Was passiert mit den Streaming-Milliarden?

[Ethersis]

@SoulFrontier sorry souli, aber das was der typ aus dem Video sagt deckt sich eher mit den Informationen die man sonst so hört als das was du da erzählst. Bei ca. 100 Songs mit jeweils einer hohen 6 stelligen streamingzahl und als alleiniger Rechteinhaber dürfte man sich wohl bald Millionär nennen dürfen. Selbst bei den lausigen streamingcentbeträgen. Das Problem dürfte da aber schon die Anzahl an Songs darstellen. Wer schafft eine solche Anzahl UND hat konstant hohe streamingzahlen?
Und zum Thema brian Adams: der kommt aus der Zeit in der man noch CDs verkauft hat, mit einer weltweiten Reichweite. Jetzt bräuchte man mal jemanden der gegenrechnet wieviele streams nötig sind um den Erlös einer einzelnen CD gleich zu kommen. Kein Wunder, dass so jemand sich umschaut.

Meine Güte wir haben 2021, nicht 1993

Die Musiker, die das als Job machen, die haben keine Zeit darüber zu Jammern dass vor zwanzig Jahren alles ganz anders war.

Aber selbst ein Weltstar wie brian Adams

 

[Ethersis]

Teilw. wird nach IP personalisiert. Dann sieht die Liebste auf ihrem Smartphone, dass du wieder bei Thomann Gear stalkst
oder du bekommst Werbung für Verlobungsringe geschaltet, während ihr gemeinsam surft, oder halt nur
das Weichnachts- oder Geburtstagsgeschenk.

Personalisiert ist scheiße.

 

[oliveramberg]

Wie muss ich denn sowas verstehen? Ist ein Künstler erst dann ein Künstler, wenn er CDs, o.ä. verkauft, bzw. Konzerte gibt? Ist ein Darsteller bei der Lindenstrasse kein Schauspieler?

Hast Du die Doku gesehen? Die Pappnasen die 3 Alben veröffentlichen und 2-Minuten Songs konzipieren haben so gar nichts mit Künstler zu tun. Auch ist nicht jeder der veröffentlicht Künstler. Musiker reicht oft als Bezeichnung.

 

[SoulFrontier]

Jetzt bräuchte man mal jemanden der gegenrechnet wieviele streams nötig sind um den Erlös einer einzelnen CD gleich zu kommen.

Auch Du vergleichst Äpfel mit Birnen.
Du würdest doch aber niemals auf die Idee kommen airplay (Radio, TV) mit Verkauf von CD gleichzusetzen!
Nur beim streaming soll das plötzlich Maßstab sein.
Das ist doch komplett Gaga.

Wer schafft eine solche Anzahl UND hat konstant hohe streamingzahlen?

Klar, da haben wir dann wieder die Realität.
Und es ist eben so, dass 6 stellige streaming zahlen pro Monat niemandem in den Schoß fallen!
Um dahin zu kommen braucht es extrem harte Arbeit, oft viele Jahre lang und /oder extrem viel Geld, das investiert wird in Marketing.
Und da haben wir eine Gemeinsamkeit mit airplay und CD Verkäufen, wenn das massenweise passiert, dann ist das Ergebnis einer erfolgreichen Arbeit.

Die CD nimmt jemand mit nach Hause. Fertig.
Die Musik auf Spotify kann ich als Musiker per link täglich so oft ich will für online Marketing verwenden.
Dh, das kann tausendmal mehr Kohle einbringen als der Verkauf einer CD.
Think about neue Fans, Tickets, Merchandise, etc

 

[holgi]

Natürlich entwertet Streaming das Produkt durch inflationär hohe Verfügbarkeit, hätte man mir vor 35/40 Jahren anstelle der vorhandenen und für mich im Beute-Spektrum befindlichen gefühlt 50 Bands via Vinyl 50 Millionen Künstler/VÖ's angeboten, würde ich heute wohl anders sozialisiert mein Leben fristen

aber junge Leute leben nun mal im heute und sind digital Natives, Streaming gehört eben dazu und die Zeiten ändern sich.

Künstlerisch ist es schwieriger geworden Duftmarken zu setzen denke ich, und Geld wird eben nicht mehr verdient, wenigstens nicht so, wie seinerzeit. Wollte man die Erlöse des Streaming gerechter verteilen, müssten sich die Chartbreaker einen anderen Lebensstil angewöhnen, und die weniger erfolgreichen Künstler bekämen wohl ein paar Hunnies mehr als jetzt, ich schätze in diesen Dimensionen bewegen wir uns.

