Pfeffer und Salz

[sweetlizzard]

Hi, sorry dass ich mich jetzt erst wieder melde, war nicht daheim,hab zwar mal drübergelesen aber schreibe nicht gerne vom Handy aus

Texterforum einen Gedankenspiel-Rekord aufgestellt

Bin ja schon ne Weile hier an Board, also lange Threads gabs hier schon zu genüge, freue mich aber dass es hier so friedlich und entspannt bleibt

schlage an dieser Stelle einfach mal ein Remis vor

Remis ist eigentlich ein Untentschieden bei einem Wettkampf-den sehe ich hier gar nicht.
Habs schon mal geschrieben, ist für mich ein Austausch von Meinungen, im günstigsten Fall bleibt dabei bei beiden "was hängen",
Allenfalls könnte man sagen "habe fertig" im Sinne von, ist eigentlich alles gesagt was mir zu dem Thema einfällt.
Und am Ende muss auch nicht immer einer Recht haben

Hmmm...finde ich persönlich schwierig.

Ich meine das so in Richtung Storytelling......das ist aber ein sehr umfangreiches Gebiet.
Man kann halt langweilig oder interessant/spannend/fesselnd schreiben , es gibt schon Möglichkeiten einen Hörer etwas länger bei der Stange zu halten (oder zumindest die Chance darauf zu erhöhen). Funktioniert dann bei der musikalischen Umsetzung genauso.
Das ist aber keine Hitformel.........

Nur tue ich mir selber damit als Musiker keinen Gefallen

Warum? Meiner Meinung nach doch. Zuhörer wünschen wir uns doch alle

Das heisst aber nicht, dass man marktschreierische Texte schreiben muss-das wäre auch am Thema vorbei gedacht und funktioniert evtl. grade noch so am Ballermann.....
Geht nicht um die Geschichte selber, sondern wie man sie in Szene setzt (bestenfalls das Kopfkino der Hörer so richtig befeuert).
Und wie man das emotional ansprechend verpackt, so dass ein Zuhörer was damit anfangen kann.
Das hindert einen doch nicht daran, sich als Musiker/Texter kreativ auszudrücken.
Ich sehe das eher so, dass ich versuche noch einen drauf zu legen, also nicht bloß irgendwas schreiben was mir auf der Seele brennt, sondern es auch so verpacken und formulieren, dass es im Zuhörer bestenfalls emotional was auslöst.
Will das jetzt nicht weiter ausweiten- der Begriff Storytelling wird im www hinreichend auseinandergenommen.
Geht aber in jedem Musik- und Schreibstil (auch mit der Musik erzählt man ja quasi die Geschichte) und ich meine damit auch nicht, dass das dann allen gefallen muss, sondern man einfach ein paar mehr Leute erreichen kann.
Wenn Konsumenten emotional voll einsteigen kann es durchaus auch mal ganz schnell stark polarisieren- auch OK!
Ist/bleibt man evtl. im Gespräch
Und ist auch wurschtegal ob Ballermann, Country,Schlager,Pop,Punk,Rock,Metal-whatever.......

So richtig Kunst sind Lyrics und die dazu passende Musik für mich dann, wenn man vielleicht wörtlich nicht komplett versteht was gesagt wird, weil das etwas nebulös/kryptisch gehalten und nur angedeutet ist, aber sofort emotional voll im Kopfkino ist.
Hatte oben schon mal "Black hole sun" erwähnt, das ist für mich z. B. so ein Ding.
Keiner verstehts wörtlich so wirklich aber es zieht einen zusammen mit der Musik regelrecht in einen Sog, und intuitiv meint man doch zu verstehen was er sagen will.
Sowas bewundere ich und kriege das leider selber nicht hin

Ich behaupte mal der war einfach ein Naturtalent oder es braucht doch ein paar Drugs dazu

LG

 

[artname]

Und am Ende muss auch nicht immer einer Recht haben

Von mir aus hat hier JEDER recht! Was den Inhalt seiner Kritk betrifft. Beim Autor kommt allerdings noch das Urheberrecht hinzu. REMIS heißt für mich: Das Spiel wird ohne Sieger beendet.

es gibt schon Möglichkeiten einen Hörer etwas länger bei der Stange zu halten (oder zumindest die Chance darauf zu erhöhen).

