bin ich recht zufrieden mit dem MK4. Es ist sehr clean, ziemlich höhenbetont, aber ohne unangenehme S-Laute. Die letzten Monate habe ich viele Mixtechniken ausprobiert. Ich bekomme auch fast immer den Sound, den ich mir vorstelle, obwohl hohe oder nasale Stimmen nicht ganz ideal sind. Aber: Da ich langsam ein Gehör für einen guten Sound und Mix bekomme, sind mir ein paar Sachen aufgefallen:
  • Bei nicht so geübten Stimmen oder Personen, die vorm Mikro rumzappeln, scheint der Pegel und/oder Nahbesprechungseffekt sehr stark zu schwanken
  • Bei stärkeren EQ- oder Kompressor-Eingriffen scheint die Stimme nicht mehr so präsent/mittig zu sein. Ich weiß nicht, ob das an irgendwelchen Phasenproblemen liegt oder einer Falschbedienung
  • Die Höhen könnten ein bisschen crispier sein. Ich weiß nicht, wie ich es beschreiben soll, aber es klingt irgendwie langweilig
Nun meine Fragen:
  • Könnte mir ein anderes Mikrofon da weiterhelfen, oder hört sich das mehr nach fehlenden Mixing oder Recording Kenntnissen an?
  • Welches Mikro wäre eine gute Ergänzung oder ein Upgrade zum MK4?
Ich könnte mir vorstellen, dass ein Röhrenmikro (oder nicht ganz so cleanes) eine gute Ergänzung wäre, oder ein neues Allrounder, welches das MK4 komplett ersetzen könnte. Röhre würde jetzt erstmal für mich ausscheiden, wegen Wartungsaufwand und Aufwärmzeit. Ansonsten hier die üblichen Verdächtigen, die ich interessant finde:
  • Neumann TLM 103: Eventuell bisschen mehr Präsenz und dreckigere Höhen
  • Gefell M930: Auch mehr Präsenz und konstanter im Pegel und Sound
  • Sony C-100: Interessante Möglichkeiten durch die hohen Frequenzen und ein Hauch vom 800G
Sorry für den Roman und Danke für eure Antworten!
 
Hörbeispiele der "Problemstimmen" (roh und nach deiner Bearbeitung) würden helfen.

Frage vorweg. Du hast deinen Raum akustisch optimiert. Wozu dann noch der Micscreen? (Ich persönlich bin kein Freund von diesen Teilen, da sie u. U. für Phasenprobleme und/oder partielle Überbetonungen sorgen können).
 
Das M 930 von Mircotceh Gefell ist ein sehr universelles Mikrofon. Es ist jedenfalls ein realer Fortschritt zum MK4. Bestelle es, um es zu testen. Dann kannst Du selber entscheiden, ob Du in deinem Set-up damit die Fortschritte erzielst, die es Dir wert sind. Schreib doch Microtech Gefell an, ob sie wieder Testexemplare versenden. Ansonsten hast du beim Musicstore eine 30-Tage-Frist.
 
@McJack Am Freitag bin ich wieder im Studio, dann kann ich Hörbeispiele bereitstellen. Das mit dem Micscreen ist eine gute Idee. Könnte ich direkt auch ausprobieren.

@Astronautenkost Ja, das M930 habe ich sogar schon im Warenkorb. Was genau wäre der Fortschritt bei diesem oder anderen Mikros in dieser Klasse? Oder anders gefragt: Könnte es sein, dass ich genau das beim MK4 höre, was manche als "Auseinanderfallen des Signals" bei günstigeren Mikros meinen? Also durch z.B. schlechte Off-Axis Response oder zu krassen Nahbesprechungseffekt?
 
Das M 930 hat eine sehr gute Richtwirkung. Neben den Sanken-Mikros aus Japan hält es - wie alle Mikros mit der 930er Kapsel - die Niere sehr gut ein. Es hat eine sehr gute Auflösung und sehr klare moderne Höhen. Das MK4 ist ein gutes Einsteiger:innen-Mikro, aber mehr auch nicht.
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich könnte mir vorstellen, dass ein Röhrenmikro (oder nicht ganz so cleanes) eine gute Ergänzung wäre, oder ein neues Allrounder, welches das MK4 komplett ersetzen könnte.
Wer nach diesem Thread nicht alles mit einem SM57 macht hat einfach nichts kapiert.
Dieses Mikro ist einfach der Hitgarant überhaupt.
Ein anderes Mikro braucht keiner.
 
Grundsätzlich bin ich recht zufrieden mit dem MK4.

