Hallo,
Ich habe mir neulich das Production Bundle gegönnt. Eigentlich wollte ich nur Ozone 7 haben, aber durch die Aktion war das Bundle sogar für mich günstiger als Ozone 7 allein.
Da zwei Bandmitglieder der Band die ich heute aufnehmen sollte die Scheißeritis haben, sitze ich hier nun gelangweilt rum und dachte mir, dass ich ja ein kleines Review schreiben könnte. Hier also mal meine Erfahrungen:
Allgemein: Hervorzuheben ist die tolle Undo Funktion. Jeder Bearbeitungsschritt wird gespeichert und so kann man auch spät im Mix noch zu frühen Versionen zurückkehren. Dazu kann man die Versionen in 4 verschiedenen Sets abspeichern und zwischen den Sets einfach AB mäßig umschalten. Das macht es extrem leicht zwischen Versionen oder Mixvarianten zu vergleichen. Klasse Feature.
Alle Plugins besitzen einen globalen Mixregler. Damit lassen sich vor allem mit den Comps Parallelbearbeitungen effektiv durchführen.
GUI ist geschmackssache. Das Farbschema ist nicht so meins, aber naja. Hat man sich mit dem Design vertraut gemacht ist die Übersichtlichkeit sehr gut. Schnelles arbeiten ist leicht möglich.
Track assistant: Ist lustig. Ich mag lustige Sachen
. Es macht Spaß den Track assistant anzuschmeißen und sich darüber zu beömmeln wie er das Signal verhunzt
. Nein, im Ernst es kommt immer drauf an. Manchmal macht er nur Shice und manchmal kommen wirklich tolle Einstellungen heraus die direkt super passen. Es ist wichtig den TA an der richtigen Stelle zuhören zu lassen und auch mit den drei Charakterstufen herumzuspielen. Ich werde den Assistent aber, wenn überhautpt, nur zwischendurch
spaßeshalber anwerfen und fürs normale Arbeiten weiterhin selber mischen. Dafür ist der TA einfach nicht verlässlich genug und frisst im Regelfall nur Zeit.
EQ: Meiner Meinung nach das Prunkstück von Neutron. Zunächst einmal macht der EQ genau das was gefühlte 1.274.293 andere EQs auch machen. Er ist sauber programmiert und equalized dein Signal in neutraler Weise und ohne besondere Färbung. Was ihn ausmacht sind die Einstellmöglichkeiten.
Es gibt HP und TP in verschiedenen Flankensteilheiten, zwei Shelfs die in drei Typen einstellbar sind und 8 vollparametrische Bänder. Toll ist, dass man die Bänder zwischen proportional und Bandshelf umschalten kann.
Der EQ kann sowohl musikalisches soundshaping als auch sehr chirurgisch eingreifen. Das Highlight ist, dass man die Bänder auch in den dynamischen Modus schalten kann.
Mittlerweile ertappe ich mich beim Arbeiten mit anderen EQs, dass ich mir wünschte hier das Band dynamisch betreiben zu wollen. Was mir allerdings fehlt sind Regler für Attack und vor allem für Release. Die Werkseinstellungen sind jedoch so vernünftig eingestellt, dass es meistens passt. Aber halt nicht immer.
Der Neutron EQ kann einfach alles was ich mir von einem EQ erwarte, hat ausreichend Bänder und besitzt durch seine Einstellmöglichkeiten hohe Variabilität.
Nur fürs Sweetening braucht man noch seine Spezialisten.
Die Masking Funktion benutze ich in der Realität kaum und brauche ich auch eigentlich nicht, aber sie funktioniert im Grunde wirklich toll. Es geht vor allem sehr schnell und behindert den Workflow nicht. Wenn die Öhrchen schon müde sind, sicherlich ein nützliches Tool.
Compressor: Ähnlich wie der EQ einfach ein sehr gutes Workhorse. Die klassischen Einstellmöglichkeiten sind alle da. Für mich vor allem wichtig, dass es einen Kneeregler gibt. Den Kompressor kann man in bis zu drei Bändern betreiben. Sehr cool ist der Learn Button. Neutron analysiert das Signal und teilt die Bänder dementsprechend nach den optimalen Übergangspunkten auf. Das funktioniert bei mir hervorragend und ich mache meist nur kleine Anpassungen.
