Lautstärke-Krieg

  • Ersteller Windjammer
  • Erstellt am
timbaland WÄRE eigentlich auch sehr dope gemastert, nur ists da einfach mit dem [g=99]clipping[/g] in die hose gegangen, ansonsten klingts sehr dick und sauber.

Und ich dachte erst schon, ich hätte Tomaten auf den Ohren oder die im iTunes Store hätten Mist gemacht: Die Sachen von Timbaland clippen wirklich. Und da frage ich mich da schon, was der Mist soll. Das klingt dann einfach nur noch bescheiden.

Sehr interessanter Thread hier.

Ich habe gerade ein paar eigene Mixe aus dem Dance/Techo Bereich "gemastert". Erst waren die Sachen auch laut aber irgendwie hatte ich das Gefühl, meine Songs "schreien" mich an. Am Ende habe ich mich doch für denzente Kompression, ein wenig Limiting und einen RMS von max. -10 an den lautesten Parts entschieden.
 
Ich denke, das ist einfach eine Kulturfrage und damit eine Frage der musikalischen Prägung des Gehörs.

Kulturfrage deshalb, weil unsere Gesellschaftsform, der Kapitalismus, dem Ideal verhaftet ist, alles sei ein einziger großer Marktplatz. Dem ist zwar nicht so, deshalb müssen, der Ideologie folgend, immer mehr Dinge in die Marktlogik überführt werden. Also auch das Private, das Menschliche, die Muse, Kunst und Kultur. Und, wer erhält die meiste Aufmerksamkeit auf einem Marktplatz und damit den größten potentiellen Käuferkreis? Richtig, der lauteste Marktschreier.

Musik ist in seiner Warenform zu einem kurzlebigen Wegwerfprodukt geworden, die Zeitspanne in der es seinen profitbringenden Zweck (sei es als Werbeträger oder als Verkaufsprodukt) erfüllt, ist sehr kurz. Hier hat nur eine Chance, wer mindestens genauso laut um Aufmerksamkeit buhlt wie all die anderen.

So schaukelt sich die Lautheit hoch, die zunehmende Masse an angebotener Musik braucht neue Märkte, auf denen sie konsumiert werden kann. Musik im Auto, vom Handy, auf dem Klo... Und zu Hause läuft ohnehin der Fernseher. Bewußt und genußvoll musikhören? Fehlanzeige.

[g=4]Dynamik[/g] in der Musik vermissen wir nicht, weil wir in unserer lauten und uniformierten Konsumwelt immer weniger Gelegenheit haben, ihren Feinheiten, ihrem Zauber zu erliegen. Unser Gehör hat "verlernt", auf Nuancen zu achten. Daß damit auch ein wichtiger Wesenszug von "Musik" und damit ein Stück Genuß verloren geht, fällt nicht weiter ins Gewicht und paßt auch prächtig in die kapitalistische Ideologie: Denn wenn uns Soundmatsch A überdrüssig ist, warten bereits Soundmatsch B bis Z darauf, konsumiert zu werden. Je schneller um so besser.

p.
 
Wer ist auch für ne Regelung wie im Filmbereich, ich glaub die haben sich auf irgendwas mit -18 db rms geeinigt.
 
Kuno schrieb:
Hatten wir hier schon ein paar mal das Thema.

Meine Meinung dazu:
Kompression ist durchaus gut (aus den von dir genannten Gründen), und meine auch, daß einige Leute mit ihrem "Anti-Loudness-War" ein bisschen übertreiben.
Auf der anderen Seite muss man sagen, daß es einiges an echt guter Musik gibt, die dadurch schlicht kaputt gemacht wurde. Wenn so stark komprimiert wird, daß es am Ende nurnoch purer Klangbrei ist, oder wenn man den kompletten Song clippen lässt, nur damit er 1db lauter ist, hört's für mich echt auf.

Es kommt auf die richtige Dosierung an.

Besser hätt ich es kaum ausdrücken können, wobei man es mit dem missionarischen Anti-Loudness-Kreuzzug- oh Gott, ich kling wie'n argumentbefreiter CSUler...mit diesem Feldzug eigentlich gar nicht übertreiben kann! :-D
Das Thema hatten wir übrigens tatsächlich: nämlich u.a. von mir! :) Es ist noch recht weit oben im "Sonstiges"-Sub, und ein jeder sollte sich denn sofort vom Frevel der Ignoranz befreien, wenn er es denn noch nicht gelesen hat! :-D

Qualität VOR Loudness! Aber zuviele Schwankungen mag ich auch weder bei TV noch Mucke sonderlich (wobei bei TV noch weniger- mit ihrem "tollen" Dolby-Sound, wo man Gespräche nicht hört und einem andere Dinge die Bude hochjagen).

