Wie geht ihr mit eurer Bedeutungslosigkeit um?

Status
Für weitere Antworten geschlossen.
ich war neulich in salzburg am bahnhof in einem supermarkt.
die hatten eine ausländische kassiererin.
die hat mossad - kugeln verkauft...

auch lecker...:jump:

Sind das die mit der Neumann Kapsel fürs Aushorchen ? :yeah: Fands 2018 interessant, in Salzburg diverse Hersteller von Mozartkugeln mal so durchzutesten. An jeder 2. Ecke bekommt man anderen Stoff. Wenn das die Jungs in der Hasenheide erfahren , alder kraaaas ! So hat also ein Süßwarenhersteller damals mit dem Namen des Herrn Mozart Bedeutung erlangt. Sonst wärens eben die Salzburger Kugeln geworden, wie langweilig, und dazu noch salzig ! ;-)
 
Es ist so schön, bedeutungslos zu sein. Farian erfand Boney M. oder Milli Vanilli, nur um sich am Ende davon zu distanzieren. Wenn man oben ist, möchte man gerne wieder down sein.
 
Das Wort zum Sonntag kommt heute von Prince:

My name is Prince, I don't wanna be king
'Cause I've seen the top and it's just a dream
Big cars and women and fancy clothes
Will save your face but it won't save your soul
 
In den meisten Genres erscheinen täglich, also jeden Tag, weltweit tausende Alben, Singles, Songs.
Ein Teil gefällt, mancher nicht, niemand kann alles hören, auch nicht nur auf ein Genre bezogen, ist einfach zu viel.
Darunter zahlreiche Songs, die deine eigenen Werke in die Bedeutungslosigkeit schicken, viel, viel geiler sind.
Was bleibt, ist der Spaß am Musizieren, auch wenn es ansonsten in den meisten Fällen "für die Katz" ist.
Viel ins Homestudio investiert, aber nur 4 Klicks, bzw. Zuhörer. Wie geht ihr mit der gesamten Situation um?
Was hält euch bei Laune?
Als ich mich vor Jahren mit der künstlichen Intelligenz befasste kam ich zu dem Schluss, mir eine Gesellschaft vorzustellen, in der ich als Arbeitskraft als auch Erzeuger in keinster Weise gebraucht werde. Die Musik schließe ich mit ein. Ich stellte mir bewusst die Frage, wer ich in so einer Gesellschaft sein will? Was wäre mir in so einer Gesellschaft wichtig. Meine Antwort ist eine einfache. Dem blinden möchte ich Augen, dem Tauben Gehör, dem Lahmen Agilität und dem vollkommenem Spiegel sein. Ich setze mich sehr viel mit dem Sterben auseinander. Und ich probiere freundlicher, aufmerksamer, achtsamer und als Mensch wie die Werke die ich anstrebe zu werden. Also möchte ich einfach ein besserer Mitmensch sein. Und das meine Musik ungehört bleibt, ist einfach so. Dafür erfreue ich mich umso mehr am Schaffen und am Hören. Oftmals ist sie auch ein emotionales Fotoalbum und zeigt mir wie weit der Weg als Mensch schon war. Sie lässt mich dann alte Gefühle vom Zeitpunkt des Schaffens erleben. Es ist kein Ruhm, es ist kein Geld aber es ist mehr als nichts. Immerhin.
 
Das Problem ist gar nicht so neu, schon Holger Biege hatte zu DDR-Zeiten das Problem erkannt, damals nahm er die Masse an Büchern zum Gegenstand seines Songs "Sagte mal ein Dichter" und da heißt es dann:

"Wie viel Bücher hat die Menschheit?
Und wie kurz ist so ein Leben?
Nur ein Bruchteil davon liest man dann
Warum denn ein Buch noch schreiben
Viele ungelesen bleiben
Nicht zu reden davon, ob man's kann
Ja, so einfach sprach er aus das Wort
Und nun lebt es in den Menschen fort
Aber wo nur, wo nur, wo nur ist noch der Sinn?"


Also, d.h. es geht den Menschen wie den Leuten, was machen? Am besten nicht drüber nachdenken ;-)

Hier noch die Musik, ein schönes Stück DDR-Geschichte:




 
In den meisten Genres erscheinen täglich, also jeden Tag, weltweit tausende Alben, Singles, Songs.
Ein Teil gefällt, mancher nicht, niemand kann alles hören, auch nicht nur auf ein Genre bezogen, ist einfach zu viel.
Darunter zahlreiche Songs, die deine eigenen Werke in die Bedeutungslosigkeit schicken, viel, viel geiler sind.
Was bleibt, ist der Spaß am Musizieren, auch wenn es ansonsten in den meisten Fällen "für die Katz" ist.
Viel ins Homestudio investiert, aber nur 4 Klicks, bzw. Zuhörer. Wie geht ihr mit der gesamten Situation um?
Was hält euch bei Laune?