Ich wäre dafür, aber so erträglich wie früher wirds halt nicht mehr, das ist Fakt.

 

[Graham]

.

so erträglich wie früher wirds halt nicht mehr, das ist Fakt.

Fakt ist, das es anders kommt, als man denkt.

Die Blockchain zB wird eine Dezentralisierung bringen, ähnlich revolutionär wie das Internet selber seinerzeit.

Oder auch nicht.

 

[gelöschtes mitg 0915]

Dh, das kann tausendmal mehr Kohle einbringen als der Verkauf einer CD.
Think about neue Fans, Tickets, Merchandise, etc

Das ist Quatsch und trifft wohl nur zu, wenn du keine CDs verkaufst und mit Stream dann unendlich mehr
In der Realität dürfte es genau andersherum sein, da aber weniger CDs verkauft werden, die Compilations,
ausser der BRAVO, alle tot, und für den Stream lächerliche Summen gezahlt werden, schafft es der durchnittliche
Produzent heute nichtmal mehr über die Auszahlungshürde.

Klar, wir könnten ja auch alle Musik machen, die auch Live gespielt werden kann. Mal sehen wie
es dann mit der Arroganz der Livemusiker bestellt ist. Die Erkenntnis, dass der Markt kaputt ist,
würde dann auch ankommen.

Mit meiner letzten VÖ, liegt auch schon über 10 Jahre her, habe ich mit Stream 15,92 € verdient
und mit einer VÖ auf einer CD-Compilation 300-500€.

Das ist schon viel, wenn man das mit Heute vergleicht. Heute gibt es keine Compilations, sondern Playlists und davon auch keine Regionalen, sondern viel weniger, die dafür weltweit genutzt werden. Das macht wenige richtig reich und sehr viele bekommen nichts.

Die Vielfalt regionaler Märkte, veröffentlichungen und Compilations hatte schon dafür gesorgt, dass
alles angemessen verteilt wurde.

 

[bettysbrother]

Ich bin auch kein wirklicher Freund von Streaming-Diensten, besonders Spotify fällt mir immer wieder mit Werbung auf, die eigenwillige Services offeriert ("Skippe so viel Musik wie Du möchtest für 9,99 € im Monat" - Hurra, ich bezahle also dafür, Musik nicht anhören zu müssen, die ich nicht hören will...schon sehr verdrehte Logik, oder?).
Persönlich verstehe ich nicht, warum ich viel Geld in die Hand nehmen sollte, um an diesem Spiel teilzuhaben? Sprich bei Distrokid oder TuneCore jährlich dafür zu löhnen, dass meine Musik gestreamt werden kann? Ich habe zu Jahresbeginn beschlossen, meine Musik teilweise auch auf Streamingportalen anzubieten, habe mich dabei jedoch für eine kostenfreie Variante entschieden (ja, ja, Distrokid hat einen komfortableren Service, Kundensupport, whatever...mir ist das zu teuer und ich sehe nicht ein, derart viel Geld dafür zu zahlen, damit sich andere daran unterm Strich bereichern). 30,- bis 50,- Euro Erlös pro Release jährlich erwarte ich für meine "spezielle" Musik nicht, bislang halten sich die Streams in Grenzen. Dennoch sehe ich darin grundsätzlich die Möglichkeit, seinen Hörerkreis zu erweitern. In Verbindung mit verstärkter Präsenz auf Social Media (Instagram, FB...) habe ich schon festgestellt, dass es ein wenig was bringt.

Unterm Strich sehe ich als Dreh- und Angelpunkt meiner musikalischen Online-Präsenz bei Bandcamp. Dort zählt nach wie vor das Prinzip "Download", welches mir persönlich nachvollziehbarer erscheint als für Streaming zu bezahlen (ich "besitze" lieber einen Song, auch digital, als für eine unendliche Summe an Songs zu berappen, die mir nicht gehören....aber das ist natürlich Geschmackssache). Verkaufe ich etwas bei Bandcamp, bleibt der Großteil des Erlöses bei mir, den Anteil, den sich Bandcamp abzwackt, finde ich sehr fair.
Ich werde mal sehen, wie lange ich meine Musik bei Spotify & Co. lassen werde. Glücklicherweise kann man das ja jederzeit wieder ändern.

