Wehrlos

[artname]

Wie muss ich das verstehen? ;.)

Positiv, lieber Aesthetikk.

Ich bin leider kein Rapexperte. In den letzten Jahren höre und lese ich sehr viele Raptexte. Weil ich Rap, Hiphop oder auch Poetry Slam als die Innovation der letzten 20 Jahre betrachte. _ Ich selber schreibe zu 99% auf tradierter Songstrukturen... und bin manchmal neidisch auf die Möglichkeiten (und das Können) der Rapper. Eine wunderbare Zwischenstufe ist für mich zum Beispiel Max Herre. Einerseits schreibt er sehr kluge Rap-Strophen, andererseits manchmal beneidenswert gewitzte Hooks, Refrains.

Rap scheint aber auch ein Lebensgefühl zu sein. Ein anderes, als ich es verinnerlicht habe Und deshalb bin ich bei Rapdiskussionen etwa vorsichtiger. OBWOHL: Letztlich gibt es ähnliche innere und äußere Funktionen n Jeder Form von Lyrics. Und deshalb halte ich mich nicht völlig raus

Deine Meinung zur Aufnahme und dem Text fehlt mir irgendwie.

Ja, das kommt alles recht authentisch und verständlich rüber. - Mir fehlt dennoch die Hook.

Das einzige Wesen das errötet, ist der Mensch,

ist ja wohl nicht von Dir. Die Zeile hat etwas.

Hier haben ja einige von geistigen Spielraum geschrieben. Geistiger Spielraum entsteht entweder inhaltlich durch Dialektik, oder formal durch tolle Reime oder raffinierte rhythmische Gestaltung. Man könnte es auch einfacher benennen: durch Unerwartetes!

Wenn Du Dokus hörst: lausche auch mal auf de Sprecher. Vielleicht benutzen sie eine einprägsame Zeile? Achte mal auf DIE Zeile, die andere Rapsongs in Dir zu Ohrwürmer verwandeln. Achte mal auf ihren innere (dialektische Gedankenführung) und äußere Bauweise (Rhythmik, Reime, Attitüde). Es geht garantiert um Unerwartetes.

Dein Thema, das ist nur der Stoff. Kunst wird der erst durch raffinierte Gedanken und Wortführung .Lass Dir Zeit. Power dich nicht zu lange aus. Die Idee kommt, wann SIE es für richtig hält. Fleiß ist oft nur die Beruhigungspille, dass man noch am Ball ist. Vielleicht ist ja der Fleiß einer der Väter einer guten Idee. Vielleicht aber auch eher die Faulheit Schau den Leuten aufs Maul: wie sie die eigenen Fehler beschwichtigen und die fremden aufbauschen.

Achte weniger auf die sogenannte gute Lösung, sonder beobachte lieber fasziniert das innige Spiel von guter UND weniger guter Lösung. Üb Dich darin, frech (frisch) zu sein. Spiele auch mal mit Gegenpositionen... wie der Fußballreporter, der in der 70 Minute expertisch säuselt; "Das Spiel ist gelaufen" , um 30 Sekunden später schamlos zu brüllen: "Toooor! Was ist den daaas?! Das giiibt es doch nicht! - Alles wieder offen!"

lg

 

[Aesthetikk]

Danke Artname
Das werde ich als Kopfkino im Hintergrund laufen lassen wenn ich weiter schreib. Hab das Gefühl das könnte mir was bringen

Gut erkannt

Ist wirklich nicht von mir aber wollte die Line unbedingt im Text haben.

LG ÄSTHETIKK

 

[helge1973]

Es ehrt Dich, daß Du Dich unkompliziert überzeugen läßt. Ich vertraue auch deshalb Deinen Kommentaren: Sie sind ehrlich, aber nicht rechthaberisch

Nun,
es sollte mich nicht ehren müssen, sondern selbstverständlich sein.
Was es auch ist.

Ich lasse mich gerne vom Gegenteil überzeugen und ziehe dann auch nicht schmollend von dannen, denn mir geht es - wie oft erwähnt - nicht um das Individuum, sondern um das, was jenes Individuum erzeugt.

Und wenn ich mich auch irre - na und?

"Es irrt der Mensch, solang er strebt"



Alles gut

 

[korgli]

Helge ist noch jung
sein schreibstil bisschen wirr.
Aber wenn man sich bemüht, ihn zu verstehen und sich das rausnimmt was er "eigentlich" meint, dann haben seine Aussagen schon was.
Aber beim wie - werde ich dem nie Applaus zollen.
Einfach weil es mir zu schnodderig dahergeredet ist. jugendlich leichtsinnig eben.
Ist jetzt auch sarkastisch gemeint.
Ich mag Ehrlichkeit aber mit eine wenig Achtung vor dem andern...
Helge grad noch an der Grenze.

