Was ist das Schlimme an der Chartsmusik?

  • Ersteller artname
  • Erstellt am
Ich hab Dich schon verstanden;)
du hast ein hit gelandet, gestern hast du in olympia stadion gespielt, und heute muss du die eröffung des neuen baumarktes in buxtehude anfeiern.
In die Verlegenheit bin ich noch nicht gekommen:]->-aber weiß schon wie Du das meinst..

Aber grundsätzlich brauch ich schon den emotionalen Zugang.
Im Live Betrieb geht dann leider u.U. situationsbedingt ein Teil davon flöten (entsprechend kann die Interpretation dann tagesformabhängig besser oder schlechter laufen), aber die Basis ist trotzdem noch da.
 
sweetlizzard schrieb:
Aber grundsätzlich brauch ich schon den emotionalen Zugang.
Im Live Betrieb geht dann leider u.U. situationsbedingt ein Teil davon flöten (entsprechend kann die Interpretation dann tagesformabhängig besser oder schlechter laufen), aber die Basis ist trotzdem noch da.

Hm... es gibt mMn einen Unterschied zwischen empathischer und authentischer Interpretation. Das gipfelt in der Meinung vieler Produzenten, dass erstklassiscge Schauspieler zweitklassige Popinterpreten sind, weil sie zwar empathisch, aber nicht authentisch arbeiten. Oder mal mit Beispiel: Mario Adorf: empathisch, Klaus Kinski: authentisch.

Was aber schreibt man einem Sänger wie Klaus Kinski? Ich hätte ihm gern ein Liebeslied geschrieben... ;-)
 
@artname
man kann den spiess umdrehen und behaupten, erstklassige interpreten sind zweitklassige schauspieler. deswegen müssen sie hart an ihrem schauspielerischen und anderen talenten arbeiten, wenn sie shows a lá helene fischer, c. aguilera, madonna, prince oder m. jackson (nur so als beispiel) betreten wollen.
"dort oben" musst du ackern wie ein verrückter - tanz, akrobatik, schauspiel, totundteufel...
dort oben belustigt man nicht ein paar harley davidson fans inner kneipe, sondern die MASSEN. "authentisch" wird man dort, nur wenn man das komplette paket beherrscht. bissel singen können, wenn auch authentisch, reicht imho nicht aus...
 
hallo @diagnostix : ich bin deiner Meinung, aber ich habe halt mehrfach umsonst toll singende SchauspielerInnen kompetenten Produzenten vorgestellt. Dazu komm ja, das Schauspieler oft sogar überdurchschnittlich gute Songtexte schreiben, weil sie ja gute Beobachter von Beruf sind. Nützte nix. :-( Und so begann ich zwischen authentisch und einfühlsam zu unterscheiden.... fast möchte man schreiben, dass authentisch sogar oft starke Empathie ausschließt...seltsam, nicht? ...;-)
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich finde Pop-Musik gut, wenn sie mich berührt. Dann ist es mir auch egal, ob sie einfach ist, ob die Texte besonders sind. Komplexität ist auch kein Kriterium für mich. Gleichwohl erschliessen sich die meisten Sachen, die ich höre, erst beim 3. oder 4. Durchlauf (ich bin ganz klassischer Alben-Hörer).
Die meiste Pop-Musik, die ich mag, kommt nicht in die Charts.
Wenn die mal soweit ist, dass sie massentauglich kompatibel ist, haben diverse Produzenten lang daran rumgeschliffen. Elemente, die vorher frisch und interessant waren, klingen dann wie ein effektvoll aufgemotzter zweiter Aufguss...trotzdem kalter Kaffee.

Ein der Allgemeinheit bekannteres Exempel:
Coldplay.
Was hab ich die ersten beiden Alben gefeiert, auf Konzerten gewesen (obwohl da schon absehbar war, wo es hingehen wird). Nachdem mit dem dritten Album die Produktion das - einfache aber eingängige - Songwriting in vielen Schichten übertüncht hat, war es für mich vorbei.