Die neuen Zustände bieten grundsätzlich viele Möglichkeiten (Du kannst theoretisch von Dir zu Hause aus in Eigenregie die ganze Welt mit Deiner Musik erreichen), aber damit fallen klassische Strukturen selbstredend weg. Dennoch gibt es nach wie vor viel spannende Musik (neue und alte) zu entdecken, die digital, auf CD und Vinyl veröffentlicht wird. Die findet man, wenn man sich mit Musik beschäftigt (und das tut man als Musikfreund). Ein 13jähriger, der kostenlos Capital Bra auf Spotify hören will, würde meine Musik eh nicht kaufen. Nette Anekdote zum Schluss: Kürzlich schrieb mich eine junge Musikerin aus Frankreich an, ob sie einen meiner Songs covern dürfte. Ich sagte "klar", und wenige Tage später schickte sie mir ihre Version meines Songs zu, den sie mit meinem Einverständnis dann auch veröffentlicht hat. Das bringt mir kein Geld (nix Gema, keine Tantiemen, einfach nur Handschlag-Abmachung unter Indie-Musikern). Es freut mich aber ungemein und zeigt mir, dass ich mit meiner Musik jemanden "erreicht" habe. Und ist das nicht irgendwie mehr wert als ein wenig Kohle für Streaming-Clicks? Ohne die neue digitale Musikwelt wäre das so sicher nicht passiert.

Das sind soweit meine Gedanken zu dem Thema.

 

[notebynote]

Die Pappnasen die 3 Alben veröffentlichen und 2-Minuten Songs konzipieren haben so gar nichts mit Künstler zu tun. Auch ist nicht jeder der veröffentlicht Künstler. Musiker reicht oft als Bezeichnung.

Ohweia, Hochnäsigkeit hat einen Namen bekommen. Was Kunst ist, bestimmst zum Glück nicht Du. Die Pappnasen machen, was ihnen gefällt und möglich ist. Nur mal so am Rande: Yves Klein wurde wegen seiner Kunst von all denen ausgelacht, die sich Künstler nannten. Wer einmal vor einem Original von ihm gestanden hat, weiß, dass auch blaue Farbe Kunst sein kann. Viel Spass beim Aufwachen.

 

[notebynote]

Playlists und davon auch keine Regionalen, sondern viel weniger, die dafür weltweit genutzt werden.

Was hindert Dich daran, eigene Playlisten anzulegen, die dann -weltweit- angehört werden kann?

("Skippe so viel Musik wie Du möchtest für 9,99 € im Monat" - Hurra, ich bezahle also dafür, Musik nicht anhören zu müssen, die ich nicht hören will...schon sehr verdrehte Logik, oder?)

Liest Du auch, was du schreibst? Mal abgesehen davon, dass Du mit der Werbung genau den für Dich kostenlosen Service "zahlst", hast Du beim kostenpflichtigen Service die Möglichkeit, den Mist zu überspringen, der Dir nicht gefällt. Du verdrehst Deinen eigenen Satz. Soviel zum Thema Logik.

ich "besitze" lieber einen Song, auch digital, als für eine unendliche Summe an Songs zu berappen, die mir nicht gehören

Du "besitzt" heute kaum etwas, was digital in die Welt gesetzt wird. Kein Betriebssystem, keine Musik, keine Software. Alles nur als Lizenzübertragung, die widerrufen werden kann. Aber wenn es Dir wichtig ist, für Nullen und Einsen auf Deinem Rechner einen Besitzanspruch zu erheben, dann sei es so.

Also wenn ich das hier so lese, kann ich nur meinen Kopf schütteln. Vielleicht würden sich hier einige mal einen Gefallen tun und sich bewußt werden, dass die Welt sich dreht. Das Anspruchsdenken ist letztes Jahrtausend, das ist längst in dieser Form gegessen. Statt mit dem Finger auf andere zu zeigen und diese der Böswilligkeit zu bezichtigen, sollten die Kollegen hier endlich mal den Arsch hoch kriegen, wenn es ihnen so wichtig ist, mit Musik Geld zu verdienen.

 

[bettysbrother]

Die Pappnasen die 3 Alben veröffentlichen und 2-Minuten Songs konzipieren haben so gar nichts mit Künstler zu tun. Auch ist nicht jeder der veröffentlicht Künstler. Musiker reicht oft als Bezeichnung.

