Wirksamkeit von Moltonstoff in der Raumakusik

  • Ersteller Karl-Alfred_Roemer
  • Erstellt am
Dieser Beitrag kommt wie gerufen. Im aktuellen Recmag wurde das Thema mal kurz angesprochen, leider nicht wirklich tief genug.

Ich spiele mit dem Gedanken, aus dem Stoff eine "zuziehbare" Gesangskabine zu bauen um etwa eine Fläche von 2-4 m^2 angrenzen zu können. Der Lärm nach außen hin ist egal. Wichtig ist:

- innen muss es trocken
- keine Resonanzen
- keine mulmigen Aufnahmen im Bereich von 100-800 Hz.

Würde das klappen (mit z.B. dem Stoff aus dem oben geposteten Ebaylink)?

Wäre für jeden Tipp dankbar!
 
Gibts denn da nen Unterscheid zwischen Molton und deko-molton?

Na bestimmt- der Bühnen-Molton ist feuerhemmend Brandschutzklasse 1 ([g=332]B1[/g])...

Deswegen auch jetzt mein Tipp: Schaut doch mal, ob das nächste Theater oder der nächste PA-Verleih noch Moltonreste (die evtl. nicht mehr [g=332]B1[/g] haben oder etwas kaputt sind) abzugeben haben...

Eigentlich fliegt immer irgendwo noch son Rest rum...

Matthias
 
Manchmal haben Fotostudios Moltonreste, weil der Stoff für den Hintergrund nicht mehr gut genug aussieht oder weil zuviele Leute darauf herumlatschten.

[edit: Auf den akustischen Wirkungsgrad bin ich hierbei nicht eingegangen. Ich selbst habe diesen Molton um die nackten Kellerwände etwas zu "enthallen" und um den Gesang etwas von den restlichen Störgeräuschen in unserem 4m x 4m Proberaum zu isolieren. Und das klappt hervorragend]
 
Au weia - gut, dass hier kein Profi-Akustiker mitliest.
Molton dämpft die hohen Frequenzen - im Bassbereich passiert gar nichts.
Wenn man sehr viele "schallharte" Oberflächen hat (Beton, Glas, Fliesen) ist das natürlich immerhin schon besser als nichts, aber bringt eben nur was im oberen Frequenzbereich. Ein Plattenschwinger ist es garantiert nicht und ein Diffusor ebensowenig (höchstens für Ultraschall). Er absorbiert.
 
Hi,

ich will euch ja nicht die Illusion nehmen, die nächste ultimative Geheimwaffe in Sachen „Recording-Environment für fast kein Geld“ gefunden zu haben, aber lest euch bitte erst den Link durch, bevor ihr plündernd und brandschatzend durch deutsche Theater und Fotostudios zieht ...

http://www.uni-essen.de/ibpm/BauPhy/[g=107]Schall[/g]/Buch/26.00-vor27.htm

Da wird zwar nicht direkt auf Molton eingegangen, aber man kann sich den Zusammenhang leicht zusammenreimen.

1.) Nein, Molton macht fast gar nichts gegen Bässe. Ein komplett mit dem Zeug zugehängter Raum wird muffig – in den Bässen und Tiefmitten drückend.

2.) Moltin schluckt klasse die hohen Frequenzen.Eigentlich will man das nicht haben – siehe einschlägige Fotos von „professionellen“ Studios. Achtet auf das ganze Holz
http://www.thelakestudios.com/Studios/studios.html

3.) Ja: unter dem Holz sind Maßnahmen zur Bassabsorption versteckt. Eine Menge davon.

4.) Ein großer, akustisch optimaler Aufnahmeraum muss nicht zwingend für Gesang erste Sahne sein. In so einem Fall baut man ein Zelt aus Molton/Jacken/T-Shirts der Background-Sängerinnen und Höhen abzuhalten. Bässe gehen da durch wie Butter. Macht aber nichts: der große Raum ist ja erstklassig mit Absorbern versorgt.

5.) So ein Zelt in einem unbehandelten, kleinen Raum hat nur den Effekt der Muffigkeit. Flatterechoes werden absorbiert, anstatt dass die Höhen gestreut werden. Ziemlich tot, drückend, unangenehm, dröhnend und basslastig.

Kids: don‘t try this at home!


