Latenzfrust unter Windows 7 64bit

[Saurier]

Hallo, liebe Gemeinde;
ich glaube ich muss etwas weiter ausholen, um mein Problem einkreisbar/er zu machen.

Nach sehr langer Pause wollte ich mir ein kleines Einspiel-Setup daheim einrichten. Meine Erfahrungen mit modernem Equipment sind sehr begrenzt; zuletzt 'richtig' was gemacht habe ich auf einem Atari mit dem Emagic Notator - das war Ende der 80er. Zwar habe ich vor ein paar Jahren schon einmal einen Anlauf unternommen, und mir für meinen damaligen Desktop-PC u.a. einen M-Audio Axiom 49 Controller + eine Delta 1010 (nicht die "LT") verkaufen lassen, doch konnte ich mit der dann aber trotz reichlich ASIO/Buffer-Gefummel partout nicht latenzfrei einspielen, was meinen Enthusiasmus seinerzeit nachhaltig abgekühlt hat.
Damals dachte ich, mein PC wär nicht leistungsfähig genug.

Als neulich die Hemmschwelle wieder weit genug unten für einen weiteren Versuch war, habe ich nach ausgiebiger Beratung durch die Studio-Abteilung von Thomann (die ich übrigens nur als super-hilfsbereit, geduldig + freundlich loben kann!) etwas über 1000€ in die Hand genommen für ein ordentlich dimensioniertes PC-System, das nun so aussieht:

Intel® Core i5 760 (Prozessor)
Gigabyte GA-P55-USB3 (Motherboard)
Kingston KVR1333D3N9K2/4G (RAM)
2 x Western Digital WD1500HLFS "Velociraptor" (HDs, 1 System, 1 Arbeits-)
1 x Western Digital WD2001FASS (HD für Libraries, Instrumente, etc.)
Asus EAH5450 Silent/DI/1G (GrafikKarte)
Windows 7, 64bit

Als Audio-Interface habe ich zum Ausprobieren erstmal das ESI ESP 1010e genommen (bei Thomann aktuell das meistverkaufte PCI-Express-Interface, https://www.thomann.de/de/esi_esp1010e.htm).
Beim Testen des Setups mittels Cubase LE 4 (im Lieferumfang inbegriffen) stelle ich jedoch fest, dass ich das selbe Problem wieder habe. Der Klang des VST-Intruments ertönt erst geraume Zeit nach dem Tastendruck (verbunden über USB); zum Einspielen komplett untauglich.
Nun frage ich mich: woran kanns liegen? (Interface? Controller? Es wurde doch auch schon mit deutlich schwächeren Hostmaschinen als dieser unter Windows Musik produziert.) Ich steh da komplett auf dem Schlauch - und bin daher für euren Rat sehr dankbar.

Das Wichtigste, was ich möchte, ist ohne Lag / Latenzen virtuelle Drum- und Keyboard-Klangerzeuger auf dem PC ansteuern und damit Spuren aufnehmen. Vielleicht mal einzelne Gesangs- oder Gitarren-Spuren "richtiges" Audio dazu, und vielleicht am Ende des Tages einen Mixdown innerhalb des Rechners als WAV oder MP3, der vorzeigbar klingt. Freilich erwarte ich da keine Top-Studio-Qualität , aber ruckelfrei wär schon schön.

Vielen Dank für eure Hilfe!
S.

 

[Fischkopp]

Moin,

erstmal kann ich dich beruhigen, denn dein Problem liegt ganz bestimmt nicht an Windoof 7. Das benutzen nämlich viele Leute, ich eingeschlossen, ohne Probleme

Viel eher solltest du in Cubase mal die Treibereinstellungen deines Interfaces kontrollieren.
1. Als Audiotreiber Asio wählen und
2. Die Latenzzeiten Schrittweise reduzieren, bis es anfängt beim einspielen zu knistern/knacken.
3. An diesem Punkt 1 bis 2 ms mit der Latenzzeit rauf und es sollte deutlich weniger Probleme geben!

Leider benutze ich selbst kein Cubase, darum kann ich dir leider nicht sagen wie du die Einstellungen vornehmen musst.

Aja das ein Interface bei Thomann auf Platz 1 steht sagt nichts über die Qualität aus

mfg

 

[Strassenkater]

@Saurier:

Du musst überhaupt nicht weit ausholen.

Du hast einen aktuellen, leistungsfähigen Rechner und Interface und trotzdem Latenzen von einer [g=342]Sekunde[/g] oder sogar mehr.
Punkt.

Wie so oft sitzt das Problem nicht in der Hardware, sondern davor.

Wähle in [g=539]Cubase[/g] den richtigen Treiber ([g=12]ASIO[/g]) aus, und die Latenzen werden im Bereich von wenigen Millisekunden liegen.

Zur Not musst du dann noch die [g=5]Latenz[/g], bzw. den Buffer manuell auf den niedrigsten möglichen Wert stellen.

edit:
Fischkopp, editier nicht während ich schreibe.
Jetzt ist alles doppelt gemoppelt.