Ohweia, Hochnäsigkeit hat einen Namen bekommen. Was Kunst ist, bestimmst zum Glück nicht Du. Die Pappnasen machen, was ihnen gefällt und möglich ist. Nur mal so am Rande: Yves Klein wurde wegen seiner Kunst von all denen ausgelacht, die sich Künstler nannten. Wer einmal vor einem Original von ihm gestanden hat, weiß, dass auch blaue Farbe Kunst sein kann. Viel Spass beim Aufwachen.

Jein. Ich finde beide Sichtweisen richtig. Einerseits ist Musik erst einmal Musik und insofern eine Art "Kunst". Vieles davon wird aber definitiv unter dem Aspekt eines "Konsumproduktes" erstellt. Das ist, wenn die Rechnung aufgeht, irgendwie clever und das Resultat muss ja auch irgendetwas Ansprechendes für die Zielgruppe haben, sonst würde es keine Beachtung finden. Es macht aber recht wenig Sinn, das komplexe Album einer Prog-Band (nur als Beispiel) mit einer 2:30 Single zu vergleichen, die gezielt für die Hörgewohnheiten der Streaming-Generation erstellt wurde. Schaut man sich die Top 100 der Charts an, findet man da wenig, was ich persönlich als "Kunst" bezeichnen würde. Aber dieser Begriff ist eben sehr subjektiv auslegbar. Kunst liegt im Auge des Betrachters (oder Hörers).

 

[notebynote]

Vieles davon wird aber definitiv unter dem Aspekt eines "Konsumproduktes" erstellt.

Wieso denn "aber"? Es IST ein Konsumprodukt. Was genau ist daran verwerflich? Du hörst es nicht (ich auch nicht), aber schau Dich mal um, unsere Welt besteht aus lauter Konsumprodukten, die nur für den Kauf gedacht sind. Die Nutzbarkeit stelle ich bei vielen Dingen von vornehinein in Frage.

 

[bettysbrother]

Vieles davon wird aber definitiv unter dem Aspekt eines "Konsumproduktes" erstellt.

Wieso denn "aber"? Es IST ein Konsumprodukt. Was genau ist daran verwerflich? Du hörst es nicht (ich auch nicht), aber schau Dich mal um, unsere Welt besteht aus lauter Konsumprodukten, die nur für den Kauf gedacht sind. Die Nutzbarkeit stelle ich bei vielen Dingen von vornehinein in Frage.

Indem ich ein Musikstück gezielt dafür erstelle, dass es möglichst erfolgreich ist, stelle ich meinen Anspruch, mich frei zu entfalten entsprechend zurück. Dabei wird der "künstlerische" Aspekt entsprechend geschmälert. Ich habe nicht gesagt, dass dies "verwerflich" ist, sondern dass es dafür auch einer gewissen Cleverness bedarf. Ich denke aber, dass jemand, der "sein Ding" macht und dabei wohlwollend einkalkuliert, dass seine Musik nur wenige Leute anspricht, die Kriterien, die einen "Künstler" ausmachen, eher erfüllen kann, als ein routinierter Producer, der weiss, wie man ein Stück umsetzt, dass viele Clicks erreicht. Ist das jetzt ernsthaft eine Sichtweise, über die man streiten muss?

 

[holgi]

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so erträglich wie früher wirds halt nicht mehr, das ist Fakt.

Fakt ist, das es anders kommt, als man denkt.

Die Blockchain zB wird eine Dezentralisierung bringen, ähnlich revolutionär wie das Internet selber seinerzeit.

Oder auch nicht.

für mich stellen sich ein paar zentrale Fragen:

1. kaufe ich Musik zu erwähnenswerten Preisen? (siehe CD, LP)
2. gehe ich stets und ständig auf Konzerte (Corona Drecksau... weisschmein? )
3. leben Künstler von ihrer Musik oder nutzen sie Musik zum Verkauf von Merch und Parfüm und weissdergeierwas?


wenn keine Tonträger mehr verkauft werden, wenn Konzerte nicht stattfinden, ist sowieso Feierabend, da hilft kein Streaming, sind Konzerte wieder möglich, müssen die Tickets an sich noch teurer werden als sie ohnehin schon sind, damit bei gerechter Verteilung der Einnahmen, der Künstler auch gut davon leben kann, und uU gar ne Rente anspart.

