Studiotisch im Eigenbau HOW TO

[e-mo]

Hi liebe Community!

Ich bin seit einiger Zeit unzufrieden mit meiner Homerecording Umgebung und hatte mich eine Weile nach Lösungen aus dem Handel umgesehen. Leider erfolglos. Demzufolge wuchs die Idee, eine maßgeschneiderte Lösung zu kreiren um alles genau so zu realisieren wie ich es gerne hätte und brauche und ohne Kompromisse eingehen zu müssen.

Die Anforderungen waren folgende:

- großer Arbeitsbereich fürs kreative Arbeiten (komponieren und texten)
- ergonomische Anordung aller Elemente (Monitorlautsprecher, Masterkeyboard, Bildschirme, Drucker, Mischpult usw.)
- Ästhetik

Im Prinzip erstmal halb so wild.

Die erste Planungsphase bestand darin, alle Elemente zu vermessen, die Anordung zu bestimmen und das ganze visuell festzuhalten. Als Tip dafür kann ich Google Sketchup empfehlen - die Software gibt es als Testversion und man muss sich nicht lange einarbeiten um gute Ergebnisse zu bekommen.

Hier kommt der finale Entwurf bevor es daran ging, die Details zu planen und an den Einkauf zu gehen.

Gut zu sehen sind die Ablagen für die Lautsprecher und die Bildschirme. Unter dem Tisch soll noch ein Druckerwagen platz finden, in die Tischplatte wird das Masterkeyboard (ein Yamaha P-120S) eingelassen und rechts unten findet der Rechner platz.

Nachdem die Zeichnung fertig war und alle Maße feststanden, ging es an die Frage des Materials. Es sollte gut aussehen, stabil sein und sich nicht biegen oder verwinden. Nach Rücksprache mit einem Freund der Tischler ist, hab ich mich für 40mm Multiplex (Schichtholz) entschieden (für den Haupttisch). Es mag ein wenig überdimensioniert klingen aber mir ging es auch um die Optik. Sicherlich ist Multiplex nicht günstig - aber dennoch die Investition wert. Ich hab das Material von einem bekannten Tischlerbetrieb für ca. 32 Euro/m2 bekommen was sehr günstig ist.

Dann ging es darum, mir zu überlegen wie die Boxen auf die Höhe gebracht werden. Ein Freund hat die Stützen drehen lassen - wenn ihr jemandem im Bekanntenkreis habt, der auch Metall verarbeiten kann, sollte das nicht das Thema sein. Ansonsten kann man sicherlich auch Stützen im Baumarkt finden.

Die Rohre haben oben und unten einen Flansch um sie verschrauben zu können. Desweiteren gibt es für das Piano eine Abdeckung um bei Nichtgebrauch eine plane Arbeitsfläche zu bekommen. Diese wird aus Stahlblech angefertigt. Die letzten Metallelemente sind U-Winkel die die Bildschirmablage stützen und die Blechwinkel mit denen das Piano von unten an die Tischplatte geschraubt wird. Alle Metallteile werden schwarz-matt lackiert.

Als nächstes ging es darum, passende Rollen zu finden. Hier kann ich die Seite http://www.fta.info empfehlen - sehr gute Preise und schnelle Lieferung. Da der Tisch nicht ganz leicht wird, bin ich auf Nummer sicher gegangen und habe Rollen mit einer dynamischen Tragkraft von 60 kg und einer statischen Tragkraft von 100kg genommen. Diese werden über Rampamuffen mit M10 Innengewinde unten in die Multiplexplatte geschraubt.

Ein weiteres Thema war die Beleuchtung. Ich hatte keine Lust auf Platzintensive Leuchten und habe mich für eine indirekte Beleuchtung mit Hilfe von LED-Lichtleisten entschieden. Diese kann man bei Ebay schon günstig mit Netzteil ersteigern. Insgesamt werden 4 Leisten mit je 30cm Länge verbaut: 2 unter den Monitoren um die Arbeitsfläche zu beleuchten und jeweils eine über den Druckern und über dem PC.

Der PC an sich wird auf einer Platte rechts unten an der Innenseite der Seitenwand Platz finden. Auf der Holzseite wird er fest mit dem Tisch verbunden, links (am freischwebenden Ende) habe ich mir aus einem Schilderhandel ein Seilsystem geholt, mit dem die Platte nach oben unter die Tischplatte gezogen wird. Sehr elegante und minimalistische Lösung und nicht teuer.

