Mike3000 schrieb:
Hmmm 62% der Zeit...
Ist es nicht so, dass man Zeit sehr relativ wahrnimmt?
Ja. Durch den Konsum von gewissen Heilkräutern, die leider bei uns einer gesellschaftlichen Dämonisierungskampagne zum Opfer gefallen sind, kann man das Raum-Zeit--Kontinuum sogar soweit ausdehnen, dass man 400 Jahre alt werden kann.
Mal im Ernst, der goldene Schnitt ist kein mystischer Wahnsinn, sondern ein sinnvolles Hilfsmittel. Gerade wer sich mal mit graphischer Gestaltung beschäftigt hat weiss, dass es da einfach funktioniert.
Genau wie in der Grafik und der bildenen Kunst die "Sehgewohnheiten", so spielen in der Musik Hörgewohnheiten eine große Rolle, was hier schon jemand treffend mit musikalischer Sozialisation beschrieb. Das bedeutet aber auch, dass man beim hören schon anhand der Länge vom Intro oder der ersten Strophe eine gewisse Liedlänge erwartet. Also kann eine vernünftige Songdramaturgie durchaus schon beim ersten Hören des Songs positiv wirken. Genauso fällt einem ja oft beim ersten Hören eines neuen Songs auf, wenn ein Part zu lang ist.
Bei eigenen Songs würde ich mich nicht bewusst an den goldenen Schnitt halten, das wäre mir eingfach zu eng und konzeptionell gedacht. Dennoch kann ich mir gut vorstellen, dass da bei fertig arrangierten Songs dann Verhältnisse öfters mal ähnlich des goldenen Schnitts zu finden sind.
Grundsätzlich finde ich es sehr wichtig, bei der Komposition auf die richtige Dramaturgie und den Spannungsbogen eines Stückes zu achten. Gerade bei instrumentalen Sachen abseits der gängigen Popschemata ist das noch wichtiger. Eine technohymne muss auch genau zum richtigen Zeitpunkt nochmal einen Tick mehr abgehen.
Wem der goldene Schnitt beim Komponieren hilft, der soll den ruhig benutzen. Letztenendes kommt am ende eh nur das raus, was in einem drin ist. Selbst wenn man nicht analytisch/mathematisch rangeht, viel improvisiert und versucht nicht drüber nachzudenken: Die eigene musikalische Sozialisation lenkt einen doch immer wieder in ähnliche Bahnen.