Gedanken zum Formatieren von Songtexten

  • Ersteller mWermut
  • Erstellt am
..letztes Jahr, als ich meine Bewerbung an die Celler Schule abschicken wollte, hat eine Freundin die Texte nebeneinander gelegt..Mann, da hatte ich mich ganz schön von dieser und jener spontanen Idee antriggern lassen. Daraufhin hab ich dem ‚mal so, mal so‘ abgeschworen.

Wenn man die Texte aus der Hand gibt, weiß man ja nie welchen Weg sie nehmen (Verlage, diverse Künstler, Internet usw., oder auch nur die eigene Ablage). Da bietet sich eine gewisse Einheitlichkeit schon an. Für manche mag mag gar keine Hürde sein, weil ihr Format-Gen gut ausgebildet ist (Achtung Doppelsinn)..aber für mich schon..das war der Anstoß für die Frage.

..ich bin tendenziell eher der Typ, der gerne letzte handschriftliche Korrekturen vornimmt oder die neue Bridge hochkant am Rand ergänzt, bevor das Blatt aus dem Haus geht;-)

- am Rand den jeweiligen Songteil (Strophe, Bridge, Refrain, etc.) markieren
..find ich auch nicht schlecht. Macht jedenfalls eine Diskussion über den Text einfacher..

..nach dem Motto A: „Die Bridge ist mir zu schwammig“ B: „Äh, da ist gar keine Bridge! Meinst du Chorus 2?“

Viele Grüße, m
 
Für mich ist es ein spürbarer Unterschied, ob ich ausführenden Künstlern oder Lesern meinen Text präsentieren will.

Schreib ich Gedichte und will beim Leser den Eindruck von Mehrdeutigkeit hinterlassen, schreibe ich prinzipiell klein. Zum Beispiel beim Apokoinu.

Ganz anders gehe ich an Songtexte ran. Nehmen wir mal „Bellami“. Drucken würde ich so, um die Reime hervorzuheben:

Du hast Glück bei den Fraun, Bellami
Soviel Glück bei den Fraun Bellami
Bist nicht klug nur charmant
Bist nicht schön doch elegant
Bist kein Held
nur ein Mann der gefällt

Dieser bekannte Song aus den 20igern basiert mE auf einem „Kredikus“ (xXx) Sowohl den künftigen Komponisten als auch Sänger würde ich gern auf diese besondere Struktur hinweisen.

Du hast Glück, bei den Fraun, Bellami
Soviel Glück, bei den Fraun, Bellami
Bist nicht klug, nur charmant
Bist nicht schön, doch elegant
Bist kein Held , nur ein Mann, der gefällt

Und dann gibt es noch eine dritte Form: die des ursprünglichen Schreibens. Will ich mir bewusst machen, dass ich den Refrain als 2-Heber ( sehr interessante Form) schreiben will. Notiere ich das anfangs beispielsweise so:

Du hast Glück
bei den Fraun,
Bellami
Soviel Glück,
bei den Fraun,
Bellami
Bist nicht klug
nur charmant
Bist nicht schön
(doch) elegant
Bist kein Held
nur ein Mann
der gefällt

Diese verschiedenen Formen tauchen bei mir, je nach Bedarf, immer wieder auf.

Manchmal gibt es sogar eine 4. Form: der Text für die Sängerkabine. Wenn ich beispielsweise während der Aufnahmesession einen Text ändern muss. Dann formatiere ich ihn so, dass der Sänger ihn sofort gut lesen UND interpretieren kann. Kann sein, dass ich in diesem Text Schwerpunkt-Silben fett markiere. Oder kennzeichne.
 
Zuletzt bearbeitet:
Vielen Dank @artname,

Für mich ist es ein spürbarer Unterschied, ob ich ausführenden Künstlern oder Lesern meinen Text präsentieren will.
..in welcher Form würdest du einen Text bei einem Wettbewerb, Verlag, einer Band.. einreichen?

Meine Anfrage nach dem Format zielt nicht so sehr auf Unterstützung eines speziellen künstlerischen Inhalts, sondern eher auf formale Aspekte also die Erscheinung eines Textblatts.

Viele Grüße, m
 
mWermut schrieb:
Meine Anfrage nach dem Format zielt nicht so sehr auf Unterstützung eines speziellen künstlerischen Inhalts, sondern eher auf formale Aspekte also die Erscheinung eines Textblatts.

Um ehrlich zu sein, DAS überlasse ich immer dem Label oder Verlag. Ich experimentiere nur bis zur letzten Aufnahme, wenn ich Einfluss auf die verschiedenen Gewerke nehmen will und deren Gewohnheiten kenne.