 

[helge1973]

jugendlich leichtsinnig

Tja, wat soll ich junger Hüpfer halt machen, ne?

Ausserdem heisst das: "dem Hellgay sein Schreibstil"

So - und nu:

 

[artname]

Hallo Aesthetikk,

Hier noch einigenTipps, über den ich gerade selber in einem eigenen Projekt nachdenke: Wortspiele.
Mach Dir doch mal eine Liste von Worten, die für dein Thema extrem wichtig sind. Und beginne mit den Worten antithetisch zu spielen. Ziel ist es, irgendwann eine einprägsame Hooks zu finden.

Umweltschutz - die Umwelt schützt sich immer besser vor dem Menschen
Artensterben - mit Tierartensterben meinen wir die Art ihres Sterbens.
Solidarität - nein Danke
Woran erkennt man hässliche Frauen? Genau, an ihren Pelzmänteln.

Songtexte sollen mMn nicht informieren, sondern Gefühle provozieren. Bei den Künstlern UND beim Publikum. Die "Anspielung" war hierbei schon immer das Meisterstück eines Dichters.

Und nun noch ein anderes Beispiel, (dessen Zeilen, da mitten im Arbeitsprozess, momentan nicht frei für Dritte verfügbar sind!!). Mein momentaner Produzent sagte zu einer bestimmten Musik: "da höre ich etwas mit "WIR-Gefühl"." - Vielleicht hatte er ja dabei vor allem die Verkaufszahlen dabei im Auge.

Egal. Ich höre es auch. Also beginne ich jetzt hier mal in Echtzeit zu jammen mit der vorgegebenen Musik zu spielen:


1. Versuch
Fühlst du, was ich fühl:
Es wird kein leichtes Spiel.
Denn raus muss dein Ego, rein
dein Wir-Gefühl.

2. Versuch

Fühlst du, was ich fühl:
Es wird kein leichtes Spiel.
Denn ICH sagt mein Ego, und WIR
mein Gefühl.

Hm...Nicht schlecht für einen First-Take. Bringt meine Absicht ganz gut auf den Punkt. Schön, da bin ich soeben also bei der Fußballmetapher gelandet. Nicht schlecht. Die äußere Form nimmt Form an. Sport hat hunderte Metaphern für Überlebenskampf. Vielleicht bau ich den Text nur mit Sportbildern und verlasse mich auf den Spielraum, den die Bilder zulassen. - Oder ich beschreibe, wie das WIR-Gefühl am Spielrand wartet.... wie es vom Publikum gefordert wird. Es ist diese Sinnübertragung, diese Sinnerweiterung, diese Entdeckerfreude, die im besten Falle jedem Beteiligten SPAß macht. Selbst in der größten Misere.

Natürlich muss auch der gesellschaftliche Bezug (Umweltschäden, Klimakatastrophe u.ä.) sichtbar gemacht werden. Aber DAS eben die Frage: wieviel Fakten einerseits und wieviel Spiel mit den Fakten andererseits ist sinnvoll. Verstehst du was ich meine?

Wenn du weniger Wert auf Reflexion, mehr Wert auf den Tatvorgang legst, dann könntest du auch die Fernsehbilder weglegen, und statt dessen eine Real-Story schreiben. Wo du die friedliche Natur beschreibst, den Überfall der Tiermörder und einen starken Schluss. Diesen Schluss würde ich als erstes schreiben. Denn ich ahne gerade hier Potential für eine Hook.

Gut, soweit für heute

lg

 

[Aesthetikk]

Sehr stark artname.
Du bringst mich laufend auf neue Ideen. Eigentlich wollte ich ja eine Pause machen, aber du machst es mir echt schwer mit deinen Tipps

Danke vielmals

LG ÄSTHETIKK

 

[Teestunde]

@Ästhetikk: Gönn dir die Pause! Die Tipps kannst du dann noch mal lesen, kurz bevor du wieder loslegst. LG T.

 

[Aesthetikk]

Ja schon aber meine Motivation im Zaum zu halten ist schwer, wenn man solche Tipps bekommt.
Ich hab mir jetzt echt eine Pause gegönnt und nun fühle ich mich auch bereit für denn nächsten Anlauf????

