Wen interessiert's?

[house12]

Guten Tag mal wieder

Seit wailer im FB Forum den Titel "Rebellion" gepostet hat, bin ich ganz fasziniert von der Idee, selbst mal sowas zu singen. Naja, Riddim basteln kann ich nicht aber Texte schreiben schon und dieser hier ist so geworden wie er ist, weil ich dabei eben Reggae im Ohr hatte.

Jegliches Feedback zu "Wen intereressiert's" interessiert mich, also zögert bitte nicht.

Wen interessiert’s

Dir geht’s schon wieder gar nicht gut
Nein, es wird täglich schlimmer
Bist wie lebend tot
Und so belastet immer
Weisst nicht was noch werden kann
Vielleicht bloss gute Freunde?
Von Zweifeln wie gebannt
Kannst auf keinen Fall mehr reden heute

Chorus:
Ich weiss nicht ob mich das tangiert
Betrifft, erreicht berührt
Vielleicht erzählst du, vielleicht erzählst du
Das jemandem, den’s int’ressiert

Bridge:
Verdammt nochmal, du liebst mich doch
Atmest nur noch meinen Namen
Die Welt die du kennst steht Kopf
Seit wir 2 aufeinander trafen………………...bloss

Ich weiss nicht ob mich das tangiert
Betrifft, erreicht, berührt
Vielleicht erzählst du, vielleicht erzählst du
Das jemandem den’s int’ressiert

Ob du dich wirklich binden kannst
Was dir deine Zukunft bringt
Schläfst und isst nicht mehr vor Angst
Musst dich glatt zum Leben zwingen
Du bist deinem Ende nah
Und schlecht für alle, dich und mich
Nein, du hast mich nie verarscht
Ehrlich, echt, das schwörst du wirklich

Bridge:
Du bist dir sicher – im Moment
Hast einen Plan – für heute
Dein Kopf ist klar – derzeit
Hey, das ist ein Versprechen, Leute
Habt ihr gehört, er ist so weit …………….doch

Ich weiss nicht ob mich das tangiert
Betrifft, erreicht, berührt
Vielleicht erzählst zu, vielleicht erzählst du
Das jemandem den’s int‘ressiert

 

[artname]

Liebe Annette,

Du weißt, ich schätzte dich als extrem talentierte Texterin! Und so verwundert es mich nicht, dass mich der Tonfall des Textes sofort in selbigen zieht. Gerade bei Deinen Texten würde ich außerdem gern erst feedbacken, wenn sie gesungen vorliegen. - Gut, is noch nicht. Dann also die zweitbeste Variante: reine Textkritik.

Der Song hat einen klaren Tonfall: das LI scheint reichlich genervt von einem wankelmütigen Verehrer, Liebhaber.

Sehr, sehr gelungen erscheint mir die Hook:

Ich weiss nicht ob mich das tangiert
Betrifft, erreicht, berührt

4 Nuancen, die alles über die zunehmende Intensität von Gefühlen sagt. Wirklich gut!

Doch gleichzeitig erinnert mich der gesamte Text an Heine:
" den Brief den Du geschrieben / der macht mich gar nicht bang /
du schreibst, du könntest mich nicht lieben / aber dein Brief ist lang"

Sorry, da kann das LI 1000x behaupten, das alles ließe sie ungerührt: In Wahrheit ist das LI nur mit dem LD beschäftigt... statt einfach zu sagen: Du, ich hab keine Zeit für solche Spielchen und DAS mit ein, zwei Dingen zu untermauern, die dem LI halt gerade wichtiger erscheinen

So gesehen, wenn ich nicht völlig falsch liege, verhöhnt mir das LI den wankelmütigen Burschen etwas zu sehr. Das vergällt mir die Sache etwas. Die Herabsetzung einer armen Sau hat mich noch nie sonderlich angesprochen. Jedenfalls scheint mir dieser Text näher am blanken Hohn als an deiner, von mir sehr geschätzten, feinen Ironie.

Würden wir gemeinsam am Text arbeiten, würde ich vielleicht versuchen, einige der prosaischen Zeilen und rhetorische Fragen in künstlerische Bilder zu verwandeln. Vielleicht drängt das gelungene Bild dann den höhnische Unterton in den Hintergrund.

Überhaupt ist mir deine Absicht noch etwas zu vordergründig. Du forderst mMn eher positive Entscheidung als Trennung.

Bringt dich das weiter? Blockieren soll es sowieso nicht!
Gaaanz liebe Grüße

 

[cherry50]

Ich lese mir meistens die Texte hier im Forum durch, und schreibe selber manchmal auch ein paar banale Sachen.

Dieser Text ist sehr schön, mich stört das Wort, Tangieren.
Es passt zwar in die Hook, ist aber gleichzeitig die Einleitung für einen in der nächsten Zeile

Erklärungs Prozess. Betrifft, erreicht, berührt.

