Interviewaufnahme welches Mikro?

[lenjka]

Hallo Wissende,

vorweg: ich habe keine Ahnung von Audio-Recording. Bin mir noch nicht mal sicher ob ich hier im richtigen Forum bin. Aber vielleicht ist ja die hiesige Community so nett und hilft mir bei meinem Problem trotzdem.

Habe vor ein Paar Tagen ein Clipmit einem Bürgermeister gefilmt. Als Location haben mir die Kunden einen sehr großen Raum zur Verfügung gegeben. Für die Aufnahme hatte ich zwei Canon DSLR und dieverse Stative. Die Videoaufnahme ist sehr gut geworden, aber mit dem Ton sind die Kunden sehr unzufrieden.
Folgende Geräte habe ich für die Tonaufnahme benutzt (nicht lachen):
- Rode VideoMic - auf einer DSLR-Cam, etwa 2 Meter von dem Protagonisten entfernt.
- Olympus DM-650 am Stativ von der Seite etwa 1 Meter entfernt
- ein No-Name Richtmikrofon etwa 3 Meter entfernt

Das Rode VideoMic hat die beste Aufnahme gemacht, wobei "beste" nicht unbedingt gut war; die Aufnahme hat diverse Störgeräusche: Rauschen, Hallen und ich weiß gar nicht wie ich das definieren soll, es klingt so als ob so ein ständiges Summgeräusch oder Mikrofon-Eigengeräusch da wäre...
Das Rauschen konnte ich teilweise mit Software unterdrücken, aber gegen das Hallen kann man bekanntlich nichts machen.

Nun habe ich das Sennheiser-ME-2 geholt und in meinem Büro getestet. Die Aufnahme ist nicht viel besser als das von dem Interview, es gibt immer noch keinen sauberen Ton.

Da ich nun wirklich keine Ahnung davon habe wollte ich euch fragen, was ich falsch mache, oder welche Recording-Geräte ihr mir empfehlen würdet? Oder wie ich es das nächste mal besser machen kann?

meine Aufnahme könnt ihr hier ansehen: -w_7l0b6F4

 

[sts]

vorweg: ich habe keine Ahnung von Audio-Recording.

Dann bist Du hier genau richtig.

Der Ton ist gar nicht so schlimm, wie ich nach der Beschreibung befürchtet hatte. Die Sprachverständlichkeit ist eigentlich in Ordnung. Das Problem scheint aber zu sein, dass hier ein Gate (Noise Gate) aktiviert ist, das zu früh "zumacht", also gar keinen Ton mehr durchlässt. Dadurch hört es sich nicht nur in den Pausen unnatürlich an, sondern schneidet auch am Ende einzelner Sätze etwas ab. Das ist natürlich für die Sprachverständlichkeit tödlich.

An welcher Stelle der Aufnahme das passiert (vielleicht eine Automatik, die man bei der Kamera abschalten kann?), weiß ich nicht. Sicher ist nur, dass es nicht die Mikros sind, die das verursachen. Wenn Du die Stelle gefunden hast, schalte dieses Gate am besten ganz ab.

Edit:

Das Rauschen konnte ich teilweise mit Software unterdrücken

Da könnte das Problem liegen. Software falsch eingestellt.

 

[RefinedRough]

Ist das grausige Gate bereits in der Aufnahme drin oder hast du da was in der post drauf gelegt? Das macht den Ton ziemlich kaputt so.. Ansonsten kann man gegen Hall schon ein bisschen was tun, zB. mit Transientenshaper, Expander ect.

Tjo.. der Klassiker - jeder Filmer vernachlässigt einen professionellen Ton genau ein mal Das ist als würde man mit dem Handy filmen für Kunden.

Für die Zukunft empfehle ich dir entweder einen Tönler mit zu nehmen (der kann dann u.U auch bezüglich Raum was kritisieren oder mit Decken vielleicht verbessern), oder du besorgst dir ein gutes Lavalier-Mikro (zum anstecken), ist bei solchen Sachen eh wurst wenn man da ein kleines Mikro sieht, würde ich mal sagen.. damit kommst du deutlich näher an den Mund ran, dann hast du mit dem Raum ein bisschen weniger zu kämpfen.

