Songtexte schreiben lernen

[gecko63]

Hi,

also das empfohlene Buch von Post #6 habe ich auch vor einiger Zeit gelesen. Ich war vorher einer, der es aus den falschen Gründen abgelehnt hat, Bücher zu dem Thema zu lesen ("Entweder man hat ein Gespür für Texte oder nicht") Um mitreden zu können, habe ich es dann doch getan und fand es durchaus interessant. Es eröffnet einem einfach eine neue, analytische Sichtweise.
Was bei mir am nachhaltigsten hängen geblieben ist, ist die Tatsache, dass ein guter Text einen Rahmen braucht. Ein Text bekommt gleich ein ganz anderes Gesicht für mich, wenn so ein Rahmen vorhanden ist. Sich einfach vorher klarzumachen, was ich eigentlich aussagen möchte bzw. worauf ich letztendlich hinausmöchte und wen ich eigentlich mit dem Text ansprechen möchte, ist wirklich eine große Hilfe!
Ich mag Texte unanhängig von ihrer Reimform, ihres Fersmaßes oder ihres Themas (und das schließt durchaus HipHop Texte mit ein), wenn sie:

1) Einen Anfang und ein Ende haben und dazwischen wirklich darauf hingearbeitet wird.

Nichts finde ich langweiliger, als wenn jemand 3 Strophen lang das selbe erzählt, nur immer mit anderen Worten, wie elegant die auch immer zusammengesetzt sein mögen. Davon sind solche Stimmungskracher wie Deichkind, Scooter und co. natürlcih ausgenommen. Wir reden hier schon von "echtem" texten, nur dass wir uns da einig sind.

PS: Zum Thema Kunze und Herz-Schmerz:
Die Textzeile ist genial. Er bedient sich dieses verpönten Klischees ja mit voller Absicht und verpasst ihm sehr galant eine wirkliche Aussage. Kunze ist ein begnadeter Texter.

 

[Metamorphose]

Salü!
Ich bin auch ein Anfänger, aber ich dacht mir mal, ich schreib dir wie ich das mache, wenn ich einen song schreibe... werden denk ich grad paar fragen beantwortet.

-Meistens geistert einem ja was durch den Kopf, ein Satz, eine Melodie... sonstwas. Das schreib ich auf. Manchmal gehts gleich über zum nächsten Schritt wenn ich es schon konkreter hab, manchmal sammeln sich zettel an und ich suche nach verschieden passenden und mache dazu nen song.

-Bevor ich mich an den Song mache, also das (oder die Zettelchen) zu was zusammenfüge, versuche ich mir ein ziel zu geben. Was für ein Gefühl soll der Song vermitteln. Was will ich damit aussagen? Sowas.

-Danach spiele ich auf einem Instrument (das hilft enorm) und singe das geschriebene vor mir her oder schreibe den text und komme dann zu diesem schritt. ich lasse jetzt den instrumentenpart weg, du willst ja wissen wies mit dem schreiben geht

-Wenn ich meine Stichwörter habe und das Ziel des Songs fange ich mal an zu schrieben. Ich achte darauf, dass es sich ein bisschen reimt. Nicht unbedingt alles, da man mit Gesang und Melodie viel "flicken" kann. Es gibt verschiedene Reimschemas, zieh dir die mal rein. Für reime hilft mir Woxikon (google es, hoffe darf das so sagen). Da man beim reimen schnell mal eine andere Richtung einschlagen kann, hilft mir mein Gefühls bzw Aussagenziel sehr, unpassende reimwörter auszumerzen.

-Der Song hat eine gewisse Struktur. Ich versteh davon nicht unheimlich viel, jedoch ABSOLUTES grundschema wäre: intro, verse 1, refrain, verse 2, refrain, zwischenteil, refrain, evtl outro. das intro stimmt auf deinen song ein, kann eine melodie sein, ein satz, whatever. verse 1 ist die offizielle begrüssung, die erste vertiefung und leiter zum refrain. der refrain wieder ist etwas packendes, etwas bleibendes. der text muss in den ohren bleiben und die melodie. mir hilfts hier, wenn ich mir vorstelle, das leute das mitsingen wollen. verse 2 vertieft den refrain oder das zuvor eingehende von verse 1. danach folgt der refrain damit man wider mitsingen kann der zwischenteil ist für mich der part, in dem etwas markantes kommt. ein gitarrensolo, eine relativierung des textes (oder ein markanter text ähnlich refrain). danach wieder der refrain und ein outro um die zuhörer zu verlassen. klar gibts hier noch viele bausteine, ich hab einfach versucht jetzt das einfach wie möglich zu erklären, damit du gut starten kannst.

-ich lese den song vor, laut, und klopfe dabei mit der hand auf den tisch. das klopfen sollte immer schön stimmen, je nach zeile. hier merkst du: ah, dies kann ich schneller sagen bzw schummeln, hier gibts unstimmigkeiten und muss was ändern. ein instrument erleichtert dir dies enorm, wieder mal.

