Verdammt, ich fürchte mich!

[Teestunde]

Verdammt, ich fürchte mich!

Ich schwanke zwischen Weh und Wut:
Ja, du hast Alkohol im Blut.
Bist zur Gewohnheit heimgekehrt.
Das Kind im Bauch ist dir nichts wert.

Verdammt, ich fürchte mich!
Ich war so stolz auf dich:
Mein Mädel rührt das Zeug nicht an!
Zwölf Wochen fehlen noch.
Das Baby braucht sie doch.
Weil es im Bauch nicht kotzen kann.

Den Schnaps, ich gieße ihn ins Klo.
Für ne Vergiftung reicht’s auch so.
Auf einmal fängst du an zu schrein.
Das müssen schon die Wehen sein.

Verdammt, ich fürchte mich!
Ich war so stolz auf dich:
Mein Mädel rührt das Zeug nicht an!
Zwölf Wochen fehlen noch.
Das Baby braucht sie doch.
Weil es im Bauch nicht kotzen kann.

Der Arzt macht schon
ne Ewigkeit.
Von dir kommt kein Ton.
Und kein Baby schreit.

Verdammt, ich fürchte mich!
Ich war so stolz auf dich:
Mein Mädel rührt das Zeug nicht an!
Zwölf Wochen fehlen noch.
Das Baby braucht sie doch.
Weil es im Bauch nicht kotzen kann.

 

[Gel Mitglied 86343]

ist mir ehrlich zu hart. Angehörige können mit dem Suchtproblem und Suchtarbeit eh nichts anfangen und brauchen selbst Hilfe in so einer Situation. Das Suchtgedächtnis nimmt auf gar nichts Rücksicht.

 

[Teestunde]

ist mir ehrlich zu hart.

Exakt so bin ich auf die Welt gekommen. Nur, dass bei mir bloß 4 Wochen fehlten.
Ich hatte erst eine etwas weniger harte Version. Aber irgendwie hat mir das nicht gereicht.

 

[Gel Mitglied 86343]

Das kann einfach nur sprachlos machen. Einen Suchtgefährdeten kann die Darstellung der Problematik doch auch antriggern. Ob zu viel Offenheit dem Trauma gut tut, weiß ich nicht.

 

[Teestunde]

Ob zu viel Offenheit dem Trauma gut tut, weiß ich nicht.

Ne, eher das Gegenteil. Ich war bedient, als ich die Wahrheit hörte. Wär besser gewesen, meine Mutter hätte es für sich behalten.

 

[holgi]

hart weil ehrlich, so wie Sucht nun einmal ist, man kann Kacke nicht polieren

gefällt mir sehr gut

 

[Teestunde]

Suche nur noch einen Komponisten. Weil ich mir nicht vorstellen kann, dass Steve Sledge es nimmt.

 

[holgi]

ich würde den Text sofort vertonen, aber ich fürchte du würdest ihn nicht anhören wollen

 

[Teestunde]

Wieso nicht?

 

[holgi]

Wieso nicht?

Black Metal, Gebrüll, Krach allerorten, deshalb

 

[Gel Mitglied 86343]

Ich weiß noch wie entsetzt alle bei Purple Schulz Ich will hier raus waren. Damit wird das etwa ums Hundertfache getoppt.

 

[Teestunde]

Black Metal, Gebrüll, Krach allerorten, deshalb

Würde mich mal interessieren. Passt auch zur Härte des Textes. Also?

 

[Teestunde]

@holgi Also, watt is? Willste?
Hab keine Lust, erst auf Steves Nein zu warten. Lieber biete ich dir den Text vorher an. Damit du dir nicht vorkommst, wie ein Lückenbüsser.

 

[akStudio]

Einen Suchtgefährdeten kann die Darstellung der Problematik doch auch antriggern. Ob zu viel Offenheit dem Trauma gut tut, weiß ich nicht.

Gerade weil der Text recht schwer zu ertragen ist, hebt ihn das aus der Masse der Beliebigkeit heraus. Mich hat der Text sofort angesprochen, und er lässt mich demütig werden. In meiner Familie kenne ich keine solchen Schicksale, und da wird man leicht unsensibel für das Leid anderer - welche Formen es auch immer hat.
@Teestunde

 

[Turquoise]

Aus welcher Perspektive ist der Text eigentlich geschrieben - der des ungeborenen Kindes oder der der Großmutter des ungeborenen Kindes?

 

[Teestunde]

Aus welcher Perspektive ist der Text eigentlich geschrieben - der des ungeborenen Kindes oder der der Großmutter des ungeborenen Kindes?

Wie kommst du auf die Großmutter?
Aus Babyperspektive wär es direkt eine Idee.

 

[Andaraginga]

Ich dachte, aus Sicht des Vaters wegen der Formulierung "Mein Mädel".

 

[Turquoise]

Wie kommst du auf die Großmutter?

Na deswegen:

Mein Mädel rührt das Zeug nicht an!

Aus Babyperspektive wär es direkt eine Idee.

Das isses also auch nicht? Dann verstehe ich den Text nicht wirklich.

 

[Teestunde]

Tja, dann ist das wohl so.

Interessanter Gedanke, aus der Perspektive des Babys zu schreiben. Werde ich vielleicht mal machen.

 

[Turquoise]

Dann scheinbar also aus der Perspektive des Mannes...

Da gefällt mir die Formulierung "mein Mädel" nicht. Das klingt nicht mehr nach Liebe, sondern so, als wäre sie sein Kind oder so. Scheint also auf eine Beziehung hinzuweisen, in der die beiden nicht auf Augenhöhe sind.

Wenn dem aber so sein sollte und das vielleicht sogar eine Ursache für den Alkoholismus der Frau ist, dann würde ich das noch viel stärker herausstellen. Sonst klingt es . . . ja, irgendwie komisch. Als müsste der Mann die Frau betreuen.

Nur: wenn die Frau so am Ende ist, dass sie quasi betreut werden muss, worin liegt dann der (moralische) Vorwurf in Bezug auf das Kind?