Dazu gibt es die Detektions-Modi RMS, Peak und True. Außerdem kann man Filter so einstellen, dass nur ein bestimmter Frequenzbereich zur Detektion benutzt werden soll. Mit diesen Möglichkeiten kann ich den Kompressor sehr schnell dazu bringen das zu tun was ich will. Ein schönes Arbeitsgerät.
Den Kompressor kann man außerdem noch in einem Vintagemodus betreiben. Hier wurde nach der Anleitung wohl ein analoges Gerät emuliert. Wie das Gerät genau regelt steht leider nicht in der Anleitung, sondern nur: nicht-lineare Release.
Für derartige Anwendungen habe ich aber bereits meine Pappenheimer und daher habe ich mich nicht viel mit dem Vintage Modus befasst. Allerdings zum Beispiel ein Vocal zu smashen und dann über den Mixregler parallel beimischen funktioniert ausgezeichnet und schnell.
Exciter: Ähnlich wie beim Vintagecomp bin ich in Punkto Sättigung bereits ausreichend versorgt. Bei Excitern muss man sich zudem erst einmal reinhören wie diese klingen und dazu hatte ich bisher keine Lust bzw. Zeit. Nach ein paar kurzen Tests scheint das Ding aber ganz vernünftig zu sein.
Das Tape schleift das Signal schön ab, Tube bringt die typischen harmonischen Verzerrungen ins Spiel und die Modi warm und Retro haben ebenfalls schöne Klangfarben. Interessant ist die Möglichkeit dem Signal auch einen Mix aus z.B. Tape und Tube beizugeben. Auch die Möglichkeit verschiedene Bänder zu nutzen ist toll. Das klingt ganz hervorragend da die unterschiedlichen Frequenzbereiche meist bestimmte Sättigungsarten bevorzugen.
Vielleicht kann ja noch jemand Anderes etwas hierzu schreiben der sich mehr mit dem Exciter beschäftigt hat.
Transient Shaper: Zu meiner Schande benutze ich beim Mixen Transient Shaper nicht sehr häufig. Ich kenne daher den Klang verschiedener Plugins auch nur mäßig. Der Neutron Transient Shaper besitzt aber schöne Einstellmöglichkeiten und klingt sehr natürlich. Ich konnte hier in den wenigen Einsätzen meinen Wunschklang sehr schnell erreichen. Auch hier ist der Betrieb im Multibandmodus möglich.
Limiter: Der Limiter ist einfach klasse. Klingt sehr transparent, es gibt verschiedene Algorithmen und Modi aus denen man auswählen kann. Er hat bisher noch komplett ohne murren und zicken alles gemacht was ich haben wollte. Einfach mal mit rumspielen, das Teil ist super.
Neutrino: Joa, ähm. Da weiß ich ehrlich gesagt gar nicht so genau was das ist. Ich habe es immer auf "clean" und hoffe damit, dass das Teil aus ist
. Vielleicht entgeht mir hier auch ein ganz tolles Feature, ich weiß es nicht...
Fazit: In Neutron ist nix wirklich bahnbrechendes dabei. Allerdings haben es die Jungs von Ozone geschafft tolle Plugins in einem Channelstrip zu vereinen und das richtige Maß aus
Übersichtlichkeit und Features gefunden. Das Ding ist ein tolles Arbeitsgerät geworden welches für die grundsätzliche Audiobearbeitung bestens geeignet ist.
Hätte es das Production Bundle Angebot nicht gegeben hätte ich aber wohl nicht zugeschlagen da ich bereits eine schöne Kette für meine Standardbearbeitungen habe.
Die große Stärke von Neutron sehe ich im Workflow und in der Schnelligkeit. Es ist unter einem Dach einfach alles da was man zum grundsätzlichen Mixen braucht und man kann sehr leicht Mixe erstellen wenn die Zeit mal knapp ist.
Das Konzept mit den globalen Funktionen wie Mixregler oder der phantastischen Undo-Funktion ist sehr gut durchdacht. Der EQ ist mein persönliches Highlight und hat Potential zu meinem Standard-EQ zu werden. Er besitzt einfach die für mich perfekten Möglichkeiten an Einstellungen und ist trotzdem übersichtlich.
Track Assistant und Masking sind in meinen Augen nur interessante Features, ohne größere Bedeutung für reale Mixsituationen.
Grüße