 

[lenjka]

Das Noise Gate habe ich mit Adobe Audition selbst gemacht. Ist klar, etwas übertrieben, aber so gefällt es dem Kunden(besser als dieses hallige stören).

Aber was noch viel wichtiger ist, hörst du das brummgräusch wenn der Typ gerade etwas sagt? Welches Mikro muss man den da einsetzen um sowas zu umgehen?

 

[RefinedRough]

Lavalier-Mikro

Ah..hast du ja schon.. wahrscheinlich hast du einfach die Aufnahme-Settings suboptimal eingestellt und oder von der Bearbeitung danach keinen blassen Schimmer

 

[lenjka]

oder du besorgst dir ein gutes Lavalier-Mikro (zum anstecken),

welches wäre das deiner Meinung nahc? Wie gesagt, ich habe das von Senheiser für 130 Euro ausprobiert; das summt und zischt genauso. Oder verwende ich das falsche Aufnahmegerät? Welches empfiehlst du?

Ja, du hast recht: ich habe keinen blassen Schimmer von der Bearbeitung danach.
Gibt es dafür leichte Lektüre?

Ich bearbeite mit Adobe Premiere CC 2015.

 

[sts]

Nochmal deutlicher: Das Hauptproblem liegt in diesem Fall in der nachlässigen bzw. fehlerhaften Nachbearbeitung des Tons, nicht bei den Mikros. Das Noise Gate ist auch nicht "etwas übertrieben", sondern völlig falsch eingestellt, sofern ein Gate hier überhaupt das Mittel der Wahl ist, was man ebenfalls bezweifeln kann.

 

[Tom81]

Ist das Material eigentlich von deinen Kunden freigegeben? Darfst du das auf dem Stand veröffentlichen?

Die Kunden geben dir einen großen Raum, dann wird aber eh nur vor einer Wandfläche von 2 m² gefilmt. Warum hast du nicht gesagt, dass ein kleinerer Raum günstiger wäre? Oder hast du das vorher nicht gewusst?

Jeder fängt ja mal an, macht Fehler und lernt daraus. Aber ich persönlich verkaufe keine Dienstleistungen, die ich gar nicht beherrsche und wäre tierisch angepisst, wenn jemand zu mir sagt "Ich mache ihnen ein gutes Video mit gutem Ton" und dann kommt sowas dabei raus. Oder verstehe ich hier was falsch?

 

[Saurus]

Ist das Material eigentlich von deinen Kunden freigegeben? Darfst du das auf dem Stand veröffentlichen?...

Hat ja nicht sie sondern irgend so eine Politikerin (die da hinten im Bild rechts) auf ihrem YT-Channel "freigegeben". Somit liegt die Verantwortung dort.

 

[Tom81]

Hat ja nicht sie sondern irgend so eine Politikerin (die da hinten im Bild rechts) auf ihrem YT-Channel "freigegeben". Somit liegt die Verantwortung dort.

Ah OK. Hatte das nur hier auf recording.de eingebettet gesehen.

 

[lenjka]

Ok. Hier eine Aufnahme ohne Noise Gate Bearbeitung (übrigens, auch von dem selben Kanal ):



Wie bearbeite ich den Ton am besten? Ist es sehr aufwendig? Gibt es da auch Möglichkeiten mit Premiere CC? Fragen über Fragen.

Mir ist klar, dass da ein Ton-Techniker engagiert werden müsste, ich war ja eigentlich auch nur für die Kamera zuständig. Trotzdem interessiert es mich wie man solche Aufnahmen in Zukunft besser machen kann. (ich weiß die weichen Blenden sehen euphemistisch aus, wurde aber so gewünscht)

 

[recordingfuzzie]

Wenn der Kunde es unbeding gegated haben will, würde ich die Release-Zeit und auch die Hold-Zeit etwas größer wählen, damit es nicht so aprupt Stille auf die Ohren gibt. Auch würde ich den Lowcut (falls überhaupt schon einer gesetzt wurde) etwas höher ansetzten und die Frequenzen so bei 200 hz etwas runterziehen, damit es in den Tiefmitten nicht so dröhnt.