-den song singen mit instrument, text und melodie zusammenführen. hier kann der text immer wieder geändert werden. ich versuche hierbei mein ziel am anfang zu erreichen oder es anzupassen (der song verändert sich in dieser phase vielmals). wenn du kein instrument hast/kannst usw würde ich wieder die klopfmethode plus singen versuchen, du merkst dann schnell ob das gefühl für dir rüberkommt oder nicht. hierbei gehts auch nicht, ob du's singen kannst, sondern ob der song schlussendlich für dich stimmt.

so, das wäre meine methode dazu. ich hab extra ein bisschen das silben-denken weggenommen und bisschen mehr gefühl reingegeben mit singen und klopfen bzw instrument. am schluss ist der text den du schreibst ein gefühl oder eine erfahrung das du weitergeben willst, da hilft dir das ganze fast schon mathematische nichts. klar, auf grammatik, wörter, reime usw kommt es schon an, aber ich würde zu anfang einfach den songaufbau beachten (kannst auch googeln, meines war denk ich nicht unbedingt überkorrekt) und die reimformen, aber am anfang kann man sich viel gefühl durch solch sachliches kaputtmachen. aber ich bin wie gesagt auch nur ein anfänger, hoffe aber geholfen zu haben.

 

[DrunkenDunken]

Also Ich gebe es zu das Hier benutze ich ab und an Mal wenn mir kein Reim einfällt.

http://www.2rhyme.ch/

Vielleicht hilft dir das ja weiter.

 

[einoeL]

Zum Thema Kunze und Herz-Schmerz:
Die Textzeile ist genial. Er bedient sich dieses verpönten Klischees ja mit voller Absicht und verpasst ihm sehr galant eine wirkliche Aussage. Kunze ist ein begnadeter Texter.

Glück für ihn, daß er als erster darauf gekommen ist.
Ein zweites Mal funktioniert das nämlich nicht.
Seit Kunze ist der Herz-Schmerz-Reim endgültig ausgelutscht.

Du erwähnst, daß dir Texte mit einer richtigen Geschichte besser gefallen als verschlüsselte, zusammenhanglos wirkende Secret-Service-Zeilen.
Manchmal ist ein Text ohne direkte Aussage aber auch schön.

 

[gecko63]

Klar, es gibt Texte bzw. Songs, die ein ganz anderes Ziel verfolgen. Sei es simple Tanzbarkeit oder auch kryptische Geheimniskrämerei. Das kann man natürlich nicht alles in einen Topf schmeissen.
Meine Aussage bezog sich wirklich auf Texte, die zumindest den Anspruch haben in Klartext etwas erzählen/aussagen zu wollen.

Zum Beispiel mag ich die Texte von Grönemeyer meistens sehr gerne, weil er einfach Dinge mit Bildern auf den Punkt zu bringen vermag: "Wir haben versucht auf der Schussfahrt zu wenden" ist einfach ein genialer Satz. Nur mal als Beispiel...

Wohingegen ich die Texte von den Toten Hosen / Campino zumeist grottig finde. Die sind oft pseudointelektuell und dabei doch eigentlich nur platt... Da finde ich jeden Text der Ärze witziger/hinterfotziger. Die machen auch platte Texte/Reime, das aber mit einem gehörigen Schuss Selbstironie, die fehlt den Hosen einfach...

Aber was schreibe ich hier... Das ist natürlich stark subjektiv und nur meine persönlcihe Meinung.
Ich maße mir bestimmt nicht an, Texte wirklich beurteilen zu können. Ich kann nur sagen, ob sie MICH ansprechen.

Ah.. ein Beispiel noch. "Wir sind Helden" Das Mädel schreibt wirklich gut. In meinen Ohren viel pfiffiger als die Klone Silbermond und Julie

Aber ob ernst oder einfach nur witzig gemeint, ich mag halt, wenn es jemand schafft in drei bis vier Minuten eine Story zu erzählen die einen Anfang einen Höhepunkt und ein Ende bzw. einen Clou hat. Diese Art Texte mag ich halt am liebsten.

 

[einoeL]

Kennst du Material von George Kreisler?
Der hat ein paar wirklich geniale Texte verfasst, und damit meine ich nicht das vielzitierte "Tauben vergiften", da gibt es noch viel geilere Sachen.
Auch von Rio Reiser gibt es ein paar echt schöne Texte.

Ach übrigens: Die Band heißt nicht "Julie", sondern "Juli".

 

[PaRaDoX]

Sich Wörter aus einer Datenbank rauszusuchen ist sehr einfach. Ich habe die Erfahrung gemacht das es einfach aus einem heraussprudelt wenn das Arrangement und das Instrumental stimmen ... Der Text kommt dann einfach von selbst ... Um es zu lernen würde ich mich einfach an ein Stück setzen und solange probieren bis es sinnvoll klingt ... Nicht jeder Track muss eine Story erzählen ... Esd kann auch ganz generell gehalten sein mit z.B. Strugglings über viele verschiedene Themen ... Dennoch ist xgekonntes Storytelling eine der Köningsdisziplinen ... Es erfordert also viel Übung ... Als ich angefangen habe, habe ich auf einfachste Loops von Magix getextet ... Es kommt immer darauf an wo man hin möchte und welchen Style man damit einschlagen möchte ... Im Hip Hop wird es an sich immer melodischer und viele neue Tracks würde ich tendenziell als Mellow Hop interpretieren ... Andere Sachen sind etwas klassischer und geben aufgrund pumpender Beatz und speziell .- Drums eine ganz klare Rhytmik vor ... Wenn man sich lange genug ransetzt und übt kann man alles erreichen ... Es gab seinerzeit sogar Freestyle Kurse ... Es gab hier schon Auseinandersetzungen das man für Hip Hop auch freestylen müsste ... Ich sehe das etwas anders ... Nicht jeder ist von Natur aus mit einem Freestylegen wie z.B. Samy Deluxe gesegnet ... Man kann die Sache auch anders angehen ...