Songtexte: Wie kommt man immer wieder auf neue Ideen?

[gecko63]

@gecko63: Wenn ich in einem Buch erfahren kann, wie ich Kreativität entwickeln kann und wie ich Textideen finde usw. - warum sollte ich das dann nicht lesen? Wo ist hier das Problem? Und das hat sehr wohl auch was mit Technik zu tun, denn was nützt mir meine Kreativität, wenn ich nicht fähig bin, aus meinen Ideen auch wirklich was anständiges zu machen? Ich sehe das so: Die meisten Leute würden gerne Texte schreiben können. Und sie haben auch Ideen. Aber sie wissen nicht, wie sie ihre Ideen umsetzen müssen, damit daraus auch wirklich ein Songtext entsteht. Jemand der weiss, wie man einen Songtext schreibt, wird niemals ein Problem haben, Ideen zu finden. Eine Idee überhaupt auch als Idee zu identifizieren, ergibt sich meiner Meinung nach schon alleine aus der Kenntnis der grundsätzlichen Funktionsprinzipien eines Songtextes. Alles kann eine Idee sein. Einfach alles! Es ist nur so, daß sich der unerfahrene, ungeübte Texter in den allermeisten Fällen dann fragen wird: "Hm, ich habe hier eine wirklich originelle Idee.- Wenn ich doch nur wüsste, w i e ich die jetzt in einem Songtext verarbeite!" Die meisten Leute haben Ideen, verwerfen diese aber wieder, weil sie an der Umsetztbarkeit zweifeln. Und hier kommt dann einfach mal das Handwerk ins Spiel. Und hier trennt sich dann auch GUT von SCHLECHT. Und um das erkennen zu können, sollte man sich darum kümmern, fundierte Kenntnisse darüber zu erlangen, wie die Mechanismen innerhalb eines Songtextes ablaufen. Wenn man die beherrscht, kann man nämlich aus allem einen Songtext machen.

Hey Herr HipHopmacher, sorry, ich habe es glatt fertig bekommen, diese Deine letzte Antwort zu überlesen.

Über die Frage "Was macht einen guten Text aus" sind wir uns -denke ich- recht einig
Die Frage des "Wie mache ich das?" birgt halt Diskussionsstoff bei uns.

Alles was Du schreibst hat Hand und Fuß, klingt für mich nachvollziehbar und beinhaltet gute Ansätze für jeden der sich die Frage nach dem "Wie" stellt. Das möchte ich gar nicht in Abrede stellen.

Nur... ich habe noch niemals so ein Buch angefasst, weil ich immer rein nach dem Gefühl an einen Songtext rangehe. Es wird auch mal gefeilt, aber ich habe grundsätzlich keinen Plan. Ich weiß natürlich nicht, was Du von meinen Texten kennst bzw. hälst, aber bezogen auf den Threadtitel geht es mir nur darum, dass man für IDEEN kein Buch bemühen sollte um auf welche zu kommen. Irgendwo bei dem Punkt haben wir uns dann missverstanden. Ich bezog mich lediglich auf Deinen ersten Beitrag hier.

Nicht jeder kann schnell Autofahren, oder begnadet Tennis spielen.
Und jemand der zu Hause sitzt und keinen Schimmer, keinen Hauch davon hat, wie er das Thema Text schreiben angehen soll und dann "Reim dich oder ich fress Dich" spielt, der wird es auch mit einem Buch schwer haben.
Da hilft dann eher schon die herangehensweise zu überdenken und zu realisieren, dass man eben wirklich aus ALLEM einen Text machen kann. Da sind wir dann wieder da'cor

Ein Ideenreicher Jemand, der über den Feinheiten verzweifelt und sich einfach verbessern will, für den ist Lektüre im Zweifel eine Offenbarung.