Ein weiteres wichtiges Thema war die Elektrik bzw. die Verlegung der Kabel. Für die Beleuchtung habe ich mir ein Aludruckgussgehäuse und einen beleuchteten 12V Schalter bei Conrad geholt. Dieses wird unter der Tischkante montiert so das man die Beleuchtung bequem ein und ausschalten kann. In dem Gehäuse werden zudem zwei Headphone Buchsen verbaut damit man nicht immer hinten ans Mischpult ran muss wenn man einen Kopfhörer stecken will.

Für die Kabellage habe ich Kabelkanäle im Baumarkt gekauft. Diese werden unter der Tischplatte und an der Rückwand des Tisches montiert und sollen alle Kabel aufnehmen. Hier macht es Sinn, Versorgungsleitungen von Audiokabeln zu trennen um Interferenzen zu vermeiden. Von der Tischoberfläche führt 1 Aluminiumkabeldurchführung unter den Tisch (hinter dem Mischpult). Tastatur und Maus sind kabellos. Die zweite Kabeldurchführung sitzt zwischen den Monitoren und führt die Strom und HDMI Kabel direkt in das Stützrohr unter den Bildschirmen und damit in den Kanal unter den Tisch. Die Lautsprecherkabel werden in den jeweiligen Rohren nach unten geführt. Das Ziel ist, kein einziges Kabel sichtbar zu verlegen. Für die Lichtkabel werden unter dem Tisch mit einer Oberfräse 3mm Nute gefräst in die das Kabel dann mit Heisskleber eingeklebt wird.

Das Mischpult wird auf zwei Metalldreiecke gestellt und ist somit in Richtung Sitzplatz geneigt um eine optimale Bedienung zu gewährleisten.

Unter den Monitoren werden zwei aktive USB Hubs befestigt um zu gewährleisten, das man schnell mal Sticks oder andere USB Geräte anstecken kann.

Die wichtigsten Elemente sind wohl die beiden Überspannungsschutzsteckdosenleisten mit jeweils 10 Anschlüssen. Der gesamte Tisch wird über 2 separate Steckdosen gespeist und geschützt sind die Geräte im Falle einer Spannungsspitze bei Blitzeinschlag auch. Die Leisten bekommt ihr auch bei Ebay.

Auf der rechten Seite des Tisches wird ein Zeitschriftenhalter montiert - der ist von Ikea bekannt und kostet nicht viel. Hier kann man Noten oder Unterlagen ablegen.

Auf den Druckerwagen gehe ich jetzt mal nicht weiter ein - die Konstruktion ist ziemlich simpel und erklärt sich eigentlich von selbst.

Um den Tisch zu montieren werde ich die bekannten Möbelverbinder verwenden... lackiert wird der Tisch mit einem Parkettlack der gewährleistet das die Oberfläche unempfindlicher ist bei der täglichen Arbeit.

Im Moment hab ich nur alle Teile beisammen. Die Endmontage muss noch ein wenig warten weil der Freund mit dem ich das mache im Urlaub ist.

Sobald ich mich ans Werk mache, werde ich definitiv neue Bilder posten und wenn alles fertig ist, kommt auch eine Teileliste mit Preisen dazu.

Wenn ihr fragen habt, einfach mailen.

 

[djdeveloper]

Hmm, wenn man das Masterkeyboard eigentlich nur wegen seiner Regler benötigt und nicht zum Einspielen, was (zumindest bei mir) in 95% der Zeit so ist, kann man es ja logischerweise nicht abdecken. In diesen Situationen nutze ich aber auch sehr viel die Tastatur. Ist diese dann nicht etwas weit weg? Oder benutzt Du einen extra Midicontroller anstatt Regler am Masterkeyboard? Oder machst Du vielleicht sogar gar keine / wenig Midi Geschichten und eher reale Aufnahmen?

Ansonsten finde ich das Konzept super!



Wenn Du damit fertig bist kannst ja mal den Preis sagen was das kostet wenn Du mir auch so einen Tisch baust !

 

[e-mo]

Ich benutze das Masterkeyboard nur zum einspielen - ist ja nur ein Stagepiano und kein Midi-Controller-Keyboard im herkömmlichen Sinne. Mir gehts auch hauptsächlich um die Anschlagsdynamik und die gewichteten Tasten...da kann man gefühlvoller und dynamischer spielen.

Trotzdem brauche ich es oft - aber es stört nicht das die Tastatur nicht vorne am Tisch liegt. Das Piano hat eine plane Oberfläche - somit kann die Tastatur teilweise auf dem Klavier stehen und ist nicht zu weit entfernt.

Als Dienstleistung kann ich so nen Tischbau nicht anbieten - das wäre zu Zeitintensiv...Holz habe ich 160 km von mir geholt, die Metalteile kommen von nem Kumpel...somit ist das nur ne einmalige Aktion.