Entsprechend ist das mit vielen Sachen. Ich höre deshalb schon intuitiv fast ausschließlich Musik, die in kleinerem Rahmen, auf Konzerten bis um die 3000 Besucher und bestimmt nicht im Radio stattfindet - mit Ausnahme zweier Sender in meinem Empfangsbereich.
 
Hm... es gibt mMn einen Unterschied zwischen empathischer und authentischer Interpretation.
Spannend-den gedanklichen Ansatz hab ich in der Art noch nie verfolgt, wenn ich mir's recht überlege ist bei mir wohl der empathische Anteil deutlich größer....aber es überschneidet sich....
Guter Punkt!
 
Hm... es gibt mMn einen Unterschied zwischen empathischer und authentischer Interpretation.
Spannend-den gedanklichen Ansatz hab ich in der Art noch nie verfolgt, wenn ich mir's recht überlege ist bei mir wohl der empathische Anteil deutlich größer....aber es überschneidet sich....
Guter Punkt!

Ja, das glaub ich. ;-) Danke :)

Kassette schrieb:
Wenn die mal soweit ist, dass sie massentauglich kompatibel ist, haben diverse Produzenten lang daran rumgeschliffen. Elemente, die vorher frisch und interessant waren, klingen dann wie ein effektvoll aufgemotzter zweiter Aufguss...trotzdem kalter Kaffee.
Leute, woher wißt ihr denn das alles? Nennt lieber Beispiele oder Eure Behauptungen Vermutungen! Das Gleiche betrifft auch deine Bewertung der Tonträger von Coldplay. Entweder du gibst dir etwas Mühe, deine Thesen zu veranschaulichen oder du schreibst einfach, dass du Chartmusik nicht magst. Punkt. Is dann nicht das, was mich interessiert, aber mehr haste dazu eben nicht zu sagen. Und was Komplexität betrifft: Kein Meister legt Wert darauf: komplex zu klingen. Fast alle wollen einfach klingen. Aber wenn ich als einfach empfinde, was dann doch irgendwie anders klingt, liegt für mich die Vermutung nah, dass ein komplexes Konzept dafür gesorgt hat. Komplex ist zudem ein Begriff, der sich mit den Jahren wandelt. Was einst als komplex galt, ist dank der Digitalisierung für viele plötzlich leicht durchschaubar.
 
Zuletzt bearbeitet:
Weil ich faul bin, hier meine Sicht der Dinge aus einem anderen Thread, die hier 1 zu 1 passt:

Ich seh das mitlerweile eher so wie n Tischler.

Es gibt hobby Tischler, die bauen was sie wollen. Manchmal nach eigenem Geschmack um es selber zu verwenden oder einfach nur um ein neues Werkzeug oder Tischart naeher kennen zu lernen/auszuprobieren, oder weil sie einfach den Schaffensprozess selbst moegen und dann anschliessend den Tisch in der Ecke stehen lassen.

Es gibt Tischler die den Prozess total moegen und auch gleichzeitig Geld damit verdienen wollen/muessen und deshalb nach Kundenwunsch bauen, aber trotzdem irre Spass dabei haben.

Dann gibt es Tischler die das Ganze nur des Geldes wegen machen und so basteln das es moeglichst vielen gefaellt und moeglichst viel und teuer verkauft werden kann, also wird nach dem Prinzip der Profitmaximierung getischlert.

Dann gibt es ein paar echte Glueckspilze deren eigener Geschmack so gut ankommt das sie frei nach Schnauze Tischlern koennen und trotzdem einen riesigen Absatz haben.

Alle haben ihre Daseinsberechtigung. Bewertung findet nur im eigenen Kopf statt und ist nicht universell existent. kein Charthitt hat "gutheit" oder "Schlechtheit" als definite Eigenschaft. Sie kommen alle nur von unterschiedlichen Tischlern :D
 
Es gibt hobby Tischler, die bauen was sie wollen. Manchmal nach eigenem Geschmack um es selber zu verwenden oder einfach nur um ein neues Werkzeug oder Tischart naeher kennen zu lernen/auszuprobieren, oder weil sie einfach den Schaffensprozess selbst moegen und dann anschliessend den Tisch in der Ecke stehen lassen.