 

[Wer_zum_Henker]

Außer dem lass dich inspirieren von dem was du siehst und erlebt hast gibt es noch ganz andere unkonventionelle möglichkeiten.
zB. setzt dich einfach hin mit einem Blatt und Stift und schreib drauf los ohne nachzudenken ohne auf Shemata oder Reimstruktur zu achten. Nach eigener Erfahrung kommen da je nach Gefühl Uhrzeit Nüchternheitszustand... sehr Interresante Themen deines ich nenns mal "Unterbewusstseins" zustande.
Andere Möglichkeit direkt nach dem Aufwachen (sei es am Morgen oder in der Nacht) Bilder die noch im Kopf rumschwirren zu Notieren.
Weiterhin ist sehr Interresant das sogenannte "Freestylen" wie es im Hip Hop üblich ist. Einfach auf ein Beat, Instumental oder ganz ohne Musik zu singen, rappen oder sprechen frei Improvisiert und ohne vorgaben. Das braucht etwas Übung aber nach einiger Zeit kann man da auch sehr nette Themen finden.

Diese Methoden haben mich schon des öfteren aus Schreiblockaden bugsiert.

Einfach mal ausprobieren

 

[gecko63]

So und nu kommt der Gecko und rudert zurück...

Ich habe mir jetzt auch mal dieses Buch "Songtexte schreiben" gekauft.
Erstens weil ich die ganze Zeit etwas zurückgewiesen habe, dass ich gar nicht kenne und zweitens, weil mich die Rezessionen zu dem Buch wirklich neugierig gemacht haben.

Das Buch ist in der Tat interessant und es stehen doch eine Menge Anhaltspunkte drin, wie man überhaupt auf ein Thema kommt und wie man es textlich interessant gestalten kann.

Ich gebe zu, viele Dinge davon mache ich intuitiv sowieso, aber es wird nochmal eine Ecke greifbarer.
Andererseits muss man aber auch aufpassen, sich nicht dogmatisch auf die dargebotenen Lösungsansätze zu stürzen. Die Gefahr sich in ein Korsett zu schnüren besteht nämlich durchaus auch.

Aber ich nehme zurück, was ich ursprünglich in diesem Thread behauptet habe...

 

[PaRaDoX]

das sehe ich genauso - zwar schreibe ich ab und zu nur noch und recorde nicht mehr aber die formullierung mit dem korsett trifft es ganz genau auf den punkt. alles was an zusätzlichen Möglichkeiten und Ratschlägen zusätzlich beisteht ist hilfreich, ja, aber den eigenen Style kann man wahrscheinlich eher erreichen wenn man sie bewusst im Hinterkopf schlummern lässt und sein projekt so durchzieht wie man es für richtig hält.

 

[Tenos]

Hallo Ich denke es kann nicht schaden, die Gedanken anderer nachzulesen in solchen Bücher, können mit Sicherheit helfen.

Aber aus eigener Erfahrung würde ich dir empfehlen, so viel wie Möglich zu schreiben, denn Übung macht den Meister, wenn ich z.b. Lieder schreibe, dann werdn sie erst nach einiger zeit des komponierens so wie ich sie mir vorstelle (ich sage bewusst nicht gut, weil das geschmacksache ist), wenn ich dann eine längere Pause mache, brauch beim Neuanfang auch wieder etwas Zeit.

Texte schreibeb, Lieder komponieren, das ist wie mit Intrumenten, Sport oder sonstetwas. Alles braucht Zeit und Übung Zusätzliche Infos schaden, niem aber DU bist im Endeffekt die Quelle und die Quelle kann man nur mit viel Graben zum Sprudeln bringen

 

[Telaviv]

Also ich denke Ideen bekommt man Sicherlich nicht durch ein Buch!
Aber durch ein Buch (z.B. Das von Masen Abou-Dakn) kann man lernen, wie man auf Ideen kommen kann bzw. wie man dann (und das ist sicherlich der größte/zeitintensivste Teil des Textens) aus der Idee einen Song macht. Dieses Buch (und auch die paar Tage, die ich mit dem Autor persönlich verbracht habe - im Rahmen eines Workshops) haben mir persönlich schon sehr geholfen. Ich habe zwar durch den Workshop nicht gelernt, bessere Songideen zu haben, aber ich habe gelernt, wie ich besser mit diesen Ideen arbeiten kann. Ich meine, man kann sich auch alles selber erarbeiten, ohne irgendein Hilfsmittel, aber es kann sicherlich nicht schaden, mal ein Buch darüber zu lesen, zumal es auch in einigen Punkten eine sehr beruhigende Bestätigung der eigenen Arbeitsweise darstellt.