Streaming hält Künstler bekannt oder hilft dabei, bekannt zu werden, als erwähnenswerte Einnahme taugt das nicht, es sei denn man ist Madonna oder so, daran führt wohl kein Weg vorbei. Der Grossteil aller Künstler jedoch lebt nicht davon und wird es auch nie können, oder aber, man verteuert Streaming spürbar und schüttet gerechter aus, dann blühen aber wieder die Raubkopien, wetten?

 

[notebynote]

Ist das jetzt ernsthaft eine Sichtweise, über die man streiten muss?

Natürlich nicht, wenn Streit zu Diffamierung führt. Aber das Thema dieses Threads bewegt sich doch auch um diesen Punkt. Geld für Kunst und Geld für Kommerz. Und Kommerz wird sich immer auszahlen, Kunst eher selten. Banksy will ein Bild während einer Auktion Live schreddern. Das mißlingt (mutmaßlich), stattdessen wird seine Kunstaktion innerhalb des Bruchteils einer Sekunde zu einem Konsumprodukt. Ein Paradebeispiel, wie man als Künstler gemolken wird.

 

[gelöschtes mitg 0915]

Natürlich nicht, wenn Streit zu Diffamierung führt.

Und wenn der Streit nicht zu Diffamierung führt, dann wäre dieser Punkt streitbar?

Banksy will ein Bild während einer Auktion Live schreddern. Das mißlingt (mutmaßlich), stattdessen wird seine Kunstaktion innerhalb des Bruchteils einer Sekunde zu einem Konsumprodukt. Ein Paradebeispiel, wie man als Künstler gemolken wird.

Oder sich melken lässt und derartige Aktionen absichtlich inszeniert? Geschadet hat’s ihm zumindest nicht

 

[Graham]

Ein Paradebeispiel, wie man als Künstler gemolken wird.

Kein gutes Beispiel, hier wird der Käufer gemolken.



@holgi , alle scheinen zu glauben, das zentralisierte Plattformen eine Art Naturgesetz sind. Sind sie nicht, die Blockchain ist eben dabei, das Web umzukrempeln, inklusive Finanzsystem. Die Deutschen/Europäer werden aber wieder die letzten sein, die es checken.

 

[bettysbrother]

Ist das jetzt ernsthaft eine Sichtweise, über die man streiten muss?

Natürlich nicht, wenn Streit zu Diffamierung führt. Aber das Thema dieses Threads bewegt sich doch auch um diesen Punkt. Geld für Kunst und Geld für Kommerz. Und Kommerz wird sich immer auszahlen, Kunst eher selten. Banksy will ein Bild während einer Auktion Live schreddern. Das mißlingt (mutmaßlich), stattdessen wird seine Kunstaktion innerhalb des Bruchteils einer Sekunde zu einem Konsumprodukt. Ein Paradebeispiel, wie man als Künstler gemolken wird.

Einerseits gemolken, andererseits natürlich eine weitere Aktion, die dem Künstler zusätzlich zu seinem Ruhm zugute kam. Genau da sehe ich die Analogie zu diesem Thread...inwieweit man sich als Hörer/Musiker auf Streamingdienste einlässt, muss jeder für sich entscheiden. Möchte ich als Musiker gehört werden, komme ich wahrscheinlich nicht mehr drum herum, auf Spotify und Co. etwas von mir zu präsentieren. Es ist eben ein zeitgemäßer Weg, wie Musik von Menschen gehört wird. Die oben aufgeworfene Frage, inwieweit Blockchain-Modelle zukünftig das digitale Geschehen beeinflussen werden und eventuell gar demokratisieren werden, finde ich spannend, kann aber nix dazu sagen. Jedenfalls halte ich es für wahrscheinlich, dass der momentane Ist-Zustand auch nur zeitlich begrenzt ist. Dass zeitgleich zum Beispiel auch wieder so viel Vinyl gepresst und verkauft wird wie Jahre zuvor nicht mehr, ist ebenfalls spannend zu beobachten und zeigt, dass die Menschen durchaus "haptische" Bedürfnisse, gar "Besitzansprüche" haben, auch bei Musik. Das Thema halte ich durchaus nicht für gegessen. Streaming ist da, spricht aber nicht jeden an. Und ob man da mitmacht oder nicht, bleibt eben jedem selbst überlassen. That's it, oder?