LG ÄSTHETIKK

 

[artname]

Hi Teestube und Aesthetikk,

Inspiration und Selbstquälerei leben vermutlich nicht in der gleichen Hirnregion.

Früher hab ich mal gesagt: was ich vergesse, war es nicht wert, aufgeschrieben zu werden. Heute seh ich das nicht mehr so. Werner Karma (Silly) sagte mir mal: ein Einfall ist ein explodierendes Luftschloss. Wenn du es nicht sofort fotografierst (aufschreibst), siehst du Sekunden später nur noch Rauch und Trümmer....

Inspiration ist bei mir mit einem Hochgefühl verbunden. Wenn ich mich hingegen erfolglos verbeiße, wachsen nur noch meine Selbstzweifel. An diesen extremen Stimmungen unterscheide ich beides.

Vermutlich sollte man besonders dann entspannen, wenn die Selbstzweifel beginnen zu dominieren .

Lg

 

[Teestunde]

Ich weiß selbst, wie schwer es ist, loszulassen. Man meint immer JETZT GLEICH den richtigen Einfall zu haben, wenn man nur verbissen genug dranbleibt. In Ästhetikk sehe ich mich so ein bisschen selbst wieder. Die Metapher mit dem explodierenden Luftschloss ist grandios!!! LG T.

 

[helge1973]

Wenn du es nicht sofort fotografierst (aufschreibst), siehst du Sekunden später nur noch Rauch und Trümmer....

Oh,ja!

Deshalb hab ich auch wie Columbo immer einen Notizblock mit mir.
Ich schreibe überall, wo ich nur kann, mich stört nix.

Der Mensch verbringt ja sooo viel Zeit mit Warten (Arzt, Bahnhof, auf die Ische, die sich stundenlang bemalt) - und das nutz ICH immer aus.

Auch hab ich mein Handy immer mit, wenn ich mim Hunt im Walt spazieren geh, damit ich die Ideen da reinhusten, -keuchen, -krächzen kann.

So geht NIE ein Idee verloren

 

[TheButcher]

Ja, Notitzblock und ganz wichtig: Sprach; Soundmemos.

Hab so n Ritual: Nach ner krassen Nacht; egal in welchem Zustand; immer noch kurz an die Klampfe; "rec" drücken und los sabbeln.
Oft lustig; meist überraschend.

 

[helge1973]

Was denn eine krasse Nacht?

Ja, nee, las ma, ich weiß schon: wenn Du Deine Überdosis an lauwarmer Milch getrunken hass, ne?

 

[TheButcher]

wenn Du Deine Überdosis an lauwarmer Milch getrunken hass, ne?

Übertreib es nicht, Pupelge. @butchi-music.to kann auch ganz schön böse werden....

 

[artname]

Nach einer schweren Nacht bin ich müde. Anfällig für Zweifel. Die lauern dann in meiner Stimme, lassen sie dramatisch dröhnen oder kratzen. Das sind auch für mich wichtige Momentaufnehmen. Aber eben nur Momentaufnahmen. Authentisch, aber flüchtig.

Intensiv arbeite ich nur nach möglichst langem Schlaf, Sofort nach dem Erwachen. Vor allen anderen Aktivitäten. Langer Schlaf kräftigt meine Aufmerksamkeit, dehnt die Zeit. In Zeitlupe höre ich am besten die Urschreie meiner Seele. Und die meiner Nächsten. Meiner Nachbarn. Und die in Büchern und Videos. Oder den Urschrei hinter meinem Demogesang der letzten Nacht Zeitlupe gewährt mir eine längere Sicht auf meine Luftschlösser, bevor sie verschwinden

Die nächtliche Stille eignet sich auch zur focusierten Wahrnehmung. Doch dann habe ich Zeitrafferbilder im Kopf... Gut für Strophenmaterial, aber nicht für Hooks

Unterwegs skizziere ich ebenfalls. Nur leider entstehen eigentlich nie brauchbare Ideen daraus. Als wären diese Wahrnehmungen zu oberflächlich. Hattet ihr mehr Erfolg mit Euren Outdoor-Notizen?

Lg

 

[Aesthetikk]

So hab mal ein wenig geübt (Mischen, Mastering) und hab die Aufnahme "eine rote Lagune" mal neu abgemischt und so. Sagt mir welche Aufnahme ihr besser findet.
Danke!


Zur neuen Aufnahme auf Soundcloud

Zur alten Aufnahme auf Soundcloud



LG ÄSTHETIKK

 

[Aesthetikk]

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