Himmelblau

S

silja

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Der Tag, an dem ich sterbe.
Er ist noch nicht mal da.
An dem Tag, an dem ich werde.
Ich war noch nicht mal da.

Wenn mein Sarg fährt in die Erde.
Er war noch nicht mal da.
Wenn er fährt in die Gruft.
Dann will ich vorbereitet sein.

Hier war so ein schlechter Lärm.
Die Glocken waren keine.
So dumpf und leer und müd.
Und schwach und stumm vom Läuten.

So will ich niemals sterben.
Der Tag, an dem ich werde,
wird voller blauem Himmel sein.

So blau und schön
wird niemals mehr ein Himmel sein.
Die Luft wird heiß erglühen.
Das Meer wird hohe Wellen schlagen.

Der Sand am Meer wird zart verschmelzen.
Die Möwe kichert vor sich hin.
Das Wasser plappert ohne Sinn.

Der Tag, an dem ich sterbe,
wird wohl wunderschön.
Weil ich unsterblich bin.
 
Hi @silja ,

ich versuche mitunter Songtexte zu betrachten, als hätte ich Konstruktionszeichnungen vor mir..aus den unterschiedlichen Perspektiven einer Zeichnung werden Aspekte wie formaler Aufbau, Sprachrhythmik, Sprachbilder…

..hier versuche ich es so, da mir der Einstieg zu sehr nach Todessehnsucht klingt..das ist kein Thema das mich umtreibt oder anlockt..

..wie gut lässt sich der Text vertonen? Einfach gemacht wird es einem nicht, da ordnende Reime nur in Fragmenten vorhanden sind, dafür gibt einen Rhythmus, der auf dem Wechsel von betont - unbetont basiert, also xXxXxXx xXxXxX..das ist der klassische deutsche Gedicht-Stil, den man auf der Rahmentrommel begleiten kann..trotzdem für eine Song-/Liedmelodie schon eine Herausforderung..vielleicht ist es in anderen Styles einfacher?

..die einzelnen Sätze sind knapp und klar..die Sprachbilder ranken sich um das Erleben der Welt..Geräusch, Himmel, Meer sind wie Themen-Inseln..die verwendeten Bilder erscheinen mir schlüssig..teils wirken sie nicht real, wie nur in der Vorstellung existent..

..ich weiß nicht, ob du mit meiner Betrachtung, die den Kern deines Textes zu umschiffen versucht etwas anfangen kannst..sorry..ich wünsch mir andere Themen von dir..

Gruß, m
 
Mir gefällt der Text ebenfalls. Besonders die inhaltliche Struktur, ihr Spiel mit den Zeitformen.
Der Tag, an dem ich sterbe.
Er ist noch nicht mal da.
An dem Tag, an dem ich werde.
Ich war noch nicht mal da.
Was brachte dich auf die Idee, die Zeitformen so konsequent zu verschränken?
 
Zuletzt bearbeitet:
schön und auch interessant formuliert.
nur ist die unsterblichkeit leider nicht mein glaube.

mich fasziniert an dem bild "der himmel ist blau"
genau der aspekt, dass die vorstellung vom himmel eine blauäugigkeit ist
an der man sich betrinken kann...

hier auch noch ein sehr schöner song, der sich mit dem thema beschäftigt...
 
Zuletzt bearbeitet:
schön und auch interessant formuliert.
nur ist die unsterblichkeit leider nicht mein glaube.
meiner auch nicht. Man muss nur immer ein Mal mehr aufstehen als man hinfällt. Darum der Kreislauf.
mich fasziniert an dem bild "der himmel ist blau"
genau der aspekt, dass die vorstellung vom himmel eine blauäugigkeit ist
an der man sich betrinken kann...
Mich fasziniert das auch. Jeden Tag nach einer Reihe von grauen Tagen bin ich immer wieder von einem azurblauen Himmel begeistert. So ein Tag wäre dann halt schön, um zu gehen. Unbesiegbar und unsterblich.
hier auch noch ein sehr schöner song, der sich mit dem thema beschäftigt...
Danke schön, das ist eine ausgesprochen fröhliche Version vom Thema.

..ich weiß nicht, ob du mit meiner Betrachtung, die den Kern deines Textes zu umschiffen versucht etwas anfangen kannst..sorry..ich wünsch mir andere Themen von dir..
Ja gern, aber kann ich das? Dahinter liegt ein anderes Thema. Da hast du verdammt Recht. Es geht in Richtung Platonisches Menschenbild. Das Ich will befreit werden, in dem es sich vom Körper los sagt und sich am Ende doch nur in der irdischen Gestalt wieder findet.

Gefällt mir gut.
Die Glocken waren keine, das trifft wohl auf jeden sterblichen zu.

