Eigenrauschen Röhrenmikrofon

TonyR

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Hallo an alle,

ich wollte gerne von euch wissen wie stark ein Röhren Mic rauschen sollte, sprich was ist noch normal und was ist zu viel. Ich denke, dass ist gar nicht so leicht zu beantworten, da ich nicht weiss wie man sowas mal einfach messen sollte.

Ich habe bei mir mal folgenden Versuch gemacht.

Fireface 400 Mic Verstärkung bei 40
Dann mit Pro Tools aufgenommen und gesehen dass das Rauschen so bei um -41dBfs liegt.

Ich halte das für etwas viel aber vielleicht ist es auch normal.

Gruß
Tony
 
Mikro-Verstärkung über XLR ist beim Fireface bezogen auf +10dBu, mit 40dB Verstärkung liegt 0dBFs also bei -30dB, dein Rauschen also bei -71dBu. (Quelle: Handbuch vom Fireface 400)


Nehmen wir als Mikro-Beispiel mal ein MXL-9000:
Sensitivity: 38 MV/pa
Equivalent noise: 22 dB (A-weighted IEC 268-4)

Hier werden allerdings Effektivwerte angegeben, ich nehme mal an, das du auf die Spitzenwertanzeige geguckt hast - das ist bei Rauschen eher witzlos. Dazu ist das noch A-Bewertet. (=Bässe und Höhen vor der Messung abgesenkt.)

Das Rauschen ist als fiktiver Geräuschpegel (SPL) angegeben, muss also mit Hilfe der Empfindlichkeit in eine Eingangsspannung umgerechnet werden. Ein pa entspricht 94dB SPL ( ... mehr dazu bei Sengpiel), das Rauschen liegt bei 22dB-94dB= -72dB SPL.
Aus -72dB macht unser Mikro mit 38mv/pa 38mv * 10^(-72/20)= 9,5µV Rauschspannung.
(...ähm.. sorry fürs selber Rechnen, aber das finde ich beim Sengpiel gerade nicht ... dB sind (hier) der 20 fache Logarithmus des Verhältnisses. Durch 20 und Anti-Log (aka 10^x) ist also die Umkehrfunktion dazu... )

Der Sengpiel-Rechner verrät uns dazu, dass das -98dBu sind.

Der Abstand Peak/RMS ist ganz grob(!) geschätzt[1] vielleicht 12dB, der zwischen A-Bewertung und linear bei Rosa-Rauschen (noch 'ne vage Annahme) 3dB, damit würde dieses Mikro mit deiner Methode vielleicht -83 dB ergeben, also 12dB besser sein als deines.

Deine Vermutung, dass das etwas viel sei, lässt sich also durchaus nachvollziehen.


[1]formal ist es nicht möglich, da irgendwas sinnvolles anzugeben, das ist pure Empirie, "wie es denn so aussehen könnte"...
 
komme mir gerade vor wie im physik grundkurs früher: ich wollte ja was lernen, aber wenn der lehrer die ganze zeit chinesisch redet?! mir scheint, irgendwo im mittelteil hats da bei mir ausgesetzt...


Mikro-Verstärkung über XLR ist beim Fireface bezogen auf +10dBu,

was heißt das?

mit 40dB Verstärkung liegt 0dBFs also bei -30dB, dein Rauschen also bei -71dBu. (Quelle: Handbuch vom Fireface 400)

wieso liegt 0 dBFS bei - 30 dB? und wie wirkt sich das auf welches rauschen aus (vom mikro? vom FF?)

...ich würds halt gern kapieren.
 
dB geben immer ein Verhältnis an.

Von daher sagt eine dB Zahl erst mal nicht alles, wenn man keinen Bezug angibt. Diese Bezugsgrößen schreibt man üblicherweise dahinter, ein paar übliche:
0dBu entsprechen einer Spannung von 0.775V
0dBV entsprechen einer Spannung von 1V
0dBFS digitale Vollaussteuerung (FS=Full Shift)
94dB SPL entspricht einem Schalldruck von 1Pa
94dB(A) ... wie SPL nur das hier noch ein Gehörfilter vorgeschaltet wurde.

Beim Fireface ist die Mikroverstärkung im Einstelldialog von 0...60dB angegeben. Das ist als Verhältnis durchaus ok, hat aber keinen Bezug zur Eingangsspannung. Im Handbuch steht jetzt, das man bei 0dB Einstellung hier und 0dBFS (=Vollaussteuerung) in der DAW einen Eingangspegel von +10dBu hat. (Das sind 2,45V eff, oder +/-3.5V Spitzenpegel)

Wenn ich diese Mikrofonverstärkung jetzt aufreiße, dann wird der nötige Pegel für Vollaussteuerung kleiner. Stelle ich die Verstärkung auf 40db, dann sinkt der Vollaussteuerungs-Pegel um diese 40dB. Und +10dBu-40dB sind -30dBu.

Das Fireface rauscht hier auch so wenig, das es nicht weiter zu berücksichtigen ist. Und es geht nur darum, die (in der DAW, bezogen auf 0dBFS ) gemessene Rauschspannung (-41dBFs) in einen Pegel (in mV am Eingang des Fireface) umzurechnen.
 
Hi Nordwest7,

danke erstmal für Deine ausführliche Antwort.
Super!

Deshalb habe ich beim Test das Fireface genommen, da es viele kennen und man so vieleicht etwas sagen kann.

Ich werde die Tage aber nochmals einen Test machen.

Vielleicht hat ja jemand eine Idee wie ich es am besten anstellen könnte um das Eigenrauschen eines Röhren Mic zu erfassen?

Ich stehe natürlich schon im Kontakt mit meinem Händler und werde es dort auch noch überprüfen lassen. Jedoch habe ich gerne immer mehere Meinungen dazu.

In wiefern kann man z.B. am Netzteil noch was machen? Jemand bei Gearslutz hat mir geschrieben, dass er an seinem Netzteil (anderes Mic/Netzteil) die Kondensatoren mit größeren und hochwertigeren gewechselt hat und damit einiges an Rauschen verloren hat.

Wie überprüft man die Röhre?
(NOS European steel Vacuum Tubes)

Nun ich bin kein Experte.

Es handelt sich hierbei nicht um ein günstiges Röhren Mic und evtl. ist das Eigenrauschen bei so einem durchaus normal.
 
nordwest: vielen dank! jetzt lese ich noch dreimal deinen ersten post und dann hab ichs hoffentlich.
 
Wenn ich mich nicht verhauen habe, dann ist das mit dem Rauschen ja doch schon deutlich zu viel.

Du kannst ja einfach mal ein ganz anderes Mikrofon aus deinem Fundus bei gleicher Einstellung anschließen, und sehen wo dessen Rauschpegel liegt.

Wenn du vom Vergleichsmikro den "Äquivalenten Rauschpegel" aus dem Datenblatt kennst, dann kannst du das sehr einfach übertragen - einfach den Unterschied an angezeigtem Rauschpegel auf den Datenblattwert drauf hauen. Wenn da dann irgendwas in der von mir oben geschätzten Größenordung (äquivalenter Rauschpegel 34dB) raus kommt, dann ist klar, dass da etwas nicht stimmt. Die 22dB vom MXL sind ja schon so etwa das schlechteste, was noch brauchbar ist...


Steht oben ja schon mal, aber falls es in der Bleiwüste untergeht: Es ist sinnvoll, die Rauschpegel als RMS-Pegel abzulesen, der Spitzenwert ist bei Rauschen noch sinnloser als sonst schon.
 

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