Schon zu allen Zeiten regierte der schnöde Taler. Und der bestimmt inzwischen auch längst die Verbreitungsmacht. Wer teures Marketing finanzieren und für permanente, regelmäßige Wiederholung in den Medien sorgen kann, erhält viele Klicks. Mit Musik oder Können hat das schon lange nichts mehr zu tun.
Recht bezeichnend in diesem Zusammenhang daher auch das hier: https://hifiundheimkino.de/community/threads/songs-titel-dürfen-künftig-nur-noch-zwei-minuten-dauern-findet-ihr-das-okay.428/

Sieh es einfach mal so: Du bist in der privilegierten Situation, selbst etwas kreatives und tolles zu erschaffen, wie du es dir selbst wünschst. Und sicher auch andere. Dass deine musikalische Botschaft in der Flut des realen Überangebotes untergeht, dafür kannst du ja nichts. Wenn es dir also nicht in erster Linie ums Geldverdienen geht: Genieße die Freiheit das zu tun, was dir gefällt, frei von Zwängen. By the way: Auf Anhieb fallen mir übrigens sofort ein paar Leute ein, die unter anderem genau das gemacht haben, was Produzenten versuchten zu verhindern. Oder erst gar nicht produzieren wollten. Unter dem Vorwand, der Gesang wäre schlecht, es wolle niemand hören und würde nicht dem Zeitgeschmack entsprechen: Grönemeyer, AC/DC, Queen..... ;-)
 
Zuletzt bearbeitet:
Holger Biege! Er war ein ganz Großer. Leider fast vergessen. Einer der besten Singer Songwriter die Deutschland hatte.
Ein sehr schönes Lied von ihm und stimmt, passt zum Thema.

Nun habe ich mich mit großem Interesse durch hunderte Kommentare gelesen. Und nach einem Einstieg gesucht. Denn ich finde meine Einstellung zu der Eingangsfrage noch nicht so recht vertreten. Jetzt könnte sich vielleicht eine gute Gelegenheit zu bieten.

Ich habe Holger Biege als einen tollen Sänger persönlich kennen gelernt. Und aus meiner Sicht einen gern… hm… dominierenden Menschen. Den erwähnten Text allerdings schrieb nicht er, sondern Fred Gertz, der wiederum ein zurückhaltender, fast scheuer Kollege war. Dieser Fred Gertz musste nach 1989 eine extrem schnell zunehmende öffentliche Bedeutungslosigkeit verkraften. Bei späteren gesamtdeutschen Künstlertreffen saß er still und scheinbar immer „unbedeutender“ in der dunkelsten Ecke.
Erfolg und Bedeutung lassen sich aus unendlich vielen Perspektiven interpretieren.

Ich bin begeistert und berührt von den vielen ehrlichen Statements in diesem Faden. Vieles trifft auch auf mich zu! Beispielsweise bewege auch ich mich gefühlt wieder in der Masse der Unbekannten wie in meiner frühesten Jugend.

Aber Karriere war nie mein Ziel. Ich wollte, viel mehr als Anerkennung, meine eigene Stimme finden. Meine Gefühle waren einfach zu selten in fremder Musik vertreten und so geht es mir übrigens noch heute. All das spricht nicht gegen meine Kollegen. Sondern, wenn schon, dann gegen… mich!
Denn in der Zwischenzeit weiß ich ziemlich gut, wie ich in mich in meinen besten Momenten ausdrücken kann. Dass ich dann Verbitterung in Liebe und Eigenliebe in eine Art Schöpfermut verwandeln kann.

Ich habe für manche bekannte Namen getextet und bin vor oder mit ihnen wieder von der Bildfläche verschwunden. Wir schreiben uns noch heute und zerreden wie früher unsere neuesten Ideen und Ansätze. ;)

Aber heute bin ich handwerklich kaum noch ratlos. Ich kenne nun meine Stimme gut, ihre Schwächen und Stärken. Und je näher der letzte Tag kommt, um so freier werden meine Ambitionen. Ich schreibe schon längst (ohne es so zu benennen) freudvoll an meinem künstlerischen Testament. Dafür brauche ich keine grosser Bühne mehr. Im Gegenteil. Ich fühle nur beim einsamen Schreiben, ob ich ehrlich oder gierig bin (obwohl ich natürlich auch gierig bleibe).

Ich bin halt wie ihr alle einmalig. Und das bedeutet, bis zum Schluss eine riesige innere Landschaft bereisen zu müssen. Ich habe erlebt, wie normal und leicht man bekannt werden kann und wie normal es ist, diesen Status wieder abgeben zu müssen.

Und ich kenne und liebe nun die Muskelkraft der Eigenwilligkeit und weiß, dass ich diese mit wachsenden Alter trainieren muss .,, und kann!!! Und das will ich mit eisernem Willen und fast süchtig ausleben, bis auch ich im Dunklen hockend mich meiner Bedeutungslosigkeit ergebe… So wie vielleicht Fred Gertz. :)
 
Zuletzt bearbeitet:
Bin froh überhaupt was gefunden zu haben was mich interessiert, außer......Du weißt schon.
 
