Vielleicht lebst du

  • Ersteller Teestunde
  • Erstellt am
@Rex
Nur wenn einem nach einem happy refrain zumute ist sollte man keinen "Vielleicht"-lastigen Text dichten
Ich freu mich sogar, dass es dir gefällt. Mir ist es einen Tic zu schwermütig.

Ich will keinen happy-refrain, sondern einen optimistischen Unterton. Der Zuhörer soll nicht traurig werden, sondern zuversichtlich. LG T.
 
Hallo Teestunde,

ein sehr schöner Text - Beim zweiten/dritten Lesen hat sich auch eine Melodie hörbar gemacht :)
Kann diese gerne teilen - vielleicht wird jemand inspiriert - wenn du magst gerne per PN - würde dir
dann eine Mail senden.

PS: Umsetzen kann ich die Sache in einem Song selber nicht... dazu bin ich viel zu grün :)

LGLX
 
@Lx07
Gerne! Wenn du magst, stell sie doch ins Forum, vielleicht findet sich ein Sänger. Kannst sie mir natürlich auch erst mal als PM schicken. LG T. :)
 
Vielleicht lebst du längst in einer Blütenknospe,
vielleicht lebst du längst in einem Liebespaar,
vielleicht gingst du nur aus Einem in das Andre,
ohne dass die Seele je im Jenseits war.

Vielleicht ist an der Idee so manches Wahre.
Diese Art von Hoffnung kann kein Fehler sein.
Vielleicht nimmt der Tod uns nur die Lebensjahre,
doch ins Leben selber mischt er sich nicht ein.

Sehr schön, es sagt aus, was ich seit Jahren denke, und dessen ich mir gewiss bin :)

Rein Interesse halber nachgefragt:
Welche Vorstellung vom Tod ist das denn? Ich krieg die sprachlichen Bilder nicht so zusammen, dass ich sie verstehe.
Meine Versuche gehen in die Richtung, dass "man" oder irgendwas von einem weiterlebt.
Was mich aber verwirrt, ist die Formulierung "leben IN etwas" und dass es bei der Blüte ein Teil eines Lebewesens ist und beim Paar die Verbindung aus zweien.
 
Es gibt ja auch die Formulierung, dass zum Beispiel der Großvater IN seinen Enkeln weiterlebt. Welche Vorstellung das ist? Nun, die Vorstellung, dass die Seele beim Sterben nicht zerstört wird und weiterlebt. Ob sie sich dabei ihre Kontinuität und Individualität bewahrt, oder ob sie sich auf andere Daseinsformen verteilt, kann ich natürlich auch nicht beantworten. Jedenfalls geht sie nicht verloren. Zumindest wünsche ich mir das. Es ist, wenn du so willst, der Versuch, sich selber über die Unvermeidlichkeit des Sterbens hinweg zu trösten. LG T. :)
 
Ich stoß mich etwas an dem Text. Bei diesen vielen 'Vielleichts', denk ich mir immer 'Vielleicht auch nicht'. Wirkt bischen willkürlich, fast naiv auf mich.
Es ist, wenn du so willst, der Versuch, sich selber über die Unvermeidlichkeit des Sterbens hinweg zu trösten.
So verstehe ich das auch, aber es bleibt beim Versuch, am Ende bleibt Ungewissheit.
 
So verstehe ich das auch, aber es bleibt beim Versuch, am Ende bleibt Ungewissheit.
Natürlich! Deswegen sage ich ja auch "vielleicht" und nicht "gewiss". LG T. :)
 
Ok, wenn die Botschaft Ungewissheit ist, dann fehlt die negative Seite. Trost ist es nicht, weil Trost immer etwas gewisses hat. Alles andere ist Träumerei.
 
Hallo Teestunde,

zu der strittigen "Als"-Stelle einen Gegenvorschlag:

WIE ich dir frische Blumen bring,
sitzt auf dem Stein ein Schmetterling.

Dieses etwas anachronistische "wie" betont nicht so sehr die Chronologie und ich bleibe (seltsamerweise) besser im Hörfluss.

Ansonsten sind ja die Mandras, wie man möglichst schmerzfrei trauert, höchst individuell. Auch ist das Bestreben, schmerzfrei zu Trauern, in sich ein Widerspruch...

Ich habe zu diesem Thema noch nichts geschrieben. Dein Text erreicht mich... aber ich höre keine Musik, da er mir zu sehr in der metaphysischen Welt, in einer Märchenwelt spielt. Apropos Fantasy, vielleicht wäre DAS ein guter Ansatz.

Lg
 
Das WIE quietscht (für mich) ein bisschen. Seit mein Bekannter mir alles erklärt hat, finde ich mein ALS eigentlich völlig normal. "Szenisches Präsens" sagt mein Bekannter dazu. Wenn es den Interpreten, so es einen geben wird, stört, kann ich ja immer noch die andere Variante nehmen:

Ich pflanze gerade Blumen ein.
Ein Falter setzt sich auf den Stein.
Er klappt die Flügel auf und zu.
Es wirkt fast wie ein "Hallo, du!"

