Tempo gesamter Produkton nachträglich ändern ernsthaft?

[R-Kelly]

Moin Leute,

und zwar saß ich jetzt bestimmt 2 Wochen an einem Track den ich produziert habe welcher in 106 BPM aufgenommen wurde und habe jetzt festgestellt, dass der Track eigl mit 115-118 BPM wesentlich besser rüberkommt !

Bei Midi wäre das ja alles kein Problem aber es sind reine Audiospuren mit hauptsächlich Vocals (Chöre) und Beatboxing, Human Percussions.

Jetzt gibt es ja heut zu Tage so tollte Funktionen, womit man auch problemlos Audio verschnellern oder verlangsamen kann z.B. mit Melodyne oder in Cubase den Musical Modus (Time-Stretch).

Die große Frage ist jetzt, würdet ihr so einen großen Tempo-Sprung nachträglich ernsthaft mit euren liebevollen, aufgenommenen, sensiblen Audiospuren tatsächlich machen oder hättet ihr eher ein Problem damit ???

Große Artefakte, die sofort auffallen höre ich jetzt nicht auf anhieb aber rein technisch gesehen enstehen ja bei solchen Dingen auch einige Phasenschweinereien. Gut, die hat ja jeder EQ auch und selbst wenn man die Intonation der Vocals mit leichtes Auto-Tuning oder Melodyne / Vari Audio editieren möchte, muss man ja auch mit diesem Kompromiss leben.

Jetzt wollte ich euch einfach mal um Rat fragen.

 

[der_wahre_Noplan]

Ganz einfache Kiste. Probier es aus und schau, ob dir das Ergebnis gefällt. Wenn's nicht gefällt, dann würde ich dir davon abraten.

 

[birdseedmusic]

Moin

Das würde ich nicht technisch, sondern rein musikalisch entscheiden. Rollergirl (inzwischen die Ehefrau von Alex Christensen) bekam ihren speziellen Vocalsound dadurch, dass ihre Stimme langsamer aufgenommen und dann hochgepitcht wurde. Sie war damit zu ihrer Zeit durchaus erfolgreich.

Bei 115-118 bpm aufgenommene Songs haben einen anderen Groove als Songs, die bei 106 bpm aufgenommen und nachträglich getimestretched wurden. Einfach anders, weder besser noch schlechter. Bei 118 bpm habe ich auf der Gitarre bei Funk-Rhythmen eine ganz andere Betonung, als wenn ich das gemächlich bei 106 bpm einspielen würde.

Timestretch Artefakte können auch künstlerisch gewollt sein. Ich würde bei solchen Aktionen immer jegliches technisches Argument ignorieren und stattdessen einfach mal verschiedene Timestretch Algorithmen ausprobieren und hören wie es klingt.

Eine Alternative bestünde darin, nur einzelne Spuren zu stretchen, andere noch einmal neu aufzunehmen. Z.b. wenn die Bassdrum oder der Bass durch das Timestretching ihren Wumms verlieren.

lg
bird

 

[KoolKolle]

Die große Frage ist jetzt, würdet ihr so einen großen Tempo-Sprung nachträglich ernsthaft mit euren liebevollen, aufgenommenen, sensiblen Audiospuren tatsächlich machen oder hättet ihr eher ein Problem damit ???

Sagen wir mal so, ich würde keine Songidee darauf aufbauen wollen, dass ich was aufnehme um das Audiomaterial dann zu stretchen. Aber in so einem Fall, warum nicht? Der Song ist König! (so wie der Kunde).

ABER: Ich würde Repitch vorziehen.

Solche Geschichten wie Beatbox kommen mit Tempoänderungen auch gut klar, da kann man einen Stretchalgorithmus verwenden, der von der Stille zwischen Sounds was wegnimmt und die einzelnen Sounds einfach unverändert lässt, das klappt aber nur mit percussiven Audiospuren, langegezogenes, Gesang etc, fängt an zu ruckeln. Beatbox und Drumloops - kein Problem. Aber mit Melodyne würde ich da nichts machen.

Aufnahmen von zB Gitarren und Vocals die in ihrer ganzen Pracht erklingen sollen halte ich ferne von Tempoänderungen, denn wenn etwas natürlich klingen soll sind Tempoänderungen Gift. Für vorrübergehende Arbeiten ist es natürlich ok, aber sowas sollte man nach der Tempoänderung nochmal neu aufnehmen, sonst hat einfach nicht mehr seinen Charme.

Wenn es ohnehin außerirdisch klingen soll, ist das wiederum was anderes, da bietet es sich ja gerade zu an und ich würde den Stretchalgorithmus so einstellen, dass es möglichst abgedreht und unnatürlich klingt, da kann man den Effekt sogar nutzen.

 

[cherry50]

Zynaptiq Prosonic - Time Factory würde das ohne Hürde hinbekommen.
Weiß aber nicht, ob es ein Demo davon gibt, weil es ist ganz schön teuer.

LG Cherry50

 

[AndiPaulo]

Ich stretch nix, klingt net gut.

Meine Stücke sind lange Zeit im Versuchsstadium mit provisorischen Spuren. Da kann ich machen was ich will, aber sobald ich finale Spuren aufnehme wird nix mehr gestrecht.

Übrigens:
Ich leg bei fast jedem Stück 2-4 Beats drauf im Vegleich zur ersten Version.

 

[R-Kelly]

Zynaptiq Prosonic - Time Factory würde das ohne Hürde hinbekommen.
Weiß aber nicht, ob es ein Demo davon gibt, weil es ist ganz schön teuer.

LG Cherry50

ohh ja das glaube ich gern die dürften in dem Bereich die Besten sein!! Auch von den anderen Plugins bin ich sehr überzeugt!

 

[musicdevil]

In Studio One Version 3 ist bereits der "neue" (Juni 2014) "élastique pro V3 Timestretching- und Pitchshifting-Algorithmus" (zplane) enthalten, unter anderem natürlich auch "Polyphon", damit ist das kein Problem. Samplitude Pro X2 und Reaper haben glaub ich auch schon die V3 drin.
https://licensing.zplane.de/index.php?page=home

 

[R-Kelly]

klingt interessant! Aber ganz ehrlich hab das grade mal mit Cubase Pro 8 ausprobiert.

Weiß jetzt nicht wie aktuell die Time Stretch Algorhythmen dort sind aber das Ergebnis finde ich garnicht mal so schlecht also Artefakte höre ich kaum.. Aber wer weiß vielleicht hab ich ja auch was an den Ohren..

 

[musicdevil]

Laut der Seite verwendet Cubase 6 und 7 noch élastique Pro V2 (VariAudio), also die alte Version, keine Ahnung ob sich das mit Cubase 8 geändert hat, vermutlich nicht, ist zumindest nicht aufgeführt:
https://www.steinberg.net/nc/it/sup...-versionhistory-and-issues-and-solutions.html
https://licensing.zplane.de/index.php?page=description-elastique

 

[R-Kelly]

aso hmm wobei ja Juni 2014 ja mittlerweile auch über ein 1 Jahr her ist..