Das Problem ist gar nicht so neu, schon Holger Biege hatte zu DDR-Zeiten das Problem erkannt, damals nahm er die Masse an Büchern zum Gegenstand seines Songs "Sagte mal ein Dichter" und da heißt es dann:

"Wie viel Bücher hat die Menschheit?
Und wie kurz ist so ein Leben?
Nur ein Bruchteil davon liest man dann
Warum denn ein Buch noch schreiben
Viele ungelesen bleiben
Nicht zu reden davon, ob man's kann
Ja, so einfach sprach er aus das Wort
Und nun lebt es in den Menschen fort
Aber wo nur, wo nur, wo nur ist noch der Sinn?"


Also, d.h. es geht den Menschen wie den Leuten, was machen? Am besten nicht drüber nachdenken ;-)

Hier noch die Musik, ein schönes Stück DDR-Geschichte:


Holger Biege war mein erstes Konzerterlebnis im Leben, ich war 12 oder 13 und wollte unbedingt zum Konzert, meine Mutter hat mir die Karte gekauft und ich bin alleine hingegangen, das fand an einem Sonntagnachmittag statt

Holger war super, aber irgendwie auch besoffen und extrem zittrig, er war halt damals schon bissel am saufen wie man sagte

egal, ein ganz grosser Texter/Sänger/Arrangeur, höre ich heute noch gerne
 
egal, ein ganz grosser Texter/Sänger/Arrangeur, höre ich heute noch gerne
Lieber Holgi, bitte sei mir nicht böse, aber dass Holger Biege ein großer Texter war, bitte ich dich zu belegen. Ansonsten wäre das ungerecht u.a. gegenüber Fred Gertz, Ingeborg Branoner, Gisela Steineckert, die ihm hauptsächlich in der DDR die Texte schrieben oder auch Michael Kunze, der mMn danach viele Texte für ihn schrieb.

Ich würde Holger Biege einen wirklich großartigen Sänger, Musiker, Komponisten und Arrangeur nennen! Auch in meinem Gedächtnis waren seine Auftritte unvergesslich…!

Ich möchte diesen urheberrechtlichen Aspekt allerdings nicht überbetonen. Jedenfalls nicht in einem hochinteressanten Faden, wo es eher um das aktuelle Gefühl einer Bedeutung als Künstler geht.

( Lies vielleicht mal im Netz, was sein Freund „Wölfchen“ Martin (Produzent, Moderator und Autor seiner Biografie) über Bieges Texter schrieb.)
 
Zuletzt bearbeitet:
Lohnt es sich eigentlich noch, für die Kunst zu leiden, wenn sie am Ende nur vier Clicks hat?
 
Lohnt es sich eigentlich noch, für die Kunst zu leiden, wenn sie am Ende nur vier Clicks hat?
Das hängt davon ab, ob Klicks für dich in irgend einer Form wichtig oder der Maßstab sind ;)
 
Vier Clicks sind auf jeden Fall besser als drei und damit weniger bedeutungslos.
 
Erst liken, dann disliken - das zeigt es einem so richtig.
 
Wie gehen eigentlich Pornostars damit um, dass die teilweise Szenen mit Dauer von über einer halben Stunde drehen, wenn der durchschnittliche P0rnhub Besucher eigentlich nur rund 9,5 Minuten auf der Seite verweilt?
 
Also wissense ... immer wenn mir wieder bewusst wird wie bedeutungslos ich bin, setze ich mich in eine kalte, weiße Ecke und fange an bitterlichst zu weinen. Danach bekomme ich Selbstmordgedanken, aber dann trinke ich ein Bier. Und dann noch eins.... und so frühestens nach dem 12. 0,5er ist alles wieder gut und mir wird bewusst dass meine Gedanken aufgrund dieses Threads Humbug sind und ich einfach nur viel Bier trinken muss. Dafür bin ich sehr dankbar!!! Prost!
 
Leudde, nich wir sind falsch. Die da draussen ham ne Meise. Hilft das? .... Alkohol hingegen ist auf Dauer keine Lösung, fürchte ich. Zu schwer, nach Hause zu schleppen, dann Rücken.
 
Status
Für weitere Antworten geschlossen.

Ähnliche Themen

moonbooter
    • Danke
  • Artikel
Antworten
4
Aufrufe
4K
music-anderson
M
moonbooter
    • Danke
  • Artikel
Antworten
5
Aufrufe
6K
YogiX
Y
moonbooter
    • Danke
  • Artikel
Testberichte Test: Korg Prologue 8
Antworten
6
Aufrufe
20K
NorthernDecay
NorthernDecay
moonbooter
    • Danke
  • Artikel
Testberichte Test: Yamaha MODX6
Antworten
7
Aufrufe
55K
Can
Can

Oft gelesene Themen

Zurück
Oben