Die Leserschaft ist zu vielfältig. Das überlasse ich den Öffentlichkeitsarbeitern. Die sind da erfahrener. Und so gesehen, habe ich schon unterschiedliche Formen meiner Texte gesehen. Aber da war der Tonträger schon auf dem Markt und meine Arbeit längst beendet. ;-)

EDIT:

Würde ich im Eigenverlag meine Texte veröffentlichen, müsste ich mir wohl professionelle Unterstützung in Anspruch nehmen. Ein Texter muss nicht automatisch Schriftdesigner sein. Auf die Schnelle kann ich nur sagen, dass mein Reimschema klar erkennbar sein müsste und ich sehr wichtige, atypische Betonungen sichtbar machen würde. Nicht penetrant, sondern nur hinreichend markiert. Eben Schrift-Design!
 
Zuletzt bearbeitet:
Hallo @artname,
EDIT:

Würde ich im Eigenverlag meine Texte veröffentlichen, müsste ich mir wohl professionelle Unterstützung in Anspruch nehmen.
..wäre doch aber schön:)

..ich hatte ein paar Punkte angesprochen..
..mal ein paar konkrete Punkte..
- Großschreibung immer am Zeilenanfang
- keine Satzzeichen am Zeilenende
..der Gegenentwurf wäre ein nur durch Zeilenumbrüche geteilter Fließtext

- normale Groß/Kleinschreibung? ..oder doch alles klein schreiben?
- Songteile durch Einrückung markieren? Oder doch lieber kursiv oder fett?
..einige haben schon was dazu geschrieben
- sind Auslassungszeichen sinnvoll oder optische Störfaktoren? Eher „wars“ oder „war’s“?
..dazu käme noch
- Strophen nummerieren? „Bridge“, „Chorus“ explizit vor den entsprechenden Textteil schreiben

..zur Groß- /Kleinschreibung hast du ja was geschrieben..

Viele Grüße, m
 
Zuletzt bearbeitet:
Groß-/Klein- Schreibung ist -ohne Gewichtung auf Ortho- oder moderne Typographie- schon wichtig oder wie soll ich ohne dich Sein?

Das Kolumbus-Ei stellt für mich die Einrückung oder der Einzug dar. Damit kann man Strophe, Bridge und Refrain ganz ohne zusätzliche Textzeichen deutlich machen.
 
Schöner Thread zu einem nicht unwichtigen Thema. Danke!

Rap-Texter entwickeln oft einen Wortschwall, der undurchsichtigeren Regeln folgt..
Wie kommst du denn darauf?
..OK, mir undurchsichtigen Regeln vielleicht..

[1. Strophe]
Es ist mal wieder so, ich hab keinen Plan und kein Schimmer
40 Grad in mei´m Zimmer, eindeutig Sommer, kein Winter!
Ich halt´s nicht aus, muss hier raus, häng mich in´s Wasser wie´n Schwimmer
leg mich in die Sonne - fühl mich entspannt so wie immer
blicke auf´s Wasser, das funkelt wie Glitter
-Blitzlichter wie bei einem Gewitter, spür die kühle Sommerbriese
Gänsehaut und ich zitter, zuhause auf meinem Zweisitzer
Gedanken gespitzt wie Graphit von einem Bleifstiftspitzer
Horizont verschwommen - Hitzeflimmern
relax zu dem Beat als wäre er von Dilla
Rap kommt so smoooooth, kein Tropfen Schweiss auf meinem Sweater
Bass drückt wie´s Wetter, Klangteppich beste Bazztlah Bretter
beschmückt mit Funke Rapper, bedient deine Geschmäcker
Sound cremig wie geschmolzner Cheddar
Reime kommen trocken und würzig wie Käsecracker
machen zusammen Mucke wie belgische Fritten fetter
"hmm lecker"

[Hook]
Funke der Funk Retter spuckt Feuer wie Bunsenbrenner
der Hitzerepresenter
überzeugend wie ein Unterhändler, grundverändernder
verbaler Wunderspender, "ja klar!"
"der Funke" verbreitet (sich) über den Funkesender
unverkennbar für jeden Kunstkenner
von Dachböden über Keller zu den letzten Hinterhöfen
40 Grad in alle Bundesländer

[Cuts & Scratches]

