Bei mir kommt oft erst Hardware. Aktuell schiebe ich vocals durch zwei API Geräte und anschließend in den Overstayer MAS.
Danach kommt melodyne. Ggf soothe. Aber s Laute mache ich immer mehr mit melodyne.
Dann nehme ich meistens Hall und Delay Plugins Parallel von Soundtoys und den Seventh Heaven.
Bei sowas wichtigem wie vocals nutzen die meisten Mischer und Studios gerne HW. Oft ist es La2A, 1176, Rupert Neve Channel Strip oder der Tube Tech etc.
Ich vermute mal das hat irgendeinen Grund. Natürlich sind Plugins in diesem Forum weitaus lieber genommen da günstiger und klimaneutral
Vermutlich hört man Unterschiede im Endmix nicht mehr. Aber allein fürs einsingen schon den comp zu nutzen hilft ggf einer guten Performance…
dem möchte ich zumindest zur hälfte absolut zustimmen! eine gute, smoothe kompression während der aufnahme (für meinen geschmack am liebsten opto, weil so unkritisch und vergebend und doch so verblüffend effektiv) ist super wichtig. das macht was mit dem performer, was mehr wert ist als alles andere processing dieser welt zusammengenommen. ein vocalist, dem man ein nicht irgendwie bisschen pegelgezähmtes signal auf den kopfhörer gibt, wird unterbewusst selber seine dynamik in zaum halten - zu deutsch: er wird sich einschränken. das will man nicht.
und dieser arbeitsschritt ist für mich klanglich auch immer noch nicht digital zu ersetzen.
nicht, weil digital prinzipiell nicht so klingen könnte (kann es) - sondern weil digital, damit es gut klingt, sehr sorgfältig eingestellt werden möchte. klingt der UAD la2a in seinem sweet spot ähnlich gut wie die hardware? für meine ohren ja.
ist besagter sweet spot genauso breit? für meine ohren absolutes nein. in dem moment, wo man sich von dem goldenen 3-5db reduktionsbereich beim la2a entfernt, klappen digital und analog dann doch wieder auseinander.
und beim tracking habe ich eben ein deutlich weniger berechenbares signal. bis ich da alle digitalen tools genau am sweet spot hab, hat die sängerin längst ihre besten takes (meistens ja die allerersten) hinter sich. hingegen, signal durch ne voxbox schubsen, optocomp, pultec und deckelungscomp auf "passt schon" stellen und los gehts? unbezahlbar.
allerdings: eine zweite analoge strecke während dem mixdown brauche ich dann für dieses signal definitiv nicht mehr. nicht nur ist es oft dann bisschen zuviel des guten - das gute an besonders guter analoger hardware ist ja auch, dass sie selbst mit kräftigen einstellungen nicht processed klingt, man also ohne grosse sorge sehr viel sounddesign sofort "printen" kann.
für alles weitere sind mir die digitalen varianten dann tatsächlich klanglich fast lieber, nochmal DA/AD und analoges processing hat für mich da manchmal was von "jetzt isses aber zuviel sojasosse"
und tausendmal praxisgerechter ist es sowieso - im heutigen total-recall-zeitalter, wo es usus ist dass der kunde sich nochmal eine detailänderung hier und zwei detailänderungen da wünschen darf, explodiert der aufwand da sonst einfach zu schnell für meine gute laune. mix wieder auflegen und analoge settings matchen sind für meinen geschmack eine zu grosse fehlerquelle (was hab ich das früher in vollanalogen zeiten gehasst...) - hingegen, jeden analogen signalweg bei jedem mixvorgang printen ein scheiss aufwand, und eine beschränkung der flexibilität die klanglich eben auch wieder was kostet. und: was ist, wenn der kunde sagt "bitte doch einen tick weniger compressor auf der vocal"? spätestens dann war auch der ganze print aufwand für den allerwertesten und ich darf schauen, erstmal das vorige setting möglichst exakt zu matchen, um es dann minimal nach unten zu korrigieren. und nebenbei im auge behalten, dass solche nachbesserungen die lautstärke der leadvocal beeinflussen, also mal kurz die sensibelste, wichtigste pegelbalance von allen.
nee nee nee
also da muss ich klar sagen: lieber printe ich eine hinreichende menge an analog mojo direkt bei der aufnahme, und geniesse danach die präzise kontrolle und den unfehlbaren recall ohne aufwand. zumal es ja nun beileibe nicht so ist, dass digitale tools *überhaupt* kein analoges mojo drauf hätten - wenn man denn kontrolliert ihren sweet spot anpeilen kann, geht da richtig was.
man könnte da argumentieren, ok, aber der mojo unterschied bei einem komplett unbearbeiteten signal ("bügel mir diese vollkommen unkomprimierte vocal glatt") ist trotzdem noch gross genug, um zumindest soliert in einem blindtest erkennbar zu sein. mag sein. aaaaaber: ein signal mit bereits kräftig eingebackenem analog-mojo, bei dem es nur noch um leichten feinschliff ("diese schon ordentlich gebügelte vocal hätte gerne noch ein bisschen zusätzliches needle-kissing") geht? da fällt aber sowas von sicher jeder durch jeden blindtest. und zwar sowohl im mixkontext als auch solo.
davon bin zumindest ich nach vielen jahren praxisvergleich ziemlich fest überzeugt
www.buymeacoffee.com
