Räumlichen, ausgewogenen und vollen Sound erreichen

  • Ersteller Anon2024
  • Erstellt am
@Blue Murphy
Damke für deinen ausführliche und sehr lehrreichen Erläuterungen und deine Analyse ! Ich denke das hilft mir sehr weiter . Ich merke das ich das Thema m/s wohl bisher komplett falsch verstanden habe 😄

@Humanizer vielen Dank , werde da auch Mal verdu heb anzusetzen . Wie du schon sagtest klingt der Paradies viel voller und matscht nicht . Definitiv sind bei mir auch die hall Fahnen oft zu lang und auch die delay Feedbackzeiten .
 
Die Begriffe Mitte und Seite (Mid/Side) haben übrigens nichts mit der Stereomitte oder -seite zu tun, also nichts mit der räumlichen Mitte/ Rechts/Links

Na das finde ich putzig formuliert. "hat nichts damit zu tun" kommt wohl nicht ganz hin. Es hat 100% mit Mitte und Seite zu tun. wie du ja selbst schreibst ist es lediglich eine andere Codierung des Stereo Signals. statt rechts und links werden die Signale in mittenanteil und Seiten anteil gesplittet. Auch das Handling entspricht genau dem wie es eigentlich jeder intuitiv versteht, das eine ist die Mitte, das andere ist die Breite / quasi beide Seiten.

Man kann sich ja auch beide Signale mal einzeln anhören: die Mitte ist halt die monomitte, und das seitensignal ist die breiten information, komplett antiphasig und zieht dir den schlübber auf links. Erst beide zusammen ergeben einen guten Stereo Klang.
 

MS-Signale können durch Summenbildung (Mittenkanal M) und Differenzbildung (Seitenkanal S) der Links- und Rechts-Kanäle gewonnen werden.

{\displaystyle {\begin{aligned}M^{\prime }&=L+R\\S^{\prime }&=L-R\\\end{aligned}}}


Man kann das auch auf ein Goniometer übertragen: Alles was sich auf dem vertikalen Mittenstrichs befindet sind die Mittensignale, Alles außerhalb die Seitensignale. Die lassen sich aber eben nicht den räumlichen Stereoseiten Links/Rechts zuordnen, weil es sich um Phasenverschiebungen handelt. Und WEIL es sich um Phasenverschiebungen handelt, haben wir es (vereinfacht ausgedrückt) mit Laufzeitunterschieden zu tun, die wir als räumliche Effekte wahrnehmen können. Da können wird dann natürlich wieder zwischen rechter und linker Seite und Mitte im Stereodreieck unterscheiden.
 
Na das finde ich putzig formuliert. "hat nichts damit zu tun" kommt wohl nicht ganz hin. Es hat 100% mit Mitte und Seite zu tun.

Kann sein, dass wir hier unterschiedliche Begrifflichkeiten verwenden (und das kann bei dem Thema schnell passieren). Aber die Stereomitte hat für mich etwas mit dem (räumlichen) Stereodreieck zu tun und nichts mit dem Mittensignal. Ein anderer Begriff dafür wäre Stereo-Center (der in der Tontechnik aber nicht üblich ist). Was Du vielleicht meinst, würde ich als Stereosumme (unabhängig von der räumlichen Darstellung) und nicht als -mitte bezeichnen.

Das ist ja aber grundsätzlich die Crux, dass man den Krempel nicht durchgehend als "Summe und Differenz" bezeichnet, sondern mit den irreführenden Begriffen Mitte und Seite (weil es ja ursprünglich von der MS-Mikrofonierung kommt und die Positionen der beiden Mikros beschreibt). Was ich ausdrücken wollte ist, dass die Seitensignale nichts mit den räumlichen Seiten Rechts und Links, also mit Panning, zu tun haben. Vielleicht kannst Du es ja aber besser darstellen und ausformulieren.
 
Danke für die Aufklärung,

Also zum Verständnischeck,
Nehmen wir an wir haben nen Mono Bass
Dann wären die wumms Anteile auf der Mittellinie und das Bauchige über und unter der Linie?
Und beim Stereobassaudiowave dann dasselbe nur dann auf 2 Kanälen??

Wahnsinn was es alles gibt 🤯😅
 
Na das finde ich putzig formuliert. "hat nichts damit zu tun" kommt wohl nicht ganz hin. Es hat 100% mit Mitte und Seite zu tun. wie du ja selbst schreibst ist es lediglich eine andere Codierung des Stereo Signals. statt rechts und links werden die Signale in mittenanteil und Seiten anteil gesplittet. Auch das Handling entspricht genau dem wie es eigentlich jeder intuitiv versteht, das eine ist die Mitte, das andere ist die Breite / quasi beide Seiten.