Dann brauchst Du natürlich unbedingt ein neues Mikrofon!
Und noch jede Menge Gitarren. Und Bässe. Und Synthies. Und mehr Software. Und noch viel mehr Software. Und einen neuen Computer. Und noch mehr Mikrofone.
 
Als erste Maßnahme, schmeiss den Micscreen weg. Falls du dann zu viel Hall drauf bekommen solltest, stell dir vernünftige Stellwände hinter dich und hinter das Mic.

Der Micscreen erzeugt Kammfilter in den unteren Mitten, das wertet die Signale deutlich ab und macht sie ausserdem schwieriger zu mischen.

Probier das mal aus und berichte dann nochmal, wie die Lage ist.
 
@Astronautenkost Ok danke, wahrscheinlich muss ich auch einfach mal mit so einem Mikro arbeiten, um den Unterschied selber zu hören.

@LKW-Fahrer Krass, das beweist mal wieder, dass Equipment nicht wirklich wichtig ist. Aber jetzt weiß ich auch, warum das Album so Scheiße klingt :D Bon Iver kannte ich tatsächlich schon vor seinem großen Erfolg.

@Dodo_I Naja, ich habe auch Punkte genannt, die mich stören. Aber wahrscheinlich habe ich nur diesen Thread eröffnet, um irgendwelche rationalen Gründe für einen Neukauf zu finden. Bei einer Neuanschaffung geht es ja nicht immer darum etwas zu verbessern, sondern auch um neue Inspiration oder Suchtbefriedigung.

@Schlumpfpeter Yep, das werde ich auf jeden Fall mal gegentesten.
 
Eigentlich wurde alles gesagt.
Soundbeispiele mit Solo-Vocals und Vocals im Song, dann kann man noch mehr sagen.
 
... sind mir ein paar Sachen aufgefallen:
  • Bei nicht so geübten Stimmen oder Personen, die vorm Mikro rumzappeln, scheint der Pegel und/oder Nahbesprechungseffekt sehr stark zu schwanken
  • Bei stärkeren EQ- oder Kompressor-Eingriffen scheint die Stimme nicht mehr so präsent/mittig zu sein. Ich weiß nicht, ob das an irgendwelchen Phasenproblemen liegt oder einer Falschbedienung
  • Die Höhen könnten ein bisschen crispier sein. Ich weiß nicht, wie ich es beschreiben soll, aber es klingt irgendwie langweilig
Nun meine Fragen:
  • Könnte mir ein anderes Mikrofon da weiterhelfen, oder hört sich das mehr nach fehlenden Mixing oder Recording Kenntnissen an?
  • Welches Mikro wäre eine gute Ergänzung oder ein Upgrade zum MK4?
...

Wenn jemand vorm Mikro herumzappelt und sich der Abstand oder Winkel zum Mikrofon ändert dann ändert sich auch der Klang!
Das ist auch beim allerteuersten Mikro so!

Allzu excessiver Eingriff mit EQ oder Compressor ist - sagen wir mal - gefährlich. Wenn du dir ein Essen gekocht hast und reichlich von allen möglichen Gewürzen reinschüttest wird es meist nicht besser schmecken. Der Fehler wird davor gemacht.

Das MK4 kann "crispiere" Höhen liefern.

Vom Beruf her befürworte ich es generell wenn jemand möglichst viele Mikrofone kauft.
Hier sehe ich es aber zunächst mal so dass du zwar gutes Werkzeug hast aber Fehler bei der Anwendung machst.

Welche das sind kann man vielleicht beurteilen wenn du Klangbeispiele lieferst.
 
@Dodo_I Naja, ich habe auch Punkte genannt, die mich stören. Aber wahrscheinlich habe ich nur diesen Thread eröffnet, um irgendwelche rationalen Gründe für einen Neukauf zu finden. Bei einer Neuanschaffung geht es ja nicht immer darum etwas zu verbessern, sondern auch um neue Inspiration oder Suchtbefriedigung.

Oh, Danke, dass Du so nett auf mein Gepolter reagiert hast! ❤️
 
Ganz klare Empfehlung für Lewitt LCT840.
😍
Sieht schon schick aus mit der Röhre im Fenster. Ich fände Röhrenmikros auch interessant, aber für die Wartung und das Aufwärmen habe ich leider keine Zeit.
 
Das Austrian Audio OC18 liest sich auch gut. Das gemeine an diesem ganzen Testlesen und Klangbeispiele hören ist, dass man nie weiß, wie es im eigenen Studio klingt.
 
