Ich muss sagen, das ist ein sehr interessantes Thema!
Doch bevor wir ein paar Jahrzehnte voraus denken, denken wir doch erst mal ein paar Jahrzehnte zurück: Man erinnere sich an das Rock 'n' Roll-Revival anfang der 80er ("Electric Light Orchestra") oder einfach mal an die Disco-Welle mitte der 70er ("Beegees - Night Fever"), deren typische Sounds wir heute in vielen neuen (Aufguss-, Radio-, Mainstream-)Songs, teilweise in Verbindung mit etwaigen neueren Musikrichtungen, wiederfinden ("Sophie Ellis Bextor - Murder On The Dancefloor", moderne Popmusik mit dem typischen 70er-Touch im Refrain oder "Stefan Raab - Wadde Hadde Dudde Da"). Desweiteren frage ich mich, was sich in der Rockmusik seit Black Sabbath Anfang der 70er groß geändert hat?
Das einzige, was sich allgemein geändert oder sagen wir "optimiert" und teilweise verschlechtert hat, ist die Tonqualität. Was wir heute hauptsächlich hören, ist die "aufgepushte", überkomprimierte, überexcitete und mit einer oder mehreren Musikrichtungen in Verbindung gebrachte Musik von damals (wenn ich mir Titel beispielsweise von Stefan Raab anhöre, springt mir der Exciter regelrecht ins Gesicht, nur mal am Rande).
Desweiteren höre ich in letzter Zeit immer wieder einen "neuen" Titel im Radio, der scheinbar Originalteile von "Diana Ross - Upside Down" von 1980 beinhaltet.
Nächstes Beispiel: [g=132]Vocoder[/g]. Nach der Einführung in die Musik Ende der 70er ("Lipps Inc. - Funky Town" oder "Earth Wind And Fire - Let s Groove") absolut in Mode. Dann war mal wieder eine zeitlang Ruhe. Und was hören wir heute wieder? "Beastie Boys - Intergalactic" und sämtliche Titel von "Music Instructor". Was früher sparsam und subtil eingesetzt wurde, wird heute übertrieben. Noch ein Beispiel dazu: Seit 1998 die Tonhöhenkorrektur auf dem Markt war und zum ersten Mal in einem Song übertieben, aber dennoch nur an manchen Stellen angewandt wurde ("Cher - Believe"), hörten wir später das gleiche, allerdings auf den gesamten Song ausgedehnt und wie wenn das noch nicht genug wäre gleich noch einen draufgesetzt, ein [g=132]Vocoder[/g] musste noch mit her. Das Resultat: "Eiffel 65 - Blue".
Noch ein schönes Beispiel für ein Vintage-Revival aus den heutigen Charts: "Frank Popp Ensemble - Hip Teens Don't Wear Blue Jeans". Wenn mans nicht besser wüsste, würde man meinen, der Song sei eine Originalaufnahme Anfang der 60er Jahre...
Nicht umsonst kramt man nach der kalten Digitalwelle der 80er und 90er heute plötzlich wieder Röhrentechnik, Hallplatten und Tonbänder hervor...
Von dieser Tendenz ausgehend, die sich bereits seit einigen Jahzehnten beobachten lässt, kann ich mir kaum vorstellen, dass sich in den nächsten Jahrzehnten großartig was ändern wird.
Ich denke, dass die Vielfalt von Musikrichtungen bereits heute größtenteils ausgeschöpft ist, es wird nicht mehr wirklich viele neue geben, außer vielleicht in der Bezeichnung von bereits dagewesenen in leicht abgeänderter Form, was wir ja bereits heute kennen. Es gibt so viele verschiedene Bezeichnungen für prinzipiell ein und die selbe Musikrichtung, so dass man sich kaum mehr auskennt.
Was ich allerdings zutiefst hoffe ist, dass der Trend vom schnellen Geld wieder nachlässt und der Musikmarkt nicht auch in Zukunft mit Mainstream-Schrott und Remakes, die sich kaum vom Original unterscheiden lassen, zugemüllt wird...
In diesem Sinne..
Stefan