Fingerpicks - Tipps und Hilfe für Wurstfinger

[SNAFU]

IN den Beispielen geht es immer um Stahlsaiten ... [...]

Nö, eigentlich nicht
s. Post zu Peter Finger, bzw. mein eigener: ich suche diese Lösung explizit für eine Akustik(Konzert-)Gitarre.

Gerade die Nylonsaiten klingen bei meiner Spielweise sehr dumpf (spiele sie mit den Fingerkuppen). Nicht, dass das prinzipiell schlecht klingt, das will ich damit nicht sagen. Aber:
- mit den Fingernägeln oder eben den Fingerpicks klingen die Saiten brillanter
- die Saiten klingen lauter

Gerade bei Aufnahmen war mir das immer ein Dorn im Auge, wenn der Sound einer an sich schönen Konzertgitarre so mumpfelig klingt. Ich mag den attack- und höhenreicheren Sound den man mit Fingernägeln oder Picks hinbekommt einfach mehr.

Wie ich schon weiter oben schrieb: das Spielgefühl selbst fand ich gar nicht so befremdlich. Klar, dass man sich erst eingewöhnen muss, aber IMHO ist es kein Tag/Nacht-Vergleich.

 

[ranzman]

in deim Startpost steht nur Akustik und nix von Nylon, und sowohl Meister Finger als auch der andere spielen Stahlsaiten.
Aber egal. Schreib mal, wie du die Frage gelöst hast.

 

[raketenmann]

Also traditionell für Bluegrass usw. würdest du die Picks umgekehrt montieren. Das ist aber eher ewas für mehr Lautstärke, schnellers Spiel und metallischen Sound. Das Feel und die Kontrolle, die du mit Fingern und Nägeln hast, kriegst du so nicht hin, das ist nicht möglich. So wie du die Picks montiert hast kannst du natürlich auch ausprobieren, aber ist wohl eher exotisch, das macht sonst wohl kein Mensch so...

Da ich selbst Banjo spiele kann ich dir wirklich empehlen die Picks aus Metall zu kaufen. Diese kannst du biegen und machen, bis sie an deine Finger passen. Dann am besten irgendwie einritzen, welches Pick für welchen Finger, dann passt das immer wie angegossen. Bei Bluegrass ist der verbreitete Standard am Daumen ein Kunststoffpick und an den Fingern ein Metallpick.

 

[Sascha Franck]

- ich lasse die Picks relativ knapp über die Fingerkuppe ragen (keine Krallen also); die Fingerkuppen selbst berühren also die Saiten gerade nicht

Äh, Moment mal - willst du etwa sagen, dass du die so aufsetzt, dass das eigentlich Pick auf der Oberseite, also über dem Nagel ist? Das ist dann ganz und gar nicht die Art, wie man typische Fingerpicks benutzt (Ausnahmen sind die weiter oben bereits erwähnten aLaska Picks), die verdecken von unten die Kuppe komplett.

 

[Sascha Franck]

Im Übrigen: Auf einer Nylon-Gitarre würde ich persönlich nicht mit Fingerpicks spielen wollen (ich spiele da allerdings gerne Pick&Fingers). Und ich leide unter ähnlichen Problemen, meine Nägel sind nicht besonders belastbar, abgesehen davon setzen die ziemlich weit hinten an - bzw. lösen die sich sehr weit hinten von der Kuppe, so dass ich für einen "Nagelüberstand" immer bereits ein paar Millimeter mehr brauche als recht viele andere Leute. Mit anderen Worten: Eine sehr ungünstige Kombination.
Ich habe dann auch mal die aLaska Picks ausprobiert, da fand ich das Gefühl einfach total schlimm, auch wenn es sich irgendwie gar nicht schlecht spielen ließ.

Auch hatte ich mal Kunstnägel drauf (so richtig professionelle aus dem Nagelstudio), die sich aber leider, wenn man auch ansonsten mal mit den Händen gut zupacken muss, gerne am Nagelbett leicht ablösen - das kann man zwar auffüllen oder auffüllen lassen, aber wenn man wie ich Pech hat, ist vorher schon schön Kettensiff vom Fahrradbasteln darunter gelaufen und die Nägel sehen aus, als würden sie gerade abfaulen. Sehr schade, denn an sich war das Gefühl total geil. Vielleicht sollte ich es mal wieder probieren, ist einige Jahre her, die Technik ist ja heute sehr fortgeschritten. Ganz klarer Nachteil ist allerdings, dass der natürliche Nagel unter der Prozedur massiv leidet, der wird extrem dünn, so komplett unter Luftabschluss. Will man danach wieder auf die eigenen Nägel umsteigen, muss man also ein paar Wochen (oder eher Monate) warten, bis die Sache vom Nagelbett durchgewachsen ist.

So, nun kommt aber trotzdem mein Geheimtipp. Ich habe wirklich viele Sachen durchprobiert, inkl. Gelatine im Kaffee (örghs, wenn der kalt wird, haste Mokkawackelpudding, außerdem ist Gelatine eh nicht geil...), Kieselerde und was auch immer. Und vor ein paar Jahren habe ich von einem klassischen Gitarristen den Tipp bekommen: Micro Cell Nail Repair 2000. Jahaha, 2000, nix 2021 oder so. Das Zeug ist eine Mischung aus dezentem Auftragsschutz und irgendetwas, das eindringt und tatsächlich die Struktur festigt. Muss man am Anfang alle paar Tage nachpinseln, irgendwann später reicht dann einmal pro 1-2 Wochen. Und so'n Fläschchen für irgendwas um die €13 hält wirklich lange. Und es scheint zu funktionieren. Gerade wenn die Nägel länger einem feuchten Milieu ausgesetzt sind (ich schwimme viel und im Sommer war ich auch mit dem Standup-Paddler meist sitzend unterwegs, da sind die Hände fast immer feucht), nehmen die deutlich weniger Schaden.
Würde ich echt mal probieren. Ich wollte der Chemiekeule auch lieber nicht trauen, aber der Krempel hat mich echt überzeugt.

Und man muss feilen. Feilen. FEILEN. F.E.I.L.E.N.! Immer. Es darf keine Situation ohne Notnagelfeile geben (ich hab' wirklich überall welche verteilt, selbst im Portemonnaie so'ne kleine Pappfeile, die ich etwas feiner geraspelt habe).

Ansonsten: Vielleicht doch mal Kuppenanschlag versuchen. Der Streit über Kuppe vs. Nagel ist ja eigentlich so alt wie das Instrument selber.
Hier ein kleiner Abriss:

Tabazar - Geschichte der Gitarre

Geschichte der Gitarre

www.tabazar.de

 

[Sascha Franck]

Achso, selbst einer der Wegbereiter der klassischen Gitarre, Francisco Tárrega, musste anscheinend aufgrund einer Nagelbettentzündung auf Kuppe umsteigen, seine Schüler haben das dann quasi zum Klangideal erhoben, was eben zu regelrechten Grabenkämpfen mit den Naglern führte.