Was brachte dich auf die Idee, die Zeitformen so konsequent zu verschränken?
Da ich unsterblich bin, kann ich den Zeitpunkt des Todes von beiden Seiten der Zeitlinie betrachten.
 
Welche Stilrichtung wird der Song am Ende?
 
Ich mag den Text nicht wirklich, weil er wenig aussagt und inhaltlich etwas unentschlossen wirkt.

Den Satzaufbau finde ich stellenweise auch etwas eigenartig. Z.B.: "wenn mein Sarg fährt in die Erde" hört sich irgendwie nicht richtig an.
Später fährt er dann in die Gruft, was zwar oft unter der Erde, aber nicht wirklich in der Erde ist. Dass er zur Hölle fährt, hätte ich noch verstanden.

Die Idee ist nicht schlecht, aber die Gedanken scheinen mir zu unsortiert..
 
Ich gebe zu den Text nicht zu verstehen.
Mir kommt das vor wie "dunkel war's der Mond schien helle....blondgelockter Knabe mit kohlrabenschwsrzem Haar..." usw, also Nonsens bzw. Aneinanderreihung von Paradoxien.

Wenn man unsterblich ist gibt's keinen Todestag zB
Hier war so ein schlechter Lärm.
Die Glocken waren keine.
Was ist schlechter Lärm? Was meint die Glocken waren keine?

Als Songtext, vor allem bei Punk, da fehlt doch ein Refrain? (Zum mitgröhlen) oder wo ist dieser?
Also, da ist noch viel Arbeit zu erledigen will mir scheinen 😉
 
wenn mein Sarg fährt in die Erde" hört sich irgendwie nicht richtig an.
Später fährt er dann in die Gruft, was zwar oft unter der Erde, aber nicht wirklich in der Erde
Ethymologisch ist es dasselbe. Aber so analytisch darf man keinen romantischen Text lesen.

Ich mag den Text nicht wirklich, weil er wenig aussagt und inhaltlich etwas unentschlossen wirkt.
Das ist eine fundierte Aussage. Es sollen auch nur diejenigen verstehen, die ähnlich sendungsbewusst sind. Wenn dir zum Beispiel eine Limonade schmeckt, die gleichzeitig hundert Prozent alle Erdenbürger schmeckt, dann schmeckt sie ziemlich pfad.

Mir kommt das vor wie "dunkel war's der Mond schien helle....blondgelockter Knabe mit kohlrabenschwsrzem Haar..."
Klasse! Als ein Auto blitzeschnelle langsam um die Ecke fuhr. So kann man Hörer begeistern, weil man mit ihrer Aufmerksamkeit spielt.

Was ist schlechter Lärm? Was meint die Glocken waren keine?
Damit sind die Auskenner gemeint, die ihre Weisheit über alle Kanäle selbsbewusstund laut heraushauen. Ohne ein Sinn für die Lebenswirlklichkeit zu haben. Folglich sind die Glocken als Anerkennung für die weltweite Verbreitung ihrer Weisheiten und ihres Unsinns, nur ein paar mickrige billige Bimmelglöckchen.

Die Idee zu dem Text ist schon alt. Ich will damit keinen Preis gewinnnen. Ist klar dass die heutigen Männer in ihren Sechzigern den Werther-Effekt verschlafen haben. ;-)
 
Man kann gern mal nach Werther-Effekt suchen.
Wenn der Text auf den Werther-Effekt anspielen soll, solltest du den zumindest in den Titel mit übernehmen, in Klammern neben dem "himmelblau", z.B.
 
Jetzt nur den Text gelesen. Da ist noch Luft nach oben. Es kommt mir vor wie der erste Entwurf, allerdings ein sehr guter. Auf jeden Fall macht er nachdenklich und berührt mich. :)
 
Es kommt mir vor wie der erste Entwurf
Ja das war ein Sponti-Text. Für jeden gibt es immer wieder mal den Punkt, wo es besser scheint zu gehen. Ich glaub nicht wirklich dran so was auszuarbeiten. Ein Bericht über jemand mit leichter Schizophrenie hat eine Übereinstimmung gebracht: Beim Aufdrehen vom Wasserhahn fängt das Wasser an zu sprechen. Bei mir plappert es nur, aber das kann schon ein Anzeichen dafür sein. Vielleicht sollt man dem Wasser einfach mal mehr zuhören. Oder man kann auch was anderes nehmen. :smiley-wink:
 
Beim Aufdrehen vom Wasserhahn fängt das Wasser an zu sprechen. Bei mir plappert es nur, aber das kann schon ein Anzeichen dafür sein. Vielleicht sollt man dem Wasser einfach mal mehr zuhören.
Gerade bei den aktuellen Preisen heißes Wasser nicht allzu lang laufen lassen!
 

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