Ich habe schon Stunden mit genau diesem Thema verbracht.
Das Grundproblem beim Drum-Replacen sind, wie du richtig erkennst, die Übersprechungen bei den Becken. Ich hab's bis heute nicht geschafft, eine Overhead-Spur so aufzunehmen, dass man sie zum Triggern benutzen könnte, weil schlicht und einfach das ganze Kit (insbesondere die Snare) drauf sein wird.
Doch selbst wenn man das könnte (und dann müsste man sich ohnehin fragen: wozu triggern?), getriggertes Blech klingt nicht authentisch.
Wir haben also in etwa folgende Ausgangssituation:
1. Schlechter Raumklang im Aufnahmeraum (meistens der Proberaum)
2. Schlechte oder ungeeignete Drum-Mikrophone
3. Schlecht klingendes Drumkit (das wollen die meisten Drummer nicht wahrhaben)
4. Wenig Know-How in der Mikrophonierung
Was jetzt folgt ist eine Beschreibung, wie ich die Sache angehe. Mir ist bewusst, dass das dirty, fernab jeglicher Professionalität ist und wahrscheinlich auf amüsiertes Kopfschütteln stoßen wird, aber naja - guerilla-recording eben
.
Wir nehmen in unserem Proberaum das Drumkit genauso wie du es beschrieben hast auf.
Dann programmiert unser Schlagzeuger die Trommeln nach (das geht verhältnismäßig schnell, weil er ja genau weiß, was er spielt und wie's gemeint ist) und mit dem entstandenen MIDI-File steuern wir hochwertige Drumsamples an.
Bei diesem Punkt muss man allerdings äußerst sorgfältig vorgehen, damit's nicht maschinell wirkt. Insbesondere sollte man nicht mit den Anschlagstärken geizen und nicht unbedingt haargenau auf das Taktraster quantisieren. Das kommt auch stark auf den Song bzw. die Musikrichtung an. Für Metal isses vermutlich besser, hart zu quantisieren. Wie gesagt, der Schlagzeuger sollte diese Arbeit am besten können.
Im nächsten Schritt nehmen wir die Hi-Hat und das restliche Blech einzeln (!) auf, mit möglichst guten Mikros und dem Ziel, möglichst wenig des schlechten Raumklanges unseres Proberaums mitaufzunehmen.
Wieso das? Nun, einfach weil man das Blech nicht wirklich authentisch nachprogrammieren kann. Für einfache Sachen geht das vielleicht noch gut, aber eine echt eingespielte Hi-Hat mit all ihren Akzentuierungen wird man nicht in endlicher Zeit zufriedenstellend hinbekommen.
Da muss man lange herumprobieren, damit der Klang des Blechs schlussendlich halbwegs zu den qualitativ in jedem Fall höherwertigeren Drumsamples passt und man sollte bei der Auswahl der Samples realistisch sein: Auch wenn die DW-Snare geil klingt, hier geht's schlussendlich um das gesamte Gefüge.
Für den Drummer ist es auch nicht ganz einfach, wirklich nur die Hi-Hat zu spielen. Unserer macht das, indem er quasi "phantom-spielt", also so tut als würde er spielen und dann nur die Hi-Hat tatsächlich anschlägt.
Allerdings hat man hier natürlich Versuche ohne Ende und man kann schneiden wie blöd.
Am Ende hat man dann ein übersprechungsfreies Drumkit, das mit entsprechendem Eifer authentisch klingt und in jedem Fall wesentlich besser ist als eine durchschnittliche Proberaumaufnahme bei schlechter Raumakustik (und schlechter Mikrofonierung).
"Richtig professionell" wirds aber wahrscheinlich auch nicht, weil natürlich der Raumklang fehlt (den man dann nachträglich mit einem möglichst guten Hall versucht hinzubiegen) und es wahrscheinlich trotz allem immer noch etwas "programmiert" klingt. (Je nach Aufwand sollten das aber nur mehr Drummer raushören, sonst hat man was falsch gemacht).
Bis jetzt ist uns allerdings nichts besseres eingefallen.
Wenn's euch wirklich ernst ist, ihr einen tighten Drummer habt und von eurer Musik überzeugt seid - investiert das Geld und geht in ein Studio.
