Woher soll das Programm das wissen?
Naja, die meisten Programme haben ein paar harmonielehreseitige Grundzüge einprogrammiert - was ja auch nicht so schwer ist, da es zumindest bei Akkorden, die tonarteigene Grundtöne benutzen, recht eindeutig ist, wie der Rest der Noten benannt wird. Und wenn dann unter Bb-Vorzeichnung ein Akkord D-F#/Gb-A kommt, noch dazu in Grundstellung, dann bleiben wirklich nur extrem abgefahrene "von hinten durch die Brust ins Auge" Erklärungen, warum das dann ein Gb sein soll und kein F#.
Gut, jetzt kann das Programm natürlich nicht zwingend wissen, dass ich einen Dur-Dreiklang in Grundstellung gemeint habe (obwohl das ja nicht wirklich so eine unbekannte Struktur ist, die irgendwie schon den Vorzug vor anderen erhalten sollte...). Aber was denn sonst? Was soll denn, harmonisch betrachtet, ein D-Gb-A darstellen? D als Grundton fällt ja quasi aus, denn einen terzlosen Akkord mit verminderter Quarte gibt es nicht, da nimmt immer die Umdeutung der b4 zur 3+ Überhand. Zumindest das sollte für eine AI zu erkennen sein. Bleiben noch Gb und A als Grundtöne. Ok, Gb. Da ist dann das A was? #2 bzw. #9. Äh, ohne Terz? Klingt dann nach Mollterz (beinahe analog zur verminderten Quarte, die nach Durterz klingt). Ok, bleibt das A als Grundton. Ein Asus4 mit verminderter Septime? Naja, solch einen Akkord mag es aus irgendwelchen Gründen irgendwo im Musikuniversum geben, aber alltäglich ist was anderes.
Unterm Strich ist die einzig plausible Deutung wirklich D-F#-A, danach können wir dann ja meinetwegen gerne nochmal darüber diskutieren, ob, wenn auch unwahrscheinlich, nicht doch ein anderer Ton Grundton sein darf. Aber für das Gb gibt's eben genau keine Erklärung, außer einer wirklich komplett abseitigen.
Gegenprobe: Wirf das doch mal irgendwelchen Musikschülern so hin. Die sollen aus den 3 Tönen, in welcher Umkehrung auch immer, mit allen enharmonischen Freiheiten, den wahrscheinlichsten Akkord bestimmen. Wetten, dass da bei annähernd 100% der Leute ein D-Dur rauskommt? Und das soll die Notationsabteilung eines Sequenzers nicht können?
Kannst du nicht die Darstellung ändern, dass ein Kreuz genommen wird?
Natürlich kann man alles enharmonisch drehen, auch relativ komfortabel per Mehrfachselektion und Tastaturkommando. Oder man nimmt eben G-Moll als Vorzeichnung. Aber an sich darf da von vornherein kein Gb stehen. Und in F-Dur funktioniert das ja auch ausgezeichnet. Von daher, um es mit G.T. zu halten: Was errrrrrlaube LLLLooooogic?
Ich erwarte in der Notation schon, dass zunächst die (reine) Quinte "geschützt" wird. Sonst müsste ich bei jeder klassischen Tonika-Mollsubdominante-Verbindung das Notenattribut "enharmonische Verschiebung" bemühen. Viele (harmonische) Wege führen zur Mollparallele.
Die wenigsten brauchen eine alterierte Quinte. Und wenn, dann hilft das o.g. Notenattribut.
Das mit dem Quintenschutz klappt aber mWn auch ganz gut in Logic.
(Edit: Wieso ist das überhaupt bei einer Tonika-Mollsubdominant-Bewegung relevant?)
Und ich fand's ja auch schon super, dass das D in F-Dur korrekt als Dur-Dreiklang erkannt wird. Will mir wirklich nicht in den Sinn, warum das bei Bb-Dur nicht mehr so ist, zumal es ja bei G-Moll wieder hinhaut.
Ist natürlich überhaupt nicht schlimm, das Ganze - aber durchaus erstaunlich. Da wäre man gerne mal Mäuschen und wüsste, welche Parameter die ihrer Score-AI denn so eintrichtern. Könnte natürlich auch einfach ein Bug sein.