HR
 
:
oh Gott, ich kling wie'n argumentbefreiter CSUler.

:D :D :D

In Wirklichkeit hätte Dein erster Satz im letzten Beitrag dann SO ausgesehen:

Äh,Besserr, meinedamenundherrrn, äh hätten wir es,äh, es kaum formulieren können, äh, äh, wobei man es mit dem missionarischen Anti-Loudness-Kreuzzug, also quasi dem Schadlimiter im Gegensatz zum Normallimiter, äh, mit diesem, unseren Feldzug, meinedamenundherrn, äh im Grunde genommen weil das ja klar ist,äh.


Gruß
Juggernaut
 
welcher song clipped....von timbaland?
Jetzt sagt nicht alle damit schlauer bin als vorher....bitte ein beispiel
 
photona schrieb:
Ich denke, das ist einfach eine Kulturfrage und damit eine Frage der musikalischen Prägung des Gehörs.

Kulturfrage deshalb, weil unsere Gesellschaftsform, der Kapitalismus, dem Ideal verhaftet ist, alles sei ein einziger großer Marktplatz. Dem ist zwar nicht so, deshalb müssen, der Ideologie folgend, immer mehr Dinge in die Marktlogik überführt werden. Also auch das Private, das Menschliche, die Muse, Kunst und Kultur. Und, wer erhält die meiste Aufmerksamkeit auf einem Marktplatz und damit den größten potentiellen Käuferkreis? Richtig, der lauteste Marktschreier.

Musik ist in seiner Warenform zu einem kurzlebigen Wegwerfprodukt geworden, die Zeitspanne in der es seinen profitbringenden Zweck (sei es als Werbeträger oder als Verkaufsprodukt) erfüllt, ist sehr kurz. Hier hat nur eine Chance, wer mindestens genauso laut um Aufmerksamkeit buhlt wie all die anderen.

So schaukelt sich die Lautheit hoch, die zunehmende Masse an angebotener Musik braucht neue Märkte, auf denen sie konsumiert werden kann. Musik im Auto, vom Handy, auf dem Klo... Und zu Hause läuft ohnehin der Fernseher. Bewußt und genußvoll musikhören? Fehlanzeige.

[g=4]Dynamik[/g] in der Musik vermissen wir nicht, weil wir in unserer lauten und uniformierten Konsumwelt immer weniger Gelegenheit haben, ihren Feinheiten, ihrem Zauber zu erliegen. Unser Gehör hat "verlernt", auf Nuancen zu achten. Daß damit auch ein wichtiger Wesenszug von "Musik" und damit ein Stück Genuß verloren geht, fällt nicht weiter ins Gewicht und paßt auch prächtig in die kapitalistische Ideologie: Denn wenn uns Soundmatsch A überdrüssig ist, warten bereits Soundmatsch B bis Z darauf, konsumiert zu werden. Je schneller um so besser.

p.

Hat mich irgendwie überrascht hier sowas zu lesen. Ich stimm dir zu.

Wer ist auch für ne Regelung wie im Filmbereich, ich glaub die haben sich auf irgendwas mit -18 db rms geeinigt.

Ich bin für Bob Katz.
 
Es ist ja völlig normal, dass man heute anders produziert als vor 30 Jahren, und das ist auch völlig ok so.
Aber gerade was diese Lautheit-Geschichte betrifft, bewegt man sich ja gar nicht mehr auf dem Gebiet der "Musik", sonders eher in der "Physik". Das heißt, man versucht dabei nicht mehr, den musikalischen Klang zu optimieren, sondern nur noch, den physikalischen Parameter "Lautheit" zu maximieren. Dass dabei der Sound auch ganz oft vor die Hunde geht, wird billigend in Kauf genommen.
Ich bin ziemlich sicher: Würde man in einem Hörtest einen Track "normal" laut und "lautgeprügelt" vergleichen und den "normal" lauten Track durch den Lautstärkeregeler so anpassen, so dass beide Varianten subjektiv gleich laut sind, würde der "normal" laute Track bei den Testern im Klang fast immer besser abschneiden.

Grüße
Cos
 

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