[2. Strophe] (Beat setzt aus und baut sich allmählich neu auf)
rissige Erde, verbranntes Gras, vertrocknete Blätter,
greller Schein gespiegelt über sämtliche Dächer
keine Wolke weit und breit, das Land bestimmt von Trockenheit
seh nur leere Becher, und ausgedörrte Gewässer
Erdrückendes Hitzewetter, Luft statisch wie Wellenbrecher
-du bekommst Sonnenbrand denn der Funke
-nicht nur fetter Relaxer, fresher Rapper
strahlt am Mic/{"brenne wie eine Sonne am Mic"} -ultra-vio-letter Flexer
--der Sprechgesangsverfechter grooovt
immer verlässlich wie ein schweizer Messer
benutzt Bleistift und Papier wie Kanister und Lunte
denn Pfadfinder Funke entfacht Feuer mit Leichtigkeit -Brandstifterkunde
(denn) es braucht nur (den) einen Moment, die eine Sekunde,
nur ein einziger Funke, dann brennt es wie Zunder
und das Land geht im orange-roten Meer
der Feuersbrunst unter

[Hook]
Funke der Funk Retter spuckt Feuer wie Bunsenbrenner
der Hitzerepresenter
überzeugend wie ein Unterhändler, grundverändernder
verbaler Wunderspender, "ja klar!"
"der Funke" verbreitet (sich) über den Funkesender
unverkennbar für jeden Kunstkenner
von Dachböden über Keller zu den letzten Hinterhöfen
40 Grad in alle Bundesländer

[Cuts & Scratches]

Viele Grüße, m
 
Das hat bei mir die meiste Zeit hindurch die wichtigste Rolle gespielt. Wie jeder Text individuell ist, drückt auch jede Schriftart etwas ganz Eigenes aus. Die richtige für den entsprechenden Text auszuwählen war immer eine Aufgabe, mit der ich einen Text abschloss.

Davon abgesehen habe ich für besonders lyrische Texte, Balladen, Liebeslieder etc oft lieber Kursiv-Schriften genommen, die die Weichheit unterstreichen.

Erst in den letzten beiden Jahren haben ich mich davon getrennt und drucke mir meine Texte zum abheften in einem einheitlichen Schriftbild (zentriert) in der selben Schriftart (Futura) aus.

Übrigens hat Prince, von dem ich ja etwas beeinflusst bin, in der Hinsicht nichts dem Zufall überlassen. Auf Purple Rain ist jeder Songtext in einer eigenen Schriftart dargestellt. Für spätere Alben hat er gerne auch ganz neue Schriften entwickelt (oder wahrscheinlich entwickeln lassen).
 
Turquoise schrieb:
Das (Schriftdesign) hat bei mir die meiste Zeit hindurch die wichtigste Rolle gespielt.

Du weist auf einen markanter Unterschied zwischen unserem Schaffen hin! Ich kann mir gut vorstellen, dass derartige Designvergleiche eine Menge interessanter Assoziationen wecken!

Ich frage mich heute auch, warum ich (im Zweifelsfall) sogar die Titelwahl den Produzenten überließ. Aber ich weiß andererseits, dass ich maximal mit dem Betexten ausgelastet war und bin.

Und genau hier erfüllt dieser Thread meine Erwartungen. Ich beispielsweise betone ja bei jeder Gelegenheit, wie wichtig mir das Sprachhandwerk ist, Andere wiederum verdeutlichen mir hier, dass bei ihnen die Form beim Design endet.,, dessen Kontrolle oder stimmige Mitgestaltung ich (vielleicht sträflich) vernachlässige, aber sofort verstehe und akzeptiere. Ein Zipfel Sensibilität, mit dem wir entsprechend sensibel umgehen sollten…
 
Zuletzt bearbeitet:
Andere wiederum verdeutlichen mir hier, dass bei ihnen die Form beim Design endet.
Das "endet" klingt hier ein bisschen nach, "nicht tiefer vordringen" - bis zum Sprachhandwerk bspw.

Mit "endet" meine ich den Prozess abschließt. Nur damit keine Missverständnisse aufkommen. Das Sprachhandwerk, wie Du es nennst, spielt auch bei mir selbstverständlich eine Rolle; ich rede da nur nicht so viel drüber sondern versuche in der Hinsicht den Text für sich sprechen zu lassen. Es macht für mich auch wenig Sinn, dieses Aspekt anderen gegenüber hervorzuheben. Ich möchte ja, dass ein Text in seiner Gesamtheit anspricht, wobei der Inhalt / das Thema - das weißt Du - mMn wichtiger ist.

Text und Schriftgestaltung mache ich nur für mich. Wenn ich einen Text jemandem zur Verfügung stellen würde, bekäme er ihn per Mail und müsste ihn sich selbst aufbereiten.
 
@Turquoise , ich habe dich ganz in o.g. Sinne verstanden. :)
 
Oh Gott, wieso taucht denn hier mein Text auf und dann noch als Beispiel für: wie Rapper Texten!? :roll:
Ich würde das jetzt nicht als sonderlich aussagekraftig ansehen. Als unerfahrener Textschreiber hab ich mir bisher kaum Gedanken bezüglich der Formatierung gemacht. Da hab ich mit ganz anderen Sachen zu tun...
Also eher ein schlecht gewähltes Beispiel...
 
