Woher kommen diese musikalischen Ideen, während ich nach Alle meine Entchen klinge?

[Cruba]

Ich mach jeden Tag eine 10minütige Presetsession, also auf Anhieb wissen, wie mit dem Sound X am besten umzugehen ist.

 

[The Stupid]

...Mir kam der Song einfach in den Kopf und spontan kam mir der Gedanke, dass es kein "komplettes" Riff ist oder zumindest nicht so klingt, zumal ich das Satisfactionintro im Hinterkopf hatte und mir dachte "jo, das is normal"... Ich möchte mich ja "ungemütlich" in der Musik bewegen und eben (momentan) keine klassischen Intros oder Aufbauten wie in Under my thumb oder Satisfaction baun.
....

Hm...

Du spielst keine Gitarre oder?

Also das Gitarrenriff bei Satisfaction ist halt eine Abfolge von Tönen, das bei Like China ist halt eine Akkordfolge. Oder was meinst du?

Die Akkordfolgen hast du dir mal angeguckt?
https://www.e-chords.com/chords/phil-collins/like-china

Hier zu Satisfaction?

https://tabs.ultimate-guitar.com/tab/the_rolling_stones/i_cant_get_no_satisfaction_tabs_157608


Also ich weigere mich zu akzeptieren, dass die Akkordfolge C, G7, F, C, C, G7, F, G bei Like China, welches das Gitarrenriff am Anfang ist, jetzt in irgendeiner Weise spektakulär oder "ungemütlich" sein soll. Vergleich das mal mit der Akkordfolge von "Alle meine Entchen".

Ich glaube inzwischen folgendes: Phil Collins, der natürlich Talent hat und ein Gespür für Melodien, hat Grundlagenwissen über Akkorde, und baut damit seine Lieder Stück für Stück. Und wenn es munter los gehen soll kommt halt diese C, G7, F, C, C, G7, F, G Akkordfolge, die so unspektakulär ist, dass sie wahrscheilich schon wieder als "ungemütlich" wahrgenommen wird, wahrscheinlich genauso wie eine Blümchentapete im Wohnzimmer "ungemütlich" ist. Wenn es dramatisch und ernst im Lied werden soll, wählt er halt Moll Akkorde. Wie genau er vorgeht, ob zuerst die Akkorde da sind oder ob zuerst der Text, dann die Melodie und er dann mühsam Akkorde im Nachhinein auswählt weiß ich nicht. Aber ich glaube stark: Wenn du das machen willst was er macht, (kompositorisch gesehen), brauchst du simplestes Grundlagenwissen über die einfachsten Dur und Moll Akkorde und erarbeitest dir mit diesem Wissen dann Lieder und je nach Talent klingt es dann.

Ich kan dir nur sagen wie ich heutzutage sowas komponieren würde: Ich würde am Keyboard mit der rechten Hand die (Gesangs-)Melodie spielen, mit der linken Hand die Akkorde, und dann je nach Bedarf zwischen mehr oder weniger überraschenden Dur oder Moll Akkorden, bzw. Akkordfolgen hin und her wechseln. Und dann ergibt sich halt ein "komplexes" Lied. Und auf diese Weise krieg ich halt eine Komposition wo innerhalb von Sekundenbruchteilen zwischen "fröhlich" und "traurig" gewechselt wird, aber wie gesagt, die Eingängigkeit geht flöten, da es ein Stückwerk wird. Lange Rede kurzer Sinn: Du musst glaube ich einfach nur ganz viele neue Akkorde einbauen, dann machst du das was du willst. Aber "wertvoller" ist das dann nicht.

 

[The Stupid]

Und noch eine spontane Idee: Wenn du so spannend klingen willst, nehm dir doch statt Phil Collins lieber sowas zum Vorbild:



Sowohl Phil Collins als auch Yann Tiersen bewegen sich in simplelster Harmonik. Aber während Collins die Dramatik durch brutalste und Hau Ruck Akkordwechsel herbeiführen muss ist bei Tiersen die gesamte Komposition halt in einer bestimmten Stimmung und wirkt in sich schlüssiger.

 

[Acou]

Hi cruba, meine antwort auf deine frage:
Das ist jetzt überhaupt nicht böse gemeint und ich hoffe es kommt nicht klugscheißerisch rüber...

Ich glaube ich weiß exakt was du meinst. Das gleiche problem hatte ich auch, nur nicht bei musik, sondern film. Hab schon paar kurzfilme gedreht und sie auch geschrieben.
Und es gab zeiten wo ich von den großen im biz so eingeschüchtert war, so frustriert war, das ich öfter alles hinschmeißen wollte. Und das ist nicht einfach so dahin gesagt, ich hab WIRKLICH öfter fast alles hingeschmissen, und versucht mich mental darauf vorzubereiten nicht mehr auf der kreativen seiten zu stehen, sondern filme nur noch zu genießen ohne selbst was zu machen.
Die lösung für mich war: VERSUCH NICHT WIE ANDERE ZU SEIN. Und wo du über collins und stones schreibst, denke ich könnte es bei dir auch der fall sein.