Man kann sich ja auch beide Signale mal einzeln anhören: die Mitte ist halt die monomitte, und das seitensignal ist die breiten information, komplett antiphasig und zieht dir den schlübber auf links. Erst beide zusammen ergeben einen guten Stereo Klang.
Es sind zwei Bereiche.
Er hebt auf den Unterschied einer Wahrnehmungsbeschreibung und den technischen Begebenheiten ab.

Das sollte man schon differenzieren.

Die technischen Mittensignale, sind Signalanteile die auf beiden Kanälen (L & R) korellierend und gleichpegelig in einem Stereosignal enthalten sind.
 
Wenn Du meinst etwas korrigieren zu können, dann mach das bitte auf eine anständige und respektvolle Art und Weise!
Entnehmen wir einfach nur die wesentlichen Worte des Beitrags, als Platzhalter für die Sinnstiftung:

...wumms Anteile...
...Mittellinie...
...das Bauchige... (eigentlich "bauchige")
...unter der Linie...
...dasselbe nur dann auf 2 Kanälen...

Es schließt sich der Kreis - Fussball-MS!
 
Wenn Du meinst etwas korrigieren zu können, dann mach das bitte auf eine anständige und respektvolle Art und Weise!

Sorry falls das irgendwie überheblich rüber kam,
Es hat mir einfach die Synapsen gesprengt^^,
ich finds nur noch krass wie viele Möglichkeiten der Signalbearbeitung es gibt.
Hab die Tage erst rausgefunden dass der Toneboosters M/S kann und mich gefragt was da genau passiert.



Nehmen wir an wir haben nen Mono Bass
Dann wären die wumms Anteile auf der Mittellinie und das Bauchige über und unter der Linie?

Und Wenn dass so in etwa hinhaut bin ich nicht mehr so dumm wie vor 10 minuten 🫠
 
@Blue Murphy
Eine Frage noch zu dem Vorgehen , ich habe bisher immer die Technik genutzt das ich zwei Bass spuren mit den gleichen Noten hatte , einmal ein Sound für die tiefen Anteile , den ich mono gestellt habe und wo ich einen hi cut draufgesetzt habe sowie auf dem zweiten Sound einen Low Cut bei ca 300 Hz , der dann schon vom Sound her eine gewisse Stereo Breite hatte . Kann man so auch Vorgehen ? Oder birgt das mehr Probleme wegen der Korrelation?
 
Zuletzt bearbeitet:
Sorry falls das irgendwie überheblich rüber kam,
Es hat mir einfach die Synapsen gesprengt^^,
ich finds nur noch krass wie viele Möglichkeiten der Signalbearbeitung es gibt.
Hab die Tage erst rausgefunden dass der Toneboosters M/S kann und mich gefragt was da genau passiert.


Und Wenn dass so in etwa hinhaut bin ich nicht mehr so dumm wie vor 10 minuten 🫠

OK sorry, ich hatte das als Provokation verstanden und konnte nicht einordnen, ob das sarkastisch abwertend oder flapsig gemeint war. Das Thema ist ja gerade wegen der unterschiedlichen Begrifflichkeiten schwierig zu diskutieren, ohne dass es in Streit ausartet - gerade in diesem Forum.

Und ja, Mid-Side-Processing bietet viele Möglichkeiten. Da empfehle ich dann auch gerne Plugins von der Alliance, z.B. den BX Digital V3 oder dem Blackbox HG-2 MS. Mit Mid-Side und Saturation kann man im Sounddesign echt viel reißen! Wahrscheinlich hast Du die beiden genannten Plugins sogar irgendwann mal geschossen und auf der Festplatte. Wenn man damit umgehen kann, ist das echt ein Ohrenöffner!
 
Ich hoffe ich habe alle Rechtschreibfehler erwischt, am Handy hat mir die Auto Korrektur und meine Seh Schwäche leider etwas einen Strich durch die Rechnung gemacht...
 