Hm… Es gibt Vorschläge, von denen der Vorschlagende (mehr oder weniger fundiert begründet) behauptet, dass man damit den Zuhörer bei der Stange hält. Meistens wird die Richtigkeit der Vorschläge an Hand von Hits „bewiesen“. Tatsächlich benutzen die Tutor*innen leider so gut wie nie eigene Texte als Beweis für ihre Thesen - sondern Hits. Eine profitable Art, mit Tutorials Geld zu verdienen.

Ich habe viele dieser „Lehrbücher“ gelesen und vermisse ÜBERALL den Versuch einer komplexen Begründung. Das sollte damit beginnen, zu untersuchen, ob man rein lyrisch „garantieren“ kann, mittels bestimmter „Tricks“ besonders viel Aufmerksamkeit zu wecken. Sicher hat es Gründe, dass das nicht versucht wird. Auch die Dichter haben das mE nie versucht. Aus einem bestimmten Grund:, Würden alle diese Tricks benutzen, würden gerade diese einst begründeten Vorschläge sehr bald zu Tipps, die jedem zum Hals raushängen, weil sie jeder nutzt!

Also analysieret man lieber Hits und spekuliert, auf welchen Tricks der Erfolg der Texte basieren könnte. Aber interessanterweise sehr selten ( und aus meiner Sicht nie erfolgreich) an eigenen Beispielen. Denn die würde man automatisch eben so kritisch betrachten wie die Texte hier im Forum

Bis hier her war ich bei der LYRIK! Nun kommt der SONG dazu, also die Wechselwirkung von Text und Musik!!!

—————-
Lass mich das mal an deinem Beispiel "Black hole sun" betrachten.

Im Netz wird allgemein ein enger Zusammenhang zwischen der experimentellen Musik (Produktion) und dem experimentellen Text gesehen. Cornell, der Songschreiber, sagte dazu:

„Es ist nur eine Art surreale Traumlandschaft, eine seltsame Art, mit dem Titel zu spielen. Textlich ist es mir wahrscheinlich am nächsten, wenn ich nur um der Worte willen mit Wörtern spiele, von allem, was ich geschrieben habe. Ich denke, es hat bei vielen Leuten funktioniert, die es gehört haben, aber ich habe keine Ahnung, wie Sie damit anfangen würden, es wörtlich zu nehmen. "

In einem anderen Interview führte er Folgendes aus:

Es ist lustig, weil Hits normalerweise kongruent sind, eine identifizierbare lyrische Idee, und dieser Song hatte so gut wie keine. Der Chorus-Text ist schön und leicht zu merken. Davon abgesehen hatte ich sicher kein Verständnis dafür, nachdem ich es geschrieben hatte. Die Musik hat mich einfach reingezogen und ich habe ein Bild mit den Texten gemalt. Es gab keine wirkliche Idee, darüber hinwegzukommen. "

Cornell kommentierte, wie der Song falsch als positiv interpretiert wurde, und sagte:
Niemand scheint das zu verstehen, aber "Black Hole Sun" ist traurig. Aber weil die Melodie wirklich hübsch ist, finden alle, dass sie fast schrill ist, was lächerlich ist. "

In einem Rolling Stone-Interview 2014 erklärte Cornell: "Wenn Sie die Texte zu den Versen lesen, ist es eine Art surreales, esoterisches Wortbild. Es wurde sehr schnell geschrieben. Es war ein Strom des Bewusstseins. Ich habe nicht versucht, etwas Bestimmtes zu sagen. Ich habe wirklich auf das Gefühl der Musik geschrieben und akzeptiert, was auch immer herauskam. “

—————————————————

Ich meine, Cornell sagt etwas ähnlich über seinen Text wie ich: Er hat das gleichzeitig mit einer Musik geschrieben, ich hatte eine vage Vorstellung von der Musik… aber auf jeden Fall geht es in beiden Fällen darum, dass sich eine innere Spannung entlädt,

Ich habe (ähnlich Cornell) keine Ahnung, ob und was der Empfänger damit anfangen kann, aber offensichtlich fühlte es sich beim Schreiben gut an. Und DAS hat scheinbar etwas mit der von mir erwarteten Musik zu tun. Cornell hatte sie bereits skizziert, ich hatte eine Ahnung davon.

———————————————

Und an dieser Stelle wird vermutlich vielen klar, wie fraglich oder wenigstens schwierig es ist, einen Musiktext ohne Musik anzubieten! .,….