Fazit: Raum wie gehabt mit Corner-Traps gegen die Bässe und Diffusoren gegen Flatterechos versorgen. Das ist ideal für 80% der INstrumente (A-[g=422]Gitarre[/g]). Für Gesang darf man dann eine kleine Molton Wand aufbauen, damit es trockener wird.


Frank
 
Wie siehts denn dann mit dem Vorschlag von loftone aus?
Ne Ecke mit Noppenschaum und dann moltonvorhänge!?
 
Das stimmt auf jeden Fall, er dämpft die Höhen und nicht den [g=118]Bass[/g]. Und was die Haken und so angeht. Also ich habe mir Gardinenband geholt, habe den Stoff in zwei gleiche Vorhänge geteilt, die Kanten umgesäumt, dann oden das Gardinenband angenäht.
Haken durch und rein in die Schiene.

Und ja, ich kann auch nähen und es macht mir auch Spaß. :D
 
Ne Ecke mit Noppenschaum und dann moltonvorhänge!?
Ich verstehe immer noch nicht, woher die Zuneigung zu Noppenschaumstoff kommt.

Unter 500 Hz macht der Nada – und da fangen die Probleme eigentlich an.
Molton verhält sich ähnlich, ist aber flexibel – kann man nach dem Singen wegräumen ;-)

1.) [g=118]Bass[/g] ist das Problem. Da gibt es keine Tricks, keinen Workaround, kein Voodoo: Mineralwolle oder Hanf in die Ecken – und zwar viel davon!
2.) Höhen sind toll, braucht man, ohne ist es scheiße und langweilig und akustisch völlig daneben. Bei vier Zimmerecken voll Hanf bis unter die Decke hat man schon zuviel getillt! Daher die lustigen Plattenschwinger. Sind erstens effektiver im [g=118]Bass[/g] und zweitens reflektieren sie die wertvollen Höhen. Gilt auch für die geschlitzte Variante.
3.) Flatterechos sind blöd, okay. Aber Absorbtion ist da nicht die Lösung. Die lautet Diffusion. Regale mit Büchern (unaufgeräumt) machen das ganz gut. Um Gottes Willen nicht mit Molton zuhängen.
4.) In einer Ecke singen, wo man sich die Höhen mit Schaum weggejuxt hat, sich die Tiefmitten und Bässe zu absurden Peaks aufschaukeln die auch dem hartgesottensten Rapper Sachen aus dem Schließmuskel drücken, die eigentlich nie die Sonne sehen sollten stelle ich mir ähnlich lustig vor, wie mit Sandpapier rasieren. Mühsam, schwerzhaft und wahrscheinlich nicht von Erfolg gekrönt.


Nochmal zum auswendig lernen: es gibt keine Tricks oder Abkürzungen oder geheime Waffen.


Wünsche fröhliches Absorber-bauen ...



Frank
 
Wozu benutzt man dann eigentlich den Noppenschaum?
Also wenn ich das jetzt richtig verstanden habe (ich nehm ausschließlich Vocals live auf) mach ich mir ne Ecke mit Hanf und dann noch molton-vorhänge?
 
Die Sache bei der Raumakustik ist das man verschiedene Absorber braucht wie He-vey beschrieben hat.
Noppenschaumstoff ist gut geeignet um Höhen zu absorbieren, da aber die tiefste absorbiert Wellenlänge mit der Länge der Noppen zusammenhängt bräuchte man sehr breiten Noppenschaumstoff, siehe auch der Link ( http://www.uni-essen.de/ibpm/BauPhy/[g=107]Schall[/g]/Buch/26.00-vor27.htm#26065 ) von He-veys Post weiter oben.

Um auch Bässe wegzukriegen nimmt man eben Plattenabsorber oder Helmholzresonatoren.

Poröse Absorber in Ecken bringen in sofern etwas das man Stehwellen reduziert, allerdings eben auch nur im höherfrequenten Bereich.

Zum Einsingen wären wahrscheinlich Stellwände praktisch, wirklich Tips kann ich da leider nicht geben weil ich kaum Praxiserfahrung habe.

gruß, Chris
 
Ich bin über jeder Antwort dankbar.
Vielleicht weiß ja jemand wie das so die Hip Hop pros machen ohne
jetzt nen Umbau von mehreren tausenden Euros zu beschreiben! ;)
 
Ach ja was ich noch anmerken wollte, meine aufnahmen klingen immer etwas mufflig, was bedeutet das ich wahrscheinlich im tiefen Bereich Probleme hab!
 