Na ja, für M/S Bearbeitung arbeite ich im Mix auf den Einzelspuren gerne mit dem AudioThing Things Flip EQ (gibt es gerne mal für nen 10er) und auf dem Master nehme ich gerne den Eventide SplitEQ, da man da noch die EQ Bänder bestimmen kann, wo man das Seitensignal erweitern will. Im SplitEQ hat es sich im 3. Band, wo der Gesang etwa zu finden ist, gehe ich dahingegen ganz leicht in die Mitte, verkleinere das Stereosignal also leicht. Außerdem hat sich bei mit der Brainworx Limiter bx XL V2 oder V3 als zentrales Masterinstrument entwickelt, da man bei diesem Limiter dann noch die Mitten, oberen Mitten und die reine Seite pegeln kann, um die räumliche Wiedergabe dann abschließend zu optimieren.
 
Ich hoffe ich habe alle Rechtschreibfehler erwischt, am Handy hat mir die Auto Korrektur und meine Seh Schwäche leider etwas einen Strich durch die Rechnung gemacht...

lkahdflsk sfljhsldf lkjdshf .... Wollte sagen: Kein Problem. Ich hab´s verstanden :p

Ich muss nur zwischendurch auch mal was essen und bleibe auch immer wieder an Musikstücken hängen, wenn ich etwas als Beispiel suche. Ich antworte Dir aber noch, der Beitrag ist gerade in der Mache.
 
Wahrscheinlich hast Du die beiden genannten Plugins sogar irgendwann mal geschossen

Der ToneBoosters is das einzige Plugin dass ich mir je außerhalb des Mpc Universums gegönnt hab.
Bin aber auch noch Blutiger Anfänger wie ich ernüchternd nach jetzt gut 2 Jahren feststellen muss.
 
lkahdflsk sfljhsldf lkjdshf .... Wollte sagen: Kein Problem. Ich hab´s verstanden :p

Ich muss nur zwischendurch auch mal was essen und bleibe auch immer wieder an Musikstücken hängen, wenn ich etwas als Beispiel suche. Ich antworte Dir aber noch, der Beitrag ist gerade in der Mache.
Alles gut :) 😊 wollte das nicht beschleunigen , mir war es nur eher unangenehm als ich meine Fehler gesehen hab😄

Mach ganz in Ruhe , guten Hunger und danke nochmals für die Mühe 😊👍

Bin auch gleich erstmal mit dem Hund raus
 
@Blue Murphy
Eine Frage noch zu dem Vorgehen , ich habe bisher immer die Technik genutzt das ich zwei Bass spuren mit den gleichen Noten hatte , einmal ein Sound für die tiefen Anteile , den ich Moni gestellt habe und wo ich einen hi cur draufgesetzt habe sowie auf dem zweiten sie bd einen LKW Cut bei ca 300 Hz , der dan schon vom Sound her eine gewisse stereo Breite hatte . Kann man so auch Vorgehen ? Oder birgt das mehr Probleme wegen der Korrelation?

Basspuren layere ich selbst auch regelmäßig - und gerade da lohnt sich das Mid-Side-Processing, wenn Du einen speziellen Sound herausarbeiten willst, der die ganze Breite und Raum einnehmen soll - ohne das untere Frequenzspektrum zu verschmieren. Präzise in der räumlichen Mitte, weich an den Seiten ...

Einfach nur geil! Das Genre nennt sich Wave Phonk.


View: https://www.youtube.com/watch?v=th0E5unHvXk


View: https://www.youtube.com/watch?v=P9OYzyKqfPA

Eine "hörbare" Stereobreite bedeute ja auch nicht, dass es zwangsläufig Probleme mit der Korrelation geben muss, es kommt ja auch drauf an, wie der "breite" Sound erreicht wurde. Maximal schlecht wäre Unison, aber wer benutzt das schon beim Bass? Ich persönlich denke über Korrelationsprobleme sowieso genau gar nicht nach, denn wer meine Stücke in Mono hört, der hat eh die Kontrolle über sein Leben verloren. Aber ich achte auf Phasenprobleme zwischen den gelayerten Bass-Spuren und natürlich auf die Kick. Ansonsten denke ich, sollte man sich keinen Kopf machen und einfach drauflos legen. Wenn sich da dann irgendwann Probleme ergeben, kann man immer noch aktiv werden. Ich benutze Analysetools auch erst sehr spät im Mix, dann aber intensiv. In der Entstehungsphase ist mir Kreativität wichtiger.

Ich habe mir jetzt auch mal Dein Stück angehört und die anderen Stücke auf Deinem Kanal. Da gibt es echt nichts dran auszusetzen, Du hast Dein Handwerk jedenfalls gelernt (und ich kann gar nicht glauben, dass Du von Kompression nichts verstehst - oder habe ich da etwas missverstanden?). Wenn Du jetzt noch das Mid-Side-Processing beim Mixen berücksichtigst, kann das alles nur noch besser werden als es sowieso schon ist.
 