In einer Interview-Situation würde ich IMMER, insbesondere bei so halligen Räumen, ein Ansteckmikro nehmen. Lieber ein günstiges Lavalier (kostet heute echt nicht mehr die Welt) als die ganze Ambience mit drauf haben. Bei einem Interview muss es einfach so trocken wie irgendmöglich sein. Wenn´s dann wirklich mal zu trocken werden sollte (eher unwahrscheinlich) kann man hinterher wieder Ambience aus der Dose raufdrehen.

Wenn man in so einer Situation schon mit Richtmikro arbeitet, muss dann aber auch jemand gezielt (unter Echtzeit-Abhören über Kopfhörer) mit einem Hyperkeule-Mikro angeln. Einfach irgendwo hinstellen/hinhalten nützt wenig, macht´s eher schlimmer, eben weil das Mikro so extrem gerichtet ist und deshalb exakt aufs Subjekt ausgerichtet werden muss...

oder du besorgst dir ein gutes Lavalier-Mikro (zum anstecken),

welches wäre das deiner Meinung nahc? Wie gesagt, ich habe das von Senheiser für 130 Euro ausprobiert; das summt und zischt genauso. Oder verwende ich das falsche Aufnahmegerät? Welches empfiehlst du?

Ja, du hast recht: ich habe keinen blassen Schimmer von der Bearbeitung danach.
Gibt es dafür leichte Lektüre?

Ich bearbeite mit Adobe Premiere CC 2015.

Wie genau nimmst Du denn den Ton auf? Lavalier wird dem Subjekt angesteckt und was passiert dann? Funk? Kabelgebunden? In was für ein Aufnahmegerät? Software? Hardware? Direkt in den Audio input der Kamera?

 

[Astronautenkost]

Noise Gate geht gar nicht. Da schneidet man auch nicht, sondern zieht manuell oder mit Automation die Pausen lautstärkemäßig runter. Wichtig ist beim Ton immer möglichst nahe an der Quelle dran zu sein. Um möglichst wenig Störgeräusche auf der Aufnahme bzw. ein gutes Verhältnis zwischen Nutzsignal und Störsignal zu haben. Reflektionen (Hall) sind Störsignale. Da kann ein gut gebündeltes Shotgun besser sein, als ein Lavalier. Vor allem wenn es eine Kugel ist, wie das ME2. Es gibt Handbücher, die sich mit Filmton beschäftigen, die liest man besser vorher. Bei den heutigen Budgets kann man nicht immer einen Tonmann/frau hinzuholen, das verstehe ich. Achte auch beim nächsten Dreh auf die Akustik und such mit danach aus. Das ist Beratungsqualität und besser als nachträglicher Ärger mit dem Kunden. Ein Workshop oder Praktikum hat auch noch niemandem geschadet.

 

[lenjka]

Vielen Dank an alle für die Antworten.

Wie genau nimmst Du denn den Ton auf? Lavalier wird dem Subjekt angesteckt und was passiert dann? Funk? Kabelgebungen? In was für ein Aufnahmegerät? Software? Hardware? Direkt in den Audio input der Kamera?

Nun ich habe 3 Geräte für die Aufnahme ausprobiert. Direkt in die Kamera, mit einem Audiorekorder (Olympus DM-650) und ein IPhone - alles kanelgebunden. Danach importiere ich die Datei in Adobe Premiere CC.

 

[Astronautenkost]

Lieber ein guter und ein wirklich gutes Mikrofon, als viele Billigteile.

Tascam DR-60D MkII​

​

Beyerdynamic MC836​

​

Sennheiser ist in dem Bereich allerdings führend. Ein Schoeps noch besser.

Und dann wird sinnvollerweise geangelt!

