Muss sich eine Hook oder ein Verse wklich immer reimen ??

[Teestunde]

"Wer abends ruht, ist morgens gut." - Schön!
Aber Nonsens stelle ich mir echt schwer vor. Etwas zu verfassen, das keinen Sinn hat. "Wer schneller schwimmt, gewinnt bestimmt." - Hm. Ist kein Nonsens. Zwar nicht besonders schlau, aber eben KEIN Nonsens...

 

[MamaMuuht]

Seht mich an, den Dichter!
Trink ich, werd ich schlichter.
Ach,schon fällt mir gar kein Reim
auf das Reimwort Reim mehr eim.

Robert Gernhardt

Jau, also das ist zumindest mein Schlusswort in diesem Thread.
Und ich wiederhole meine Empfehlung, zu diesem Thema ihn selbst zu lesen:

Robert Gernhardt: Was das Gedicht alles kann Texte zur Poetik

Auch für Songtexter sehr zu empfehlen. Sicher nicht alles, aber das allermeiste...
Und natürlich geht es da auch um gebundene und ungebundene Lyrik....

 

[Teestunde]

Ich betrachte diesen Thread auch als abgeschlossen und ärgere mich ein bisschen, dass ich mich überhaupt hab hinreißen lassen. Danke für den Literaturtipp. Ich schau gleich mal, ob die Bibliothek das Buch hat.

Sie hat!!!

 

[artname]

Ich nicht. Wenn ich mal ausblende, wie wurstig sich unser TE auch um diesen Threat kümmert.

Aber schau mal, wie viele Songtexte hier zusammen getragen wurden, die sich kaum reimen. Ich hab mir die Texte für weitere Überlegungen kopiert. Danke an die Sammler, speziell an lobo.

 

[Teestunde]

Ich nicht. Wenn ich mal ausblende, wie wurstig sich unser TE auch um diesen Threat kümmert.

Ich blende das eben nicht aus. Und gerade deswegen ärgert es mich. Man fühlt sich verschaukelt. LG T.

 

[artname]

Achtung, Gift: schon wieder geht es um poetisches Handwerkszeug

Liebe Teestunde,

So wurstig wie er seinen Thread pflegt, so hat er doch den Finger auf einer wunden Stelle. Lies mal Wikipedia zum Thema "freie Verse" bzw. "vers libre". Auch die Lyriker erkannten im 20. Jhdt, dass regelmäßige Rhythmen und Reime nicht ewig die lyrische Form bestimmen dürfen und werden.

Ich las mir die entsprechenden Wikibeiträge gerade durch und freute mir ein Loch in den Bauch, dass diese Beiträge ähnlich schlußfolgern wie ich: die wegfallenden Reimbindungen werden durch andere lautliche und semantische "Bindungen" ersetzt.

Ins normale Deutsche übersetzt: Wer auf regelmäßige Reime und Rhythmen verzichtet, muss stilistisch andere Wiederholungen einbauen, damit der Leser oder Hörer noch immer fließende Verse - und nicht etwa beliebigen Prosatext - wahrnimmt.

Zitat 1:

Illustrieren lässt sich das am Beispiel der ersten Verse von Walt Whitmans Gedicht Song to Myself[5], in denen Rekurrenzen von Worten kursiv -[bei Artname:fett]- und solche von Lauten durch Unterstreichung hervorgehoben sind:

I celebrate myself, and sing myself,
And what I assume you shall assume,
For every atom belonging to me as good belongs to you.

I loafe and invite my soul,
I lean and loafe at my ease observing a spear of summer grass.

Wie man sieht, sind diese Bezüge und Wiederholungen sehr dicht ineinander verwoben, was dann eben in diesem wie anderen Fällen beispielhaft gelungener freier Verse das Wesen des Gedichts ausmacht.

Zitat 2 (I.Bachmann)

Großer Bär, komm herab zottige Nacht,
Wolkenpelztier mit den alten Augen,
Sternenaugen,
durch das Dickicht brechen schimmernd
deine Pfoten mit den Krallen,
Sternenkrallen,
wachsam halten wir die Herden,
doch gebannt von dir, und mißtrauen
deinen müden Flanken und den scharfen
halbentblößten Zähnen,
alter Bär.

Jede Wiederholung stellt den Bären plastischer dar. Oder?

Fazit: Gerade reimlose Kunst stellt hohe sprachliche Anforderungen, damit sie sich weiter vom banalen Sprachfluss abhebt. Vor allem der Aspekt der verdeutlichenden Wiederholung sollte nicht übersehen werden! Ich ahne, dass sich ein reimloser Text anders schreibt. Die Worte kreisen quasi um einen anderen Mittelpunkt. Nicht mehr um den Endreim, sondern vielleicht um Wiederholungen mitten in den Zeilen...

Also mich regt das gerade sehr an, in mein aktuelles Projekt 1-2 reimlose Songtexte ein zu binden.

Lg

 

[Teestunde]

Da kann man R-Kelly ja doch noch dankbar sein, dass er diese Diskussion losgetreten hat. Es gibt, scheint's, nichts, was dich nicht inspiriert. Ich für meinen Teil hole mir aus der Bibo erst mal das Buch, das MamaMuuht heute früh erwähnt hat. So hat jeder seins. LG T.