Tangente verbindet mich mit einem Gedanken an die Geometrie (Eine Gerade berührt, tangiert einen Kreisbogen)
Für einen Moment war ich vom weiterlesen abgehalten, weil genau der Gedanke mir durch den Kopf schoss. Ich war abgelenkt.
es ist ein Fremdwort, das auch als solches wirkt, und die Sinnlichkeit wegnimmt, weil man unwilkürlich
über den Sinn des Wortes nachdenkt, das nicht unbedingt zum täglichen Sprachgebrauch gehört, und in dem Text der eigentlich mit einfach geschrieben Worten verfasst wurde, so nicht hinein passt.

Liebe Grüße
Cherry50

 

[MamaMuuht]

Hi Annette,

die allererste Assoziation die ich zum Text hatte war : Erzähls deinem Frisör! Mir gefällt die schnoddrige Art in der du diese Geschichte erzählst sehr. Das hat was rotziges, was punkiges. Und das war tatsächlich auch die musikalische Assoziation, die ich als erstes hatte.
Das tangiert stört mich überhaupt nicht. Eher im Gegenteil, finde ich gut, gerade solche "Fremdworte" in einem Text der ja vor Wut und auch Lebendigkeit strotzt, einzubauen. Finde ich wohltuend fremd. Und mir fällt sofort der Spruch aus den Achzigern ein . "Das tangiert mich äußerst peripher." Der ja gerade durch seine künstliche Gespreiztheit eine Menge an Ärger transportiert hat. Ich mochte den jedenfalls.
Das der Ton des Songs leicht höhnisch ist, wie ja artname anmerkte, verleiht ihm für mich Authentizität. Er ist nicht abgewogen, einseitig und somit auch leicht abwertend, das sehe ich ähnlich. Ich finde das allerdings ganz passend. Ich nehme an, das soll so? Es fällt mir schwer, so zu texten. Etwas in mir sträubt sich da immer. Vermutlich der vernünftige, erwachsene und abgeklärte Teil in mir.
Aber ich merke auch, das ich zunehmend mehr auch mal subjektiver schreibe.Wertender. Ironischer.Sarkastischer. Und das mag ich an deinem Schreibstil!
Zwei Anmerkungen zum Text konkret:

Bist wie lebend tot
Da finde ich, das es etwas holpert. Und das das T unmittelbar auf das D trifft finde ich auch schwierig.
Vielleicht: Bist wie lebendig tot?

Und die Zeile " Weißt nicht was noch werden kann" finde ich ebenfalls etwas holperig. Irgendwie empfinde ich das unrythmisch.
Vielleicht " Weißt nicht, was aus uns werden kann?

Jedenfalls ein schöner Text, der eine Energie transportiert,die mir gefällt....

Liebe Grüße

Jörg

 

[house12]

@artname
Ich denke nicht dass man hier Heine bemühen muss, um zu betonen, dass das LI noch mitten in der Verarbeitungsphase steckt, das liegt wohl glasklar auf der Hand. Den Rest deiner Interpretation finde ich zumindest sehr interessant, erlaube mir aber trotzdem, sie an dieser Stelle unkommentiert zu lassen.

@cherry50
Ich freue mich über deine Rückmeldung, vielen Dank dafür. Was den Einsatz des Wortes "tangiert" betrifft, hab ich lange überlegt. Wie von schon Jörg erwähnt, war das Wort in den 80ern schwer "in" und der entsprechende Spruch sollte eben immer besonders rebellisch und rotzig klingen. Ich lasse es für den Moment stehen, mal schaun ob da noch andere Stimmen kommen.

@Jörg
Schnoddrig, rotzig, punkig, wütend. Ja, das soll so. Jede Phase hat ihren Song, ihren Text, denke ich. Natürlich ist das nicht erwachsen und durchreflektiert. Es ist einfach menschlich, so lange das LI nicht drin stecken bleibt. Und mMn ist es immer noch besser - sozusagen im Affekt - einen sarkastischen Text zu schreiben, als loszuziehn und irgendeinem Blödmann die Ohrfeige seines Lebens zu verpassen, oder? Was das LI natürlich eine Woche später zutiefst bedauern und durchreflektieren würde Danke auch für deine Vorschläge, die klingen gut und sind notiert.

 

[cherry50]

@house12 schreibt

Ich freue mich über deine Rückmeldung, vielen Dank dafür. Was den Einsatz des Wortes "tangiert" betrifft, hab ich lange überlegt. Wie

Hi, Danke für Deine Reaktion und Antwort auf mein Feed.
Da Du auch über die Verwendung des Wortes nachgedacht hast, bin ich ja nicht total daneben mit meiner Wahrnehmung.
Inzwischen finde ich aber doch, daß es ganz passend ist, und vor allem beim Singen dann einen Akzent setzten wird.