@Blue Murphy

Danke für deine ausführliche Antwort und die Mühe! :)

Bei den Stücken die du gepostet hast, klingt das im prinzip auch so wie ich es haben will, das alles trotz viel Hall separiert ist und voll klingt. Die Stereobreite kommt da auch ziemlich nice rüber. Ich glaube das ich auch noch zu wenig mit Sidechain / Ducking arbeite, das ist ja bei EDM (und auch bei den Stücken die du gepostet hast) noch viel stärker eingesetzt.

Ich werde deine empfohlene Vorgehensweise mal in meinen Workflow integrieren. Bisher habe ich bei vielen Einzelsounds immer den Stereo Imager von Ozone draufgelegt und dann die Stereobreite so angepasst dass die tieferen Frequenzen enger im Spektrum sind und die höheren ein bisschen angehoben. Ich glaube ich hab mich bisher auch immer zu sehr auf Monokompatibilität versteift. Habe mal in einem Tutorial vor einiger Zeit gelesen das in Mono mischen wohl auch gut sein soll, das hab ich aber nie so intensiv gemacht.

Danke dir auch für das Feedback meiner Stücke! Dann weiß ich das ich da auf dem richtigen Weg bin :) Eins davon (Stratopause) wurde professionell in einem Mastering Studio gemastert. Der Mastering Engineer hatte zunächst das Stück aber zurückgegeben weil der Mix noch nicht gut war (da hatte ich nämlich diese extremen Korrelationsprobleme).

Bezüglich Kompression: Bei mir ist es so das ich zwar die Arbeitsweise des Kompressors ansich verstehe, aber in der Umsetzung fehlt mir die Erfahrung. Z.b. mache ich viele Einstellungen einfach nach Gefühl und Gewohntheit, nicht zielgerichtet. Dann weiß ich z.b. auch nicht, wann ich welche Kompressor Art nutzen sollte (FET, Opto, usw.). Und Bus-Kompression oder SUmmenkompression, die ja nur subtil eingesetzt wird, da höre ich den Unterschied meisst nicht raus zwischen ein und ausgeschaltetem Kompressor. Während Profis das ja raushören. Auch die "Färbung" von Kompressoren (wie z.B. dem API 2500, hab ich als Plugin) höre ich nicht.
 
Danke dir auch für das Feedback meiner Stücke! Dann weiß ich das ich da auf dem richtigen Weg bin :) Eins davon (Stratopause) wurde professionell in einem Mastering Studio gemastert. Der Mastering Engineer hatte zunächst das Stück aber zurückgegeben weil der Mix noch nicht gut war (da hatte ich nämlich diese extremen Korrelationsprobleme).

Ach, daher die Fixierung auf die Korrelation ;) Sowas setzt natürlich zu, wenn ein Profi einem das eigene Stück um die Ohren haut. Das passiert Anderen aber auch und ist gerade am Anfang eher die Regel als die Ausnahme. Und Du solltest Dich davon auch nicht verunsichern und schon gar nicht kreativ beeinflussen lassen. Man muss als Musiker nicht perfekt mixen und auch nicht alles selbst und alleine können. Und was die Musik angeht, spielst Du eindeutig schon in der Oberliga! Und schlecht sind die Mixe definitiv auch nicht.

Stratopause gefällt mir übrigens von der Instrumentenauswahl und der Stimmung her ausgesprochen gut 👍. Ich habe es mir zusammen mit einem anderen Stück von Youtube heruntergeladen: Stratopause zum Anhören, El Templo del Sol zum Analysieren. Und ja, da gibt es tatsächlich ein paar Schwächen im Mix, die vielleicht aber auch etwas mit der Abhörsituation zu tun haben (und vielleicht auch nur subjektiv von mir so wahrgenommen werden). Ich nehme z.B. zwischen 3 und 5K heftige Resonanzen wahr, durch die die Räume zwischen den Instrumenten in diesem Frequenzbereich verschmiert werden.

