Song übers Klatschen

Ich finde die distanziertheit des LI bei solch einem Thema befremdlich.
Der Wortwitz gewohnt stark.
Vielleicht muss das alles so, vielleicht auch nicht.
 
Auflösung :
Alle Protagonisten arbeiten in der Pflege und hören im Kopf das Klatschen, dass die Nachbarn nicht zum besten geben, wenn die Helden zur Arbeit fahren.
Anderer Song der EP, siehe Post Nr. 11.

@HannesHagebuch
Explizites Danke! Ich finde das Thema auch realistisch. In 35 Jahren Sozialbauwohnung schon schlimmere Episoden erlebt.

@mWermut
Lieben Dank für die Mühe des Umschreibens. Das gibt mir eine gute Perspektive.
Nun fehlen ein paar wenige sprachliche Kniffe, die ich durchaus bewusst angewandt habe. Schreib ich dir, wenn ich am Laptop bin, Smartphone macht mir da Kopfweh, bin nicht so fit.
 
Ich finde die distanziertheit des LI bei solch einem Thema befremdlich.
Das hast du perfekt erkannt. Der Erzählstil ist fast so als ob das LI ein bisschen außerhalb von sich selbst spricht. Vortragsart wird auch sehr "gelangweilt", emotionslos.
Diese Distanziertheit gibt es in solchen Settings sauoft.
Geht um die eigene Sicherheit: "Passiert nicht im eigenen Haushalt, wir sind safe. Kann sich aber ändern, wenn man die Polizei anruft. Der kriegt dann schon raus wer's war oder fängt das Suchen an. Man muss evtl weiter zusammen in einem Haus leben, getrennt von einer Wand/Haustür. Die sperren den nicht ewig weg, wenn überhaupt! Wenn er schon die Babymama schlägt, was macht er dann mit mir 70-jährigen Opa und meiner Frau?!? Als ich damals wegen Sex die Polizei rief, wusste ich nicht, dass der gewalttätig ist! Wirkte immer so ruhig, der Typ."
 
<str 1>
Meine Nachbarn haben Sex
Mich nervt der Takt des quietschenden Betts
(Sorry, dass ich mir für die Antwort so viel Zeit gelassen habe und noch einmal vielen Dank für deine Perspektive, ich mag das)
Hier finde ich, dass die erste Zeile nicht catcht. Dass die Nachbarn Sex haben, ist nur ein Fakt und fertig. Dass es als "langweiliger Sex" bezeichnet wird, lässt mMn kurz aufhorchen, denn: Woher will das LI wissen, dass deren Sex langweilig ist? Steht er dabei?
Und dass der Sex ihn nervt, ergibt sich in dem Kontext nicht. Es nervt eher die anderen Nachbarn, die wegen dem Sex die Polizei rufen.

<str 2>
Und jetzt haben sie ein Kind
Ich frag mich nur, ob sie glücklicher sind
Das "Und jetzt" versetzt für mich zeitlich zu nahe an den Sex. Da bin ich mit meiner Zeile unspezifischer und der Hörer kann für sich mutmaßen, dass nach der ersten Strophe 9 Monate vergangen sind und aus diesem "langweiligen Sex" ein Kind gezeugt wurde.
Dass er sich fragt, ob sie glücklicher sind stimmt zwar (wobei die Steigerung "glücklicher" ja erstmal voraussetzt, dass sie zuvor glücklich waren und das zeigt der Text nicht, sondern lässt nur durch die späteren Strophen eine Richtung vermuten), aber es nimmt die Passivität im Umgang mit den Nachbarn weg. Durch mein "Ich erkenn nicht ob sie drüber glücklich sind" zeigt sich u.U., dass er den Nachbarn nur im Alltag begegnet und sie anschaut ("erkenn"), statt mit ihnen zu quatschen.

Statt Fickgeräusch gibt's Babygeschreien
Und einen Streit der endet, wenn Mama weint
Bin ja immer für F-Wörter zu haben, im Textkontext ist es aber eine zu heftige Eskalation in der Wortwahl. Das Wort erwartet man im Sprachgebrauch des LI nicht.
Die andere Zeile ist richtig, doch mir war das "abrupt" sehr wichtig, denn mit dem nachfolgenden "Manchmal hör ich's klatschen" suggeriert das, der Mann schlägt die Frau, es klatscht laut und zack, endet der vorherige lautstarke Streit sofort und man hört nur sie weinen, weil geschlagen.

