Feedback zum Mix gesucht: I'm Alright

[stoman]

Ich war heute Mittag zu 99% mit meinem Mix zufrieden.

Das geht mir nach fast jedem Mix so. Am nächsten Tag sehe ich es meist etwas realistischer.

Allerdings sollten die notwendigen Anpassungen sich auch dann in sehr überschaubarem Rahmen halten, sonst hat man das gesamte Konzept falsch aufgezogen und fängt am besten von vorn an.

Wie stehst Du denn heute, mit ausgeruhten Ohren, zu Deinem gestrigen Mix?

Und nebenbei hat M4d3rain recht: ein Mix in zwei Stunden ist kein Mix und endet dementsprechend...

Wer in maximal ein bis zwei Stunden (reine Mischzeit!) nicht imstande ist, einen funktionierenden Rohmix hinzulegen, wird es auch in vier, sechs oder acht Stunden nicht schaffen. Ein gut aufgenommenes und arrangiertes Lied funktioniert bereits ohne Anpassung im Mixer gut genug, um ein Konzept zu entwickeln. Dieses Konzept in den Rohmix umzusetzen DARF nicht länger als 30 - 120 Minuten dauern, sonst verliert man den Fokus und verrennt sich hoffnungslos.

Das ist auch der Knackpunkt: Anfänger legen i.d.R. einfach los, ziehen an Fadern, hauen sich Plug-Ins in die Kanäle und haben überhaupt keine Idee, wo sie eigentlich hin wollen. Die werden auch in drei Wochen nicht zum Ziel kommen, weil sie keines haben.

Das Finetuning kann, je nach Lied, etwas länger dauern, aber das ist nur das Sahnehäubchen. Der Kuchen muss auch ohne diese Beigabe bereits gut schmecken, sonst geht's ohnehin schief.

Schöne Grüße,
Steffen

 

[LordOfMixing]

Wer in maximal ein bis zwei Stunden (reine Mischzeit!) nicht imstande ist, einen funktionierenden Rohmix hinzulegen, wird es auch in vier, sechs oder acht Stunden nicht schaffen.

Wie kommst du nun auf Rohmix

Darum ging es:

Naja 2 Stunden ist für einen guten Mix mit vielen Spuren schon arg wenig...

Ein veröffentlichbarer Song braucht meiner Meinung nach mit Feintuning und Automationen mindestens 6 Stunden.
Bei analogem Mixing meistens noch mehr...

Und er hat ja recht...er redete nich von einem Roughmix. Ich habe diese Meinung nur bestätigen wollen und nicht deine als falsch anpreisen wollen. Du redest von einem Roughmix ohne der "Drecksarbeit". Das ist was anderes, nicht falsch verstehen.

Und mit Automation ist man auch lange genug beschäftigt und wenn man diese Weg lässt, dann hört sich ein Mix auch so an: halbfertig.

Hier in der Mischmaschine gibt es sowieso nur Roughmixe mit Aussagen wie:

"Hatte nur Kopfhörer an", "mal auf die schnelle", "mal nebenbei noch einen Mix gemacht", "Katze war beim Friseur und ich habe derweil auf der Wartebank mit Laptop gemischt"

Daran sollten wir uns aber echt nicht gewöhnen. Ich habe schon lange nicht mehr mitgemacht, weil ich keine halben Dinger mehr abliefern möchte und Mattghenhorn will es wohl auch nicht wie mir scheint.

@ Matthgenhorn

Wie ziehst du deinen Mix den auf? Womit fangst du an? EQ? Kompression? Panning? Raum?

Wäre interessant zu wissen.

 

[Matthgenhorn]

LordOfMixing, du schreibst:

Du machst meiner Meinung einen Fehler:

Du hörst wie viele andere nicht genau hin beim Mischen.

Wenn du den EQ einstellst dann musst du darauf achten was im Kontext zu den anderen Spuren passiert, das gleiche gilt für den Compressor.

Kannst du etwas konkreter werden? Ich verstehe nicht, wie du das meinst. Eigentlich habe ich versucht, im Kontext zu den anderen Spuren zu mischen.

Dein Lied hat soviel Dynamik das es einfach nicht stabil ist. Einige Regeln die man tausend mal sagen kann und nicht befolgt werden:

Je mehr Spuren und Noten desto mehr Kompression.

Je weniger Spuren desto lauter der Bass um die ganzen Löcher zu füllen.

Dein Mix hat zuwenig Kompression und zuviele Löcher. Das gewisse Glue fehlt.
Dann klingt der ganze Mix "matt". Keine Spur hebt sich im Höhenbrereich wirklich ab...dreidimensional klingt anders.

Ok, ich gebe zu, dass ich wenig komprimiert habe, aber Löcher sind mir jetzt nicht aufgefallen. Was genau meinst du mit Löcher? Ist das auf das Komprimieren bezogen, oder auf das EQing? Wenn mein Mix „matt“ klingt, meinst du damit ich sollte bei einigen Spuren mit dem EQ die Höhen etwas anheben? Kannst du da etwas Konkreter werden?

Wie stehst Du denn heute, mit ausgeruhten Ohren, zu Deinem gestrigen Mix?