 

[recordingfuzzie]

Lieber ein guter und ein wirklich gutes Mikrofon, als viele Billigteile.

Tascam DR-60D MkII​

​

Beyerdynamic MC836​

​

Sennheiser ist in dem Bereich allerdings führend. Ein Schoeps noch besser.

Und dann wird sinnvollerweise geangelt!

Klar, wenn das Budget passt und Wissen sowie Erfahrung vorhanden ist, absolute Übereinstimmung. Ich gehe jetzt aber einfach mal davon aus (sorry wenn ich mich irre), dass es damit (noch) nicht ganz so weit her ist. Da würde ich dann doch eher ein günstiges Lavalier nehmen statt mit einem teuren Richtmikro schlecht zu angeln...


Also wahrscheinlich hast Du so eine Canon EOS xy? Da kannste die Audioeingänge dann doch eher knicken... Der Audiorecorder und das iPhone sind von der Audioqualität ungefähr gleichwertig schlecht...
Der Tascam Audiorecorder, den Astronautenkost empfohlen hat ist da die weitaus bessere Lösung.

 

[lenjka]

Der Tascam Audiorecorder, den Astronautenkost empfohlen hat ist da die weitaus bessere Lösung.

Ah ok. Und was ist mit dem Zoom H1?

https://www.thomann.de/de/zoom_h1_v...vG9n818UHcK1bkX1oVYvqK13oHl2qu4U12RoC4Sjw_wcB

Taugt das was?

 

[recordingfuzzie]

Der Tascam Audiorecorder, den Astronautenkost empfohlen hat ist da die weitaus bessere Lösung.

Ah ok. Und was ist mit dem Zoom H1?

https://www.thomann.de/de/zoom_h1_v...vG9n818UHcK1bkX1oVYvqK13oHl2qu4U12RoC4Sjw_wcB

Taugt das was?

Der ist ein Gerät ohne XLR-Eingänge, ja sogar nur mit Miniklinke. Somit sind rauschen und Brummen da fast schon garantiert...
Diese internen Mikros kannste erst recht knicken. Die Membranen sind einfach zu klein und du hast nur einen einfachen XY-Stereo-Rekorder. Damit nimmst Du den ganzen Raum auf und nicht isolierte Schallereignisse, wie es in der Interview-Situation gewünscht ist.

Um es mal verständlicher zu machen:
Das ist in Audiomaßstäben ungefähr so wie in FIlmmaßstäben so ein 150 € Samsung Camcorder mit "echtem" Full HD und digital Zoom.
Klingt erstmal überzeugend, aber irgendwie sieht´s dann doch nicht nach Hollywood aus. Da nützt auch das beste Colorgrading nichts mehr

Das Ding ist einfach: Diese günstigen Lavaliers (hast ja sogar schon ein etwas besseres! gibt noch billigere) sind gar nicht mal soo schlecht. Nur, Du musst es halt auch richtig aufnehmen. Das ist sonst so, wie wenn du ein Objektiv vor eine SD-Handykamera mit 15 FPS schraubst. Jetzt kannste mit Tiefenunschärfe arbeiten, aber das Bild sieht immer noch unscharf und stockerig aus und mit Bildrauschen etc.

 

[Saurus]

Diese internen Mikros kannste erst recht knicken. Die Membranen sind einfach zu klein...

...Lieber ein günstiges Lavalier...

Ich wittere hier einen Widerspruch.

Die Membran eines Lavaliers ist wohl auch kaum größer die jener internen Mics.

 

[recordingfuzzie]

Diese internen Mikros kannste erst recht knicken. Die Membranen sind einfach zu klein...

...Lieber ein günstiges Lavalier...

Ich wittere hier einen Widerspruch.

Die Membran eines Lavaliers ist wohl auch kaum größer die jener internen Mics.

Nur macht man mit einem Lavaliermikro keinen kompletten Stereomitschnitt, sondern nimmt nur etwas Sprache auf. Und das direkt an der Quelle und nicht aus mehreren Metern Entfernung...