Zuerst hab ich's nicht kapiert
beim nächsten Mal hat mich was verwirrt
Kann man so lassen. Mir war mit der Aufzählung (erstes, zweites, drittes, viertes Mal) wichtig wirklich vorzuzählen, dass diese häusliche Gewalt mehrmals vorgefallen ist und nichts unternommen wird, man immer noch hadert. Ich empfinde die Vorstellung Horror, dass eine Frau viermal im häuslichem Umfeld hörscheinlich verprügelt werden kann, ohne dass jemand etwas unternimmt.

Dann hab ich was vermutet, sie hat geblutet
Hier wird's tricky, denn das LI sieht nicht, dass sie geblutet hat. Sie würde nie rausgehen, ohne die Spuren der Gewalt zu verwischen. Außerdem verknüpft es das "vermutet" und "geblutet" in zeitlicher Abfolge, heißt, es wird nicht mehr als "drittes" und "viertes Mal" wahrgenommen.

Geht es mit dem Baby raus
Sagt sie "Hallo" im Treppenhaus
Das gefällt mir besser als bei mir!

Wir reden nur kurz
Das ist nicht stimmig, denn:
Er würde scheinbar gerne länger mit ihr reden, vielleicht um irgendwas rauszukriegen, sich wirklich sicher zu sein, dass sie und auch das Kind zuhause in Gefahr sind. Aber "sie hält es kurz", sie quatscht bewusst nicht lange rum.

<str 4>
ich wähl die 'Eins, Eins, Null'
Mich hat's erschreckt, der Bulle findet's cool
Das "Stimme verstellen" fehlt, denn selbst jetzt, wo das LI aktiv wird, will es das nicht unter eigenem Namen. Warum? Hat Angst vorm Nachbarn? Klar, er muss ja mit ihm weiter Wand an Wand leben.
Meine Zeile "Dauert lange bis ich eine Zelle finde" bezieht sich zwar auf Telefonzelle, aber es war mir wichtig, dass es auch eine Doppeldeutigkeit zur "Zelle" im Knast hat, denn das LI weiß, dass es sich schon lange schuldig gemacht hat, einfach so lange passiv zu bleiben.

Ich weiß, ich kritisier da viel rum, aber so wird vielleicht auch meine Wortwahl verständlicher, die ja meistens - nicht immer - sehr bewusst ist.

Liebsten Dank nochmal!
 
Hier finde ich, dass die erste Zeile nicht catcht. Dass die Nachbarn Sex haben, ist nur ein Fakt und fertig. Dass es als "langweiliger Sex" bezeichnet wird, lässt mMn kurz aufhorchen, denn: Woher will das LI wissen, dass deren Sex langweilig ist? Steht er dabei?
Und dass der Sex ihn nervt, ergibt sich in dem Kontext nicht. Es nervt eher die anderen Nachbarn, die wegen dem Sex die Polizei rufen.
Hi @Ennui

..es ging mir nicht darum deinen Text zu schreiben..das war der Versuch die Verse in den Aussagen zu verknappen..Details, die für mich eher verwirrend waren zu reduzieren..

- Zelle
..gibt es überhaupt noch Telefonzellen? Zumindest hat mich in den letzten Jahren niemand danach gefragt..

-Stimme
..dein LI verstellt die Stimme, aber sagt gar nichts, es antwortet nur jemand..aus der verstellten Stimme die Frage abzuleiten..es ist hier wichtig, warum das LI es tut, führt doch von deiner Songstory weg..es geht doch um die Sex-Nachbarn..

..Ok, sind auch nur meine 2 Cent..gedacht war‘s als Gegenentwurf zum gesamten Text und nicht als Ansammlungen alternativer Zeilen..vielleicht lohnt es sich die gute Text-Idee noch mal anzugehen..

Viele Grüße, m
 
Mir gefällt @Ennui ursprüngliche Version echt sehr gut. Warum kann ich noch nicht sagen, holt mich aber mehr ab als @mWermut Version.

Bin auf die musikalische Umsetzung gespannt.
 
Lieber @Ennui , ich hab seit vielen Monaten ein sehr ähnliches Hörspiel unter mir, Mit der Zeit ändern sich der Zyklus. Sie schreit weniger, er dafür mehr. Da ist aber Gottseidank mehr Platz für philosophische Gedanken, als nachbarschaftlicher Handlungsbedarf.

Also ich sehe keinerlei Anlass für irgendwelche Einwände. Tatsächlich erzeugt auch jede Wiederholung bei mir, dem Nachbarn, eher spöttische Gedanken statt fieberhafte Visionen eines Spanners.

Hm…, es ist tatsächlich komisch, als 14-Jähriger hat mir das Liebesleben meiner 40-jährigen Nachbarin noch heiße Ohren an der Wand verpasst.,,:cool:
 

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