 

[sweetlizzard]

REMIS heißt für mich: Das Spiel wird ohne Sieger beendet.

Ja- die Bedeutung ist mir schon klar
Jetzt hältst Du mich vermutlich für ne Erbsenzählerin , aber wenn ich solche Gespräche (hier halt schriftlich) führe sind mir jegliche Wettbewerbsgedanken völlig fremd, ich empfinde auch keine Genugtuung beim Recht haben, darum gehts mir gar nicht.
Geschenkt

Die Musik hat mich einfach reingezogen und ich habe ein Bild mit den Texten gemalt.

Niemand scheint das zu verstehen, aber "Black Hole Sun" ist traurig

Und exakt dieses Gefühl habe ich beim hören! Das ist so plastisch, fast beänstigend wie man in diese Stimmung hineingesogen wird.

Du hast ganz schön ausführlich recherchiert was der gute Chris da so zu sagen hatte.
Muss man evtl. noch paar % abziehen, weil je nach Tagesform, Stimmung und Interviewpartner auch mal ne abweichende Aussage kommen kann und sich auch die Großen nicht gerne "in die Karten schauen" lassen.
Er wird auch nicht rumposaunt haben falls er beim schreiben völlig druff war (bei ihm nicht ganz auszuschließen)....

Und an dieser Stelle wird vermutlich vielen klar, wie fraglich oder wenigstens schwierig es ist, einen Musiktext ohne Musik anzubieten! .,….

Da stecken so viele Feinheiten drin, was macht die Musik, wie singt man das, wie klingen die Worte/Phrasierungen,
ist das stimmig etc., funktioniert das so für die Stimme....
Schlußendlich könnte ich bei eigenem Material nur das fertige Produkt anbieten und fragen wie es ankommt.
Eigentlich der Hauptgrund, warum ich mich eher selten zu Texten äußere die noch nicht vertont sind und bei meinen eigenen hab ich irgendwie immer das Bedürfnis das mit mir selber auszumachen
Es erstaunt mich immer wieder wie viel man über Texte diskutieren kann, von denen man noch gar nicht weiß wer die singt.
Ich tendiere eher dazu inhaltlich/stilistisch Ideen anzubieten statt fertige Formulierungen.

Übrigens sehe ich Storytelling (und alles was dazu gehört) nicht als Trick an sondern als ein mögliches Stilmittel.
Handwerkszeug halt wenn man es so formulieren wollte.
Ja, das WWW ist vielleicht sogar ein bisschen zu voll mit Leuten die einem das als die Superwaffe verkaufen wollen.
Wenn ich aber überlege, was mich an Songs anspricht und worauf ich emotional reagiere, dann ist das definitiv alles was mein Kopfkino triggert. Und damit wäre ich dann genau in dem Bereich wo Storytelling durchaus Sinn macht.
Der Film muss dabei nicht zwingend komplett vorgegeben werden, eine gewünschte Richtung kann man schon etwas anschubsen.

Chris Cornell hat -wenn man seinen Aussagen glaubt- halt quasi sein eigenes Kopfkino vertont- hat super funktioniert

 

[TheButcher]

Das heisst aber nicht, dass man marktschreierische Texte schreiben muss-das wäre auch am Thema vorbei gedacht und funktioniert evtl. grade noch so am Ballermann.....
Geht nicht um die Geschichte selber, sondern wie man sie in Szene setzt (bestenfalls das Kopfkino der Hörer so richtig befeuert).
Und wie man das emotional ansprechend verpackt, so dass ein Zuhörer was damit anfangen kann.
Das hindert einen doch nicht daran, sich

Hi.
Klar, man kann Texte ansprechend präsentieren, Emotionen wecken etc...