Nochmal von vorn:
Wenn man musik hört auf die man steht oder eben filme sieht auf die man steht, dann liegt es relativ nahe, dass man auch etwas in der art kreieren möchte. Aber tatsache ist, du bist nicht phil collins und ich bin ganz sicher nicht stanley kubrick (mein lieblings regisseur). Wenn ich mir zb kubricks 2001 ansehe, dann entdecke ich sachen, wo ich mir denke, alter lass einfach alles sein. Das ding spielt in einer liga, wo ich nur von träumen kann...oder etwa doch nicht?(nicht dass ich mich mit kubrixk vergleiche, um gottes willen! Oder wenns ums schreiben geht eher mit arthur c clarke) worauf ich hinaus will ist, dass werke von anderen einschüchternd wirken können(wie eben auch kompositionen von collins in deinem fall) und man sich denkt: wie zum teufel kommen sie auf diese ideen. (Wie du selber gesagt hast) da würde ich in 100 jahren nicht drauf kommen. Aber ich bin mir sicher auch du hast/hattest ideen auf die sonst keiner gekommen wäre, weil das eben deine sicht auf die sachen ist. Für den einen ist ein werk ungaublich kreativ, aber für den, der es geschaffen hat, war das vielleicht ganz natürlich. Für dich hört sich ein riff von collins so und so an(als hätte er die hälfte weggelassen etc), aber er war vielleicht genau in der stimmung und es kam ganz natürlich zu dem riff.

Inspiration ist schön und gut, aber ich finde kunst sollte von innen nach außen entstehen. Also wenn dich sachen von collins begeistern/inspirieren, solltest du vielleicht erst etwas abstand zu der quelle der inspiration gewinnen(collins), wieder zu dir selbst finden bevor man sich ans werk macht.

Oder in bukowskis worten

 

[Acou]

Derek Sivers, Gründer von cdbaby, hat es ziemlich gut auf den Punkt gebracht: "We're clearly a bad judge of our own creations":

Ist nur ein kleiner Clip, lohnt sich aber anzuschauen

Sag ich doch

 

[Acou]

Kennt glaub ich jeder Musiker: man dudelt erstmal auf den selben Riffs rum.

Dagegen helfen ein paar Tricks:

1. Mit einem anderen Instrument als dem Stamminstrument spielen.

Ja, oder gar kein Instrument spielen.

Meine besten Melodien/Akkorde habe ich gemacht, indem ich die Noten direkt mit der Maus eingeklickt habe.

Wieso ist die computer maus kein instrument?

 

[RonB]

Wieso ist die computer maus kein instrument?

Weil sie kein Medium ist, was auf direktem Weg irgendeine periodische Schwingung hervorbringen kann -> die elementare Vorraussetzung jeglichen tonalen Hörens.

 

[Acou]

Wieso ist die computer maus kein instrument?

Weil sie kein Medium ist, was auf direktem Weg irgendeine periodische Schwingung hervorbringen kann -> die elementare Vorraussetzung jeglichen tonalen Hörens.

Nun gut, bei einem synth haut auch kein hammer auf irgendwelche saiten wenn ich eine taste drücke. Und bei modularen systemen kann dann erst recht keine rede von einem "direkten" weg sein.

Jetzt hast du mich soweit gebracht, dass ich software verteidige, wovon ich eigentlich versuche wegzukommen

 

[Kuno]

Kennt glaub ich jeder Musiker: man dudelt erstmal auf den selben Riffs rum.

Dagegen helfen ein paar Tricks:

1. Mit einem anderen Instrument als dem Stamminstrument spielen.

Ja, oder gar kein Instrument spielen.

Meine besten Melodien/Akkorde habe ich gemacht, indem ich die Noten direkt mit der Maus eingeklickt habe.

Wieso ist die computer maus kein instrument?

Naja, ein Bleistift ist ja auch kein Instrument.

 

[TheButcher]

....

 

[RonB]

bei einem synth haut auch kein hammer auf irgendwelche saiten wenn ich eine taste drücke

hmm..spannendes Thema. Deswegen heißt dieses Ding auch "Synthesizer". Es wird eine periodische Schwingung synthetisch, also künstlich(elektrisch) erzeugt. Bereits die Klangfarbe gibt Raum für weitere Interpretationen. Während bei einem "Instrument" (nehmen wir eine Blockflöte) die verfügbaren Obertöne aus der Bauart und Material hervorgeht, und deren Grenzen vor allem naturgesetzlichen Regeln unterliegen, kann bei einem "Synth" beliebig an der Obertönen variiert werden.

 

[Acou]

bei einem synth haut auch kein hammer auf irgendwelche saiten wenn ich eine taste drücke

hmm..spannendes Thema. Deswegen heißt dieses Ding auch "Synthesizer". Es wird eine periodische Schwingung synthetisch, also künstlich(elektrisch) erzeugt. Bereits die Klangfarbe gibt Raum für weitere Interpretationen. Während bei einem "Instrument" (nehmen wir eine Blockflöte) die verfügbaren Obertöne aus der Bauart und Material hervorgeht, und deren Grenzen vor allem naturgesetzlichen Regeln unterliegen, kann bei einem "Synth" beliebig an der Obertönen variiert werden.

Genau, und wenn man mit der maus ein plugin "spielt", ist es garnicht so unähnlich. In beiden fällen bissl plastik, bissl elektro

 

[RonB]

wenn man mit der maus ein plugin "spielt", ist es garnicht so unähnlich

ja irgendwie schon, nur ist ja so eine Maus monokausal. Ich behaupte mal, dass ein anspruchsvolles rythmisches Konstrukt mit einer Maus misslingen wird. Von Mehrstimmigkeit gar nicht zu reden.