Dein Einverständnis vorausgesetzt habe ich mal Hand angelegt und die Resonanzen entfernt (abwechselnd etwa alle 2 Bars, beginnend mit meinem Remix). Der Unterschied sollte deutlich zu hören sein (eine Art Zischen), sonst hast Du ein Problem mit der Abhöre. Man kann auch gut hören, wie die mittleren Höhen sofort an Klarheit gewinnen, wenn die Resonanzen weg sind:





Wenn ich auf meine eigenen Stücke vergleichbares Feedback aus meinem Umfeld bekomme, dann frage ich mich auch immer, warum ich das nicht selbst gehört habe. Aber das ist halt so, weil man eigene Stücke nicht objektiv beurteilen kann. Man kann aber immer dazu lernen und an seinem analytischen Hören arbeiten.

Übrigens noch ein letztes Beispiel zum Mid-Side-Processing. Man kann gerade in dieser Passage, in der auch der Cutoff aufzieht, gut hören, wie im MIttenbereich die Synths "aufgehen" und breit werden. Ich habe den Bass in der Mitte mit einem LP12-Cutoff auf 30 Hz herausgezogen (die Flanke fällt ab 150 Hz ab) und die Höhen in der Seite um 3K herum um 6dB gehoben. Das alleine macht natürlich noch lange keinen guten Sound (die Eingriffe in diesem Beispiel sind auch viel zu krass um wirklich in einem Mix verwendet werden zu können). Aber es soll nochmal die Möglichkeiten demonstrieren, die Mid-Side-Processing bietet.

Wechsel etwa alle zwei Bars, beginnend mit dem ursprünglichen Mix. Durch den gleichzeitig aufgehenden Cutoff klingt das z.T. recht sprunghaft, wird dadurch aber umso deutlicher:




"Breite" ist eine akustische Illusion, sonst würden die Mixe auf Kopfhörern nicht funktionieren. Und wenn Du im Mix die einzelnen Instrumente noch besser herausarbeiten und im Frequenzbild (oder im Raum) isolieren kannst, wirst Du automatisch auch hörbar an "Breite" dazugewinnen ohne die Stereobühne verbreitern zu müssen. Die "Entfernung" entsteht durch den Raum zwischen den Instrumenten, durch den Kontrast. Wenn sich da ähnliche Frequenzen überkreuzen, sind die Konturen der Instrumente bzw. deren Frequenzbereiche nicht mehr deutlich auszumachen. Der Abstand zueinander wird folglich geringer. Ich habe dazu mal eine stupide Grafik angefertigt.

Stereobühne.jpg

Man kann sich wohl gut vorstellen, dass sich die unteren Instrumente mit ihren überlagernden Frequenzbereichen akustisch (räumlich) kaum voneinander differenzieren werden, wenn man sie alle nach außen pannen würde. Und wenn man dann extreme Stereoverbreiterungen vornimmt und extrem pannt, damit man überhaupt noch einen Unterschied hören kann, kommt es natürlich zu Korrelationsproblemen. Das Mid-Side-Processing ist natürlich auch kein Wundermittel (dagegen), nur eine von vielen Stellschrauben. Aber es kann dabei helfen, die Frequenzen besser aufzuteilen und die Quellen besser zu isolieren, so dass sie unterscheidbarer werden. Übertreiben darf man das aber natürlich auch nicht, weil Mid-Side-Processing selbst auch wieder Phasenprobleme verursachen kann - wie jeder Eingriff in die Frequenzen. Das zugrundeliegende Prinzip zu verstehen, halte ich für entscheidend. Hier ein wenig, da ein wenig. Ein kleines bisschen auf der Summe und an anderer Stelle lieber doch die Stereoverbreiterung. Ein guter Mix ist die Summe aus vielen kleinen (richtigen) Entscheidungen. Und je mehr man über Mixtechniken weiß, desto bessere Entscheidungen kann man treffen.


Bezüglich Kompression: Bei mir ist es so das ich zwar die Arbeitsweise des Kompressors ansich verstehe, aber in der Umsetzung fehlt mir die Erfahrung. Z.b. mache ich viele Einstellungen einfach nach Gefühl und Gewohntheit, nicht zielgerichtet. Dann weiß ich z.b. auch nicht, wann ich welche Kompressor Art nutzen sollte (FET, Opto, usw.). Und Bus-Kompression oder SUmmenkompression, die ja nur subtil eingesetzt wird, da höre ich den Unterschied meisst nicht raus zwischen ein und ausgeschaltetem Kompressor. Während Profis das ja raushören. Auch die "Färbung" von Kompressoren (wie z.B. dem API 2500, hab ich als Plugin) höre ich nicht.