 

[Fischkopp]

edit edit:
Fischkopp, editier nicht während ich schreibe.
Jetzt ist alles doppelt gemoppelt.

Aber doppelt hält besser

 

[Saurier]

@Fischkopp: vielen Dank, speziell auch für die schrittweisen Hinweise; das werd ich gleich morgen mal unter die Lupe nehmen!
@Strassenkater: klar sitzt das Problem davor; ich sach doch, ich bin blutiger Wiederanfänger.

Danke, dass ihr mir bei den ersten Schritten helft.
Gute Nacht erstmal.

 

[Strassenkater]

Geräte -> Geräte konfigurieren -> VST-Audiosystem
Hier den ASIO-Treiber deines Interface wählen.

Dann auf das Feld direkt unter "VST-Audiosystem" klicken.
(Die genaue Bezeichnung kann ich dir nicht nennen, da sie vom vorher ausgewählten Treiber abhängt)
Danach auf "Einstellungen" klicken und die Latenz in Millisekunden oder die Größe des Buffers einstellen.

Ob man die Latenz oder den Buffer einstellen kann, ist ebenfalls herstellerabhängig, spielt aber letztendlich keine Rolle, da die Größe des Buffers in Abhängigkeit von der Samplerate die Latenz bestimmt.

Das Problem ist übrigens nicht, dass du ein Anfänger, sondern dass du ein oller

bist.

 

[Saurier]

Danke, Straßenkater.
Im Cubase passiert gar nüscht, wenn ich auf den 'Einstellungen'-Knopf am angegeben Ort drücke; aber das mag am LE liegen. Ich schau mir das auch nochmal mit anderen Demos an.

Die Auswahl des richtigen Treibers )) unter Geräte hat das Problem übrigens schon von 325.079ms Eingangslatenz (default Cubase Driver) auf 23.220 (ESP1010e-Treiber) runtergebracht. Weiteres Schrauben scheint wie gesagt an der Stelle nicht mehr zu gehen. Wieso das jedoch "letztendlich keine Rolle" spielt hab ich noch nicht verstanden.

Aber so kann ich mich zumindest mal ans Testspielen verschiedener DAW-Softwares begeben.

 

[Fischkopp]

Moin,

es kann auch sein das du die Einstellungen der Latenzen im Treibermenü der Soundkarte vornehmen musst damit Cubase die übernimmt!

 

[Strassenkater]

Wieso das jedoch "letztendlich keine Rolle" spielt hab ich noch nicht verstanden.

Ich glaube, da hast du mich falsch verstanden.
Möglichkeiten die Latenz einzustellen müssen natürlich grundsätzlich vorhanden sein.

Es spielt nur keine Rolle, ob einem die Möglichkeit gegeben wird, die Latenz in Millisekunden oder die Größe des Buffers in Samplen einzustellen, da Latenz und Buffer voneinander abhängen.


Kurzes Rechenbeispiel für 48kHz Samplingrate:

Das Audiosignal wird 48000 mal pro Sekunde abgetastet.
1 Sekunde =1000 Millisekunden
1000 Millisekunden geteilt durch 48000 = 0,0208 Millisekunden

Bei einer Samplingrate von 48kHz ist ein Sample dementsprechend 0,0208 Millisekunden lang.

Wenn man nun den Buffer auf 640 Samples einstellt, also

0,0208 Millisekunden multipliziert mit 640 = 13,333 Millisekunden

erhält man eine Latenz von 13,333 Millisekunden.


Deshalb spielt es letztendlich keine Rolle, ob man den Buffer oder die Latenz einstellt.

 

[Strassenkater]

Moin,
es kann auch sein das du die Einstellungen der Latenzen im Treibermenü der Soundkarte vornehmen musst damit [g=539]Cubase[/g] die übernimmt!

Das stimmt.
Wenn du, wie von mir beschrieben, auf "Einstellungen" klickst, sollte normalerweise ein Popup-Fenster der Treibersoftware deines Interface erscheinen.
Sollte...
Falls nicht, musst du die Software deines Interface manuell aufrufen.

Wichtig!
Sehr oft ist es aber dafür notwendig, [g=539]Cubase[/g] vorher zu beenden, bzw. erst garnicht zu starten, da [g=539]Cubase[/g] im laufenden Betrieb manchmal den [g=12]ASIO[/g]-Treiber locked, also den Zugriff sperrt und die Einstellungen, die du vornimmst, deshalb wirkkungslos bleiben!

edit:
Doofen Tippfehler korrigiert...

 

[blauer]

bitte wie in den bildern zur gewünschten option gehen, statt den ASIO Toneport UX1 dein asio Interface auswählen

ich hoffe es klappt dann

lg

 

[lulebe]

Ja, wobei das bei mir noch nichtder Fall war, mein ASIO-Treiber wird sogar erst gestartet, wenn Cubase läuft, d.h. ich muss Cubase laufen haben, wenn ich was an ihm einstellen will.