 

[Black_Bender]

hi
cooler tisch!

ich hätte noch nen verbesserungsvorschlag...

die plattform der monitore:
mach die mal nicht zu hoch falls du dir mal größere boxen anschaffen solltest.
sieht mir aufm bild nach 5 oder 6" aus.
son 8zöller is schon viel höher und da "kann" es passieren das der hochtöner über den ohren sitzt.

dann ärgert man sich weil das dann nich mehr so passt.

lg

bender

 

[e-mo]

hi bender,

dein Einwand ist sicherlich berechtigt ABER: ich wohne in nem 1-Zimmer Apartment und wenn ich ehrlich bin reichen mir die Rokits KRK RP 6er voll und ganz aus. Ich benutze die Dinger auch nur als Referenzmonitore um den Mix zu kontrollieren...mastern tu ich meistens über Kopfhörer weil bisher die Hörposition der Monitore nicht passt. Wird sich vielleicht ändern, aber 8er will ich meinen Nachbarn nicht zumuten. *g*

Und falls sich an der Abhöre doch nochmal was ändert, kann ich entweder die Rohre neu machen lassen oder ich stell die auf Stative hinter dem Tisch. Oder aber ich dreh die Boxen um 90 grad...sollte auch gehen zur Not.

 

[SlowMo]

Hi e-mo,


je nachdem wie "silent" dein Rechner ist, würde ich mir überlegen ihn entweder auf den Boden zu stellen, oder eine entkoppelte Montage einzuplanen. auch wenn der Tisch eine sehr massive Konstruktion ist könnte ich mir gut vorstellen dass er als Resonanzkörper für den PC-schall wirkt.

Ich habe seit einiger Zeit einen Ikea-Tisch in ähnlicher Bauweise, (durchgehende Platten anstelle von Tischbeinen) mein PC steht so wie bei dir, nur direkt auf dem Boden. seit ich den Tisch habe kann ich den Rechner deutlich besser hören, weil die Tischkonstruktion wie ein Horn wirkt.


ich weiss ja nicht wie lärmenpfindlich du bist, aber ist vllt ne Überlegung wert...


Grüße, Mo.

 

[Ari]

ich knüpfe an SlowMo an,

der PC gehört auf den starren Fussboden. (vielleicht mit Untersetzer). Aber nicht an oder auf den Tisch.

Zudem muss ich sagen, dass (für mich persönlich) auch Monitorboxen nicht auf den Tisch gehören. Sondern auf Ständer dahinter! Egal wie oder ob das jetzt abgekoppelt ist oder nicht, die haben einfach nix aufm Tisch zu suchen. Wenn ich mir das hier bei mir vorstellen würde, dann wäre es auch rein vom Platz her total unvorteilhaft. Weil dann hätte ich 80cm neben meinem Ohr volle 8" Monitore und das ist einfach zu dicht.

Da kann sich der Schall gar nicht vernünftig entwickeln bei der Distanz. Und von einem gleichschenkligen Stereodreieck mal ganz abgesehen. Das dürfte kaum möglich sein.

Ari

 

[e-mo]

@slowmo:

Ist ein guter Einwand...allerdings ist mein Dell sehr sehr leise. Ich denke mal das ich das am besten ausprobiere. Rechner auf den Tisch - Aufnahme und gucken was an Umgebungsgeräuschen reinkommt. Dann dasselbe nochmal mit Rechner am Boden.

@ari:

Die Abstände und Winkel sind so berechnet das es genau richtig ist. Zudem hab ich keine 8" Abhören und da der Tisch nen Meter tief ist, würde ich - wenn ich die Dinger auf extra Ständer dahinter stelle - mit dem Tisch mitten im Raum stehen...nicht gut Aber wieso würdest du die grundsätzlich nicht auf den Tisch stellen? Bei Aufnahmen läuft alles eh über Headphones - d.h. mögliche Vibrationen kommen eh nicht mit auf die Aufnahme. Und letztendlich sind die Rokits dafür gemacht, neben Bildschirmen zu stehen.

 

[Ari]

Und letztendlich sind die Rokits dafür gemacht, neben Bildschirmen zu stehen.

Nein, sie wurden dafür gemacht, um Musik zu hören und /oder zu mischen.

 

[e-mo]

Jo - gut das du mich drauf hinweist. Ich stell sie trotzdem mit auf den Tisch. Andere Möglichkeiten hab ich in meinen Räumlichkeiten nicht.

 

[Rizzi]

Hi geiler Tisch!

