Hach, was für ein beschaulicher Thread zum Jahresende, mit leichten Zügen ins Philosophische. Auf jeden Fall freue ich mich über ein erneutes Beispiel an Diskussionskultur, wie man sie leider heute nicht so oft antrifft. Da soll ein bisschen offtopic-Abdriften und Lebensberatung (oder -beichte) doch auch nichts schaden, oder?
@DonPedro, ich bin einmal mehr bei Dir.
@musicdevil, ein herrlicher, fast schon gnadenloser Einblick, den Du uns da schenkst. Schönen Gruß an die 4 Hundies. Deine Einschätzung vom Lottogewinn finde ich realistisch.
@kakashi: Wo sollte man sich erkundigen, wenn nicht in einem Musikerforum? Tue das weiter und auch in anderen Kreisen, und nimm uns alten Knochen den Sarkasmus nicht übel. Die meisten alten Säcke hier haben irgendwann mal im Leben davon geträumt, die Welt zu rocken und davon richtig geil leben zu können
Ist doch ne ganz normale Sache. Und haben irgendwann mal dem "bürgerlichen Job" den Vorzug gegeben, weil man ja Frau, Kind(er), Hund und Kanarienvogel irgendwie ernähren muss.
Hier ein paar Eindrücke aus meiner Perspektive:
Ich selber habe die o.g. Jugendträume tatsächlich seinerzeit mit der Jugend begraben...
Einige wenige Musiker aus meinem Dunstkreis, die aus unserer früheren 70er-Jahre-Band mehr oder weniger "dabei geblieben sind": Ein klassisch ausgebildeter (sprich: studierter) Pianist und Konzertmeister, der sich an Schauspielhäusern in D / CH und in der Lehre verdingt. Ein diplomierter Elektrotechniker, der sich einen Namen in Sachen Studiomikrofonpflege, -wartung und -restauration sowie Aufnahme, Schnitt und Mastering gemacht hat (und den ich mir für meine bescheidenen Aufnahmen leider nicht leisten kann). Und darüber hinaus ein paar Lebenskünstler, die tatsächlich alleine oder mit wechselnden Formationen lokal tingeln und sich damit über Wasser halten können. Soweit ich sehen kann, sogar über Hartz4-Niveau.
Das Erstaunlichste für mich aber: Das Unternehmen, für das ich arbeite, betreibt u.a. auch Gastronomie (Größenordnung: 200 Sitzpl.) und rekrutiert wöchentlich für die Generation 70+ eine Sorte Alleinunterhalter, die mich das Fürchten gelehrt hat. Sie gehören weitgehend ebenfalls zur älteren Generation, sind also überwiegend Rentner und päppeln sich mit MIDI-Abspielen und Singen ihre bescheidene Rente auf. Nachdem man zu Beginn auch mal ein paar (jüngere) Nachwuchsbands auf die Bühne gelassen hatte, wurden die von den Alten regelrecht weggebissen. Da wurde Publikumsmeinung manipuliert, kolportiert, intrigiert. Wie man mir berichtete, wurden einige Auseinandersetzungen sogar händisch (auf der Straße, weissschmein
) ausgetragen. Da hab ich mich echt gefragt: Was sind die richtigen Gangstas ???
Nur dass es hier um vergleichsweise lächerliche Summen geht. Die Grenzen zwischen lustig und würdelos verwischen zwischendurch auch mal. Das zähle ich zu den von holgi erwähnten 'Verbiegungen', die man im Alter machen muss, um einigermaßen über die Runde zu kommen.
Ich glaube, hedelund als einer der ältesten Kämpfer hier weiss am besten, wovon ich spreche.