Man muss grundsätzlich erst mal unterscheiden, ob man einen Kompressor für das Sounddesign benutzt oder für die Bearbeitung der Dynamik. Man kann ihn benutzen um z.B. gezielt den Körper einer Snare lauter zu machen und zu verlängern, oder um den Peak des Transienten zu beschränken und gleichzeitig die Durchschnittlautstärke des ganzen Signals anzuheben (oder nur die leisen Anteile in Richtung Threshold = Upward-Kompression). Ob ein Kompressor dabei färben soll oder nicht ist Geschmackssache und in der EDM sowieso eher irrelevant (außer es geht um die Simulation von "analogem" Sound).

Die verschiedenen Bauarten der Kompressoren (Tube, FET, Opto, VCA) wirken sich auf das Ansprechverhalten des Kompressors aus. Im wesentlichen muss man dabei unterscheiden, ob man Transienten und Peaks bearbeiten oder "Leveln" will, ob man hart und schnell an die Sache herangehen will (bis hin zum Pumpen) oder ein eher gleichmäßiges Gesamtniveau im Auge hat. Ich will das an dieser Stelle aber nicht noch näher differenzieren, denn der Beitrag ist ohnehin schon wieder viel zu lang und es gibt im Internet schon genug Infos dazu, auch hier im Forum.

Deine Musik ist super, und wenn Du Pi mal Daumen schon so gute Mixe hinbekommst, dann kann das nur noch besser werden, wenn Du so grundlegende Techniken wie die Kompression noch besser zu verstehen lernst. Davon hängt wirklich viel ab.

Als Beispiel die Dynamikbearbeitung. Die obere Presswurst (Darstellung des dynamischen Umfangs) ist Deine, die darunter die von "Paradise". Man sieht auf den ersten Blick, dass die Unterschiede zwischen "lauten" und "leisen" Stellen bei Paradise nicht so gravierend ausfällt wie bei deinem Stück, obwohl es auch dort leise klingende, ruhigere Stellen gibt.

Dynamikvergleich1.jpg


Der Dynamikumfang ist also geringer. Was man auch gut sehen kann ist, dass es in Paradise keine Ausreißer bei den Peaks gibt, bei Deinem Stück hingegen besonders im dritten Drittel. Auch das macht viel aus, was den akustischen Gesamteindruck angeht. Es ist sowieso grundsätzlich besser etwas wegzudrücken anstatt noch weiter aufzudrehen. Das ist dann quasi das gegenteilige Prinzip von der Aufteilung auf der Stereobühne: Bei einem geringen Dynamikumfang will man die Lautstärken der einzelnen Instrumente möglichst dicht beieinander haben - wobei Lautstärke als Pegelmesswert nicht mit Lautheit als wahrnehmbare Laustärke verwechselt werden darf. Ein ausgeglichener Dynamikumfang fängt übrigens schon beim Gainstaging an. Je ausgeglichener die Signale vor dem Kompressor sind, desto weniger muss der arbeiten und umso seltener entstehen unschöne Artefakte.

Das Thema Dynamikbearbeitung (Kompression, Lautstärken, Gainstaging etc.) mag in der Theorie vielleicht etwas trocken sein, aber wenn man da die Grundlagen und Zusammenhäng verstanden hat, dann hört man auch (endlich), was ein Kompressor am Signal und auf der Summe verändert. Solche Geschichten wie Färbung oder persönliche Präferenzen bei Herstellern und Modellen ist dann nochmal ein ganz anderes Thema. Und dann gibt es auch Leute, die Sachen heraushören wollen, die niemand anderes hören kann. Davon sollte man sich nicht ablenken und verunsichern lassen.

Conclusio: Du hast als EDM-Musiker eindeutig Talent und schon jetzt ein anständiges Portfolio. Und mit den richtigen Tipps und gutem Feedback (von den richtigen Leuten) kann man da noch viel herausholen. Ich hoffe, ich konnte mit meinen Beiträgen auch ein wenig anstupsen. Ansonsten möchte ich dir den YT-Kanal von Demis Hellen vorschlagen, der immer ein paar gute Tipps rund um Euphoric Trance auf Lager hat.

Und zum Thema "Hall, der wie Reverb klingt aber keiner ist" habe ich in einem anderen Thread über Synths aus den 80ern schon mal etwas geschrieben. Ich finde den aber leider gerade nicht wieder. Reich ich aber nach, wenn ich ihn doch noch finden sollte. Der Beitrag hier soll ja schließlich nicht noch länger werden :eek: 😳
 

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