Es gibt Tischler die den Prozess total moegen und auch gleichzeitig Geld damit verdienen wollen/muessen und deshalb nach Kundenwunsch bauen, aber trotzdem irre Spass dabei haben.

Dann gibt es Tischler die das Ganze nur des Geldes wegen machen und so basteln das es moeglichst vielen gefaellt und moeglichst viel und teuer verkauft werden kann, also wird nach dem Prinzip der Profitmaximierung getischlert.

Dann gibt es ein paar echte Glueckspilze deren eigener Geschmack so gut ankommt das sie frei nach Schnauze Tischlern koennen und trotzdem einen riesigen Absatz haben.
Das Beispiel ist sehr gut, hakt aber an einer winzigen Stelle: Beim Tischlern gibt es industrielle Prozesse, die den Aufwand für die Erstellung eines Möbels minimieren. Dadurch werden die Möbelstücke günstig und der Gewinn maximiert. Ähnliches gibt es natürlich auch in der Popmusik, also eben bestimmte Prozesse, um den Output zu erhöhen. Bei der Musik werden die produzierten Stücke aber eben nicht im IKEA-Stil verhökert sondern weiterhin gleich teuer verkauft, wie hochkomplexe Einzelware.
 
Bei der Musik werden die produzierten Stücke aber eben nicht im IKEA-Stil verhökert sondern weiterhin gleich teuer verkauft, wie hochkomplexe Einzelware.

0,99 EUR für einen Track ist hochpreisig? Damals, Ende der 90er, als die Plattenindustrie die CD auf 40 DM hieven wollte (so wertvoll wie ein Hardcoverbuch), das war vielleicht jedenfalls vom Preis her Pseudo-Excellence. Aber die Leute haben sich zu Recht geweigert, für Perlen wie Rednexx oder Aqua 40 Tacken auf Albumlänge hinzulegen.

Praktischerweise kamen parallel CD-Brenner, Kopierer und schnelle(re)s Internet in Mode, so dass man den Preisbemühungen mal schön den Finger gezeigt hat. Leider ging diese Entwicklung zu weit, so dass heute einfach Geld für eine gesunde Diversität und Musikkultur fehlt.
 
Es gibt hobby Tischler, die bauen was sie wollen. Manchmal nach eigenem Geschmack um es selber zu verwenden oder einfach nur um ein neues Werkzeug oder Tischart naeher kennen zu lernen/auszuprobieren, oder weil sie einfach den Schaffensprozess selbst moegen und dann anschliessend den Tisch in der Ecke stehen lassen.

Es gibt Tischler die den Prozess total moegen und auch gleichzeitig Geld damit verdienen wollen/muessen und deshalb nach Kundenwunsch bauen, aber trotzdem irre Spass dabei haben.

Dann gibt es Tischler die das Ganze nur des Geldes wegen machen und so basteln das es moeglichst vielen gefaellt und moeglichst viel und teuer verkauft werden kann, also wird nach dem Prinzip der Profitmaximierung getischlert.

Dann gibt es ein paar echte Glueckspilze deren eigener Geschmack so gut ankommt das sie frei nach Schnauze Tischlern koennen und trotzdem einen riesigen Absatz haben.
Das Beispiel ist sehr gut, hakt aber an einer winzigen Stelle: Beim Tischlern gibt es industrielle Prozesse, die den Aufwand für die Erstellung eines Möbels minimieren. Dadurch werden die Möbelstücke günstig und der Gewinn maximiert. Ähnliches gibt es natürlich auch in der Popmusik, also eben bestimmte Prozesse, um den Output zu erhöhen. Bei der Musik werden die produzierten Stücke aber eben nicht im IKEA-Stil verhökert sondern weiterhin gleich teuer verkauft, wie hochkomplexe Einzelware.

Noe. Das gibt beides. industrielle Tischler, als auch kuentlerische, dementsprechend solche die industrielle Prozesse einbinden, als auch solche die alles von hand machen. Ausserdem gibt es auch alles dazwischen auch noch :D . Weder das eine, noch das andere ist gut, oder schlecht.
 
