da scheinen wir dann fundamental unterschiedliche ansprüche bzw vorstellungen und prioritäten zu haben.
ich empfinde bis heute digitale klaviere als ausgesprochen "tot" und seelenlos. mit jedem noch so lumpigen echten klavier kann man mit 2 tönen eine emotion formulieren...das haut bis heute auf keinem digitalklavier hin. dann noch diese ewig überhöhenlastige hifizickenästhetik in den samples die man mit keiner filterfunktion der welt richtig wegbekommt, schrecklich...und keiner der mir bekannten simulationsalgorithmen kann für mich das resonanzfest ersetzen dass sich abspielt wenn man in der realität schlicht das sustainpedal drückt. die haptik, das direkte mechanische feedback...einfach immer noch nicht vergleichbar.
ich hab zuhause ein mehr oder weniger namenloses jugendstilklavier von ca. 1915. es ist dumpf, technisch nicht perfekt, aber es lebt und "macht emotion" - ich würde es nicht gegen das schickste digitalklavier der welt tauschen wollen. sehr schön war auch die damals gern gepflegte tradition des extremdämpfers auf dem mittelpedal, kuschlig warm und in der lautstärke auch 24h-nachbarschaftskompatibel. sicher, das ding gewinnt keinerlei qualitätspreise, intonation ist nur so mittel-linear, es repetiert hier und da mehr schlecht als recht, aber es macht einfach soviel mehr spass darauf zu musizieren...im studio hab ich nen leckeren bechstein flügel, aber es macht mir absolut nix aus, zuhause auf dieses olle ding umzusteigen, ich hab trotzdem freude dran. aber aufm digitalpiano: kein vergleich. prima für gigs wenn mans praktisch will (wobei ich das glück habe auch live nen echten flügel spielen zu können). aber für chopin nocturnes im wohnzimmer, zum üben von feinheiten in der phrasierung und im emotionalen ausdruck, zum entwickeln einer klanglichen sprache? völlig witzlos.
und sehr interessantes phänomen: meine kids haben das digitalpiano dass schon immer rumsteht links liegen lassen. auf dem mechanischen hingegen sofort selbst im kleinkindalter: lustvolles drauf rumhauen (über die dauer dann zu achteln und irgendwann zu tatsächlichen noten und melodien mutierend) kaum dass es dastand.
letztlich, klar, jedem das seine, und es kommt sicherlich auch sehr drauf an in welche musikalische richtung es gehen soll. aber so das auch nur annähernd eine option in seiner letztlichen anwendung ist würde ich dem threaderöffner diese option wirklich sehr ans herz legen.