Ich meine ja nur:
Als jemand der ab und zu mit Band Auftritt, mach ich mir halt manchmal Gedanken darüber wie das ganze ankommt. Ob der nächste Song etwas schneller sein sollte, weil wir schon viele langsame im Repertoire haben. Dann denke ich an die nächsten locations wo wir spielen, und was dort gut ankommen würde....undsoweiterundsofort. und in all der Zeit, in der ich mir über das alles Gedanken mache blockiere ich mich selber; weil ich von außen nach innen denke. Und das alles wirklich auf absolutem Hobby Niveau

Dann schaue ich auf die Musik Szene im Großen und mir fehlt total die Akzeptanz und das Interesse der Massen an neuer Musik, neuen Bands etc...
Bei uns hier gibts ne riesen Bühne am See. Da füllt Roland Kaiser, sarah Connor und fanta4 regelmäßig die Bude. Die Leute feiern das total. Und unabhängig davon, dass diese artists eine absolut professionelle Show anbieten mit Hits die jeder mitsingen kann fehlt mir total der Support für neue Musik.
Jeder möchte nur bei was "Großem" , "Bekanntem" dabei sein, ein paar Selfies machen und paar likes absahnen.
Wo bleibt denn die Risikobereitschaft?
Kunst muss Gegenentwürfe anbieten, oder mindestens den aktuellen Entwurf kritisieren. Das passiert evtl. irgendwo im "undergound" aber in der Masse macht Kunst anti-kunst für die Massen die nur wohlfüh-Schrott konsumieren wollen.

Sorry für mein Geschwätz

 

[mWermut]

Wie oft hab dich schon verlorn,
mal in Gedanken, mal im Zorn.
Wenn deine Hand aus meiner glitt
bekam ich viel zu selten mit,
wie rätselhaft die Zeit verstrich,
die für dich und die für mich.

Wieder küss ich deine Augen
Deine Lippen, deine Hand,
muss an die Zauberkräfte glauben
zwischen Frau und Mann:

Pfeffer und Salz, Pfeffer und Salz
Folg mir, ich fall dir um den Hals
Pfeffer und Salz, Pfeffer und Salz
Folg mir, ich fall dir um den Hals

..auch mich triggert der Text an..ich merk‘s daran, dass ich ihn für mich anpassen möchte..ich ändere mal nach Gusto und kommentiere bis zum ersten Chorus..

Wie oft hab ich dich schon verloren,
mal in Gedanken, mal im Zorn.
// ..empfinde ich als witzige Variante..der Reim ist da und iwie auch nicht
Wenn Dass deine Hand aus meiner glitt
bekam ich viel zu selten mit,
// ..dass statt wenn entkoppelt die dritte und vierte Zeile von den letzten Zeilen
// ..wie bei den anderen Strophen..
wie rätselhaft die Zeit verstrich,
die für dich und die für mich.

// ..wenn ich hier eine Melodie suche, hätte ich gerne eine weitere Strophe vor
// dem PreChorus

Wieder küss ich deine Augen
Deine Lippen, deine Hand,
muss {will | darf | kann | mag…}
// ..für mich ist es hohes Qualitätsmerkmal von Texten, wenn man sie gut
// anpassen kann
an die Zauberkräfte glauben
zwischen Frau und Mann:
// ..ich finde die Reihung Frau vor Mann gut..sie ist eben etwas weniger gängig
// ..dass das Verhaltensmuster sich beim Geschlechterumgang allgemein und
// nicht nur auf LI und LD bezieht find ich passend

Pfeffer und Salz, Pfeffer und Salz
Folg mir, ich fall dir um den Hals
Pfeffer und Salz, Pfeffer und Salz
Folg mir, ich fall dir um den Hals

// ich find’s gut..phonetisch f- und l- lastig..der Sprach-Rhythmus ruft nach einem schnell gesprochenem ‚Pfeffer‘..ist doch knackig..

Viele Grüße, m

 

[artname]

Es erstaunt mich immer wieder wie viel man über Texte diskutieren kann, von denen man noch gar nicht weiß wer die singt.
Ich tendiere eher dazu inhaltlich/stilistisch Ideen anzubieten statt fertige Formulierungen.

Stimmt einerseits!, was die Vorstellung betrifft, wie der fertigen Song klingen KÖNNTE.

Andererseits: Wenn man Sprache handwerklich so ernst nimmt, wie Komponisten beispielsweise die unterschiedlichsten modalen Tonleitern, dann kann man ohne Musik, allein aus Syntax, Morphologie oder Rhythmik der Sprache, eben Musik machen! Und deshalb freue ich mich beispielsweise über solche Kommentare:

// ich find’s gut..phonetisch f- und l- lastig..der Sprach-Rhythmus ruft nach einem schnell gesprochenem ‚Pfeffer‘..ist doch knackig..

ich vermute, der gute @mWermut unterstellt mir beispielsweise hier Absicht… und ich bekenne mich schuldig.