Bei der Musik werden die produzierten Stücke aber eben nicht im IKEA-Stil verhökert sondern weiterhin gleich teuer verkauft, wie hochkomplexe Einzelware.

0,99 EUR für einen Track ist hochpreisig? Damals, Ende der 90er, als die Plattenindustrie die CD auf 40 DM hieven wollte (so wertvoll wie ein Hardcoverbuch), das war vielleicht jedenfalls vom Preis her Pseudo-Excellence. Aber die Leute haben sich zu Recht geweigert, für Perlen wie Rednexx oder Aqua 40 Tacken auf Albumlänge hinzulegen.

Praktischerweise kamen parallel CD-Brenner, Kopierer und schnelle(re)s Internet in Mode, so dass man den Preisbemühungen mal schön den Finger gezeigt hat. Leider ging diese Entwicklung zu weit, so dass heute einfach Geld für eine gesunde Diversität und Musikkultur fehlt.

Also ICH steh auf cotton eye joe!

 
Bei der Musik werden die produzierten Stücke aber eben nicht im IKEA-Stil verhökert sondern weiterhin gleich teuer verkauft, wie hochkomplexe Einzelware.

0,99 EUR für einen Track ist hochpreisig? Damals, Ende der 90er, als die Plattenindustrie die CD auf 40 DM hieven wollte (so wertvoll wie ein Hardcoverbuch), das war vielleicht jedenfalls vom Preis her Pseudo-Excellence. Aber die Leute haben sich zu Recht geweigert, für Perlen wie Rednexx oder Aqua 40 Tacken auf Albumlänge hinzulegen.

Praktischerweise kamen parallel CD-Brenner, Kopierer und schnelle(re)s Internet in Mode, so dass man den Preisbemühungen mal schön den Finger gezeigt hat. Leider ging diese Entwicklung zu weit, so dass heute einfach Geld für eine gesunde Diversität und Musikkultur fehlt.

Also ICH steh auf cotton eye joe!



Ich habe nichts gegen diese Musike, aber die Analogie, die die Industrie damals bauen wollte - CD ist ein Äquivalant zu einem Werk der Literatur im Hardcover - das hätte ich mir bei Klassik gefallen lassen (und da waren die CDs ja schon teilweise so teuer) oder für ne SACD von Miles Davis, aber für Ge- und Verbrauchsmusik diese Kurse aufrufen, nee.
 
Bei der Musik werden die produzierten Stücke aber eben nicht im IKEA-Stil verhökert sondern weiterhin gleich teuer verkauft, wie hochkomplexe Einzelware.

0,99 EUR für einen Track ist hochpreisig? Damals, Ende der 90er, als die Plattenindustrie die CD auf 40 DM hieven wollte (so wertvoll wie ein Hardcoverbuch), das war vielleicht jedenfalls vom Preis her Pseudo-Excellence. Aber die Leute haben sich zu Recht geweigert, für Perlen wie Rednexx oder Aqua 40 Tacken auf Albumlänge hinzulegen.

Praktischerweise kamen parallel CD-Brenner, Kopierer und schnelle(re)s Internet in Mode, so dass man den Preisbemühungen mal schön den Finger gezeigt hat. Leider ging diese Entwicklung zu weit, so dass heute einfach Geld für eine gesunde Diversität und Musikkultur fehlt.

Also ICH steh auf cotton eye joe!



Ich habe nichts gegen diese Musike, aber die Analogie, die die Industrie damals bauen wollte - CD ist ein Äquivalant zu einem Werk der Literatur im Hardcover - das hätte ich mir bei Klassik gefallen lassen (und da waren die CDs ja schon teilweise so teuer) oder für ne SACD von Miles Davis, aber für Ge- und Verbrauchsmusik diese Kurse aufrufen, nee.


Dem stimme ich zu.

Und ich werde als naechsten track cotton eye joe remixen!! danke fuer die Idee!!!