Oh Gott, wieso taucht denn hier mein Text auf und dann noch als Beispiel für: wie Rapper Texten!? :roll:
Ich würde das jetzt nicht als sonderlich aussagekraftig ansehen. Als unerfahrener Textschreiber hab ich mir bisher kaum Gedanken bezüglich der Formatierung gemacht. Da hab ich mit ganz anderen Sachen zu tun...
Also eher ein schlecht gewähltes Beispiel...
Sei doch froh. Endlich mal ein einem richtig relevanten Kontext ;)
 
Hi @DHG,

vielen Dank für deine Reaktion..ich finde deinen Text an dieser Stelle schon passend und habe Respekt vor deinem Umgang mit Worten..

..ich bin so vorgegangen, das ich im Songtexte-Forum nach 'Rap' gesucht habe und dein Text war der oberste Treffer..

..mir erscheint der Text auch ähnlich formatiert, wie es im Thread von anderen beschrieben wurde..

..durch die langen Zeilen, die Binnenreime und die vielzeiligen Songabschnitte hat man vielleicht zusätzliche Herausforderungen..

..da ist die Benennung der Abschnitte sicher eine gute Sache..

..interessant ist auch, dass du "wörtliche Rede" markierst..ich versteh das als Hinweis auf einen zweiten Sprecher oder auf eine veränderte Stimme..

..ich kann mich erinnern, dass ich nur ein paar
Leerzeilen eingefügt hatte und dann gut zurechtgekommen bin..

Viele Grüße, m
 
Das in dem Beispiel ist halt nur Absatzformatierung, auch, weil es im Forum aufwendiger sein kann ggf. mehr zu formatieren.

Als Standard 16 Zeilen pro Strophe überwiegend im 4/4-Takt, eine Zeile vier Taktschläge. Überzieht man eine Zeile für einen nachhängenden Reim, hängt man z.B. die zusätzlichen Taktschläge mit dran und zieht die in der nachfolgenden Zeile ab, aber da gibt es unterschiedliche Ansätze. Sieht man bei DHG gut.

Ich habe da einen doppelten Zeilenabstand und füge die Taktschläge direkt unter die entsprechenden Silben mit rein (teils mit 1 u. u. 2 u. u. etc.). So behalte ich den Flow, die Pausen im Kopf.

Manche Rapper haben eine regelrechte Tabulatur im Text. Andere schreiben nur, um die Worte nicht zu vergessen und recorden sehr zeitnah den Flow.
 
Zuletzt bearbeitet:
Manche Rapper haben eine regelrechte Tabulatur im Text.
.kann ich mir, ehrlich gesagt nicht so recht vorstellen..hast du eine Beispiel?

Viele Grüße, m

mWermut, der's gut, hat mehr Blut als ich Erbgut | (Yeah!)

Zwischen fo(r)ma^tieren und o(r)na^nieren frag ich: <off>"Willst du mehr, Dude?"</off>

(P) <in Kick-Rhythmus>Digga, kein Pro--blem</>

Ennui zeigt's gleich •jetzt• den •Text•-Koryphäen |
u 1 u 2 u 3 4

(Am Smartphone geschrieben, kann die Formatierung zerhaut haben; gibt diverse weitere Symbole, z.B. mit Punkt über oder unter einem Buchstaben um Diverses zu markieren, z.B. Emphase, Intensität etc.)


 
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So langsam fließen da bei mir auch Gedanken ein wie die Formatierung besser/hilfreicher wird

Ja “ ist ein 2 Sprecher bzw. Sind das Cuts, also Textschnipsel aus anderen Songs die an entsprechender Stelle eingefügt werden sollen.
Dann nutze ich - um Pausen zu markieren bzw mir den flow zu verdeutlichen. Je mehr Striche je länger die Pause. Aber das erscheint mir noch nicht so optimal.
Bei meinem aktuellen Text an dem ich arbeite habe ich auch mitbekommen das es andersherum hilfreich wäre auch schnellere (Doubletime) Passagen entsprechend zu markieren. Manchmal ist es nämlich gar nicht so einfach den richtigen Moment zu finden an dem man das Wort aussprechen sollte, insbesondere wenn die Geschwindigkeit öfter variiert. Das dann noch schriftlich festzuhalten ist mir bisher noch nicht so richtig gut gelungen. Es läuft dann mehr auf auswendig lernen des flows hinaus.

Generell kann ich mir aber schon vorstellen das es schwer ist als Aussenstehender da durchzublicken. Das ist vor allem auch dem Telefon geschuldet auf dem ich schreibe. Da fällt eine übersichtliche Formatierung schwer weil der Bildschirm begrenzt ist.
 
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