Ich habe nicht versucht, den Schmerz auszublenden, sondern ich bin durch ihn hindurchgegangen und bei dieser Variante angekommen. Glaub mir, ich HABE getrauert! Und auch heute bekomme ich ab und zu meine Heulkrämpfe. Das ist nie ausgestanden. Mit dem Tod muss jeder umgehen, wie er es vermag. Ich bin nicht immun geworden. Manchmal wache ich auf und in mir ist ein seltsames Grauen. Dann suche ich eben Trost in solchen Bildern, wie ich versucht habe, sie zu malen. :)

LG und danke! T.
 
@ artname

Ich finde das "'Wie" genial!

@Teestunde

Also ich hör da nichts quietschen..Ich hab das mit dem "Als" mal meinen " Lektoren" ( alles studierte GemanistInnen vorgestellt, die hörten DAS laut quietschen. :) Ein Fall für den Lyrikwart Robert Gernhardt. Schade, das er tot ist...
Aber dat jute am Texten is ja, dat du dat machen kanns wie willst du.
Schließlich ist die Kunst ja einer der wenigen Orte wo der Mensch noch bei sich sein kann..
 
Uns allen bleibt ja immer noch Variante II, siehe #51. :)
Nee, Spaß beiseite, seit mein Bekannter mich in Schutz genommen und mir alles genau erklärt hat, hänge ich irgendwie an meinem ALS. (Wann wird man schon mal verteidigt! ;) ) Vielleicht verliert sich das mit der Zeit, wenn noch mehr Einwände kommen. ;) Danke für die Gedanken, die ihr euch macht. Ich freue mich darüber, auch wenn ich natürlich manchmal meinen eigenen Kopf habe. LG T.
 
Da es sich in der Strophe beim "als" ganz offensichtlich um eine adverbiale Bestimmung der Zeit handelt, wäre grammatikalisch gesehen ein "wie" gar nicht genial, sondern schlicht und einfach falsch. Insofern gebe ich Teestunde bzw. dem Bekannten von ihr völlig Recht.
Was jetzt dichterische Freiheit betrifft steht natürlich auf einem anderen Blatt.
 
Ok, wenn die Botschaft Ungewissheit ist, dann fehlt die negative Seite. Trost ist es nicht, weil Trost immer etwas gewisses hat. Alles andere ist Träumerei.

Achtung, hier schreibe ich von Dingen, die ich nicht wirklich verinnerlicht habe. :)

Trost und Kraft am Ende eines Lebens hat mit Gewissheit nur sehr wenig zu tun, es hilft dann fast nur noch Glaube.

Das wissen alle Weltreligionen die mir bekannt sind, nur so ist man in der Lage eine Situation wie das Sterben zu meistern, als Sterbender und/oder als Angehöriger.

Dabei ist "Glaube" nicht nur religiös zu definieren, es geht genauso gut "weltlich", mein Paradebeispiel für letzteres ist Hermann Hesse. Evtl. kennt der eine oder andere sein Gedicht "Welkes Blatt"?


Welkes Blatt


Jede Blüte will zur Frucht,
Jeder Morgen Abend werden,
Ewiges ist nicht auf Erden
Als der Wandel, als die Flucht.

Auch der schönste Sommer will
Einmal Herbst und Welke spüren.
Halte, Blatt, geduldig still,
Wenn der Wind dich will entführen.

Spiel dein Spiel und wehr dich nicht,
Laß es still geschehen.
Laß vom Winde, der dich bricht,
Dich nach Hause wehen.


Hermann Hesse


Hier beschreibt er für mich herzergreifend die Gelassenheit des Glaubens, und das nicht nur im Sinne einer definierten Religion, genauso gut kann man Freude am Spiel des Lebens und des Sterbens lesen, die Ruhe die man dabei spüren kann,....
 
Ein sehr schöner Beitrag! Ich mag das Gedicht auch, besonders die letzte Zeile. :)
 
Danke.

Auch schön :)



Wir leben hin...

Wir leben hin in Form und Schein
Und ahnen nur in Leidenstagen
Das ewig wandellose Sein,
Von dem uns dunkle Träume sagen.

Wir freuen uns an Trug und Schein
Wir gleichen führerlosen Blinden
Wir suchen bang in Zeit und Raum
Was nur im Ewigen zu finden

Erlösung hoffen wir und Heil
In wesenlosen Traumesgaben
Da wir doch Götter sind und teil
Am Urbeginn der Schöpfung haben


(Hermann Hesse)
 
Du machst mir direkt Lust, das Buch mit den Hermann-Hesse-Gedichten hervor zu suchen. Aber ich muss erst mal meine Bibliotheksbücher zu Ende lesen. :)
 
Ohhh..... Hermann Hesse! Ich frohlocke, habe schon zwei seiner Gedichte vermusikalisiert ;)
 
Es gab eine Zeit, da hab ich nichts anderes gelesen. :)
 

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