 

[Fischkopp]

Ja, wobei das bei mir noch nichtder Fall war, mein ASIO-Treiber wird sogar erst gestartet, wenn Cubase läuft, d.h. ich muss Cubase laufen haben, wenn ich was an ihm einstellen will.

Hast du Asio4ALL drauf?!?

Okay, ich bin eh keine große Hilfe da ich weder Cubase benutze, noch den Esi Treiber kenne..

 

[Strassenkater]

@blauer:
Ich finde es nett, dass du dir die Mühe machst und sogar Screenshots postest, aber lies doch vorher den Thread.

Zum einem erklärst du nicht, wie man danach die [g=5]Latenz[/g] einstellt, zum anderen wurde genau diese Lösung (inkl. der folgenden nötigen [g=5]Latenz[/g]-Einstellungen) schon mehrfach, unter anderem in Post 6, beschrieben.

Und vor allem hat sich längst herausgestellt, dass die Probleme des TEs wesentlich tiefer gehen.
Aber selbst dafür wurden bereits die richtigen Lösungen gepostet.

Wir wollen den armen Saurier doch nicht komplett verwirren...

 

[blauer]

ups sorry wollt nur helfen ^^

 

[Saurier]

Hallo alle,
ich kann tatsächlich mit "Einstellungen" nix öffnen. Da geht einfach nix auf.
Gehe ich ins Interface der ESI selbst gibt es dort nur 6 Stufen von 48 - 1024 Samples (steht defaultmäßig auf 1024). Da versteh ich allerdings noch nicht genau, was ich da beeinflusse, wenn ich da _'global'_ die Latenz runterregele ... obwohl ich jetzt schon seit Minuten Straßenkaters Erklärung der Berechnung anstarre.
Ist global niedrige Latenz gut? *kopfkratz*

(Immerhin läuft während ich dies schreibe schon mal nebenher ein erstes Pattern im FLStudio9 Demo - das ist schon mehr, als zu Beginn dieses Threads möglich war ) Jibbi!

 

[Strassenkater]

ich kann tatsächlich mit "Einstellungen" nix öffnen. Da geht einfach nix auf.

Sollte nicht so sein, aber ist auch nicht wirklich schlimm...

Gehe ich ins Interface der ESI selbst gibt es dort nur 6 Stufen von 48 - 1024 Samples (steht defaultmäßig auf 1024).

...weil du auch hier die Latenz (über die Größe des Buffers, 48 bis 1024) einstellen kannst.

Da versteh ich allerdings noch nicht genau, was ich da beeinflusse, wenn ich da _'global'_ die Latenz runterregele ... obwohl ich jetzt schon seit Minuten Straßenkaters Erklärung der Berechnung anstarre.
Ist global niedrige Latenz gut?

Ok, ganz von vorne:

Die Latenz ist die Zeit in Millisekunden vom drücken der Taste bis zum Erklingen des Tons.
(1000 Millisekunden = 1 Sekunde)
Je weniger desto besser.

Die Größe des Buffers (wird definiert durch die Anzahl der Samples) und die Samplingrate mit der du arbeitest bestimmen die Latenz.

Du kannst die Größe bei deiner Karte von 48 bis 1024 Samples einstellen.

Falls du als Samplingrate 44,1kHz gewählt hast:

1000ms / 44100 = 0,0226ms
So lange "dauert" ein Sample.

Stellst du jetzt als Buffer 48 Samples ein:
0,0226ms * 48 = 1,08ms
Du hast eine Latenz von 1,08ms

Stellst du jedoch als Buffer 1024 Samples ein:
0,0226ms * 1024 = 26,62ms
Dann hast du eine Latenz von 26,62ms

Die Latenzen für die anderen Buffergrößen kannst dir selbst ausrechnen.


Stelle den Buffer so klein wie möglich ein, dann hast du auch die geringste Latenz.
Ist er zu klein, fängt der Sound irgendwann zu knacken und zu stottern an.
Das ist normal, irgendwann packt es die Hardware einfach nicht mehr.

Wie weit du runter gehen kannst, kann dir niemand genau sagen, das hängt vom Typ der Karte, vom Rechner und anderen Faktoren ab.

Stelle den Buffer einfach so klein ein wie es geht, ohne dass es knackst oder andere Störgeräusche auftreten.

 

[Saurier]

super! ganz vielen lieben Dank + viele Grüße in die Runde

 

[djbobo]

Zur ASIO Latenz muss man aber noch ein paar Dinge dazurechnen als den Treiber Puffer selbst:
- Wandler (AD und DA)
- Protokolloverhead, der bei PCI/PCIe meist sehr gering ist, bei USB und FireWire nicht zu unterschätzen
- sogenannte DSP Mixer, kling immer ganz professionell, aber die hauen bei einigen Geräten bis zu 277 Samples Latenz drauf

 

[Strassenkater]

Das ist teilweise durchaus richtig.

Aber es ist absolut falsch und einfach unnötig, einen Anfänger, der sowieso schon vor lauter Bäumen den Wald nicht sieht, mit für ihn nutzlosen und dadurch überflüssigen Fachsimpeleien zu verwirren.

Didaktik geht anders...