So, ich habe mal 3 kurze Beispiele hochgeladen. Leider kann ich nur so eine kurze Sequenz zeigen, da es alles noch unveröffentlichtes Material ist.

Wie gesagt, aufgenommen mit Sennheiser MK4 und Micscreen in der Regie, die akustisch ziemlich gut optimiert ist. Den Test ohne Micscreen konnte ich noch nicht machen.

Ich höre bei der Raw-Version eine ziemlich unangenehme Frequenz im Bassbereich, die ein wenig schwankt, auch von der Lautstärke her.
Und der Höhenbereich ist ein bisschen überbetont und ziemlich verwaschen.
Die Frikative sind ein wenig harsch und unangenehm.

Im Mix habe ich im wesentlichen versucht die ganzen unangenehmen Frequenzen im Bassbereich rauszufiltern und habe dann noch was die Höhen gepusht.

Raw:


Mixed:


Mit Beat:
 
Ich weiß nicht, ob ihr Audio Test Kitchen kennt, aber ich habe es heute entdeckt und dort eine Session verlinkt: https://app.audiotestkitchen.com/se...ca9f7e06e&instrument=5c4284536b9a6206d8f7e083

Irgendwie haben alle Neumänner, also auch das Sennheiser und das Gefell diesen boxy Sound im Gegensatz zu dem Sony C800G. Und beim MK4 kann man auch diesen unkontrollierten Bass hören. Am besten beim "The L.A. Song - Rap Vocal (DK)".
 
Zuletzt bearbeitet:
  • Bei nicht so geübten Stimmen oder Personen, die vorm Mikro rumzappeln, scheint der Pegel und/oder Nahbesprechungseffekt sehr stark zu schwanken
  • Bei stärkeren EQ- oder Kompressor-Eingriffen scheint die Stimme nicht mehr so präsent/mittig zu sein. Ich weiß nicht, ob das an irgendwelchen Phasenproblemen liegt oder einer Falschbedienung
  • Die Höhen könnten ein bisschen crispier sein. Ich weiß nicht, wie ich es beschreiben soll, aber es klingt irgendwie langweilig

a) Das passiert, weil sich der Abstand ständig ändert - Disziplin ist hier angesagt. Mit Markierungen arbeiten, Dinge für die Dauer der Session ankleben, Sweetspot im Raum suchen usw.

b) Der Kompressor regelt, wo die meiste Energie ist. Wenn das die Mitten sind, können sie im Verhältnis leiser werden. Ggf. mit längeren Attacks (5-10ms) und kürzeren Releases (ca. 80-120ms) probieren. GGf. kann man auch mit einem EQ nach dem Kompressor die tieferen Frequenzen wieder aufholen.

c) "Langweilig" ist eher eine Frage der Performance. Ansonsten maßvoll Höhen anheben oder wenn es wirklich sein muss, "exciten".


Was passieren kann, dass Mics die "crisper" sind oder mehr auflösen ganz andere Folgeprobleme haben, weil man jeden Schmatzer im Mund hört. Da wird man entsprechend üben müssen, bis Mündchen und Mic sich gefunden haben.
 
Ich höre bei der Raw-Version eine ziemlich unangenehme Frequenz im Bassbereich, die ein wenig schwankt, auch von der Lautstärke her.
Ich höre das nicht (auch nicht mit dem Sub). Und dafür dass Du den Höhenbereich überbetont findest, hast Du im Mix die Vocals komplett ausgedünnt, so dass der Höhenbereich noch viel stärker nach vorne tritt und die S-Laute unangenehm werden. Die oberen Mitten und Höhen sind überzeichnet und mit einer viel zu starken Sättigung/Kompression versehen.

Die Bearbeitung passt für mich nicht. Das Rohfile klingt deutlich ausgewogener als die bearbeitete Version. Mit anderen Worten: Da kannst Du noch viel mehr rausholen. Ich würde eher an der Abhörsituation ansetzen. Denn wenn die Bearbeitung für Dich gut klingt, stimmt irgendwas an Deiner Hörsituation nicht. Wenn Du ein anderes Mikro so bearbeitest, wird es leider auch nicht gut klingen. Ist nicht böse gemeint.
Irgendwie haben alle Neumänner, also auch das Sennheiser und das Gefell diesen boxy Sound
Sicher nicht. Wie weit bist Du denn entfernt? Geh mal so 20 cm mit dem Mund vom Mikro weg, dann ist auch der Nahbesprechungseffekt geringer.
 

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