 

[Ethersis]

Auch Du vergleichst Äpfel mit Birnen.
Du würdest doch aber niemals auf die Idee kommen airplay (Radio, TV) mit Verkauf von CD gleichzusetzen!

Nö, ich vergleiche eine Einnahmequelle mit dem Nachfolgeprodukt. Erst gab es Vinyl, danach CDs, dann kam Streaming. Das Streaming ist lediglich insofern anders, als das du zuhause nix mehr stehen hast. Dennoch ist es das Ventil, dass dich die Musik konsumieren lässt, so wie CD zuvor. Und selbstverständlich gehört Radio und TV in die gleiche Sparte. Radio ist dem Streaming sogar viel ähnlicher als CD. Du hast lediglich den Empfänger zuhause und deine Einnahmen richten sich nach der Anzahl an plays. Statt Distrokid & Co. hast du hier die Gema die dafür sorgt, dass die Einnahmen bei dir landen.

Dh, das kann tausendmal mehr Kohle einbringen als der Verkauf einer CD.

Da gebe ich dir im Grunde recht. Wird ein bestimmter Schwellwert überschritten, ist Streaming wohl lukrativer. Hier kommt aber meine Rechnung ins Spiel. Um den Kauf einer einzelnen CD zu relativieren ist es nötig mehrere tausend Streams zu haben. Ich meine, dass gesagt wurde 10 Euro entsprechen etwa 2.000 Streams. 10 Euro, weil es die durchschnittliche Streamingmonatsgebühr ist. Jetzt kann man weiter philosophieren inwiefern die Streaminggebühren den CD verkaufen gerecht werden. Ich denke, dein Beispiel von oben mit Brian Adams sagt da einiges.

Was hindert Dich daran, eigene Playlisten anzulegen, die dann -weltweit- angehört werden kann?

Die Welt! Sie will einfach nicht so wie man sich das vorstellt.

Was Kunst ist, bestimmst zum Glück nicht Du.

Der Begriff Kunst ist doch voll fürn Popo und durch Waldorfsche Larifariphilosophie verwässert worden. Heutzutage kannst du nem Affen nen Pinsel in die Hand geben und es für Kunst erklären. Je nachdem wer das macht kommen die ganzen Möchtegernintellektuellen und zahlen einen Haufen Kohle dafür. Wenn wir Kunst dadurch entwerten, dass wir jeden Quatsch als Kunst deklarieren ist es eben nichts mehr Wert. Die Künstlerkollegen seinerzeit hatten absolut Recht. Leider ist es so, dass cleveres Marketing und Lobbyarbeit diese Art von Beschäftigung Salonfähig gemacht hat. Verstehe ich nicht falsch, diese Art von Beschäftigung hat durchaus seine Berechtigung. Aber als Therapieform! Wenn ich dann sowas höre wie: "Die Erfassbarkeit des Grenzenlosen ... blablabla" ... Das ist der gleiche Quatsch den die Marketingabteilung bei Software Plugins raushaut: "Mit diesem Plugin kannst du die Wunder analoger Schaltkreise in digitaler Form erfassen".

Bei diesem Thema rollen sich mir jedesmal die Fußnägel hoch. Ich habe einige Bekannte die als Illustratoren arbeiten. Das ist für mich wahre Kunst. Etwas, was handwerkliches Geschick erfordert und nicht jeder Dreijährige machen kann. Leider ist diese Berufssparte deutlich ins Abseits gerückt worden. Parallelen lassen sich in der Musikwelt leicht finden. Man braucht sich nur mal die deutschen Singlecharts ansehen. Handwerklich gut gemacht ist da lediglich die Produktion. Aber das ist natürlich nur meine Meinung, der Großteil der Gesellschaft sieht das anders. Genauso, wie der Großteil der Gesellschaft es für grandiose Unterhaltung hält, anderen gescheiterten Existenzen dabei zu zusehen, wie sie Schafshoden und der gleichen ißt.

 

[notebynote]

Etwas, was handwerkliches Geschick erfordert und nicht jeder Dreijährige machen kann.

Klar, ist frustrierend, wenn 3-jährige so gut arbeiten, wie ein Illustrator, der sich seit Jahren bemüht
Im Ernst, Kunst ist und bleibt nicht sachlich erfassbar. Wenn ich mich davon löse, Kunst verstehen und bewerten zu müssen, komm ich doch gut klar damit.