Ich habe mir gerade noch einmal meinen Mix angehört und mit einigen Dingen bin ich nicht mehr 100%ig zufrieden. Zum Beispiel das lange Ping-Pong Delay. Wie du es schon angesprochen hast, das funktioniert an einigen Stellen nicht gut. Da werde ich noch mal eine anderes Delay ausprobieren. Auch einige stellen im Mix fühlen sich „hart“ oder „spitz“ an und stechen heraus. Ich glaube, das liegt an den Becken von dem Schlagzeug. Vielleicht muss ich dort mehr komprimieren, wie es LordOfMixing schon erwähnt hat. Bei genaueren Hinhören ist mir die E-Gitarre auf der rechten Seite doch zu trocken. Die fügt sich nicht so richtig in den Mix ein. Da werde ich mal einen Hall ausprobieren.

Wie ziehst du deinen Mix den auf? Womit fangst du an? EQ? Kompression? Panning? Raum?

Wäre interessant zu wissen.

Am Anfang eines Mixing-Projekts mache ich meine Mixvorbereitung. Wenn ich das gemacht habe, dann steht bei mir der Rohmix. Das heißt, der „Müll“ wurde beseitigt, Lautstärke und Panning stehen grob und die Intention, wo der Mix hingehen soll, ist zu erkennen. Danach geht es an das eigentliche Mixen. Da gehe ich momentan schrittweise vor. Zuerst kümmere ich mich um die Dynamik. Ich achte darauf, dass immer alles zu hören ist und nichts zu sehr heraussticht. Aber ich achte auch darauf, die Signale nicht zu sehr unnatürlich klingend platt zu bügeln, weil ich der Meinung bin, dass das die Lebendigkeit und die Power des Mixes zerstört. Es fällt mir aber noch schwer, da einen guten Mittelweg beim Komprimieren zu finden. Dann kümmere ich mich um das EQing. Da schaue ich, dass jedes Signal seinen Platz im Frequenzspektrum hat und gut in die Tiefe platziert wird. Zum Schluss kümmere ich mich um die Effekte wie Hall, Delay, usw.

 

[LordOfMixing]

@mattgenhorn

Was ich mit Löcher meine sind die Stellen wo nichts ist. Eine Snare spielt ja nicht pausenlos sondern nur alle 2 Schläge. Zwischen den Schlägen sind Löcher, leere.

Nun übertrage das auf einen Mix. In deinem Mix sind viele kleine Löcher so das man eben nicht das Gefühl von einem vollem Mix hat. Auf deutsch: dein Mix ist zu dynamisch aufgrund zu zaghafter Kompression bei den Einzelspuren.

Wenn man dann auch wenig Spuren hat, dann sollte der Bass unten herum zu machen, so das keine "Löcher" entstehen. Du verstehst was ich meine?

Früher hatten wie Bandrauschen das irgendwie diese Löcher gefüllt hat (zu einem gewissen Teil).
Heute wo alles sauberer ist muss man einfach mehr darauf achten.

In deinem Fall würde es heissen: mehr Kompression und den Bass voller gestalten.

Dein Mix ist nicht schlecht, nicht falsch verstehen, er könnte aber besser sein. Mit matt meine ich das dieser wenig Tiefe hat.

Alle Spuren sind irgendwie auf gleicher Ebene. Manche Spuren mit einem High Shelf etwas nachhelfen würde schon mal etwas nach hinten und etwas nach vorne holen.
Tiefe erzeugt man nicht nur mit Hall, Delay.

Beim EQ hast du eben nicht genug darauf geachtet wo du die Spur im Raum platzieren tust. Du hast nur auf ein hamonisches Bild zu den anderen Spuren geachtet. Ja, vom Frequenz passen die miteinander, aber im Raum sind alle gleichberechtigt und das sollten sie nicht sein.
Eine Spur muss mehr Höhen haben um eine andere nach hinten zu verschieben oder eben lauter sein.
Da du aber mit der Dynamik angefangen hast (löblich!) und alle Pegeln stimmen, erreichst du den letzten Schliff eben mit dem EQ, insbesondere mit dem High Shelf.

Dann solltest du dir über Plugins von dieser Sorte mal Gedanken machen:

Sonnox Inflator & TransMod
Waves MaxxBass & LoAir
Multiband-Kompressor
Nomad Factory Cosmos
Kush Audio UBK1

Hast du solche Plugins im Einsatz? Eher nicht oder?

Man muss nicht alle besitzen, aber ein zwei wären jedem Mix dienlicher wie der 5. EQ.

Hier noch ein kleiner Nachtrag:

Ich habe mir die Spuren mal runtergeladen und versucht deine Schwachstellen etwas übertrieben darzustellen.

In diesem Mix sind weder EQ noch Hall enthalten. Man hört aber gut wie der etwas mächtige Bass alle Löcher stopft. Hier hat MaxxBass nachgeholfen:

Hier der Mix nun mit Hall. Man kann gut hören das z.B. die Solo Gitarre hinter den Vocals liegt:

Und hier mit EQ und Hall. Der EQ mit High Shelfs macht die Tiefe noch mal grösser:

Ist jetzt etwas leicht übertrieben gemischt, aber hören und lesen sind zwei Welten.