Hallo,
Dieser Text hier kommt mir gleich in der ersten Strophe mit Ungereimtheiten daher:
"Kein Mensch mehr am Strand,
ganz ungewohnt für diesen Ort"
Wieso soll es denn ungewohnt sein, dass im Herbst oder Winter keiner am Strand ist?
Sind Schwalben typische Küstenvögel?
"Ich muss warten, bis der Garten
in den schönsten Farben blüht"
Das ist ein Wortbild, dass ich als recht abgelutscht empfinde.
"Lang muss ich mich sehnen,
dann wirst du dich an mich lehnen
und ich streichle dir behutsam übers Haar
Ein paar Wochen, wie versprochen,
sind wir zwei ein Liebespaar."
Warum der oder die liebste fort ist, wird nicht erklärt, aber egal.
Aber:
Sind die zwei schon ein Liebespaar, bloß vorübergehend (wegen Saisonarbeit im Tourismusgewerbe am Strand) über die Wintermonate getrennt?
Oder aber, werden sie erst, wie in der letzten Zeile angedeutet, dann erst überhaupt ein Liebespaar? Waren es also vorher noch nicht?
Und wieso kann der Ich-Erzähler dann überhaupt so sicher sein? Dass der andere die Liebe erwidert? Da ist also keine Logik dahinter.
Für mich ist das weder ein gelungenes Liebeslied (denn die Liebe kommt so plötzlich und unpassend nach der ganzen Naturbeschreibung ins Spiel, wie draufgeklatscht, wenn einem nix mehr einfällt für den Chorus), noch eine gelungene Naturbeschreibung, weil mir vieles an den Natur-Sätzen wie zusammenhanglos zusammengeklatscht vorkommt: Hier mal die Möwen, dann die Schwalben, dann der Leutturm, und hier der Ginster, der sein Gelb versprüht.
Diese Sprachbilder kommen mir so vor, wie aus dem Buch "Schlagerdichten für Senioren", oder so.
Deswegen erscheinen mit diese Naturbescheibungsbilder unehrlich, wie nicht selber erlebt oder empfunden, sondern bloß wie mit Reimlexikon oder auf ähnliche Weise fabriziert.
Vielleicht täusche ich mich aber, und die Menschen an der Küste empfinden das wirklich so, und die Natur ist dort wirklich so wie hier beschrieben. Aber, ich kann es so nicht glauben.
Ich finde das seltsam, dass du einerseits durchaus gute naive Stories wie die vom Schuster Konrad, der auf Gott wartet, schreibst, und andererseits so einen Kitsch.
Gruss