 

[Synthie]

das ist ja die kunst an der musik überhaupt immer wieder auf ideen zu kommen.trägst du liebe für sie mit , dann kommt alles von selbst. es gibt einfach viel zu viele dinge über die man schreiben kann.bei mir kommt es darauf an was mich zurzeit beschäftigt , ist man ein sehr nachdenklicher mensch dann halte ich das sogar für`n vorteil.und zum einen zählt noch die kreativität, die muss vorhanden sein sonst geht schon mal garnichts,meiner meinung nach.ich habe mir diese frage noch nie stellen müssen ohne dabei arrogant o.Ä zu klingen.das fängt ja schon damit an ob es was melancholisches werden soll oder eher was einen eher anspornt.bei mir persönlich gibt es auch tage wo ich beides mit hinein fabriziere da es dann eine sehr explosive mischung ergibt.wiederum schreib ich zum beispiel einfach los was mir in den sinn kommt und somit hast du schon mal einen leitfaden wo es denn ungefähr hingehen soll.und ausserdem sollte dir als musiker es dir nie nach ideen mangeln

gruß Synthie

 

[stevo]

Besagtes Buch hat mir bewusst gemacht, dass man über ALLES einen Songtext schreiben kann. Im Zweifelsfall sogar darüber, dass man keine Idee hat, worüber man einen Songtext schreiben könnte. Das ist der Punkt: Eigentlich braucht man gar keine Inspiration, sondern kann einfach nur über das schreiben, was um einen herum passiert oder darüber, was einem gerade durch den Kopf geht.

Ich dachte immer, ich müsste der Welt ständig irgendwas unglaublich tiefgründiges erzählen, das ist aber nicht so. Dieser Umstand hat mich aber oft gleich vom Vornherein vom Schreiben abgehalten.

Gruß Stephan

 

[PaRaDoX]

ich denke manchmal während der aufnahme bereits an das thema des songs. aufnahme des beats versteht sich. so kann man bereits im vorspiel einiges einfliessen lassen und gestalten. aber wiegesagt ich mache beatz und keine aufwändigen instrumentals wie etwa popsongs.

 

[froschhund]

Hallo!

Ich würde gerne noch einige Gedanken zum Thema Ideenfindung los werden und beziehe mich dabei auf "ernsthafte, bedeutungsschwangere" Texte aus meinem Lieblingsgenre, dem melancholischen Singer/Songwritertum.

Es scheinen sich hier ja viele einig zu sein, dass ein Buch einem nicht hilft auf eine gute Idee zu kommen. Stattdessen wird empfohlen, sich mit einem Stift in den Park zu setzen und seine Gedanken aufzuschreiben (was ja ganz interessant klingt, da kommt man wenigstens an die frische Luft!)

Aaaaber...: Ich stelle hier mal ganz gewagt die Behauptung auf, dass man heutzutage gar keine "neue" Idee mehr haben kann, die nicht bereits in ähnlicher Form in einem klassischen literarischen Werk verarbeitet worden ist.

Jede Form von moralischen Konflikten, inneren Zerwürfnissen und zwischenmenschlichen Beziehung war bestimmt schon einmal da. Und zwar in so ziemlich allen möglichen Variationen.

"Sie hat mich verlassen." "Die Welt ist schlecht." "Ich würd am liebsten von der Brücke springen."
Gutes Thema, aber nahezu jedes Werk aus der Sturm&Drang Zeit verfolgt ähnlich ausgetretene Pfade.

"Hey, ich schreib ein philosophisch angehauchtes Protestlied über unsere Gesellschaft aus Sicht eines naiven Kindes!"
Bitteschön, aber vorher vielleicht einmal den "kleinen Prinzen" lesen.