:rockguitar::rock:
 
Mir fällt auf, dass zum Thema 24 englischsprachige und 2 deutschsprachige Musikvideos gepostet wurden. Ich staune! Wer hat denn für den englischsprachigen Raum den Überblick, was in den Charts war und was nicht, Was professionell produziert ist und was nicht? Informiert ihr euch, welche Band ihre Songs wie produziert?

Oder habt ihr im Prinzip alle professionelle Vorbilder und Eure negativen Erfahrungen funktionieren eher nach dem Motto: Heute ist doch sowieso alles Plastikmüll?
 
Naja, auf Youtube ein Video auf dem VEVO Kanal mit 1 Mrd. Hits könnte ne Indikation für Erfolg sein. :)
 
Und was Komplexität betrifft: Kein Meister legt Wert darauf: komplex zu klingen. Fast alle wollen einfach klingen. Aber wenn ich als einfach empfinde, was dann doch irgendwie anders klingt, liegt für mich die Vermutung nah, dass ein komplexes Konzept dafür gesorgt hat. Komplex ist zudem ein Begriff, der sich mit den Jahren wandelt. Was einst als komplex galt, ist dank der Digitalisierung für viele plötzlich leicht durchschaubar.

an dem punkt auch haben wir unterschiedliche meinungen, artname.
aber wir sind sicherlich gleicher meinung über die aussage, dass die pop musik eine wichtige rolle in der bewältigung des übergangs vom kind zum erwachsenen spielt.
deswegen neige ich sogar zu der behauptung dass ritualisierung, also das formale der pop musik, um weiten das wahre wesen der pop musik ausmacht als die inhalte, mit denen wir das ritual ausfüllen müssen. zu diesen inhalten zähle ich metal, punk, pop gleichermaßen wie schlager, bayerische bläser oder irgendwelche andere "musikrichtung" die "massenkompatibel" ist.

warum ist so ein phänomen wie ritualisierung überhaupt möglich?
jeder ritus (und nicht nur pop) bedient sich einer hoher anfälligkeit der menschen für melancholische rückzüge.
so wird pop-fantum zu einem großen teil von nicht-integrierten individuen ausgeübt - und pubertierende menschen sind eben "weltfremd". die loser nach der schulnotenskala zelebrieren am meisten die "pop kultur" - so die statistiken, auch wenn sich ein paar streber für den ritus begeistern können. (diese aussage ist rein deskriptiv, also ohne wertung).
extensive beschäftigung mit pop-ritus bietet jungen (oder kindisch veranlagten älteren) menschen ein refugium, oder wie sloterdijk das sagt, die "weltlosigkeit".
so wiederhole mich: melancholische rückzuge, in denen menschen alles sein können, ausser sie selbst zu sein, bilden den nährboden für fantum. (und ja, die religion ist auch nur fantum, kulturwissenschaftlich betrachtet).

so, was ich sagen wolle überhaupt? :)
also:
pop kultur ist genauso wie religion immer performativ, und nicht substantiv.
performative handlungen haben keinen wahrheitsgehalt, aber ihr vollzug ist wahr (so die logik).
deswegen kann man im pop als "master of ceremony" jeden denkbaren gefühl immer wieder nur buchstäblich performen, und nicht aufs neu erleben.
der ritus ist sicherlich sehr komplex, da gebe ich dir recht, aber durch sein komplexität bestimmt nicht wertvoll.
es ist egal wieviel "kunst" in dem pop gibt, und was dabei zeitgemäß als kunst gilt.
die kunst, als transportmittel der gefühle, ist in dem pop ritus nur "ein gestell" (paraphr. heidegger) für einen soziologisch wichtigeren phänomen, der ganz eng mit politik und herrschaft verzahnt ist.
wer dann als träumer in die pop-maschine einsteigt und nicht über den tellerrand guckt, ist ganz schnell aus dem spiel raus.
so kann nix und niemand den pop "revolutionieren" - er ist unveränderbar, ein systemimmantes phänomen, sprich ein produkt des soziologischen systems, den niemand mit absicht in die welt gesetzt hat.
genauso wie die jesu-vorhaut-verehrung (s. domenico zu siena in italien), folgt ein pop ritus die gleiche gesetzmässigkeiten, wo, wie schon erwähnt, das bissel text und harmonie, das bissel kunst, nur als anhängsel dienen.
also, "gute" pop musik ist dann als begriff dehnbar, aber nur innerhalb der grenzen des ritus.
wenn der künstler diese grenzen bewusst überschreitet und verlässt, ist er - sag ich - vielleicht "freier", aber auch ärmer als ein pop-priester.
was man am ende wählt, ist jedem selbst überlassen, mit gutem recht.
 