Liebe Grüße
Cherry50

 

[Stoner]

Hallo Annette,

Der Text ist nicht unbedingt "schön" (inhaltlich), aber gewohnt gut!

Ich weiss nicht ob mich das tangiert

Also, das Wort "tangiert" tangiert mich überhaupt nicht (negativ).
Nicht, daß es mir egal wäre, aber ich finde absolut nichts merkwürdiges oder unpassendes an dem Begriff. Ohne die Bemerkungen hier hätte ich nie darüber nachgedacht.

Habt ihr gehört, er ist so weit …………….doch

DIE Zeile hingegen finde ich "seltsam" bzw. unpassend.
Du sagst die ganze Zeit "Du" oder "Ich", und dann, mittendrin : "Hey, IHR !" Und das "Du" wird zum "er".
Das finde ich etwas verwirrend, was die "Beziehung" zwischen Texter/Autor/Interpret u. Hörer/Leser angeht.

EDIT: Anders ausgedrückt: Die Perspektive ändert sich plötzlich, was mich etwas irritiert. Die ganze Zeit "DU" und dann plötzlich "ER" als gleiche Person.
Es sei denn, "er" ist ein Tippfehler und soll "es" heißen... - würde ja ebenfalls passen.

 

[artname]

Liebe Annette,

habe gerade deine schönen "Montagsaugen" überflogen (vorerst) und auch deine Kommentare hier. Hört sich so an, als könntest Du eine Chronologie authentischer Gefühle im Auge haben ...hm...

Jeder Mensch hat garantiert einmalige Gefühlspakete im Kopf. Die einzelnen Gefühle mögen sich bei allen Menschen ähneln, die Bündelung ist sicher bei jedem verschieden. Ich weiß nicht, ob mich als Autor meine emotionalen Wörter sonderlich interessieren, die ich als Verliebter, Streitender, Leidender, Scheidender so sage. Worte sind auch nur Wörter.

Alternativ zitierte ich Heine. Der verlagerte seinen Gefühle auf eine Beobachtung: 'Du schreibst zu viel, um mir glaubhaft zu versichern zu können, Du seist fertig mit mir.' - Er erspart uns sein Lamento. Und liefert statt dessen einen Fakt, einen (scheinbar) überzeugenden Strohhalm. Ich glaube felsenfest daran: Alle suchen in der Kunst nach Gehhilfen, auch wenn sie ahnen, es sind nur Strohhalme.

Wo aber ist nun Dein Strohhalm für mich, welcher mich "tangieren, betreffen, erreichen, berühren" könnte? - Einen Schwadronierer muss man höhnisch abservieren? Verhöhnen und dann wieder aufs Neue zu vertrauen? Wie trumpft man wirksam auf, wenn man sich verarscht fühlt?

Wir sehnen uns mMn nach Souveränität. Streit jedoch ist ein rhetorisches Strohfeuer, dem ich einfach kein protokollarisches Lieddokument widmen würde. Streitereien sind eigentlich nur dumm. Vielleicht auch unumgänglich, nachhaltig, aber immer völlig verworren.

Sicher, bei Dir liest sich der Streit folgerichtig... aber nur weil du die Antworten ausblendest, das LD aus dem Zusammenhang heraus gelöst, zitierst

Im Film setzt die Musik nicht ohne Grund mMn meistens erst nach Streits ein... um die nachfolgende Trauer und Einsamkeit an zu deuten. Denn darum geht es vorher, mitten drin, nachher: Verlustangst, Einsamkeit, Unsicherheit. Und nur DAS tangiert, betrifft, erreicht, berührt mich!

Und im Film provozieren voran gehende klare Szenen Hass, bevor dieser sich entlädt. Du hingegen zeichnest einen gestressten Menschen, der mir im Grunde eher leid tut, als dass mir Hohn einfiele.


Lg

 

[Stoner]

---- aufgrund mögl. Mißverständnisse entfernt... ----

 

[house12]

@artname

Ich denke, dass er sich täuscht und Du Dir meiner Hochachtung für Deine poetische Wucht nach wie vor bewusst bist

Mach dir keine unnötigen Gedanken, mein Lieber. Was das Texten angeht, sind wir beide scheinbar derzeit nicht an die gleiche Stromquelle angeschlossen. Hab die Kluft schon beim Zauberwald gespürt. Es ist ein wenig als ob wir im selben Hochhaus wohnen, aber verschiedene Aufzüge benutzen. Meiner hält nicht auf deinen Etagen und deiner nicht auf meinen. Müssen wir aushalten. Alles wird gut.

 

[FU]

.

 

[artname]

@house12

Da hast du wahrscheinlich recht. Vielleicht sollten wir uns wieder mal zu Fuss besuchen
Bis zum nächsten Mal

Lg