Ich habe meinen auch selbst geplant und gebaut, aber nicht so toll wie deinen!
Bei mir sind alle Kabel frei, weil ich viel von dem Equipment auch Live brauche und ich alles öfter abbauen muss. Nach dem dritten mal Kabel im Kabelkanal legen hatte ich dann kein Bock mehr immer schön rein zu machen. Interverenzen hatte ich keine bissher.

So sieht es aktuell aus, und steht mitlerweilen auch schon 2 Jahre.
Der Tisch hängt schon ein wenig durch aber er hebt. Das einzige was ich nicht bedacht hatte unten Quersträger zu befestigen.

Gruß
Rizzi

 

[e-mo]

Wow...hast ja ne Menge Zeug Was mir bei deiner Version sofort auffällt: Sind die Bildschirme nicht zu hoch zum arbeiten? Hab da noch nicht so die Erfahrung mit weil meine im Moment noch auf dem Tisch stehen. Könnte mir nur vorstellen das es auf Dauer ziemlich in den Nacken geht wenn du Tastatur, Mischpult und Screen im Auge behalten willst. Deswegen hab ich in meinem Entwurf die Dinger auch nicht ganz so hoch gestellt...

 

[Insane]

Rizzi schrieb:
Hi geiler Tisch!

Ich habe meinen auch selbst geplant und gebaut, aber nicht so toll wie deinen!
Bei mir sind alle Kabel frei, weil ich viel von dem Equipment auch Live brauche und ich alles öfter abbauen muss. Nach dem dritten mal Kabel im Kabelkanal legen hatte ich dann kein Bock mehr immer schön rein zu machen. Interverenzen hatte ich keine bissher.

So sieht es aktuell aus, und steht mitlerweilen auch schon 2 Jahre.
Der Tisch hängt schon ein wenig durch aber er hebt. Das einzige was ich nicht bedacht hatte unten Quersträger zu befestigen.

Gruß
Rizzi

Mein Gott, was ne Rumpelkammer....

 

[Christof]

Häufiger Fehler bei solchen Konstruktionen: Schall von den Monitoren erreicht auch wunderbar über die Reflexion der Tischplatte das Gehör.

Lösungen:
a) Boxen tief positionieren und schräg nach oben ausrichten
b) Boxen in Ohrhöhre positionieren und hinter der Tischplatte aufstellen
c) Tischplatte an den kritischen Stellen anschrägen (zum Körper hin)

Das Ziel bei allen Methoden: Der Winkel, in dem der reflektierte Schall auf die Tischplatte trifft muss möglichst flach sein, damit er die Ohren nicht erreicht.

Test: Spiegel auf die Tischplatte legen und verschieben. Falls du die Treiber deiner Box sehen kannst, hast du ein mächtiges Problem. Denn die akustischen Reflexionen erzeugen einen heftigen Kammfiltereffekt, der den ursprünglich glatten Frequenzgang völlig "zersägt". Das sieht nicht nur übel aus - das klingt auch so!

 

[NickelbackROXXX]

Also mein DIY Studiotisch kommt deiner Skizze glaube ich recht nah!

Ich habe eine 90cm tiefe Arbeitsplatte und die Stative der Monitore gehen durch die Platte durch. Das heisst sie sind von der Tischplatte entkoppelt.

 

[Christof]

Mach mal den Spiegeltest wie in meinem Post beschrieben - denn auch deine Konstruktion hat leider das gleiche Problem wie fast alle anderen, die ich immer wieder sehe. Sie sehen gut aus, aber sie hören sich nicht gut an!

 

[Signalschwarz]

Wenn die Dimensionen bei dem Sketchup stimmen, dürfte er auf jedenfall mit Reflektionen der Tischplatte zu kämpfen haben.

 

[Christof]

Yup - hier vielleicht noch ein kleines Bildchen für alle, die meinen, dass das SOOO schlimm schon nicht sein würde...

Statt E-Gitarre bitte den Monitor vorstellen, statt Fußboden die Tischplatte und statt Mikrofon den eigenen Kopf... na, sieht er nicht hübsch aus, der dadurch erzielte Frequenzgang?

 

[TheArtOfNoise]

Das stell ich mir schwierig zu vermeiden vor.

Eigentlich alle Schreibtische haben doch eine waagerechte Tischplatte. Und auch wenn ich die Boxen hinter den Tisch stelle, sollten das Reflexionsproblem weiter bestehen, da sich die Tischplatte ja immernoch zwischen Monitoren und Ohren befindet - es sei denn ich stell die Monitore wirklich weit nach hinten.

 

[Christof]

Die Lösungsmöglichkeiten habe ich ja in meinem Post benannt. Mit etwas Hirnschmalz lässt sich das recht einfach vermeiden.