  • Danke
Reaktionen: Hyp
Bei der Musik werden die produzierten Stücke aber eben nicht im IKEA-Stil verhökert sondern weiterhin gleich teuer verkauft, wie hochkomplexe Einzelware.
0,99 EUR für einen Track ist hochpreisig? Damals, Ende der 90er, als die Plattenindustrie die CD auf 40 DM hieven wollte (so wertvoll wie ein Hardcoverbuch), das war vielleicht jedenfalls vom Preis her Pseudo-Excellence. Aber die Leute haben sich zu Recht geweigert, für Perlen wie Rednexx oder Aqua 40 Tacken auf Albumlänge hinzulegen.
Lies nochmal genau. Steht da was von hochpreisig? Da steht "gleich teuer ... wie hochkomplexe Einzelware". Ich hätte auch "gleich günstig" schreiben können, das wäre auf dasselbe rausgekommen.

Noe. Das gibt beides. industrielle Tischler, als auch kuentlerische, dementsprechend solche die industrielle Prozesse einbinden, als auch solche die alles von hand machen. Ausserdem gibt es auch alles dazwischen auch noch :D . Weder das eine, noch das andere ist gut, oder schlecht.
Habe ich doch auch nicht behauptet. Aber das eine (Kunsthandwerksmöbel) ist teuer, das andere (industriell gefertigte Möbel) ist günstig.
 
Hallo @diagnostix : Ich denke, wir stimmen fast überein. Vor allem darin, das Kunst ein Gegengewicht zu den sich ach so rational gebärdenden Phänomenen wie etwa Wirtschaft, Wissenschaft und Politik. - Kunst bietet der gebeutelten Seele eine Ahnung von alternativer Heimat. Egal, ob diese Ahnung nun komplex oder betont volksnah genährt wird. Hauptsache, sie bietet einen Hafen für diejenigen, welche den rationellen Strömungen der Zeit entkommen wollen oder sind.

Vielleicht liegt hier die Lösung für das Paradoxon, dass kommerzielle Musik Geschichte macht.... solange sie nicht kommerzielle Musik genannt wird! :D... :hmm:

@muffy : Ich schaue so gut wie nie nach den Klickzahlen! Ich habe mit Klickmillionären gearbeitet (stellte ich später irgendwann erstaunt fest) und es machte nicht Klick. Weder in der Kasse noch im Kopp. Warum sollte auf Klickzahlen schauen? Klickzahlen sind so überschätzt wie ehemalige Weltmeistertitel...:-( Oder kennt jemand Veranstaltungsplakate, wo erfolgreich mit dem Argument" Klickmillionär" geworben wird? Angesichts der Manipulationsmöglichkeiten wohl kein gutes Argument. Oder?
 
Zuletzt bearbeitet:

Ähnliche Themen

RECORDING-Redaktion
    • Danke
  • Artikel
Antworten
8
Aufrufe
18K
diagnostix
diagnostix
moonbooter
Antworten
15
Aufrufe
87K
Loop_Breaker
Loop_Breaker
Bill_Presston
Antworten
19
Aufrufe
46K
Bill_Presston
Bill_Presston
M
  • Artikel
Interviews Wayne Shorter
Antworten
1
Aufrufe
24K
Marcusssi
Marcusssi
RECORDING-Redaktion
  • Artikel
Antworten
1
Aufrufe
34K
tsbmusic
T

Neue Antworten


Oft gelesene Themen

Zurück
Oben