"Ha, ich schreibe ein bitterböses Lied über den Sandmann, der den kleinen Kindern nicht nur Sand in die Augen streut, sondern ihnen selbige sogar noch herausreißt!"
Auch nett, aber vielleicht mal vorher E.T.A. Hoffmanns alkoholgeschwängerte Nachtstücke durchlesen.

"Aaaah, ich bin verliebt. Sie ist die beste, die schönste, die holdeste"
Ja gähn, natürlich. Shakespeare anyone?

Was ich damit sagen will, ist dass die Idee ansich nicht alleine über einen guten Text entscheidet. Natürlich gibt es schon gefühlte 3 Milliarden Liebeslieder, aber die guten zeichnen sich meistens durch phonetisch schöne Wortwahl und Bildgewalt aus.
Wenn der gute Damien Sachen singt wie "There's still a little [g=395]bit[/g] of your face I haven't kissed" dann rennt da unterschwellig dieses glückselige Gefühl mit, weil eben durch diese nette Vorstellung nicht nur das Herz, sondern auch der Intellekt gekitzelt wurde.
Gute Texte sind meistens subtil und unbestimmt, sodass man genügend Freiraum für die eigene Phantasie hat. Eine bestimmte Thematik mit dem Dampfhammer ins Gesicht gepresst bekommen möchte wohl niemand, der nicht hauptsächlich Gossenrap hört.

Insofern ist es vielleicht eine ganz gute Idee, wenn man seine Inspiration aus einem Schiller-Werk schöpft. Da kriegt man nämlich nicht nur den Inhalt ansich, sondern auch gleich gratis die bild- und wortgewaltigen Satzkonstrukte mit.

Beispiele aus dem Mainstream-Bereich gefällig?

- Campino von den Toten Hosen singt in einem ihrer wohl bekanntesten Lieder "Hey, hier kommt Alex. Vorhang auf für seine Horrorshow!" Was würde der denn ohne Anthony Burgess "A Clockwork Orange" singen?

- Till Lindemann von Rammstein hat wohl auch zumindest einmal in Goethes Gedichten nachgeschlagen, als er "Heidenröslein"... ähh... "Ohne Dich" geschrieben hat.

- Ob Bela von den Ärzten wohl Mary Shelley im Hinterkopf hatte, als er "Den Graf" schrieb? Sehr wahrscheinlich sogar, denn Bela ist begeisterter Horror-Fan mit allem was dazugehört.

- Selbst auf dem neuen Muse-Album befindet sich mit "United States of Eurasia" eine 1:1 Hommage an George Orwells Winston & Julia aus "1984".


Vielleicht sollte man Bücher nicht so belächeln...

 

[PaRaDoX]

das ist ja nicht so abwägig und na klar hat es so ziemlich alles in irgendeiner form schon mal gegeben. Es gibt aber auch denn Fall das man beim hören des instrumentals ( meinetwegen im park an der frischen luft ) direkt weiss wie und was in welcher form darauf passen würde. Ich habe schon lange keine wirklichen Texte mehr geschrieben aber findest du nicht auch das kreative und neue Texte auch einfach im Kopf entstehen können, ohne eine Beziehung zu gleichen oder etwaigen Vorgängern ? Auch die Vielfalt der Möglichkeiten ist an manchen Stücken einfach unvergleichbar. So habe ich in stiller Heimarbeit mal Hammer Time von MC Hammer geloopt und mir kamen die verschiedensten Ideen. Bei manch anderen Stücken wiederum habe ich so gut wie keinen Einfall was ich darauf bringen könnte weil die Instrumentation wesentlich unneutraler ist und nach einer speziellen Machart verlangt.

 

[Muggie]

wieso habt ihr hier alle so viel geschrieben? für mich sieht das ganz einfach aus, denn ich habe seid 2 jahren eine schreibblockade gehabt, die ich erst letztens überwunden habe, seitdem ich der ansicht bin, jeden möglichen klang erzeugen zu können, der mir in den kopf kommt, jede idee in angriff zu nehmen und mich ihr zu stellen. und wenn man dabei auch noch high ist, kommen auch die metaphern und vergleiche von ganz alleine.