Wenn jemand interesse hat, in der Nähe von Hamburg
kenne ich wen, der Molton abzugeben hat.
auch in grossen grössen!

schickt mir ne PM
 
Noch jemand nen Tip für mich?
 
3.) Flatterechos sind blöd, okay. Aber Absorbtion ist da nicht die Lösung.
Die lautet Diffusion. Regale mit Büchern (unaufgeräumt) machen das ganz
gut.

Wo wir gerade von Diffusoren sprechen:

So ein Bücherregal hat ja auch nur eine begrenzte Tiefe. Wenn ich
an Frequenzen um die 100-300 Herz denke: Die haben Wellenlängen
von 1m -3m Geht denen ein Diffusor mit 20cm Tiefe nicht am Arsch vorbei?
 
@ Karl-Alfred_Roemer: Jepp, richtig erfasst.
 
Diffusoren setzt man überall dort ein, wo man keine direkten reflektionen haben e, aber trotzdem die höhen nicht bedämpfen möchte. Meist ist dies die Wand hinter dem Abhörplatz.
Ein guter Raum hat immer ein ausgelichenes nachhallverhallten über den kompletten hörbaren frequenzbereich.
Meist absorbieren die für den [g=118]Bass[/g] ausgelegten absorber genug höhen mit, so dass keine weitere höhenbedämpfung mehr notwendig ist. Da ein raum aber sehr viele glatte oberflächen hat, die wenn sie parralel zueinander stehen faltterechos verursachen, stellt man diese einfach schräg zu einander, somit hat man diese bekäpft, ohne die höhen unnötig zu bedämpfen.
Wenn man verstanden hat, das [g=118]bass[/g] sehr energiereich ist, im gegensatz zu den hohen frequenzen, ist es ja nicht schwer vorzustellen, dass somit auch mehr absorbationsfläche benötigt wird, um diese energie umzuwandeln.
Allein mit porösen absorbern wird man sehr große volumen benötigen um dieser frequenzen herr zu werden, währen die höhen gleichzeitig zu stark bedämpft werden. Bei mir im studio habe ich die cornertraps zb hinter sehr dünnen holzplatten versteckt. der [g=118]bass[/g] geht da locker durch, aber die höhen werden reflektiert. folglich habe ich den raum noch höhen gelassen. während der [g=118]bass[/g] an energie verloren hat. plattenschwinger sind wie von einigen vorrednenrn schon erwähnt auch sehr gut geeignet.
so jetzt muss ich aber weg, ich geh feiern
peace
mika
 
@Superior
Ach ja was ich noch anmerken wollte, meine aufnahmen klingen immer etwas mufflig, was bedeutet das ich wahrscheinlich im tiefen Bereich Probleme hab!


Ich habe mir heute 2 von den Teilen gebaut:
http://www.carookee.com/forum/MikasMietshaus/11/Absorber_Bau.14839842.0.01105.html

- Isover Akustikglaswolle TP1 100mm von Hornbach (5 Platten um die 13 Euro).
- Holz hatte ich noch da (12 cm breit)
- Stoff zum bespannen aus dem Baumarkt (3 Euro, luftdurchlässig)
- Malerfolie um die Glaswolle komplett einzupacken (1 Euro) (hab kein Bock auf gesundheitliche Schäden...!)

Größe: 1,25x0,62m (gerade die Größe von den Glaswolleplatten).

Gerade mal zum Test was aufgenommen: Für rund 20 Euro kann man die Akustik wohl kaum günstiger verbessern. Die unteren Mitten sind zwar nochnicht ganz supersauber (wohl bedingt durch die geringe Tiefe der Konstruktion), aber es ist auf jeden Fall wesentlich besser als nur mit Noppenschaum!
 
cool, danke shukone.
WIe hast du die Teile denn angebracht und vorallem hast du außenrum ne Kabin oder steht das Mic einfach im Raum? Oder direkt vor den Absorbern?
 
Q christonov ...word
ansonsten: span mt "puffa", noppenshaaaum, teppich am boden...no prob@ all
 

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